pqsg mobil
Start Index Impressum
Diese Seiten wurden für Smartphones optimiert. Für die PC-Version klicken Sie bitte hier.

Standardpflegeplan "Alkoholsucht"

Alkoholabhängige Senioren leiden unter einer enormen Bandbreite verschiedenster Pflegeprobleme. Zu neurologischen Störungen gesellen sich Organschäden, soziale Isolation sowie Gewalt gegen sich selbst und gegen andere. Unser Standardpflegeplan zeigt, wie sich Sucht, Rausch und Entziehung auf praktisch alle AEDL auswirken.


Standardpflegeplan "Alkoholsucht"


Der Weg vom Alkoholmissbrauch zur Alkoholkrankheit verläuft gewöhnlich in drei Schritten:

  • Prodromalphase: Der Bewohner trinkt vermehrt heimlich Alkohol. In Gesprächen wird dieses Thema vermieden. Wird der Bewohner direkt auf das Problem angesprochen, so leugnet dieser den Konsum oder sucht Rechtfertigungen für den Alkoholgenuss.
  • Kritische Phase: Der Alkoholkonsum ist gestiegen. Häufig nimmt der Bewohner bereits morgens Alkohol zu sich, etwa um die Entzugserscheinungen wie innere Unruhe, Tremor und Schwitzen zu kontrollieren. Zudem sind die ersten Persönlichkeitsveränderungen zu bemerken. Der Bewohner ist aggressiver, misstrauisch, krankhaft eifersüchtig und zeigt übermäßiges Selbstmitleid.
  • Chronische Phase: Der Alkoholmissbrauch wird zum zentralen Lebensinhalt. Der Bewohner ist immer häufiger völlig betrunken. Er nähert sich dem psychischen und körperlichen Zusammenbruch.
Eine Alkoholkrankheit ist an folgenden Symptomen zu erkennen:
  • Der Bewohner verspürt einen starken Zwang, Alkohol zu konsumieren.
  • Der Bewohner kann weder den Beginn noch das Ende des Alkoholkonsums steuern, noch kann er die Menge des konsumierten Alkohols bestimmen.
  • Im Laufe der Zeit verträgt der Bewohner eine stetig steigende Menge an Alkohol. Die Dosis wird daher ständig erhöht.
  • Andere Interessen, Bedürfnisse und Verpflichtungen rücken immer weiter in den Hintergrund.
  • Der Bewohner zeigt zunehmend Vergiftungserscheinungen.
  • Selbst wenn körperliche Folgeschäden sichtbar werden, schränkt der Bewohner den Alkoholkonsum nicht ein.
  • Der Bewohner zeigt bei Abstinenz körperliche Entzugserscheinungen, etwa Schweißausbrüche, ausgeprägte Unruhe, Tremor und Angstzustände. Der Bewohner ist desorientiert und wahrnehmungsgestört oder leidet unter Halluzinationen.
Bei der Dokumentation der Alkoholabhängigkeit nutzen wir die Typologie nach Jellinek
  • Alpha-Alkoholismus: Der "Konflikttrinker" nutzt den Alkohol, um Konflikte etwa mit Angehörigen, Mitbewohnern oder Pflegekräften zu betäuben.
  • Beta-Alkoholismus: Der "Gelegenheits- bzw. Verführungstrinker" trinkt nicht regelmäßig, dann aber maßlos. Anlässe sind etwa Geburtstagsfeiern, Sylvesterfeiern, Sommerfeste usw.
  • Gamma-Alkoholismus: Ein "süchtiger Trinker" unterliegt psychischer, später auch physischer Abhängigkeit. Es besteht ausgeprägter Kontrollverlust. Eine zeitweilige Abstinenz ist möglich aber selten. Zudem entwickelt dieser Typus eine wachsende Toleranz und erhöht stetig die Alkoholdosis.
  • Delta-Alkoholismus: Ein "Gewohnheitstrinker" oder "Spiegeltrinker" trinkt regelmäßig viel Alkohol, ohne dabei jedoch die Kontrolle zu verlieren. Ein "Gewohnheitstrinker" ist nicht in der Lage, völlig auf den Alkohol zu verzichten.
  • Epsilon-Alkoholismus: Ein "Quartalsäufer" ist zu mehrmonatigen Abstinenzphasen in der Lage, trinkt dann jedoch exzessiv, oft über mehrere Tage. Dieses bringt ihn häufig bis an die Grenze der körperlichen Belastbarkeit.
Wichtig zu wissen ist:
  • 10 Prozent aller psychischen Alterserkrankungen sind auf Alkoholmissbrauch zurückzuführen.
  • Rund 20 Prozent der älteren Männer und 2 Prozent der älteren Frauen nehmen exzessiv Alkohol zu sich.
  • Alkoholmissbrauch liegt vor, wenn Frauen mehr als 20 Gramm Alkohol pro Tag zu sich nehmen (Männer 40 Gramm).
  • Wenn sich Bewohner ernsthaft dazu entschließen, eine Alkoholabhängigkeit zu überwinden, haben sie gute Erfolgschancen (ca. 70 Prozent).
  • Das Gehirn eines alten Menschen reagiert viel empfindlicher auf Alkohol als das eines jüngeren.
Anmerkung:
  • Standardpflegepläne geben für spezielle Pflegeprobleme die typischen pflegerischen Maßnahmen vor, so etwa wie in diesem Beispiel für Alkoholsucht. Standardpflegepläne umfassen generelle und potentielle Pflegeprobleme, Pflegemaßnahmen und Pflegeziele.
  • Aus diesem Grund erleichtert ein Standardpflegeplan zwar die Pflegedokumentation, aber er ersetzt auf keinen Fall eine individuelle auf den Bewohner / Patienten bezogene Pflegeplanung.
  • Jede Pflegefachkraft ist gehalten, diese generellen Pflegeprobleme, Pflegemaßnahmen und Pflegeziele auf Relevanz zu überprüfen und auf die individuellen Einschränkungen und Ressourcen des jeweiligen Bewohners / Patienten anzupassen. Wichtig ist auch beim Einsatz von Standardpflegeplänen, diese in regelmäßigen Abständen zu überprüfen und ggf. zu überarbeiten, da sie immer auf dem aktuellen Stand sein sollten.

