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Standard "Pflege von Senioren mit Herzschrittmacher"

Mit einer umfunktionierten Schuhcremedose begann vor fast einem halben Jahrhundert das Zeitalter der Herzschrittmacher. Heute werden betroffenen Senioren kleine technische Wunderwerke implantiert. Das Durchschnittsalter bei der Erstimplantation beträgt derzeit 75 Jahre.


Standard "Pflege von Senioren mit Herzschrittmacher"


Definition:

  • Ein Herzschrittmacher ist erforderlich, wenn ein Bewohner unter Erregungsbildungs- oder Erregungsleitungsstörungen leidet. Dieses führt dazu, dass das Herz nicht mehr häufig genug schlägt, um die Sauerstoffversorgung des Körpers sicher zu stellen. Die Untergrenze liegt bei rund 40 Schlägen pro Minute.
  • Herzschrittmacher stimulieren durch elektrische Impulse die Herzmuskulatur, erzwingen die Kontraktion und ermöglichen so einen regelmäßigen Herzschlag. Der permanente Herzschrittmacher wird dem Patienten operativ im Bereich des großen Brustmuskels implantiert. Die Elektroden werden transvenös dauerhaft im Herz platziert.
  • Bevorzugt werden heute "Demand"-Schrittmacher ("Bedarfsschrittmacher") genutzt. Diese Modelle geben nur dann Impulse ab, wenn innerhalb einer wählbaren Zeitspanne das Herz nicht eigenständig schlägt. Zudem ist es heute möglich, die Vorhöfe und Kammern zeitlich abgestuft anzuregen und so die Vorhofaktion gezielt zur Kammerfüllung zu nutzen ("Zweikammerschrittmacher").
  • Ein moderner Herzschrittmacher ist wenige Zentimeter groß und hat eine Laufzeit von 6 bis 8 Jahren. Erst vier bis sechs Wochen nach der Operation sind der Schrittmacher und die Elektroden vollständig eingeheilt.
  • In Deutschland leben rund 200 000 Menschen mit einem Herzschrittmacher.

Grundsätze:

  • Wir stehen der technischen Entwicklung positiv gegenüber. Wir sind uns bewusst, welch Gewinn an Lebensqualität ein Herzschrittmacher für Betroffene mit sich bringen kann.
  • Wir nehmen aber gleichzeitig auch alle Bedenken ernst, die ein Bewohner äußert. Dazu zählen insbesondere Ängste vor einem unnötig in die Länge gezogenen Sterbeprozess.
  • Wir arbeiten eng mit dem Hausarzt zusammen und besprechen sorgfältig jede Maßnahme.
  • Wenn sich der Gesundheitszustand eines Bewohners verschlechtert, wird umgehend der Arzt / Notarzt gerufen.

Ziele:

  • Die Lebensqualität des Bewohners wird gesteigert.
  • Der Bewohner gewinnt an Selbstvertrauen.
  • Die häufigsten Komplikationen werden vermieden, insbesondere:
    • Elektrodenbrüche
    • Elektrodenverschiebungen
    • Batterieerschöpfung
    • Infektion der Implantationsstelle
    • Ventrikelperforation
    • Lungenarterienembolie

Vorbereitung:

Gefahr durch elektrische Felder

Wir empfehlen den Bewohnern, starke elektrische Felder zu meiden, etwa:

  • Personenkontrollen am Flughafen
  • Diebstahlkontrollsysteme in Kaufhäusern
  • Elektrobäder
  • Reizstromgeräte
  • Magnetfeld-Therapie
  • Lithotripter (Nierensteinzertrümmerer)
  • geringe Gefahr: schnurlose Telefone und Mobiltelefone
  • geringe Gefahr: elektrische Rasierapparate
Wichtig: Bewohner mit Herzschrittmacher dürfen niemals in einem Kernspintomographen untersucht werden.

weitere Maßnahmen

  • Wir achten darauf, dass mobile Bewohner stets den Schrittmacherausweis bei sich tragen. Bei immobilen Bewohnern werden die Dokumente in der Pflegedokumentation hinterlegt.
  • Unser Personal wird regelmäßig zum Thema fortgebildet.
  • Wir erweitern unsere Bibliothek regelmäßig um aktuelle Fachbücher zu diesem Thema. Wir ermuntern unsere Pflegekräfte, diese Bücher zu lesen.

Durchführung:

Kontrollen

  • Wir empfehlen dem Bewohner, zweimal pro Jahr beim Facharzt die Funktionsfähigkeit des Schrittmachers überprüfen zu lassen.
  • Die Operationsnarben werden regelmäßig auf Veränderungen untersucht, insbesondere Schwellungen, Rötungen usw.
  • In den ersten Tagen nach der Entlassung aus dem Krankenhaus sollte der Bewohner die rechte Schulter nur äußerst umsichtig bewegen.
  • In den ersten acht Wochen nach der Operation sollte der Bewohner Bewegungen vermeiden, die seinen Oberkörper unnötig beanspruchen. Nach Ablauf dieser Frist entfallen diese Einschränkungen.
  • Zur täglichen Kontrolle des Herzschrittmachers sollte der Puls eine volle Minute lang gezählt werden. Der Arzt ist zu informieren, wenn die Herzfrequenz unter die eingestellte Schrittmacherfrequenz fällt.

Symptome für ein Versagen des Schrittmachers

Gemeinsam mit dem Bewohner prüfen wir, ob verschiedene Symptome auf ein Versagen des Herzschrittmachers hindeuten, insbesondere:

  • Herzklopfen
  • Herzrasen
  • Atembeschwerden
  • Schwindel
  • Synkopen
  • Ödeme an den Beinen
  • anhaltender Schluckauf
  • Ohnmacht

psychosoziale Betreuung

  • Viele Bewohner empfinden den Schrittmacher als Fremdkörper und benötigen eine gewisse Zeit, um die Veränderungen zu begreifen. Wir stehen unseren Bewohnern jederzeit für ein persönliches Gespräch zur Verfügung.
  • Viele (zumeist sehr alte) Bewohner äußern die Befürchtung, dass der Schrittmacher sie auf widernatürliche Weise am Leben erhält und ein menschenwürdiges Sterben verhindert. Im Dialog versuchen wir diese Bedenken zu zerstreuen.
  • Falls gewünscht stellen wir den Kontakt zu Selbsthilfegruppen her.

Nachbereitung:

  • Alle Beobachtungen werden im Berichtsblatt dokumentiert.
  • Alle relevanten Veränderungen werden umgehend dem Hausarzt mitgeteilt.
  • Die Pflegeplanung wird regelmäßig aktualisiert und auf Umsetzbarkeit kontrolliert.

Dokumente:

  • Berichtsblatt
  • Fragen an den Arzt / ärztliche Verordnungen
  • Vitaldatenblatt
  • Pflegenachweis
  • Flüssigkeitsbilanzierung / Trinkprotokoll
  • Mobilisierungs- und Bewegungsplan
  • Pflegeplanung

Verantwortlichkeit / Qualifikation:

  •  alle Pflegekräfte