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Standard "basale Aktivierung" (ambulante Pflege)
Die
basale Aktivierung ist mehr als nur ein Ansatz zur Förderung von
hirnorganisch beeinträchtigten Senioren. Im umkämpften Pflegemarkt ist
die Implementierung dieses Konzepts immer auch ein Marketingfaktor, der
sich prächtig auf Werbeflyern und auf Firmen-Homepages macht.
Standard "basale
Aktivierung" (ambulante Pflege)
Definition:
-
Gegenstände sehen und anfassen, Gerüche
wahrnehmen, Geräusche hören und Nahrung schmecken. Diese
Reizempfindungen sind eng gekoppelt an physische Fähigkeiten. Ein
Mensch muss den Kopf drehen können, um Gegenstände zu fixieren. Er wird
Nahrung nur dann schmecken, wenn er sie kauen kann, ohne sich daran zu
verschlucken. Er muss Arme und Hände bewegen, um Dinge zu ergreifen,
daran zu riechen oder diese zu ertasten.
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Viele Gesundheitsstörungen führen zum Verlust
von körperlichen Möglichkeiten. Die Betroffenen sind bettlägerig, die
Extremitäten sind gelähmt und die Sprachfähigkeit ist erloschen. Es
kommt zur Reizverarmung mit einer sog. "sensorischen Deprivation".
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Der Begriff "basale Aktivierung" beschreibt ein
Konzept, das schwerstpflegebedürftigen Menschen mit
Wahrnehmungsverlusten den Kontakt mit ihrer Umwelt ermöglichen soll. Da
diese Klienten einige ihrer Fähigkeiten verloren haben, werden für die
basale Aktivierung die verbliebenen Wahrnehmungsmöglichkeiten gezielt
angesprochen.
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Die
konzeptionellen Grundlagen der basalen
Aktivierung stammen aus den 70er-Jahren. Die ursprüngliche Zielgruppe
waren schwerstpflegebedürftige Kinder. Danach wurde die Methodik für
Schlaganfall-Patienten sowie für verwirrte, desorientierte und
somnolente Senioren weiterentwickelt. "Basal" bedeutet, dass der Klient
keine Voraussetzungen für die Teilnahme erfüllen muss. Er kann
aktiviert werden, egal wie umfassend die körperlichen und mentalen
Einschränkungen sind. "Aktivierung" bedeutet Anregung, Einladung oder
Stimulation.
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Die basale Aktivierung ermöglicht es, mit
beeinträchtigten Menschen auf ihrer Ebene zu kommunizieren. Zumeist
verbleiben selbst bei schweren Hirnschädigungen zumeist eine ganze
Reihe von Sinnen, mittels derer ein Klient erreicht werden kann.
Diese sind:
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Vibratorische Reize, also die Wahrnehmung von
Schwingungen. Diese können etwa mittels eines Massagegerätes, einer
elektrischen Zahnbürste oder eines Rasierapparates erzeugt werden.
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Vestibuläre Reize, also Wahrnehmungen durch
Lageveränderungen. Dazu zählen Sinneseindrücke, die durch die
Schwerkraft, das Gleichgewicht oder durch Beschleunigung verursacht
werden. Dafür führen wir mit dem Klienten Auf- und Abwärtsbewegungen
durch. Außerdem bringen wir den Pflegebedürftigen in Schaukel-, Dreh-
und Wippbewegungen.
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Somatische Reize, also
Berührungswahrnehmungen. Dafür wird das größte Sinnesorgan des
Menschen, die Haut, stimuliert. Die Möglichkeiten reichen vom Halten
der Hand bis zu Berührungen, Massagen oder Ganzkörperwaschungen.
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Olfaktorische Reize, also Wahrnehmungen von
Geruch. Diese Reize können durch Duftstoffe wie Parfüms oder Duftöle
angesprochen werden.
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Orale Reize, also Wahrnehmungen durch
Nahrungsmittel, aber auch durch Genussstoffe und Pflegemittel für den
Mundraum.
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Auditive Reize, also Wahrnehmungen durch
Geräusche oder Stimmen. Wirksam sind hier bekannte Klänge wie die
Lieblingsmusik, Stimmen von Angehörigen oder Naturaufnahmen wie etwa
Vogelgesang.
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Taktile Reize, also Wahrnehmungen durch das
Ertasten von Gegenständen. Genutzt werden dafür zumeist Gegenstände,
deren Formen dem Klienten bekannt sind, da er diese in der
Vergangenheit häufig verwendet hat, wie etwa Haushaltsgeräte,
Gegenstände aus dem Berufsleben oder Körperpflegeutensilien.
