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Standard "Anwendung von Kompressionsstrümpfen"
Schon die "weißen" AT-Strümpfe machen
hinsichtlich des Tragekomforts und des mühseligen Anziehens
wenig Freude. Die "braunen" Kompressionsstrümpfe sind da noch
eine ganze Ecke anspruchsvoller. Wir zeigen Ihnen die Tricks,
mit denen Sie Falten, Beschädigungen, Geruch und Hautschäden
vermeiden.
Standard "Anwendung von Kompressionsstrümpfen"
Definition:
Ebenso wie
Antithrombosestrümpfe (sog. "AT-Strümpfe" oder "ATS") werden auch
Kompressionsstrümpfe im Rahmen der Thromboseprophylaxe eingesetzt.
Der zentrale Unterschied liegt in der Kompressionswirkung, die bei
Kompressionsstrümpfen deutlich höher ist.
Kompressionsstrümpfe werden daher nur bei mobilen Senioren genutzt,
die das Bett verlassen können. Wenn der Bewohner längere Zeit liegen
möchte, müssen sie zur Vermeidung von Druckschäden ausgezogen
werden. Sie können also anders als ATS nicht über Nacht getragen
werden.
Zumeist lassen
sich beide Varianten an der Farbe unterscheiden.
Antithrombosestrümpfe sind i.d.R. weiß, während Kompressionsstrümpfe
braun gefärbt sind.
(Hinweis: Für
modebewusste Patienten gibt es inzwischen auch Kompressionsstrümpfe in
verschiedensten Farbvarianten.)
Je nach
gewünschtem Druck kann zwischen vier Abstufungen gewählt werden. Bei
einem Produkt der Klasse "I" ist die Kompressionswirkung mit rund 20
mmHg vergleichsweise gering. Die kräftigste Druckwirkung wird mit
ca. 60 mmHg bei der Klasse "IV" erreicht.
Die
Druckwirkung der Strümpfe ist am Oberschenkel am geringsten und
steigert sich zur Ferse hin.
Zu enge
Strümpfe können die Haut schädigen und sogar Druckgeschwüre
verursachen.
Grundsätze:
Das
Tragen von Kompressionsstrümpfen ist selbst unter optimalen
Bedingungen unangenehm. Wenn der Strumpf schlecht angepasst ist oder
beim Tragen Falten wirft, wird der Bewohner früher oder später die
Kooperation verweigern.
Das Anziehen
der Strümpfe ist kompliziert und erfordert viel Kraft. Kommt es
hierbei zu Fehlern, kann die Haut geschädigt werden. Daher sollten
nur orientierte und körperlich aktive Senioren diese Aufgabe ohne
unsere Hilfe durchführen.
Die
Herstellervorgaben werden stets sorgfältig beachtet.
Wir arbeiten
eng mit den Sanitätshäusern zusammen.
Ziele:
Eine Thrombose
wird vermieden.
Der Rückfluss
aus den tieferen Beinvenen wird verbessert.
Die
oberflächlichen Beinvenen werden komprimiert.
Das Tragen der
Kompressionsstrümpfe ist möglichst angenehm.
Die Wirkung
der Kompressionsstrümpfe wird korrekt ausgewertet.
Verbrauchte
Strümpfe werden rechtzeitig ersetzt.
Vorbereitung:
Indikation
Wir nutzen
Kompressionsstrümpfe bei folgenden Krankheitsbildern:
-
Klasse
I: (leichte Oberflächenwirkung)
bei Schwere-
und Müdigkeitsgefühl in den Beinen, bei geringer Varikose ohne
wesentliche Ödemneigung und beginnender Schwangerschaftsvarikose.
-
Klasse
II: (mittlere Oberflächenwirkung)
bei
stärkeren Beschwerden, ausgeprägter Varikose mit Ödemneigung,
posttraumatischen Schwellungszuständen, nach Abheilung unerheblicher
Ulzeration, nach Thrombophlebitiden, nach Verödung und
Varizenoperation zur Fixierung des Behandlungsverlaufes und bei
stärkerer Schwangerschaftsvarikose.
-
Klasse
III: (Oberflächen- und Tiefenwirkung)
bei allen
Folgezuständen der konstitutionellen oder post-thrombotischen
venösen Insuffizienz, schwerer Ödemneigung, sekundärer Varikose,
Atrophie blanche, Dermatosklerosen und nach Abheilung schwerer,
besonders schon rezidivierter Ulcera.
