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Einzelbeschäftigung bettlägeriger Bewohner (Teil 2)
"Sind die Angebote der sozialen Betreuung
auf die Struktur und Bedürfnisse der Bewohner ausgerichtet?"
Schon die Fragestellung in der neuen MDK-Prüfliste macht klar,
dass man mit der herkömmlichen Gruppenbetreuung keinen Eindruck
mehr schinden kann. Neue Ideen müssen her.
Einzelbeschäftigung bettlägeriger Bewohner (Teil 2)
Auditive (Hören) Wahrnehmung:
Ziele:
-
Unterbrechung des monotonen
Alltags, Ablenkung und Fokussierung auf die Musik
und die Geräuschwahrnehmung.
-
Mit dem Vorspielen von Musik
sollen positive Gefühle und Erinnerungen bei dem
Bewohner geweckt werden.
-
Förderung des Gedächtnisses,
der Orientierung und der Konzentrationsfähigkeit
Wichtig:
-
Beim Einsatz von Musik beim
Bewohner sollte durch die Biografiearbeit
herausgefunden werden, welche Musikrichtung er
bevorzugt. Denn die falsche Auswahl kann durchaus
negative Auswirkungen haben, wie etwa verstärkte
Unruhe oder Aggressionen. Die Musik sollte gezielt
eingesetzt werden und nicht ständig als
Dauerberieselung im Hintergrund laufen. Für den
angeschalteten Fernsehapparat gilt das Gleiche.
Voraussetzung:
-
Viele Bewohner leiden unter
Schwerhörigkeit. Eine Schwerhörigkeit, die nicht
erkannt wird, kann gravierende Folgen haben. Meist
können die Betroffenen Gesprächen in der
Gemeinschaft nicht folgen. Sie ziehen sich zurück,
werden häufig misstrauisch und ängstlicher. Eine
schon bestehende Verwirrtheit kann sich
verschlimmern.
-
Daher ist darauf zu achten,
dass der Bewohner bei den Beschäftigungsaktivitäten
auch gut hören kann. Dazu ist es wichtig, dass die
Pflegekräfte und andere Mitarbeiter sich mit der
Technik der verschiedenen Hörgeräte auskennen. Sie
sollten in der Lage sein, die richtigen
Einstellungen zu wählen, die Geräte richtig
einzusetzen, nachzuschauen, ob das Ohrpassstück noch
passt sowie die Reinigung beherrschen.
Beschäftigungsvorschläge:
Vorlesen:
-
Lesen Sie Kurzgeschichten,
Gedichte, Zeitungs- und Zeitschriftenartikel oder
Märchen vor. Achten Sie darauf, die Inhalte auf die
jeweiligen Interessen und Neigungen, sowie auf die
kognitiven Fähigkeiten des Bewohners abzustimmen.
Manche ältere Frauen lieben Klatschgeschichten über
Stars und Sternchen, andere haben sich zeitlebens
politisch interessiert und freuen sich über Artikel
aus dem Spiegel, Focus oder Stern. Demenzerkrankte
erkennen alte Texte und Lieder wieder, die sie in
ihrer Kind- und Schulzeit erlernt haben. Fragen Sie
dazu Angehörige. Vielleicht existieren ja noch alte
Schulfibeln oder andere gern gelesene Bücher. Oft
können Demenzkranke noch ganze Gedichte und Balladen
ohne Schwierigkeiten rezitieren, etwa den Erlkönig
von Johann Wolfgang von Goethe.
Lieder erraten:
-
Singen Sie bekannte Lieder
(Volkslieder, Schlager, alte Gassenhauer) vor und
lassen Sie diese vom Bewohner erraten. Wenn Sie
nicht selbst singen wollen, können Sie auch eine
entsprechende Musik-CD einlegen.
Geräusche raten:
-
Dem Bewohner werden die Augen
verbunden oder er soll die Augen schließen. Dann
wird er gebeten, sich auf die folgenden Geräusche zu
konzentrieren, um sie zu erraten. Sie können z.B.