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Visuelle Reize, also optische Wahrnehmungen.
Dafür können etwa Fotos verwendet werden, die in einem biografischen
Zusammenhang mit dem Klienten stehen. Reiz auslösend ist aber auch das
Wechselspiel aus Dunkelheit und Licht im Laufe des Tag-Nacht-Rhythmus.
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Wir setzen die basale Aktivierung bei Klienten
ein, die unter einer der folgenden Krankheiten bzw. Zustände leiden:
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Schwerstbehinderung
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Alzheimer und andere demenzielle Erkrankungen
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Koma und andere schwere Bewusstseinsstörungen
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apallisches Syndrom
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Sterbeprozess
Grundsätze:
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Die basale Aktivierung ist keine Technik, die
einige Minuten angewendet wird und danach beendet ist. Es handelt sich
um ein Konzept, dass die komplette Versorgung von Pflegebedürftigen
durchzieht und daher permanent genutzt werden sollte.
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Es ist uns klar, dass bei der basalen
Aktivierung eine lange Zeit vergehen kann, bis eine Wirkung sichtbar
wird. Oftmals ist unser Handeln auch völlig vergebens. Davon machen wir
unsere Betreuung aber nicht abhängig.
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Auch Klienten ohne nachweisbare
Wahrnehmungsfähigkeiten sind empfindungsfähige, menschliche Wesen. Sie
haben Anrecht auf Wahrung ihrer Würde und Rechte.
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Wir sind davon überzeugt, dass es eine totale
Bewusstlosigkeit nicht gibt. Wir glauben, dass es häufig nur sehr
schwer ist, Zugangswege zum Bewusstsein des Klienten zu finden.
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Wir beachten die religiösen und
weltanschaulichen Grundsätze unserer Klienten und unterlassen ggf.
unangemessene Maßnahmen.
Ziele:
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Die Fähigkeit des Klienten, auf Reize zu
reagieren, wird verbessert.
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Der Klient knüpft an verloren gegangene
Fähigkeiten an und gewinnt möglichst viele von ihnen zurück.
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Wir geben dem Klienten ein Gefühl der
Verlässlichkeit.
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Die Neugier des Klienten wird geweckt.
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Wir nehmen dem Klienten die Angst.
-
Der Klient überwindet die Isolation.
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Wir versetzen den Klienten zurück in den
Zustand des Wachseins und ermöglichen es ihm, sich seiner Umwelt
zuzuwenden.
-
Wir finden ein individuelles "Set" an
Maßnahmen, die der Klient mag und die ihn fördern.
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Das Wohlempfinden des Klienten wird
verbessert. Er empfindet seine Existenz als angenehm.
-
Der Körper wird nicht ausschließlich als Quelle
von Schmerzen und von Leiden erfahren.
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Hirnschädigungen werden teilweise kompensiert,
indem sich unter dem Eindruck der neu gewonnenen Erfahrungen und
Eindrücke noch intakte Nervenzellen neu vernetzen.
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Der Muskeltonus verbessert sich.
Vorbereitung:
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Die Techniken der basalen Aktivierung sind
Bestandteil der Einarbeitung neuer Mitarbeiter. Darüber hinaus ist es
möglich, externe Fortbildungskurse zu belegen.
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Die Entscheidung, welche Techniken der basalen
Aktivierung verwendet werden, trifft die Bezugspflegekraft in enger
Abstimmung mit dem Pflegeteam. Wir versuchen, basale Techniken in die
pflegerischen Tätigkeiten zu integrieren. Dieses ist vor allem in der
Grundpflege möglich.
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Wir vermeiden es, den Klienten einer
Dauerberieselung etwa durch den Fernseher oder durch das Radio
auszusetzen. Wir arbeiten auf einen zyklischen Wechsel von Anregung und
Entspannung hin.
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Wir arbeiten eng mit den Angehörigen zusammen.
Insbesondere geben wir ihnen die Gelegenheit, selbst Maßnahmen zur
basalen Aktivierung durchzuführen.
-
Wir verzichten strikt auf Schmerzreize, um die
Bewusstseinslage zu prüfen.
-
Wir beginnen so früh wie möglich mit der
basalen Aktivierung, da dieses die Erfolgsaussichten deutlich steigert.
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Wir achten auf Anzeichen für Autostimulation.
Dieses Verhalten werten wir als Anzeichen dafür, dass der Klient von
außen keine ausreichenden Reize erhält.