Pflegeproblem

Pflegemaßnahmen

Pflegeziel


Kommunizieren


  • Der Bewohner konfabuliert als Folge eines Korsakowsyndroms.

  • Die Häufigkeit und die zentralen Inhalte der Konfabulation werden erfasst und dokumentiert.
  • Der Bewohner wird einfühlsam darauf hingewiesen, wenn er konfabuliert. Er soll erkennen, dass seine Phantastereien vom Gesprächspartner als solche erkannt werden.
  • Wenn der Bewohner im Gespräch abschweift, wird er einfühlsam wieder zum Thema zurückgeführt.
  • Dem Bewohner wird verdeutlicht, dass er sich für seine Gedächtnislücken nicht schämen muss und dass es besser ist, offen über die Defizite zu reden.
  • Wenn wir bemerken, dass den Bewohner ein innerer Konflikt quält, bieten wir ihm an, offen über dieses Thema zu sprechen.

  • Der Bewohner kann möglichst normal kommunizieren.

Sich bewegen


  • Der Bewohner ist nicht gewillt, sich körperlich zu bewegen.

  • Wir versuchen zu verhindern, dass sich der Bewohner in sein Bett zurückzieht. Dieses hemmt jedes soziale Leben.
  • Wir versuchen, den Bewohner für unsere Gymnastikgruppe zu gewinnen.
  • Alkoholabhängige Bewohner sollten mindestens einmal täglich einen Spaziergang an der frischen Luft unternehmen. Wenn sich der Bewohner dazu nicht aufraffen möchte, so könnte ihn ein Zivildienstleistender, eine Auszubildende oder eine Praktikantin begleiten.
  • Sofern der Bewohner über entsprechende Fähigkeiten verfügt, ermuntern wir ihn, diese in die Gemeinschaft einzubringen; etwa: dekorieren, gärtnern, Klavier spielen usw.

  • Der Bewohner ist körperlich aktiv.

Vitale Funktionen des Lebens aufrechterhalten


  • Das Immunsystem des Bewohners ist geschwächt als Folge des Alkoholmissbrauches.

