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Pflege von Patienten mit Varikose ("Krampfaderleiden")

Krampfadern sind eine prima Erfindung - für die Pharmaindustrie. Mit wirkungslosen Salben und Kapseln aus Rosskastanie, Mäusedorn oder Weinlaub werden erkrankten Senioren Millionenbeträge aus der Tasche gezogen. Alternativen, die Pflegekräfte anzubieten haben, können da nicht mithalten: Bewegung, Kompressionsstrümpfe und Ernährungsumstellung.


Pflege von Patienten mit Varikose ("Krampfaderleiden")


Definition:

  • Über das Venensystem wird das Blut gegen die Schwerkraft zurück zum Herzen transportiert. Neben der Pumpleistung des Herzens ist dafür auch die Unterstützung durch die Wadenmuskulatur erforderlich. Wenn sich der Mensch bewegt, werden die Venen durch die Muskulatur zusammengedrückt und das Blut in Richtung Herz gepresst.
  • Die Klappen in den Venen verhindern, dass das hochgedrückte Blut im Stehen durch die Schwerkraft zurück zum Fuß fließt. Sind die Venenklappen geschädigt, staut sich das Blut in den Venen, die sich daraufhin dauerhaft erweitern. Varizen (sog. "Krampfadern") sind solche unregelmäßig erweiterten, geschlängelten (oberflächlichen) Venen. Sie bilden sich bevorzugt an den oberflächlichen Hauptvenen des Beines. Sie werden dort als stellenweise knotenförmig ausgebuchtete, bläulich gefärbte Stränge sichtbar.
  • Jeder Zweite leidet im Laufe des Lebens unter Krampfadern. Frauen sind viermal häufiger betroffen als Männer.
  • Einzelne kleine Krampfadern sind ohne Krankheitswert. Erst wenn sich die betroffene Hautfläche ausbreitet, liegt eine Varikose ("Krampfaderleiden") vor.
  • Je nach Auslöser werden zwei Formen unterschieden:
    • Die primäre Varikose ist die Folge einer angeborenen Bindegewebeschwäche oder einer Venenklappeninsuffizienz, die sich im Alter mehr und mehr ausprägen. Stehende Tätigkeit, Adipositas sowie Schwangerschaft beschleunigen die Symptomentwicklung.
    • Die sekundäre Varikose ist die Spätfolge einer tiefen Beinvenenthrombose. Innerhalb mehrerer Jahre nach der Thrombose bildet der Körper einen Umgehungskreislauf, der die Abflussbehinderung im tiefen Venensystem kompensiert. Die oberflächlichen Venen sind jedoch mit dem zusätzlich zu transportierenden Blut überlastet und formen sich dann zu Krampfadern um.
  • Bei Wärme nehmen die Beschwerden zu. Wenn sich der Patient bewegt, lassen die Beschwerden nach. Die Symptomatik tritt im Sommer zumeist stärker auf als im Winter.
  • Zur Beseitigung von Krampfadern stehen heute verschiedene Operationstechniken zur Verfügung. Zumeist werden sie ambulant durchgeführt. Die Krampfadern werden durch Verödungsmittel, durch Eis oder per Laser verschlossen. Alternativ können die Krampfadern "gestrippt", also durch eine Sonde herausgezogen werden. Jedes Jahr werden rund 320.000 Patienten operiert.

Grundsätze:

  • Krampfadern sind nicht nur ein "Schönheitsfehler", sondern haben bedeutsamen Krankheitswert. Wer Venenbeschwerden nicht ernst nimmt, riskiert auf Dauer offene Wunden, Thrombosen oder sogar eine tödliche Embolie.
  • Die Kompressionsbehandlung mittels Kompressionsstrümpfen und -verbänden ist das zentrale Element zur Vermeidung von Spätfolgen.
  • Wir betrachten die in der Werbung angepriesenen Medikamente zur Besserung von Krampfadern als unwirksam. Dem Patienten wird von dieser Geldverschwendung dringend abgeraten.

Ziele:

  • Durch wirksame Prophylaxemaßnahmen wird das Auftreten von Krampfadern vermieden, verzögert oder zumindest abgemildert.
  • Komplikationen werden abgewendet, insbesondere die Entwicklung von Ulcus cruris.