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Der Klient knirscht mit den Zähnen.
-
Er trommelt mit den Fingern auf dem
Bettgitter oder auf der Matratze.
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Der Pflegebedürftige führt Schaukelbewegungen
durch.
-
Es kommt zu autoaggressivem Verhalten.
-
Der Klient schmiert mit Kot.
-
Basis jeder fundierten basalen Aktivierung ist
eine präzise Klientenbiografie, also das Wissen um individuelle
Erfahrungen, Neigungen und Interessen. Wir sammeln biografische Daten,
um folgende Punkte zu klären:
-
Zu welchen Angehörigen oder sonstigen
Bezugspersonen besteht ein positives Verhältnis? (Deren Fotos können
aufgehängt werden.)
-
Gegen welche Personen besteht eine Abneigung?
(Deren Fotos bleiben im Schrank.)
-
Ist der Klient eher lebenslustig oder
melancholisch?
-
Welchen Tagesablauf hatte der Klient? Wann
stand er auf? Hielt er Mittagsschlaf? Und wann ging er schlafen?
-
Welche Hobbys hatte der Klient?
-
Welche Tätigkeiten mochte der Klient nicht?
-
Ist der Klient Rechts- oder Linkshänder?
-
Welche Einstellung zu Berührungen hatte der Klient? Umarmte er bekannte Menschen oder blieb er lieber distanziert?
-
Was isst und trinkt der Klient gerne? Und
was nicht?
-
Welche Geräusche und welche Musik mag der Klient?
Durchführung:
Wichtige Hinweise
zur Durchführung:
-
Wir nehmen uns ausreichend Zeit für die basale
Aktivierung, da der Klient Hektik und Anspannung oftmals erspüren
kann.
-
Die basale Aktivierung wird stets von der
Bezugspflegekraft und nur in Ausnahmefällen von einer Vertretung
durchgeführt.
-
Wir vermeiden es, einen Klienten mit
Wahrnehmungseinschränkungen von zwei oder mehr Personen gleichzeitig
anzusprechen. Eine zweite Person darf anwesend sein, etwa um zu
assistieren oder um die Beobachtungen zu dokumentieren. Sie sollte sich
aber im Hintergrund halten.
-
Die
Dauer der basalen Aktivierung richtet sich
nach den individuellen Gegebenheiten. Zumeist wird die basale
Aktivierung zweimal täglich für jeweils 15 bis 25 Minuten durchgeführt.
Die Maßnahme wird stets zu dem Tageszeitpunkt durchgeführt, in der der
Klient die maximale Aufmerksamkeit zeigt. Es sollten direkt zuvor
auch keine belastenden Pflegemaßnahmen durchgeführt werden. Eine basale
Aktivierung macht keinen Sinn, wenn der Klient müde oder erschöpft
ist.
-
Ein Pflegebedürftiger braucht nach der
Anwendung etwas Zeit, um den Reiz zu verarbeiten. Danach kann die
Pflegekraft die Aktivierung wiederholen und den Eindruck dadurch
schrittweise verstärken.
-
Rückmeldungen des Klienten auf die basale
Aktivierung können sich auch in kleinen und schwer feststellbaren
Reaktionen manifestieren, wie etwa Schmatzgeräusche bei oralen Reizen.
-
Wir
achten darauf, den Reiz korrekt zu
dosieren. Dauerstimulation führt zum Abschalten des Klienten. Bei
einer Reizüberflutung besteht überdies die Gefahr, dass sich der Klient
tiefer in die Bewusstlosigkeit zurückzieht. Es kann überdies
auch zu Spastiken kommen.
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Wenn der Klient Anzeichen einer taktilen
Abwehr zeigt, wie etwa Spasmen oder Schlagbewegungen, brechen wir die
Maßnahmen ab und prüfen Alternativen.
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Vor jeder Maßnahme wird der Klient bequem
gelagert. Spasmen sind oft Reaktionen des Körpers auf eine eintönige,
oftmals zu weiche Lagerung. Um die körperliche Identität zu bewahren
und um Körperteile überhaupt noch spüren zu können, werden Spasmen
genutzt.
-
Angstreaktionen können auf Halluzinationen
zurückgehen. Das Bewusstsein ersetzt fehlende Informationen durch
Einbildungen, die dann sehr erschreckend sein können. Ein klassisches
Beispiel dafür sind Klienten, die in Rückenlage stundenlang auf die
weiße Zimmerdecke starren. Sie sehen erst kleine schwarze Flecken, die
sich irgendwann auch bewegen. Letztlich verwandeln sich die Punkte in
Spinnen. Der Klient spürt Angst und Panik.