  • Der Bewohner wird -falls möglich- regelmäßig gegen die Grippe geimpft.
  • Gebrauchsgegenstände (etwa Steckbecken oder Mundpflegesets) werden ggf. täglich gewechselt.
  • Wir beraten den Bewohner und seine Angehörigen insbesondere zu Fragen der Ansteckungsvermeidung. Der Bewohner sollte insbesondere den Kontakt mit erkrankten Mitbewohnern meiden.
  • Alle Pflegekräfte, die das Zimmer eines Bewohners betreten, führen vor und nach dem Besuch eine hygienische Händedesinfektion durch.
  • Die Versorgung von offenen Wunden muss besonders sorgfältig erfolgen. Bei Zu- und Ableitungen ist strikt auf Asepsis zu achten.
  • Der Bewohner sollte sich eiweiß-, vitamin- und kalorienreich ernähren. Ein normaler BMI wird angestrebt.

  • Die Immunabwehr wird gefördert. Infektionen werden vermieden.  

  • Der Bewohner entwickelt eine Anämie.

  • Der Bewohner erhält kaliumreiche Kost mit reichlich Obst.
  • Der Bewohner erhält ggf. regelmäßig Vitamin B12, Folsäurepräparate sowie Eisenpräparate. Deren Einnahme wird sorgfältig überwacht.

  • Die Anämie bildet sich wieder zurück.
  • Krankheitsfolgen werden minimiert.

  • Der Alkoholmissbrauch hat die Bauchspeicheldrüse geschädigt.

  • Falls es zu einem Diabetes mellitus kommt, werden die Maßnahmen umgesetzt, die im "Standardpflegeplan Diabetes mellitus" beschrieben sind.

  • Körperliche Schäden werden vermieden.

  • Der Bewohner leidet unter einer irreversiblen Herzinsuffizienz als Folge des jahrelangen Alkoholmissbrauchs.

  • Der "Standardpflegeplan Herzinsuffizienz" wird umgesetzt.

  • Der Kreislauf des Bewohners wird stabilisiert.

  • Der Bewohner leidet als Folge eines Korsakowsyndroms unter Wahnvorstellungen und Halluzinationen.

  • Wir versuchen den Bewohner zu beruhigen.
  • Wir versuchen durch gezielte Fragen und Themen den Bewohner von seiner Halluzination abzulenken und wieder mit der Realität in Kontakt zu bringen.
  • Wir testen, ob sich der Bewohner mit kreativen Spielen oder hauswirtschaftlichen bzw. handwerklichen Tätigkeiten ablenken lässt.
  • Die Pflegekraft erkennt die Realität des Bewohners an, bleibt aber selbst bei der eigenen Wirklichkeit. Etwa: "Ich glaube Ihnen, dass Ihnen der Mann im Schrank Angst macht, aber ich selbst kann ihn nicht sehen."
  • Die Pflegekraft unterlässt es, in der Sinnestäuschung des Bewohners "mitzuspielen", also etwa den Mann im Schrank zu verjagen. In diesem Fall kann sich die Halluzination zu einem Wahn verfestigen.
  • Wir sorgen für eine angemessene medikamentöse Versorgung.

  • Die Halluzinationen lassen nach oder stellen zumindest keine Gefährdung für den Bewohner und sein Umfeld dar.

  • Der Bewohner leidet unter Polyneuropathie als Folge eines jahrelangen Alkoholmissbrauches.

  • Wir beachten, dass die Dekubitusgefährdung gesteigert ist. Die im entsprechenden Prophylaxestandard beschriebenen Maßnahmen werden konsequent umgesetzt.

  • Die Entwicklung von Druckgeschwüren als Folge einer Polyneuropathie wird vermieden.

  • Der Bewohner verzichtet auf Alkohol. Er leidet unter Puls- und Blutdruckschwankungen als Folge des Entzuges.

  • Die Vitalwerte des Bewohners werden engmaschig überwacht. Bei potentiell bedrohlichen Spitzen wird der Arzt/Notarzt informiert.

  • Die Vitalfunktionen des Bewohners bleiben intakt.

Sich pflegen


Der Bewohner leidet unter den typischen Hautschäden, die von anhaltendem Alkoholmissbrauch ausgelöst werden. Etwa: Facies alkoholica, Palmarerythem (rote Handinnenflächen) oder Spider naevi (Spinnenhaut). Der Alkoholmissbrauch führt zu einem Verlust der Körperbehaarung. Der Alkohol verschlimmert bereits existierende Hautkrankheiten wie etwa Akne, Psoriasis usw.

  • Wir verdeutlichen dem Bewohner, dass sich diese Symptomatik verschlimmern wird, wenn er den Alkoholgenuss nicht einstellt.
  • Der Bewohner wird einem Hautarzt vorgestellt. Die angeordnete Therapie wird gewissenhaft umgesetzt.

