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N otfallstandard "Lungenödem"

Ein Lungenödem zählt zu den Notfällen, die wenig Raum für Fehleinschätzungen lassen. Wenn Pflegekräfte die Gefahr nicht sofort und korrekt erkennen, kann es innerhalb von Minuten zum Atemstillstand und zum Tod kommen.


Notfallstandard Lungenödem


Definition:

    Ein Lungenödem ist eine krankhafte Ansammlung von seröser Flüssigkeit ("Transsudat") im Zwischengewebe der Lunge ("Interstitium"). Diese Flüssigkeit kann bis in die Lungenbläschen ("Alveolen") vordringen und die Funktionsfähigkeit der Lunge stören. Häufig wird ein Lungenödem von einer dekompensierten Linksherzinsuffizienz ausgelöst. Dieses etwa als Folge eines Herzinfarktes oder einer Kardiomyopathie (Erkrankung des Herzmuskels). Die reduzierte Pumpfähigkeit des Herzens löst einen Blutrückstau im Lungenkreislauf aus. In der Folge erhöht sich der hydrostatische Druck in den Lungengefäßen. Es wird immer mehr Flüssigkeit in das Gewebe gepresst. Dieses führt dazu, dass der Gasaustausch massiv behindert wird. Als Ursache kommt häufig auch eine Nierenerkrankung in Betracht. Diese kann sowohl zu einer Überwässerung als auch zu Proteinmangel führen; beides wichtige Faktoren bei der Bildung eines Lungenödems. Ausgelöst werden kann ein Lungenödem auch von Infekten wie etwa von einer Pneumonie, von einem anaphylaktischen Schock oder durch den Kontakt mit toxischen oder reizenden Stoffen (Tränengas).

Grundsätze:

    Ein Lungenödem ist ein lebensgefährlicher Zustand, der sofortiges Handeln erfordert. Wenn hinreichende Anzeichen für ein Lungenödem sprechen, wird immer ein Notarzt gerufen. Die Folgen eines oder ggf. auch mehrerer Fehlalarme wiegen weniger schwer als eine verzögerte Behandlung bei einem echten Notfall. Der Notruf erfolgt auch dann, wenn der Bewohner diesen nicht wünscht, etwa weil er die Gefährdung nicht korrekt einschätzt.

Ziele:

    Ein Lungenödem wird schnell und korrekt erkannt. Bis zum Eintreffen des Notarztes wird der Bewohner korrekt versorgt. Der Sauerstoffbedarf des Körpers wird gesichert. Das Herz wird entlastet.

Vorbereitung:

allgemeine Maßnahmen:

    Die richtigen Maßnahmen bei einem Lungenödem werden regelmäßig im Rahmen der Erste-Hilfe-Ausbildung thematisiert. Wir halten stets aktuelle Fachliteratur zu diesem Thema bereit.

Symptome:

Wir achten auf die typischen Symptome eines Lungenödems:

    Tachypnoe angestrengte und flache Atmung Husten Atemnot (Asthma cardiale) sog. "Distanzrasseln", also rasselnde Atemgeräusche, die auch ohne Stethoskop wahrgenommen werden können (Es klingt, als würde man mit einem Strohhalm in ein mit Wasser gefülltes Glas pusten.) schaumiges Sputum mit Blutbeimengung motorische Unruhe Erstickungsangst Schweißausbruch Zyanose periphere Venen und Halsvenen sind gestaut Herzfrequenz steigt Der Puls ist voll und pochend oder schwach und fadenförmig. starke Schwankungen des Blutdrucks

Durchführung:

erste Maßnahmen:

Wir handeln, sobald es hinreichende Indizien auf ein sich entwickelndes Lungenödem gibt.

    Wir verständigen den Arzt/Notarzt. Die Krankenhauseinweisung wird vorbereitet. Die Pflegekräfte sollten Ruhe ausstrahlen und Hektik vermeiden. Der Bewohner wird bis zum Eintreffen des Arztes nicht allein gelassen. Die Atemwege werden frei gemacht. Einengende Kleidung wird geöffnet. Der Bewohner erhält keine Speisen oder Getränke. Die Vitalwerte werden engmaschig überwacht, insbesondere Blutdruck, Puls und Atmung. Der Zustand der Haut wird erfasst, insbesondere eine ggf. auftretende Blässe oder Zyanose. Die Farbe und Konsistenz des Sputums werden erfasst.
  • Alle Werte, Beobachtungen und durchgeführte Maßnahmen werden dokumentiert und dem eintreffenden Arzt/Notarzt mitgeteilt.

Informationssammlung:

Um dem behandelnden Arzt die Diagnose zu erleichtern, stellen wir zentrale Informationen zum Gesundheitszustand des Bewohners zusammen. Insbesondere folgende Krankheiten sind im Rahmen der Differenzialdiagnostik relevant:

    Pneumonie Asthma bronchiale Alveolitis Lungenfibrose Lymphangiosis Bronchialkarzinom

Oberkörperhochlagerung:

Der Bewohner wird mit erhöhtem Oberkörper gelagert. Dabei werden zur Herzentlastung die Beine tiefer gelagert. Die Arme werden ggf. durch Kissen hoch gebettet. Diese Position hat verschiedene Auswirkungen:

    Der venöse Rückfluss zum Herzen wird reduziert und der Blutdruck im Lungenkreislauf abgesenkt. Die Atem- und die Atemhilfsmuskulatur sind frei beweglich. Der Bewohner kann diese besser nutzen und leichter atmen. Es kann zu einer Minderdurchblutung von lebenswichtigen Organen kommen. Daher ist diese Lagerung kontraindiziert, wenn der Bewohner einen schweren Schock erlitten hat und der Blutdruck sehr niedrig ist.

Unterstützung der ärztlichen Therapie:

    Falls notwendig werden die Atemwege abgesaugt. Über eine Nasensonde oder Maske erhält der Bewohner 2 bis 8 Liter Sauerstoff pro Minute. Durch diese Gabe wird die gestörte Sauerstoffaufnahme der Alveolen kompensiert. Wir lindern damit die subjektive Atemnot und beugen einer Hypoxie (Sauerstoffmangel im Gewebe) vor. (Hinweis: Die Dosierung ist umstritten. Viele Mediziner halten in dieser Situation 10 Liter Sauerstoff pro Minute für angemessen.) Der Bewohner erhält zwei Hübe Nitroglycerin sublingual. Der Bewohner erhält Diuretika. Die Herzleistung wird durch die Verabreichung von Dobutamin und/oder Dopamin gesteigert. Wenn der Bewohner sehr unruhig ist, erhält er eine geringe Dosis Diazepam.

Nachbereitung:

Organisation:

nach Abfahrt des Bewohners im Rettungstransportwagen

    Das Ereignis wird sorgfältig dokumentiert. Die Pflegedienstleitung und die Heimleitung werden (sofern noch nicht geschehen) informiert. Ggf. werden die Angehörigen informiert.

Prognose:

    Ein Lungenödem ist eine ernste Bedrohung für die Gesundheit des Bewohners. Insbesondere bei Multimorbidität besteht Lebensgefahr. Die Überlebenschancen sind abhängig von der auslösenden Krankheit, den Begleiterkrankungen des Bewohners sowie der intensivmedizinischen Therapie.

Dokumente:

    Berichtsblatt Vitaldatenblatt Medikamentenblatt

Verantwortlichkeit / Qualifikation:

    alle Pflegekräfte