Vorbereitung:

  • Der Zustand des Patienten wird erfasst. Die vorhandenen Krampfadern werden beschrieben und dokumentiert.
  • Die Begutachtung der Beine erfolgt stets im Stehen. Im Liegen entleeren sich die geschädigten Gefäße schnell und die Krampfadern scheinen zu "verschwinden".
  • Einteilung:
    • Besenreiser und retikuläre Varizen sind kleine veränderte Venen mit einem Durchmesser von weniger als einem Millimeter. Sie sind oftmals netz- oder kranzförmig angeordnet und treten vor allem an der Außenseite der Ober- und Unterschenkel sowie an der Innenseite des Knies auf. Besenreiser liegen in der Haut, während retikuläre Varizen im Subkutangewebe auftreten.
    • Seitenastkrampfadern sind krankhafte Erweiterungen der Seitenäste der oberflächlichen Venenhauptstämme. Sichtbar werden diese Schädigungen an der Innenseite der Ober- und Unterschenkel.
    • Bei Stammkrampfadern sind die beiden Hauptvenen (Stammvenen) des oberflächlichen Systems des Beines selbst betroffen. Auch diese vergrößerten Gefäße zeichnen sich an der Innenseite der Ober- und Unterschenkel ab.
  • Es gibt vier Stadien:
    • Die Varikose ist symptomfrei und stört den Betroffenen nur aus kosmetischen Gesichtspunkten.
    • Im weiteren Verlauf der Erkrankung klagen Patienten über "schwere Beine", Schwellungen und ein Spannungsgefühl. Oftmals kommt es in der Nacht zu Muskelkrämpfen. Die Sensibilität ist eingeschränkt.
    • Es bildet sich ein Stauungsekzem. Das Gewebe wird immer schlechter versorgt. Die Haut ist bräunlich verfärbt und verhärtet. Am Sprunggelenk werden weißliche, stark druckempfindliche und narbige Einziehungen sichtbar.
    • Schon geringe Verletzungen führen zum Ulcus cruris. Es entsteht eine nässende und zumeist schmerzende Wunde. Ohne ein unterstützendes Wundmanagement wird diese Hautschädigung nicht oder nur sehr langsam verheilen.
  • Wir beschreiben, inwieweit die Symptomatik die Lebensqualität des Patienten einschränkt. Dieses ist etwa der Fall, wenn der Patient aufgrund der Beschwerden keinen Schlaf mehr findet.
  • Wenn es Anzeichen für eine Varikose gibt, raten wir dem Patienten, seinen Hausarzt aufzusuchen.

Durchführung:

körperliche Bewegung:

  • Der Patient sollte sich körperlich bewegen, um die Muskel-Venen-Pumpe und die Atmung zu intensivieren. Wir nutzen dafür insbesondere die Trainingsprogramme der Krankenkassen und der lokalen Sportvereine.
  • Wir fordern den Patienten dazu auf, jeden Tag ein paar Schritte zu gehen oder Treppen zu steigen. Er sollte aber nicht springen oder Gewichte heben.
  • Soweit möglich, sollte der Patient Rad fahren (auch auf einem Heimtrainer).
  • Wir ermuntern den Patienten dazu, eine Gymnastikgruppe zu besuchen oder schwimmen zu gehen.
  • Der Patient sollte mehrmals täglich spezielle Bewegungsübungen durchführen, etwa: mit dem Fuß wippen, gehen auf den Zehenspitzen und auf den Fersen, Fußkreisen usw.
  • Wenn der Patient längere Zeit sitzen muss (Busreisen, Wartezimmer usw.) sollte er die Füße gezielt bewegen.
  • Wir achten darauf, dass der Patient beim Gehen über die Zehenspitzen abrollt, da dieses die Funktion der Muskel-Venen-Pumpe unterstützt.

