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Standardpflegeplan "Rückenschmerzen"

Bei Rückenschmerzen sind Mediziner mit ihrem Ärztelatein schnell am Ende. In den meisten Fällen bleibt es mangels erkennbarer Ursache bei der Verschreibung von Schmerzmitteln. Um so wichtiger ist deshalb die pflegerische Versorgung. Denn oft bringt etwa eine richtige Lagerung mehr Linderung als jedes Analgetikum.


Standardpflegeplan "Rückenschmerzen"


  • Mit zunehmendem Alter häufen sich die Veränderungen an der Wirbelsäule. Die jahrzehntelange mechanische Beanspruchung trägt dazu ebenso bei wie hormonelle Prozesse. Störungen in den Stoffwechselprozessen sowie eine reduzierte Durchblutung können die Degenerationsprozesse beschleunigen.
  • Schmerzen können im lumbalen, im lumbosakralen oder im zervikalen Bereich des Rückens auftreten. Auslöser können Muskelverletzungen oder andere muskuläre Störungen sein. Besonders häufig ist die Bandscheibendegeneration, in deren Folge Druck auf Bänder, Nervenwurzeln und ggf. sogar auf das Rückenmark ausgeübt wird. In der Folge erleiden Betroffene teils heftige Schmerzen. Diese treten nicht nur am Ort der Schädigung auf, sondern können entlang der Nervenbahnen, Sehnen, Bänder und Muskeln bis in die Extremitäten abstrahlen.
  • Rückenschmerzen werden auf vielfältige Weise gelindert. Neben Wärmeanwendungen werden insbesondere auch physiotherapeutische Maßnahmen zur Stärkung der Muskulatur genutzt. Bei schweren Beschwerden ist häufig eine Schmerzmittelbehandlung angezeigt.
Anmerkung:
  • Standardpflegepläne geben für spezielle Pflegeprobleme die typischen pflegerischen Maßnahmen vor, so etwa wie in diesem Beispiel für Rückenschmerzen. Standardpflegepläne umfassen generelle und potentielle Pflegeprobleme, Pflegemaßnahmen und Pflegeziele.
  • Aus diesem Grund erleichtert ein Standardpflegeplan zwar die Pflegedokumentation, aber er ersetzt auf keinen Fall eine individuelle auf den Bewohner / Patienten bezogene Pflegeplanung.
  • Jede Pflegefachkraft ist gehalten, diese generellen Pflegeprobleme, Pflegemaßnahmen und Pflegeziele auf Relevanz zu überprüfen und auf die individuellen Einschränkungen und Ressourcen des jeweiligen Bewohners / Patienten anzupassen. Wichtig ist auch beim Einsatz von Standardpflegeplänen, diese in regelmäßigen Abständen zu überprüfen und ggf. zu überarbeiten, da sie immer auf dem aktuellen Stand sein sollten.

Pflegeproblem

Pflegemaßnahmen

Pflegeziel


Sich bewegen


  • Der Bewohner beugt sich beim Heben von Lasten vor. Dieses führt zu einer Überbelastung der Wirbelsäule.

  • Wir bitten den Bewohner, beim Tragen schwerer Lasten nach Möglichkeit unsere Hilfe in Anspruch zu nehmen.
  • Der Bewohner soll beim Bücken in die Knie gehen.
  • Die Hauptarbeit beim Anheben soll nicht der Rücken, sondern die Oberschenkel leisten.
  • Der Bewohner sollte beim Heben von Gegenständen die Wirbelsäule nicht verdrehen. Es ist schonender, die Füße umzusetzen.
  • Es ist wichtig, dass der Bewohner Lasten stets körpernah hebt und trägt.

  • Der Bewohner ist in der Lage, Lasten rückenschonend zu heben.

  • Der Bewohner nutzt ein Fahrrad.

  • Wir raten dem Bewohner, ein Fahrrad nur auf festem Untergrund zu nutzen. Er soll Strecken mit Bodenwellen vermeiden.

  • Die Bandscheiben werden vor unnötiger Belastung geschützt.

  • Der Bewohner möchte sich sportlich betätigen.