Klasse IV:
(verstärkte Tiefenwirkung)
bei
Lymphödemen und elefantiastischen Zuständen.
Beschaffung
Kompressionsstrümpfe gibt es in verschiedenen Standardgrößen.
Alternativ kann das Sanitätshaus die Strümpfe als Maßanfertigung
liefern.
Wichtig ist,
dass das Bein korrekt vermessen wird. Dieses ist Aufgabe der
Mitarbeiter der Sanitätshäuser. Alternativ kann dieses auch von
einer entsprechend eingewiesenen Pflegekraft durchgeführt werden.
Pro Jahr
können Betroffene i.d.R. zwei Paar Strümpfe erhalten. Eine häufigere
Verschreibung ist nur unter bestimmten Bedingungen möglich, etwa
wenn sich ein starker Verschleiß nicht vermeiden lässt oder
zwingende hygienische Gründe vorliegen. Auch eine Veränderung des
Krankheitsbildes kann eine Neuverschreibung erfordern. Bei einer
Erstversorgung ist es einmalig möglich, gleich zwei Paar zu
verschreiben.
Wenn der
Bewohner unter chronischen Wunden leidet, können auch Modelle mit
einem "Reißverschluss" genutzt werden.
Organisation
Der
Heimbewohner wird über die anstehende Maßnahme informiert.
Die Fenster
werden geschlossen und die Raumluft ggf. auf eine angenehme
Temperatur geheizt.
Das Bett wird
in eine angenehme Arbeitshöhe gebracht.
In einem
Doppelzimmer wird ein Sichtschutz aufgebaut.
Der Bewohner
wird auf dem Rücken gelagert.
Die
Kompressionsstrümpfe werden morgens vor dem Aufstehen angelegt. Wenn
die Beine bereits angeschwollen sind, ist es nur mit großem
Kraftaufwand möglich, die Strümpfe anzuziehen. Es kann überdies zu
einer deutlichen Schmerzbelastung kommen.
Ggf. werden
die Beine vor dem Anziehen hochgelagert. I.d.R. ist eine Dauer von
15 Minuten ausreichend.
Falls nötig
werden zudem die Beine ausgestrichen.
Der Bewohner
wird aufgefordert, im Liegen die Beine anzuwinkeln.
Die
Pflegekraft streicht nun mit beiden Händen und moderatem Druck über
den Oberschenkel ausgehend vom Knie in Richtung Leiste. Wir nutzen
ggf. einen Waschhandschuh oder Pflegelotion.
Die
Pflegekraft geht umsichtig vor, da die Leistengegend zum
Intimbereich gehört. Ggf. sollte eine gleichgeschlechtliche
Pflegekraft die Maßnahme durchführen.
Der Bewohner
soll nun den Unterschenkel anheben.
Nun streicht
die Pflegekraft den Unterschenkel aus. Sie beginnt am Fuß, streicht
dann in Richtung Knie. Danach wird der Oberschenkel ein zweites Mal
ausgestrichen.
Körperlich
aktive Senioren können das Ausstreichen oftmals selbst durchführen.
Wenn der
Verdacht besteht, dass der Bewohner bereits an einer Thrombose
leidet, werden die Beine in keinem Fall ausgestrichen sondern der
Notarzt gerufen.
Durchführung:
Anziehen der Strümpfe
Für alle
weiteren Schritte gilt: Beim Anziehen des Strumpfes wird dieser über
die Haut geschoben und nicht gezogen.
Der Bewohner
liegt auf dem Rücken im Bett.
Die
Pflegekraft greift von oben in den Strumpf. Sie rafft das lange
Beinteil zusammen. Alternativ kann der Strumpf mit Ausnahme des
Fußteils auch "auf links" gedreht werden.
Sie schiebt
den Strumpf zunächst über den Fuß und dann über den Knöchel.
Die Ferse muss
genau in der Rundung des Strumpfes liegen. Der Stoff über den Zehen
muss locker aufliegen, ohne jedoch Falten zu werfen.
Die
Pflegekraft schiebt nun das Beinteil bis zum Knie. Sie achtet
darauf, den Strumpf nicht zu verdrehen.
Falls es zu
einer Faltenbildung kommt, können diese durch Glattstreichen oder
moderaten Zug beseitigt werden.