  • Der Bewohner stellt unter dem Eindruck der Hautschäden den Alkoholgenuss ein.
  • Die Hautschäden werden angemessen behandelt, bilden sich zurück oder schreiten zumindest nicht weiter fort.

  • Der Bewohner vernachlässigt seine Körperpflege.

  • Bei Männern regen wir eine tägliche Rasur und die Nutzung von Rasierwasser an.
  • Wenn der Bewohner nach Schweiß oder Urin riecht, wird ihm dieses nicht offen gesagt. Hilfreicher ist es, gemeinsam mit dem Bewohner eine Körperwäsche vorzunehmen.
  • Wir können den Bewohner nicht dazu zwingen, ein gewisses Maß an Körperhygiene zu wahren. Gleichzeitig jedoch darf das nicht dazu führen, dass die Pflegekräfte die Verwahrlosung irgendwann hinnehmen. Der Bewohner muss permanent angeleitet und aufgefordert werden.
  • Wenn der Bewohner beginnt, sich äußerlich zu pflegen, so wird er dafür nachdrücklich gelobt. Ggf. kann ein Friseurbesuch nicht nur die Frisur, sondern auch das Selbstbild deutlich verbessern.

  • Der Bewohner ist körperlich gepflegt.

Essen und trinken


  • Der Bewohner trinkt zuviel Alkohol und vernachlässigt darüber die Nahrungszufuhr. Er verliert an Körpergewicht.

  • Der Bewohner sollte seine Mahlzeiten im Speisesaal einnehmen und nicht auf seinem Zimmer.
  • Wenn der Bewohner unter Appetitlosigkeit leidet, bieten wir ihm verstärkt Wunschkost an.
  • Wenn der Bewohner über einen längeren Zeitraum die Nahrung verweigert, setzen wir den Standard "Nahrungsverweigerung" um.
  • Wir ermitteln regelmäßig den BMI des Bewohners.

  • Der Bewohner wird ausreichend mit Nahrung versorgt.

  • Der Bewohner vernachlässigt die Ernährung. Er fällt dann in eine Unterzuckerung. Es besteht Lebensgefahr.

  • Wir achten darauf, dass der Bewohner regelmäßig Nahrung zu sich nimmt.
  • Wenn relevante Symptome erkennbar sind, werden der Blutzuckergehalt ermittelt und die sich daraus ergebenden Maßnahmen eingeleitet. Typische Anzeichen sind: Kontrollverluste des Körpers, Unruhe, Konzentrationsstörung, Schweißausbrüche, Frieren usw.

  • Der Bewohner unterzuckert nicht.
  • Wenn eine Unterzuckerung eintritt, wird diese zeitnah erkannt und angemessen behandelt.

  • Der Bewohner ist bereit, auf Alkohol zu verzichten. Er ist allerdings in seiner Abstinenz noch nicht gefestigt.

  • Wir achten darauf, dass der Bewohner in keinem Fall ungewollt mit Alkohol in Kontakt kommt.
  • Der Bewohner erhält keine alkoholhaltigen Lebensmittel, etwa Weincreme, Biersuppe oder mit Wein verfeinerte Soßen.
  • Wir achten darauf, dass die verabreichten Medikamente keinen Alkohol enthalten. Dieses ist insbesondere bei homöopathischen Arzneien der Fall.
  • In Absprache mit dem Betreuer und dem Bewohner, erhält der Betroffene kein Bargeld und wird bei Einkäufen von einem Mitarbeiter begleitet.

  • Der Bewohner kommt nicht ungewollt mit Alkohol in Kontakt.

  • Der Bewohner leidet unter einem Flüssigkeitsdefizit, da er nicht ausreichend trinkt.

  • Wir bieten Bewohnern grundsätzlich vor und nach jeder Mahlzeit etwas zu trinken an.
  • Wir stellen sicher, dass sich die angebotenen Getränke stets in Griffweite des Bewohners befinden. Sehbehinderten Bewohnern wird die Position des Getränkes gezeigt.
  • Dem Bewohner werden stets nur solche Getränke angeboten, die er akzeptiert. Ggf. fragt die Pflegekraft nach, ob ihm das Getränk nicht schmeckt und ob er ggf. ein anderes Getränk bevorzugt.
  • Wir achten darauf, ob Bewohner die angebotenen Getränke heimlich entsorgen (etwa in den Blumentopf oder eine Vase).
  • Bewohnern, die nicht mehr in der Lage sind selbstständig zu trinken, bieten wir Getränke vor und nach jeder pflegerischen Maßnahme an.