  • Wir raten dem Bewohner dazu, schonende Sportarten zu wählen wie etwa Schwimmen.
  • Sportarten mit abrupten Bewegungen sollte der Bewohner vermeiden, wie etwa Kegeln oder Ballsportarten.

  • Die körperliche Bewegung fördert die Heilung. Das Verletzungsrisiko wird auf ein Minimum reduziert.

  • Der Bewohner vernachlässigt die Physiotherapie.

  • Wir machen den Bewohner nachdrücklich auf die Bedeutung der Physiotherapie für seine Gesundheit aufmerksam. Es ist sehr wichtig, dass das Aufbau- und Entspannungstraining für die Rücken- und Bauchmuskulatur systematisch und regelmäßig durchgeführt wird.

  • Die verordneten Maßnahmen werden konsequent durchgeführt.

Vitale Funktionen des Lebens aufrechterhalten


  • Der Bewohner leidet unter akuten, aber mäßigen Rückenschmerzen.

  • Wir entlasten die Wirbelsäule. Der Bewohner wird flach in seinem Bett gelagert. Die angewinkelten Beine werden mit einem Kissen unter den Kniescheiben unterstützt.
  • Der Bewohner wird warmgehalten. Insbesondere wird die Rückenmuskulatur vor Auskühlung geschützt.
  • Wir prüfen, ob eine Kartoffelauflage (Kartoffeln mit Schale kochen und zu einem Brei verarbeiten) die Symptomatik lindert. Diese sollte für 10 bis 15 Minuten auf dem schmerzenden Hautbereich aufgelegt werden.
  • Wir prüfen, ob Rheumabäder, Rheumapackungen oder Rheumasalben eine Schmerzentlastung bewirken.
  • Wir bitten den behandelnden Arzt um eine Bedarfsmedikation, insbesondere also ein leichtes Schmerzmittel.
  • Der Bewohner sollte nur für kurze Zeit Bettruhe halten. Er wird möglichst zeitnah wieder mobilisiert.

  • Die akuten Schmerzen klingen ab. Der Bewohner ist nach möglichst kurzer Zeit wieder mobil.

  • Der Bewohner leidet unter akuten, sehr starken Rückenschmerzen.

  • Wir rufen den Notarzt, wenn es relevante Anzeichen für eine akute Gesundheitsgefährdung gibt. Dieses sind: Muskelschwäche, Lähmungen in den Beinen, Sensibilitätsstörungen in diesem Bereich oder Ausfallerscheinungen wie etwa Stuhl- oder Harninkontinenz.
  • Ein Alarmzeichen ist auch, wenn starke Schmerzen unvermittelt komplett verschwinden.

  • Eine Gesundheitsgefährdung wird schnell erkannt.
  • Der Bewohner wird zeitnah medizinisch versorgt.

  • Der Bewohner klagt über Schmerzen im Halsbereich.

  • Soweit verordnet sollte der Bewohner einen Schanz-Verband ("Halskrause"/ "Halskrawatte") tragen.

  • Die Schmerzbelastung wird reduziert.

  • Der Bewohner erhält muskelentspannende Medikamente wie etwa Tetrazepam oder Diazepam.

  • Der Bewohner darf kein Auto steuern.
  • Der Bewohner darf keine potentiell gefährlichen Tätigkeiten durchführen, etwa das Hantieren mit einem scharfen Küchenmesser.
  • Wir beachten, dass die Sturzgefährdung ggf. erhöht ist.

  • Ein Unfall oder ein Sturz werden verhindert.

  • Der Bewohner erhält Diclofenac als Salbe.

  • Wir stellen uns auf Nebenwirkungen ein, etwa Hautausschlag, Ekzem, Hautrötung, Dermatitis, Juckreiz (Pruritus), Schuppenbildung, Austrocknen der Haut sowie Ödembildung.

  • Die Belastungen durch die Nebenwirkungen werden minimiert.

  • Der Bewohner erhält Diclofenac als Tablette.

  • Wir stellen uns auf Nebenwirkungen ein, etwa Überempfindlichkeitsreaktionen, Reizbarkeit, Schlaflosigkeit, Kopfschmerzen, Erregung, Müdigkeit, Benommenheit und Schwindel.
  • Wir rechnen auch mit Erbrechen, Durchfall (Diarrhoe), Übelkeit, Magen-Darm-Blutung sowie entzündlichen Hautveränderungen (Exanthem) und Juckreiz.