Anziehhilfen
Bei
Kompressionsstrümpfen mit offener Spitze ist es sinnvoll, eine
Anziehhilfe aus speziellem Gewebematerial zu nutzen. Dessen
Oberfläche ist so glatt, dass der Kompressionsstrumpf
vergleichsweise einfach und mit geringem Kraftaufwand übergezogen
werden kann. Die Anziehhilfe wird durch das Kontrollfenster
herausgezogen, sobald der Strumpf über die Ferse gezogen wurde.
Anziehhilfen
werden oftmals mit den Strümpfen mitgeliefert, können falls nötig
aber auch separat verschrieben werden.
Viele
Pflegekräfte nutzen auch Gummihandschuhe oder Haushaltshandschuhe,
um den Strumpf vor Beschädigungen durch die Fingernägel zu schützen.
Nachbereitung:
Krankenbeobachtung und Körperpflege
Die
Durchblutung der Beine wird regelmäßig überprüft. Dieses geschieht
primär am Sichtfenster des Strumpfes. Wenn die Haut nicht rosig ist,
sondern sich bläulich verfärbt, ist die Durchblutung gestört.
Die Haut des
Bewohners wird regelmäßig auf Schädigungen kontrolliert. Es ist
sinnvoll, die Beine nach dem Waschen mit einer Körperlotion zu
pflegen.
Waschen der Strümpfe
Die Strümpfe
werden regelmäßig gewaschen. Wir stellen damit die notwendige
Hygiene sicher und vermeiden Körpergeruch. Zudem muss das Gewebe
regelmäßig gereinigt werden, um die Elastizität zu sichern.
Die
Kompressionsstrümpfe sollten täglich oder zumindest an jedem zweiten
Tag gewaschen werden. Ideal ist eine Handwäsche in lauwarmem Wasser.
Alternativ kann das Feinwaschprogramm der Waschmaschine genutzt
werden. Die Temperatur sollte 40°C nicht überschreiten. Wir nutzen
Feinwaschmittel sowie ggf. ein Wäschenetz. Vollwaschmittel oder
Weichspüler sollten vermieden werden.
Alle acht Tage
werden die Strümpfe bei 60°C gewaschen. (Hinweis: Die Notwendigkeit
dieser wöchentlichen 60°C-Wäschen ist umstritten, zumal sie die
Festigkeit deutlich stärker beeinträchtigen.)
Die Strümpfe
werden auf der Leine getrocknet und nicht im Trockner oder auf der
Heizung. Sie werden nicht ausgewrungen.
Die Strümpfe
werden weder gebügelt, noch gechlort oder gar chemisch gereinigt.
Der
Kompressionsstrumpf muss vor schädlichen Umwelteinflüssen geschützt
werden, also insbesondere vor Fleckenwasser, scharfer Seife und
Benzin. Auch Öl, Salben, Fett und Hitze können die Lebensdauer
verkürzen.
Bei
pfleglicher Behandlung kann ein Kompressionsstrumpf rund sechs
Monate genutzt werden.
weitere Maßnahmen
Die Fußnägel
sollten kurz und rund gehalten werden, damit diese die Strümpfe
nicht beschädigen. Aus dem gleichen Grund sollte auch auf eine
konsequente Hornhautentfernung geachtet werden.
Uns ist
bewusst, dass das Tragen der Strümpfe insbesondere im Sommer zur
Qual werden kann. Dennoch motivieren wir den Bewohner immer wieder
dazu, die Therapie fortzuführen.
Die Ferse wird
sehr genau auf Bildung eines Dekubitus kontrolliert.
Der Bewohner
wird aufgefordert, relevante Beobachtungen und Empfindungen zeitnah
an die Pflegekräfte zu melden. Dazu zählen etwa ein anhaltendes
Kribbeln in den Beinen oder Schmerzen.
Wenn der
Bewohner in den Kompressionsstrümpfen friert, können i.d.R. normale
Halbstrümpfe darüber angezogen werden.
Bei relevanten
Beobachtungen wird der behandelnde Hausarzt kontaktiert.
Alle Maßnahmen
werden sorgfältig dokumentiert.
Ggf. wird die
Pflegeplanung aktualisiert.
Dokumente:
Berichtsblatt
Leistungsnachweis medizinische Behandlungspflege
Fragen an den
Arzt
Pflegeplanung
Verantwortlichkeit / Qualifikation:
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