  • Die Flüssigkeitsversorgung ist sichergestellt.

Sich kleiden


  • Der Bewohner zeigt kein Interesse an seiner Kleidung.

  • Wir stellen sicher, dass der Bewohner seine Kleidung regelmäßig wechselt.
  • Wir animieren den Bewohner, seine Kleidung eigenständig auszuwählen.
  • Wir ermutigen Bewohnerinnen, ggf. auch Schmuck und Parfüm zu tragen.

  • Der Bewohner ist angemessen bekleidet.

Ruhen und schlafen


  • Der Bewohner verzichtet freiwillig auf Alkohol. Er leidet unter Schlafstörungen als Folge des Entzuges.

  • Wir sorgen für einen entspannten Verlauf des Abends und vermeiden es, den Bewohner aufzuregen.
  • Wir empfehlen dem Bewohner Entspannungsübungen durchzuführen.
  • Feste Einschlafrituale (Nachrichten sehen, Schlummertrunk, Zigarillo, warmes Fußbad usw.) können Einschlafprobleme abbauen.
  • Den Einsatz von Schlafmitteln (Hypnotika) versuchen wir zu vermeiden. Stattdessen prüfen wir, ob warme Milch, pflanzliche Wirkstoffe oder Tees als Alternative genutzt werden können. Häufig sind auch atemstimulierende Einreibungen hilfreich.
  • Ggf. kann ein Dämmerlicht eingeschaltet werden.

  • Es gelingt dem Bewohner, abends auch ohne Alkohol einzuschlafen.

Sich beschäftigen


  • Der Bewohner ist als Folge eines Korsakowsyndroms nicht in der Lage, seinen Tagesablauf sinnvoll zu strukturieren.

  • Wir entwickeln einfache Handlungsketten, die der Bewohner täglich und immer gleich abarbeiten kann. Dieses etwa beim Ankleiden oder bei der Körperpflege. Wichtig ist, dass von diesen Prozeduren nicht abgewichen wird.
  • Die Komplexität dieser Handlungsketten wird stetig den Fähigkeiten des Bewohners angepasst. Bei einer Verschlechterung seines mentalen Zustandes werden die Prozeduren vereinfacht und die Unterstützung durch die Pflegekraft intensiviert.
  • Eine Überforderung des Bewohners ist zu vermeiden. Korsakow-Patienten reagieren auf Überforderung nicht selten mit kompletter Verweigerung jeder Kooperation.

  • Der Bewohner verfügt über einen strukturierten Tagesablauf.

Sich als Mann oder Frau fühlen und verhalten


  • Der Alkoholmissbrauch führt zur Impotenz.
  • Der Körper des (männlichen) Bewohners verweiblicht. Insbesondere bilden sich Brüste aus.

  • Wir verdeutlichen dem Bewohner, dass sich diese Symptomatik verschlimmern wird, wenn er den Alkoholgenuss nicht einstellt.
  • Der Bewohner wird einem Facharzt vorgestellt. Die angeordnete Therapie wird gewissenhaft umgesetzt.

  • Der Bewohner stellt unter dem Eindruck der Impotenz den Alkoholgenuss ein.
  • Der Bewohner ist wieder potent und gewinnt sein Selbstwertgefühl zurück.

Für eine sichere Umgebung sorgen


  • Der Bewohner zeigt aggressives Verhalten.

  • Bei invasiven und intimen Pflegehandlungen gehen wir besonders einfühlsam mit dem Bewohner um, da dieser mit Aggressionen reagieren könnte.
  • Potentiell gewalttätige Bewohner werden ausschließlich durch männliche Pflegekräfte betreut. Weibliche Pflegekräfte sollten nicht allein das Zimmer betreten.

  • Aggressionen werden abgebaut.
  • Eine Gefährdung der Umwelt wird vermieden.

  • Der Bewohner trinkt große Mengen Alkohol und ist als Folge des Rausches sturzgefährdet.

  • Alle im Standard Sturzprophylaxe beschriebenen Maßnahmen werden umgesetzt.

  • Der Bewohner stürzt nicht.
  • Die Folgen eines Sturzes werden minimiert.

Soziale Bereiche des Lebens sichern


  • Der Bewohner ist sozial isoliert.