Wir wählen unter folgenden Maßnahmen zur
basalen Aktivierung:
Initialberührung
-
Wir sprechen den Klienten mit seinem Namen an.
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Wir berühren ruhig und eindeutig eine für den Klienten individuell festgelegte Körperstelle. Diese sollte oberhalb
des Brustbeins liegen.
-
Die Berührung wird für einen Moment
aufrechterhalten.
-
Dann gleitet die Hand von dieser Stelle in
Richtung des Körperbereichs, an der die anstehende Pflegemaßnahme
durchgeführt werden soll.
-
Eine "Verabschiedungsberührung" schließt auf
vergleichbare Weise die Pflegehandlung ab.
Vibratorische Reize
-
Es erfolgt ein Abklopfen etwa des Brustkorbs
oder der Extremitäten mit leichten Impulsen durch die flache Hand oder
durch die Fingerspitzen.
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Wir nutzen Vibrationsgeräte. Wir wechseln den
Ansatzpunkt zwischen "weichen" Muskelbereichen (z.B. Oberschenkel) für
lokale Vibration und "harten" Skelettbereichen (z.B. Brustkorb), da
diese die Vibrationen tief in den Körper weiterleiten.
-
Die Rasur erfolgt mittels eines elektrischen
Rasierapparats.
-
Für die Zahnpflege nutzen wir eine elektrische
Zahnbürste.
Vestibuläre Reize
-
Das Kopfende des Klienten wird im Wechsel
hochgestellt und wieder abgesenkt. Soweit möglich, wird der Klient
aus der Rückenlage in eine sitzende Position im oder am Bett
mobilisiert.
-
Wir transferieren den Klienten in eine
Hängematte, die in leichte Schwingungen versetzt wird.
-
Wir ermöglichen dem Klienten
Schwerkrafterfahrungen durch eine sog. "Lagerung auf der schiefen
Ebene".
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Leichtere Klienten werden ggf. in einem Laken
geschaukelt.
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Falls möglich kann der Klient in einen
Schaukelstuhl gesetzt werden.
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Wir wiegen den Klienten, indem sich die
Pflegekraft hinter den Klienten setzt und diesen leicht hin und her
schaukelt.
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Der Klient wird im Rollstuhl unter Nutzung
eines Sicherheitsgurtes gefahren. Dabei beschleunigt die Pflegekraft
und bremst dann wieder ab. Wir fahren über leicht unebenen Boden.
Somatische Reize
-
Wir führen Ganz- oder Teilwaschungen durch. Wir
achten dabei auf "Eindeutigkeit". Das bedeutet: Es wird erst gewaschen
und abgetrocknet, dann wird die Haut gepflegt, schließlich wird die
Kleidung wieder angezogen. (Und nicht: Eine Pflegekraft wäscht die
Füße, während ein anderer Mitarbeiter bereits den Körperrumpf eincremt.)
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Der Klient erhält Massagen und stimulierende
Einreibungen. Soweit möglich sollte auf die Nutzung von Handschuhen
verzichtet werden.
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Beim Baden oder Duschen des Klienten nutzen
wir einen rauen Waschlappen. Der Pflegebedürftige wird mit einem
angewärmten Frottierhandtuch abgetrocknet.
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Der Klient erhält eine körperbegrenzende
Lagerung, also etwa eine Nestlagerung.
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Die Hand des Klienten wird an die Bettkante
gelegt. Der Klient soll erfassen, wie viel Platz er in seinem Bett
hat.
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Damit der Klient seinen Körper selbst
erspüren kann, legen wir die Hände des Klienten aufeinander. Oder wir
überkreuzen (unter Berücksichtigung der Dekubitusgefährdung) in
Rückenlage die Unterschenkel des Klienten.
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Der Klient wird abwechselnd sehr weich (etwa
mit Kissen) und dann "normal-weich" gelagert. Wir berücksichtigen dabei
das Dekubitusrisiko.
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Wir beginnen Berührungen stets in der
Körpermitte und bewegen uns dann zur Peripherie. Leichte und
oberflächliche Berührungen sollten vermieden werden. Diese werden
zumeist nicht als angenehm empfunden und provozieren Abwehrverhalten.
Olfaktorische Reize
-
Wir verbreiten unterschiedliche Gerüche, wie
etwa Blumenduft oder Hautpflegemittel. Es ist wichtig, dass pro
"Sitzung" nicht mehr als zwei Geruchsstoffe genutzt werden, da sonst
ggf. die mentale Aufnahmefähigkeit des Klienten überfordert wird.