Zeitungspapier zerknüllen, mit einem Schlüsselbund
rasseln, eine Küchenuhr klingeln lassen, mit einem
Teelöffel ein Getränk umrühren, mit einer
Fahrradklingel klingeln usw. Wenn Ihnen die
Möglichkeiten ausgehen, gibt es auch im Handel CDs
mit Alltagsgeräuschen, die Sie abspielen und erraten
lassen können. Vielfach werden zu diesen
Geräusche-CDs auch Bilderkärtchen mitgeliefert.
Legen Sie zwei oder drei Kärtchen vor den Bewohner.
Er soll erraten und zuordnen, welches Bild zu dem
Geräusch gehört.
Geräuschememory:
-
Füllen Sie dazu in leere
Streichholzschachteln, in leere Filmdosen oder in
andere kleine Plastikbehälter immer zwei gleiche
Materialien ein. Beispiele: Reis, Sand,
Trockenerbsen, Kaffeebohnen, Holzperlen oder
Murmeln. Der Bewohner soll nun durch Schütteln der
Behälter zueinander passende Paare herausfinden. Der
Schwierigkeitsgrad kann durch die Anzahl der Paare
und durch die verwendeten Materialien bestimmt
werden.
Einbezug von Angehörigen:
-
Bitten Sie Angehörige, kurze
Texte oder ähnliches aufzunehmen, etwa auf eine CD
oder im MP3-Format. Die Enkelkinder könnten Lieder
oder Gedichte vortragen. Diese können dann immer mal
wieder dem Bewohner vorgespielt werden.
Einbezug
von Bewohnern:
-
Sofern der Bewohner noch in
der Lage dazu ist, kann er mit verschiedenen Klang-
und Rhythmusinstrumenten, wie etwa Rasseln,
Klangfrosch, Klanghölzern oder Ratschen, Musikstücke
seiner Wahl begleiten.
-
Oder setzen Sie bei Bewohnern
einfach mal Klangschalen ein. Diese stammen
ursprünglich aus dem fernöstlichen Raum China,
Indien, Nepal usw. Gemacht sind Klangschalen heute
aus einer Messinglegierung. Sie sind in
verschiedenen Formen und Größen erhältlich. Sie
können mit Wasser befüllt werden. Mittels eines
Klöppels wird ein weicher Ton erzeugt. Wenn man die
Klangschalen anwärmt, können sie dem Bewohner auch
auf den Körper gestellt werden oder in die Hände
gegeben werden. Dann werden sie in Schwingung
versetzt. In der alternativen Medizin wird sich
davon eine Heilung des kranken Körpers erhofft.
Bevor das am Bewohner eingesetzt wird, ist es
empfehlenswert herauszufinden, wie der Bewohner zur
alternativen Medizin steht. Denn davon hängt
wesentlich ab, ob der Bewohner diese Maßnahme
wünscht und toleriert.
weitere
Beschäftigungsmöglichkeiten:
-
Zeitlich begrenztes Abspielen
der Lieblingsmusik. Der Bewohner soll vorher
informiert werden und seine Reaktionen beobachtet
werden.
-
Zu festlichen Anlässen, wie
etwa zu Geburtstagen, zu Weihnachten, zu Ostern usw.
kann ein Chor aus der Stadt oder aus der Gemeinde in
die Einrichtung gebeten werden. Vielleicht kann der
Chor für einen einzelnen bettlägerigen Bewohner in
dessen Zimmer ein Lied vortragen.
-
Wenn es Ihnen möglich ist,
laden Sie einfach mal einen Leierkastenmann ein. Er
kann ein kleines Gastspiel in Ihrer Einrichtung
geben, etwa zum Sommerfest.
Schmecken / Riechen:
-
Die Sinne Riechen und
Schmecken hängen ganz eng miteinander zusammen. Denn
der Geschmackseindruck von Speisen, den wir haben,
wird maßgeblich vom Geruchssinn beeinflusst. Die
Zunge kann nur vier Kategorien (bitter, salzig, süß
und sauer) unterscheiden. Richtig bewusst wird das
einem, wenn etwa durch einen Schnupfen der
Geruchssinn beeinträchtigt ist. Das Essen schmeckt
plötzlich sehr fade.
Ziele:
-
Unterbrechung des monotonen
Alltags, Ablenkung und Fokussierung auf die Sinne
Riechen und Schmecken
-
Mit verschiedenen Gerüchen
und Geschmackserlebnissen sollen positive Gefühle
und Erinnerungen bei dem Bewohner geweckt werden.