  • Der Bewohner wurde vor kurzer Zeit operiert. Längere Autofahrten führen zu einer erhöhten Schmerzbelastung.

  • Wir empfehlen dem Bewohner, in den ersten vier bis sechs Wochen nach dem Eingriff auf längere Autofahrten zu verzichten.
  • Danach sollte der Bewohner die Fahrt regelmäßig unterbrechen (lassen), um einige Schritte zu gehen und Lockerungsübungen durchzuführen.

  • Die Schmerzbelastung wird reduziert.

  • Der Bewohner nutzt alternative Behandlungsmethoden wie etwa Entspannungstechniken, traditionelle chinesische Medizin, Homöopathie, Osteopathie oder Chiropraktik.

  • Solange diese Heilmethoden parallel zur medizinischen Behandlung genutzt werden, stehen wir diesen Ansätzen positiv gegenüber und unterstützen den Bewohner. Ansonsten wirken wir auf den Bewohner dahingehend ein, dass er die ärztlich verordnete Therapie konsequent fortführt.

  • Die Vorgaben des behandelnden Arztes werden sorgfältig umgesetzt.

  • Der Bewohner hat einen Bandscheibenvorfall erlitten. Trotz der ärztlichen Versorgung bleiben Parästhesien, Sensibilitätsstörungen und Lähmungen zurück.

  • Wir stellen unsere Pflege auf die neuen Beeinträchtigungen ein. Wir achten z.B. darauf, dass Wärmeanwendungen wie etwa eine Wärmflasche zu keinen Verbrennungen führen.

  • Der Bewohner wird vor Gesundheitsschäden geschützt.

Sich pflegen


  • Der Bewohner nutzt ein warmes Vollbad, um die Schmerzbelastung zu reduzieren. Es besteht die Gefahr, dass er dabei eine zweite Schmerzattacke erleidet.

  • Wir stellen sicher, dass der Bewohner jederzeit Hilfe holen kann. Das Rufsystem sollte stets in seiner Reichweite liegen. Zusätzlich sollte sichergestellt werden, dass sich der Bewohner auch durch lautes Rufen bemerkbar machen kann.
  • Der Bewohner sollte ein Bad nur dann nutzen, wenn ausreichend Pflegekräfte verfügbar sind, um ihn bei einer erneuten Schmerzattacke aus der Wanne heben zu können.

  • Die Schmerzbelastung wird reduziert. Gleichzeitig ist die Sicherheit des Bewohners jederzeit gewährleistet.

  • Der Bewohner klagt über Schmerzen beim Waschen der Füße und der Unterschenkel. Da er sich nicht bücken kann, ist es ihm auch nicht möglich, diese Hautbereiche abzutrocknen. 

  • Der Bewohner wird beim Waschen unterstützt.
  • Wir achten (stellvertretend für den Bewohner) auf krankhafte Veränderungen an den Füßen. Dieses etwa bei einer Anfälligkeit für Mykosen oder bei Gefahr eines diabetischen Fußsyndroms.

  • Der Bewohner wird im Rahmen seiner Fähigkeiten an der Körperpflege beteiligt.

Essen und trinken


  • Der Bewohner leidet unter Übergewicht. Dieses belastet die Wirbelsäule.
  • Das Übergewicht nimmt dem Bewohner den Spaß an der körperlichen Bewegung.

  • Gemeinsam mit der Hauswirtschaft wird die Ernährung angepasst.
  • Wir animieren den Bewohner zur Teilnahme an unserer Bewegungsgruppe.

  • Der BMI wird normalisiert.

  • Die Rückenmuskulatur des Bewohners ist verhärtet. Dieses ist zumindest teilweise auf eine falsche Ernährung zurückzuführen.

  • Die Ernährung des Bewohners wird umgestellt. Er soll auf übersäuerte und zu salzige Speisen verzichten.
  • Wir stellen sicher, dass der Bewohner ausreichend Flüssigkeit zu sich nimmt.