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Die Wahl der Geruchsträger sollte von der
Jahreszeit beeinflusst werden, um die zeitliche Orientierung zu
stärken; also etwa Blumen im Frühling, Apfelaroma im Herbst,
Zimtgerüche im Winter usw.
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Soweit möglich lassen wir Küchengerüche in den
Raum des Klienten vordringen, also insbesondere vor dem Mittagessen
oder beim Backen.
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Wir stellen eine Verbindung zwischen
pflegerischen Tätigkeiten und Gerüchen her, tragen also etwa am Ende
der Grundpflege ein Parfüm oder ein Rasierwasser auf. Dabei ist es
wichtig, an die Klientenbiografie anzuknüpfen. Der Pflegebedürftige
sollte also das vertraute Produkt erhalten, das er seit Jahrzehnten
nutzt und das seine Identität stärkt.
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Bei einem Klienten mit Magensonde bieten wir
Düfte von Gewürzen an, wie etwa Anis oder Thymian.
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Bezugspflegekräfte sollten stets ein bestimmtes
gleich bleibendes Parfüm verwenden, an dem sie für den Klienten
erkennbar sind.
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Ggf. verwenden wir Gerüche, die im Zusammenhang
mit der beruflichen Vergangenheit des Klienten stehen, wie etwa einige
Tropfen Benzin bei einem ehemaligen Automechaniker.
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Ggf. verwenden wir einen Bettbezug, der zuvor
einige Tage vom Ehe- bzw. Lebenspartner genutzt wurde.
Orale Reize
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Bei allen Maßnahmen zur Lippen-, Zahn- und
Mundpflege sollten Pflegemittel verwendet werden, die einen angenehmen
Eigengeschmack haben.
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Das Zahnfleisch und die Zunge können mit einer
weichen Zahnbürste stimuliert werden. Dabei sollte vermieden werden,
einen Würgereiz auszulösen.
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Wir wischen Wangentaschen mit einem Wattetupfer
aus.
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Die Lippen des Klienten werden mit
Pflegemitteln eingecremt.
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Wir bestreichen die Zunge und die Lippen des
Pflegebedürftigen mit geeigneten Lebensmitteln wie etwa Cola, Säften,
Honig usw.
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Wir imprägnieren eine Mullkompresse mit
geeigneten Lebensmitteln, die dem Klienten unter Aufsicht in den Mund
gelegt werden. Ein Ende der Mullbinde bleibt außerhalb der Mundhöhle.
Infrage kommen Butter, Kaffee, Schokolade und Kakao.
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Bei geringer Aspirationsgefahr legen wir dem Klienten einen Paprikachip, Gummibärchen, Fleisch, nur leicht gekochte
Spiralnudeln o.Ä. in die Wangentasche. Der Klient beginnt nun ggf.
mit seiner Zunge im Mundraum zu suchen, um den Auslöser des Geschmacks
zu finden.
Auditive Reize
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Wir sprechen den Klienten mit seinem Vor- und
Nachnamen an.
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Wir reden mit dem Klienten, auch wenn dieser
möglicherweise nichts versteht.
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Wir nutzen Gedichte und Sprichworte, von denen
wir glauben, dass diese biografisch verankert sein könnten.
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Wir spielen Tonbandaufnahmen von Angehörigen,
Freunden usw. ab.
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Wir tragen Sorge für einen Wechsel von Stille
und Geräuschen, etwa durch das Öffnen und Schließen der Zimmertür.
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Pflegekräfte singen ein Lied, etwa bei der
Durchführung der Grundpflege.
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Wir spielen vertraute Musik (Lieblingslieder)
ab.
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Wir nutzen Klangschalen. Diese bieten neben
einer auditiven Stimulation auch gleichzeitig vibratorische
Sinneseindrücke.
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Der Einsatz von Kopfhörern sollte nur kurze
Zeit erfolgen, da der Klient hier der Beschallung hilflos
ausgeliefert ist.
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Wir nutzen Instrumente, wie etwa Trommeln,
Rasseln, Xylophone usw.
Taktile Reize
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Wir stellen für jeden Klienten ein
individuelles Tastbrett mit verschiedenen Gegenständen zusammen.
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Dem Klienten werden unterschiedliche
Materialien in die Hand gegeben, etwa Papier, Steine, Kirschkernkissen,
Wollknäuel, Schwämme usw.