Insbesondere bei Bewohnern mit einem bestehenden
oder drohenden Untergewicht kann durch
unterschiedliche Essensgerüche und durch
verschiedene Geschmackseindrücke das Essen wieder
schmackhaft gemacht werden.
-
Förderung des Gedächtnisses,
der Orientierung und der Konzentrationsfähigkeit
Grundsätze:
-
Häufig lässt bei alten
Menschen der Geschmackssinn bzw. der Geruchssinn
nach, daher sollte das Essen kräftig mit Gewürzen
und Kräutern (Vorsicht bei Salz!) versehen sein.
-
Bei drohender oder
bestehender Kachexie können die Speisen kalorisch
auch aufgewertet werden, z.B. durch die Zugabe von
Sahne, von Butter und von guten Ölen.
-
Bei Bewohnern mit einer
eingeschränkten Kau- und Schluckfähigkeit ist
insbesondere darauf zu achten, dass die
Essensportion aus der gleichen Konsistenzstufe
besteht. Beispiel: Eine Suppe mit einer Einlage aus
Klößchen, Fleisch und Eierstich ist für diese
Zielgruppe ungeeignet, da die Flüssigkeit einfach
herunterzuschlucken ist, aber die festen
Bestandteile gekaut werden müssen. Diese
Koordinierung ist zu schwer für den Betroffenen und
führt daher zu häufigem Verschlucken. Daher sollten
zum einfacheren Schlucken die einzelnen
Nahrungskomponenten, also etwa Fleisch, Gemüse und
Kartoffeln die gleiche Konsistenz aufweisen.
Bewohner mit einer eingeschränkten
Kau- und Schluckfähigkeit:
-
Bei leichteren Kau- und
Schluckbeschwerden muss die Ernährung nicht gleich
auf voll pürierte Kost umgestellt werden. Es reicht
oftmals schon, auf Nahrungsmittel mit einer
weicheren Konsistenz umzustellen. Also etwa bei Brot
mit Rinde den Rand entfernen, bei Würsten mit einer
harten Pelle diese wegschneiden, statt Hartkäse
Weichkäse verwenden usw.
-
Wichtig ist auch zu beachten,
dass keine Mangelernährung entsteht. Der Bewohner
soll sich weiterhin vollwertig ernähren (Fleisch,
Obst, Gemüse, Vollkornprodukte). Also kann etwa das
Brot ausgetauscht werden durch Vollkorntoast.
Probieren Sie auch mal harte Lebensmittel (etwa eine
Karotte) zu reiben, zu raspeln oder zu pürieren.
Bewohner mit einer PEG:
-
Bewohner, die mit einer
Magensonde (PEG) versorgt sind, müssen auch nicht
auf Gaumenfreuden völlig verzichten. Im Rahmen der
aktivierenden Pflege können Bewohner je nach
Schluckfähigkeit etwa noch einen Joghurt, Brei oder
Wackelpudding essen. Bei Bewohnern, die nur noch
sehr eingeschränkt schlucken können, können Sie
etwa:
-
Honig, Nutella auf die
Lippen streichen mit einem Wattestäbchen, vorher
die Lippen reinigen
-
ein Wattestäbchen in
verschiedene Getränke (Kakao, Kaffee, Tee,
Limonade, Cola, Wein, Bier, Malzbier) tauchen
und dem Bewohner auf die Zunge streichen
-
oder Sie frieren die
Getränke in einer Eiswürfelform ein und geben
sie dem Bewohner eingeschlagen in Mull in den
Mund. Dabei halten Sie die Enden des Mulls fest.
So kann der Bewohner daran saugen.
-
Die Methode mit dem
Mullsäckchen funktioniert auch mit Obststücken,
Schokolade, einem Stück Salami oder ähnlichem.
-
Die beschriebenen Maßnahmen
sind übrigens gute Prophylaxemittel gegen Soor und
Parotitis, sie regen die Speichelbildung an und
halten den Mundraum feucht.