  • Wir versuchen, den Bewohner in der sozialen Gemeinschaft der Einrichtung stärker zu verankern. Wir regen etwa die Teilnahme an der Gymnastikgruppe oder der Spielegruppe an.
  • Wir informieren die Familienangehörigen über das Krankheitsbild und legen ihnen die notwendigen Verhaltensgrundsätze nahe.
  • Wir vermitteln Familienangehörigen den Kontakt zu Selbsthilfegruppen.
  • Wenn es Streit mit Familienangehörigen gibt, versuchen wir, den Dialog zwischen beiden Seiten wieder in Gang zu bringen.

  • Die soziale Isolation wird überwunden.

Mit existentiellen Erfahrungen des Lebens umgehen


  • Der Bewohner sieht Pflegekräfte als Gegner an, die ihm den Alkohol entziehen wollen.

  • Wir setzen konsequent auf das System der Bezugspflege.
  • Wir bemühen uns stets um ein Vertrauensverhältnis zum Bewohner.
  • Wir reden mit dem Bewohner offen über Gefühle, Konflikte und Täuschungsversuche.
  • Wir vermeiden Schuldzuweisungen.

  • Der Bewohner fasst Vertrauen zu den Pflegekräften.

  • Die Suizidgefahr ist erhöht.

  • Wir nehmen uns Zeit, um mit dem Bewohner zu reden. Wir thematisieren insbesondere, was ihn zu diesem Plan bewegt hat. Angesprochen werden auch seine Gedanken zum Thema Leben, Sterben und Tod.
  • Wir befragen den Bewohner ggf. zu seinen Selbsttötungsplänen: Also etwa, ob er den Entschluss bereits gefasst hat, welche Methode er wählen will usw.
  • Wir bitten den Bewohner um das Versprechen, uns vor einem unmittelbar bevorstehenden Suizid anzusprechen.
  • Das Verhalten des Bewohners wird in den nächsten Tagen engmaschiger überwacht.
  • Wir regen den Bewohner an, verstärkt die Freizeitangebote unserer Einrichtung zu nutzen, insbesondere die Musik-, Bewegungs- und Bastelstunden.
  • Wir regen den Bewohner an, seelsorgerische Unterstützung durch seine Kirchengemeinde zu erbitten.
  • Wir vermitteln auf Wunsch den Kontakt zu Selbsthilfegruppen und Beratungsstellen.
  • Kontakt mit Haustieren kann die Stimmungslage des Bewohners verbessern. Falls die Einrichtung über keine eigene Katze oder einen Hund verfügt, können Pflegekräfte ggf. ihre eigenen Tiere mit zur Arbeit bringen.
  • Potentiell gefährliche Gegenstände werden aus dem Bewohnerzimmer entfernt. Etwa Rasierklingen, Medikamente, Geräte mit langen Kabeln usw.
  • Die Einnahme von Medikamenten wird überwacht. Ein Horten und Sammeln der Wirkstoffe muss verhindert werden.
(Alle weiteren Maßnahmen sind zu finden im Standard "Depressive Störungen und Suizidprävention")

  • Ein Suizid wird vermieden.

  • Der Bewohner hatte nach längerer Abstinenz einen Rückfall. Er macht sich Vorwürfe.

  • Wir stehen dem Bewohner jederzeit für ein Gespräch zur Verfügung.
  • Wir verdeutlichen dem Bewohner, dass es sinnvoll ist, sich der Sucht erneut zu stellen und eine weitere lange Abstinenzphase anzustreben.
  • Dem Bewohner wird erklärt, dass es im Laufe der Therapie immer wieder zu Rückschlägen kommen wird.
  • Wir animieren den Bewohner, für sich selbst einen Bericht zu schreiben. Er soll die Ursachen für den Rückfall ergründen und diese schriftlich festhalten.

  • Der Bewohner akzeptiert den Rückfall als Teil seiner Suchterkrankung. Er verarbeitet das Vorkommnis.

  • Der Bewohner ist alkoholabhängig. Er glaubt aber, das Problem im Griff zu haben. Er gibt an, nur wenig Alkohol zu sich zu nehmen.

  • Wir erklären dem Bewohner, dass der Versuch eines "kontrollierten" Trinkens scheitern muss. Eine Suchtkrankheit wie Alkoholismus kann nur durch vollständigen Verzicht überwunden werden.

  • Der Bewohner erkennt die Notwendigkeit einer Alkoholabstinenz.