Tragen von Kompressionsstrümpfen / Wickeln der Beine

  • Der Patient sollte bereits im Frühstadium der Erkrankung damit beginnen, Stütz- oder Kompressionsstrümpfe zu tragen.
  • Alles Weitere siehe Standard "Einsatz von Thromboseprophylaxestrümpfen" und Standard "Kompressionsverband"

Bewegung

  • Der Patient sollte flache Schuhe tragen und damit die Muskel-Venen-Pumpe anregen. Frauen raten wir von der Nutzung von hochhackigen Schuhen ab, da bei diesen die Muskel-Venen-Pumpe nur eingeschränkt arbeitet. Wir achten auf eine bequeme Passform, damit dem Patienten der Spaß an der Bewegung erhalten bleibt.
  • Längeres Sitzen belastet die Venen ebenso wie permanentes Stehen. Der Patient sollte stattdessen entweder gehen oder liegen.

ruhen und schlafen

  • Die Beine des Patienten werden am Tage in regelmäßigen Abständen erhöht gelagert. Die Füße sollten sich dabei über der Herzhöhe befinden. Beim Fernsehen sollte der Patient die Beine auf dem Sofa ausstrecken oder auf einem Hocker ablegen.
  • Längere Bus- oder Flugreisen sollte der Patient vermeiden.
  • Der Patient sollte darauf verzichten, im Sitzen die Beine übereinander zu schlagen.
  • In der Nacht sollte das Fußteil des Bettes um 15 bis 20 Zentimeter höher gestellt werden. Alternativ kann eine Keilmatratze eingelegt werden. Ggf. wird das Knie mit einem Kissen gepolstert, um ein unangenehmes Durchdrücken der Kniekehlen zu vermeiden.

Ernährung und Ausscheidung

  • Der Patient sollte ggf. vorhandenes Übergewicht abbauen. Wir stehen dem Patienten bei der Planung einer Reduktionskost beratend zur Seite.
  • Der Nikotinkonsum sollte eingeschränkt oder falls möglich vollständig eingestellt werden.
  • Eine Obstipation sollte vermieden werden. Daher werden alle im Prophylaxestandard vorgegebenen Maßnahmen umgesetzt.
  • Wir achten darauf, dass der Patient ausreichend Flüssigkeit zu sich nimmt. Etwaige Trinkmengenbeschränkungen werden beachtet.

Kneipsche Güsse.

  • Kneipsche Güsse. Wir nutzen Kneipsche Güsse. Die Beine des Patienten werden zwei- bis dreimal täglich mit einem kalten Wasserstrahl von unten nach oben abgeduscht. Wir nutzen dafür kaltes, aber nicht eiskaltes Wasser. Die Außen- und Innenseite des rechten und dann des linken Beines werden jeweils für 15 Sekunden geduscht.
  • Wechselbäder sollte der Patient vermeiden, da diese die Venenstauung noch verstärken würden.

weitere Maßnahmen

  • Beine mit Krampfadern sollten nicht massiert werden, da sich ggf. vorhandene Blutgerinnsel lösen könnten.
  • Wir raten dem Patienten dazu, lockere Kleidung zu wählen, die insbesondere den Blutstrom in den Beinen nicht behindert. Patientinnen sollten auf enge Strumpfbänder oder Korsagen verzichten.
  • Der Patient sollte seine Beine nicht über längere Zeit der Sonneneinstrahlung aussetzen. Heiße Bäder und Saunabesuche sind zu vermeiden.
  • Der Patient sollte keine schweren Lasten heben.

Pflege nach einer operativen Krampfaderentfernung

  • Die Pflegekraft achtet auf Nachblutungen.
  • Die Haut wird auf Anzeichen einer Durchblutungsstörung überwacht.
  • Die Pflegekraft achtet darauf, dass der Patient die Vorgaben zur Mobilisierung einhält. Zumeist kann der Betroffene schon einige Tage nach dem Eingriff laufen, sofern die Beine zuvor gewickelt wurden.
  • Die Vorgaben des behandelnden Arztes zum Verbandswechsel werden umgesetzt. Zumeist werden der Wund- und der Kompressionsverband täglich erneuert.
  • Zumeist müssen Patienten nach dem Eingriff für eineinhalb bis zwei Monate einen Kompressionsstrumpf der Kompressionsklasse II tragen. Alternativ wird das Bein gewickelt.

Nachbereitung:

  • Das Krampfaderleiden ist nicht heilbar.
  • Durch einen operativen Eingriff können immer nur die aktuell erkrankten Venenabschnitte therapiert werden.
  • Neue Krampfadern können daher unabhängig von bereits entfernten Varizen auftreten.

Dokumente:

  • Berichtsblatt
  • Leistungsnachweis medizinische Behandlungspflege
  • Fragen an den Arzt
  • Pflegeplanung

Verantwortlichkeit / Qualifikation:

  • alle Pflegkräfte