Weitere
Beschäftigungsmöglichkeiten:
Kochen
und backen am Bett mit einer Kochplatte / Waffeleisen:
-
Nichts ist appetitanregender
als die Duftschwaden, die in der Küche und im Haus
beim Kochen entstehen. Meist sind die
Altenpflegeheime jedoch so konzipiert, dass sich
Essensgerüche noch höchstens im Speisesaal
verbreiten. Deshalb kann ggf. die Zubereitung des
Essens mit einiger Improvisation direkt ins
Bewohnerzimmer verlegt werden. Der Bewohner wird
Ihnen den Aufwand bestimmt danken mit einem größeren
Appetit als sonst. Ggf. ist es möglich, den Bewohner
sogar noch in die Zubereitung einzubeziehen.
-
Eine unkomplizierte Variante
ist, Waffeln am Bett zu backen und diese zusammen
mit dem Bewohner in gemütlicher Atmosphäre zu essen.
Und vergessen Sie nicht, eine Kaffeemaschine
mitzunehmen und im Zimmer den Kaffee zu kochen. Oder
noch besser Sie besorgen sich eine althergebrachte
Kaffeemühle mit Handkurbel (kann man auch heute noch
neu kaufen) und mahlen Ihren Kaffee selbst.
Einsatz von verschiedenen Düften:
-
Bestimmte Düfte und Gerüche
können ganz schnell Erinnerungen und Gefühle in
einem wachrufen. Das liegt an der Tatsache, dass die
Sinneseindrücke direkt in die Amygdala
weitergeleitet werden. Die Amygdala (Mandelkern) ist
Teil des limbischen Systems und ist vereinfacht
gesagt für die emotionale Bewertung (Angst, Trauer,
Ekel, Wut und Freude) von Eindrücken zuständig.
-
Jeder von uns kennt bestimmt
das Phänomen, einen vertrauten Duft oder Geruch in
die Nase zu bekommen. Sofort ist man in seine
Kindheit oder in eine bestimmte Situation
zurückversetzt. Bei mir ist es das Bohnerwachs. Wenn
ich das irgendwo rieche (was nur noch selten der
Fall ist) stehe ich gedanklich im Treppenhaus meiner
Oma.
Anwendung:
-
Bringen Sie verschiedene
Düfte und Gerüche mit und fragen Sie den Bewohner,
welche Erinnerungen er damit verbindet. Etwa
Bohnerwachs, Zimt, Zwiebeln, Kölnischwasser,
frisches Leder, frisch gemähtes Gras, alte Bücher,
Schuhcreme, frisches Obst, Wein, Bier usw.
-
Sie können auch Potpourris
einsetzen. Entweder selbst gemacht oder Sie können
sie auch kaufen. Denken Sie daran, den Einsatz zu
beschränken. Der Bewohner gewöhnt sich sehr schnell
an den Geruch und nimmt ihn dann nicht mehr so
bewusst wahr.
-
Eine Duftlampe kann auch nach
Wunsch eingesetzt werden. Erkundigen Sie sich beim
Bewohner oder bei Angehörigen nach Vorlieben. Nutzen
Sie dazu hochwertige ätherische Öle. Geben Sie ein
bis zwei Tropfen in die mit Wasser gefüllte Schale.
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Duftkerzen
-
Blumen im Zimmer. Achten Sie
auch bei den Blumen darauf, dass der Duft nicht
allzu aufdringlich ist und dass der Bewohner nicht
allergisch reagiert.
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In der Weihnachtszeit kann
ein Räuchermännchen aufgestellt werden. Die
Räucherstäbchen oder -kegel dürfen nicht bei
Allergikern oder Asthmatikern eingesetzt werden.
Erkundigen Sie sich möglichst auch bei Angehörigen,
ob der Bewohner früher selbst solche Dinge benutzt
hat oder nicht.
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Duftsäckchen oder -kissen,
z.B. Lavendel
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Duftsteine aus Terrakotta
können auch unauffällig aufgestellt werden und mit
ein bis zwei Tropfen ätherischem Öl beträufelt
werden.
Beim Einsatz von Düften und
ätherischen Ölen ist aber auch Vorsicht geboten. Manche
Menschen empfinden die Düfte als penetrant und bekommen
sogar Kopfschmerzen davon. Bei Asthmatikern und
Epileptikern können durch starke Gerüche ggf. Anfälle
ausgelöst werden. Und selbstverständlich müssen vor der
Anwendung bestehende Allergien bekannt sein, bzw.
ausgeschlossen werden.
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