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Der Klient erhält vertraute Gegenstände,
deren Form er aus der Vergangenheit kennt.
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Der Klient erhält Fingerfood.
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Vor einer Pflegemaßnahme geben wir dem Klienten
den dafür benötigten Gegenstand einmal in die Hand, damit er dessen
Gewicht und Struktur erfassen kann. Also etwa einen rauen Waschlappen,
ein Handtuch, den Rasierer oder die Zahnbürste.
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Wir nutzen kein Kinderspielzeug, da wir auch
kognitiv eingeschränkte Senioren stets als Erwachsene betrachten.
Visuelle Reize
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Wir spielen Familienvideos ab, die von
Angehörigen zur Verfügung gestellt wurden.
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Wir drehen das Bett regelmäßig, damit der Klient eine andere Perspektive erhält; also z.B. in Richtung Garten
oder in Richtung Fernseher.
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Wir transferieren den Klienten in einen
Rollstuhl, damit dieser vom Balkon oder vom Fenster aus einen Blick
nach draußen werfen kann.
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Wenn der Klient vornehmlich auf dem Rücken
gelagert wird, sollte auch die Zimmerdecke dekoriert werden, also etwa
mit großformatigen Postern, mit einem Mobile, mit einem Gitter samt
jahreszeitlich wechselnden Gegenständen usw. (Hinweis:
Schwarz-weißeFotografien sind für viele Senioren besser zu erkennen, da
sie einen höheren Kontrast aufweisen.)
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Die Beleuchtung des Zimmers orientiert sich am
Tag/Nacht-Rhythmus. Nachts wird ein Dämmerlicht eingeschaltet.
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Die Beleuchtung sollte indirekt, gleichmäßig
und schattenfrei sein.
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Sehr wichtige Gegenstände, wie etwa ein
Familienfoto, werden ggf. gezielt mit einem sog. "Spotlight"
angeleuchtet.
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Das Zimmer des Klienten wird in angenehmen
Farben gestaltet.
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Beim Betreten des Raumes achten wir darauf,
zuerst in das Blickfeld des Klienten zu treten, damit dieser den
Besucher wahrnimmt.
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Wir stellen Blumen und Grünpflanzen in den
Sichtbereich des Klienten.
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Wir verwenden eindeutige Gesten. Beispiel: Wir
zeigen auf einen Gegenstand, wenn wir von diesem sprechen.
Nachbereitung:
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Nach jeder Maßnahme zur basalen Aktivierung
geben wir dem Klienten eine Ruhephase, um sich zu entspannen und neue
Kräfte zu sammeln.
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Zur Ruhephase gehört auch eine "Nullstellung"
der Reize. Der Raum wird also gelüftet, damit der Geruch einer
Duftlampe nicht stundenlang im Zimmer verbleibt. Eine Mundpflege
neutralisiert den Geschmack im Mund. Nach dem Abspielen einer CD bleibt
es im Raum für einige Minuten still.
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Nach Abschluss der Maßnahme wird der Klient
bequem gelagert. Das Bett wird wieder auf Normalniveau gestellt.
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Die Klingel wird in Reichweite des Klienten
abgelegt.
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Die Reaktionen des Klienten werden genau
dokumentiert. Maßnahmen der basalen Aktivierung, auf die der Klienten
negativ reagiert hat, werden nicht erneut eingesetzt. Positiv
aufgenommene Handlungen werden häufiger durchgeführt. Mögliche
Reaktionen sind:
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Unruhe, Nesteln am Kissen, Autoaggressionen
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Augenbewegungen unter den geschlossenen
Liedern, ähnlich der REM-Phase des Menschen beim Träumen.
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mimische Reaktionen
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Rötungen der Haut, insbesondere im Gesicht,
Schweißausbrüche
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Veränderung der Vitalwerte (Puls, Atmung,
Blutdruck usw.)
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Tränenfluss
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Ent- oder Anspannung der Muskulatur,
insbesondere Zucken der Hand
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taktile Abwehr
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Relevante Fortschritte werden dem Hausarzt und
der Pflegedienstleitung weitergemeldet.
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Wenn ein Klient aus einer Bewusstlosigkeit
erwacht, versuchen wir zu ergründen, welche Erinnerungen er an
Maßnahmen der basalen Aktivierung hat.
Dokumente:
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Pflegeplanung
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Berichtsblatt
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Leistungsnachweise
Verantwortlichkeit
/ Qualifikation:
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Bezugspflegekraft
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weitere Pflegekräfte
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