  • Der Bewohner ernährt sich bewusster. Die Rückenmuskulatur des Bewohners wird entspannt. Die Schmerzbelastung wird reduziert.

Sich kleiden


  • Der Bewohner nutzt zu enge Schuhe oder Schuhe mit hohen Absätzen. Die Dämpfungswirkung ist zu gering.

  • Der Bewohner soll hochwertige Schuhe mit elastischer Sohle kaufen.
  • Wir raten dem Bewohner, die Schuhe am Nachmittag zu kaufen, wenn seine Füße angeschwollen und am druckempfindlichsten sind.

  • Der Bewohner nutzt Schuhe mit gutem Sitz. Die Belastung der Wirbelsäule wird reduziert.

  • Der Bewohner ist nicht in der Lage, sich selbständig anzuziehen. Er ist insbesondere nicht in der Lage, die Socken oder Schuhe zu erreichen.

  • Die Pflegekraft unterstützt den Bewohner beim Anziehen. Der Umfang der Hilfeleistung wird an die aktuellen Bewegungseinschränkungen angepasst und erfolgt ggf. nur teilweise. Beim Anziehen der Hose assistiert die Pflegekraft lediglich beim Einführen der Beine in die Hosenbeine.

  • Der Bewohner erhält die notwendige Unterstützung beim Wechsel der Kleidung.

Ruhen und schlafen


  • Der Bewohner verbringt viel Zeit sitzend. Er befindet sich dabei in einer ungünstigen Sitzposition.

  • Wir animieren den Bewohner, ergonomische Sitzmöbel zu nutzen, also beim Arbeiten am Schreibtisch z.B. einen Bürostuhl.
  • Der Bewohner sollte keinen weichen Sessel nutzen. Ideal ist ein harter Stuhl. Oftmals bringt auch ein unter dem Gesäß platziertes dickes Buch eine relevante Schmerzreduktion.
  • Ggf. erhält der Bewohner ein keilförmiges Sitzkissen.
  • Der Bewohner soll das Sitzen regelmäßig unterbrechen und einige Schritte gehen.

  • Der Rücken des Bewohners wird durch das Sitzen nicht unnötig belastet.

  • Die Matratze des Bewohners ist nicht angemessen.
  • Der Bewohner hat Schwierigkeiten beim Ein- und Aussteigen aus dem Bett.

  • Wir stellen sicher, dass der Bewohner eine hochwertige Matratze nutzt. Wir prüfen, ob sich die Beschwerden durch ein unter der Matratze platziertes Brett reduzieren.
  • Wir demonstrieren dem Bewohner, wie er sich "en block" im Bett drehen und danach aufrichten kann.

  • Der Bewohner ist in der Lage, selbständig aus dem Bett aufzustehen und sich wieder auf das Bett zu legen.

  • Der Bewohner musste sich einer Bandscheibenoperation unterziehen. Er darf für mehrere Wochen nicht sitzen.

  • Wir achten darauf, dass sich der Bewohner auch zum Essen oder Schreiben nicht an einen Tisch setzt. Wir bieten dem Bewohner alternativ ein Stehpult an. Ist ein solches Möbelstück nicht verfügbar, wird ggf. alternativ ein Bügelbrett als Tisch genutzt.
  • Wir bieten dem Bewohner einen Barhocker als Stuhlersatz an. Die Sitzfläche sollte auf gleicher Höhe wie das Gesäß sein, damit sich der Bewohner dort lediglich anlehnen kann.

  • Der Bewohner ist in seinem Alltag so wenig wie nötig beeinträchtigt.

Sich beschäftigen


  • Der Bewohner will sich an der Hausarbeit beteiligen. Er belastet dabei aber häufig seine Wirbelsäule zu stark.

  • Der Bewohner wird aufgefordert, bei längeren Hausarbeiten nicht durchgängig zu sitzen, sondern abschnittsweise auch zu stehen. Dieses ist etwa beim Bügeln möglich.
  • Arbeitstische werden (falls möglich) in der Höhe verstellt. Der Bewohner sollte an ihnen mit geradem Rücken sitzen können. Alternativ nutzen wir ein Stehpult.
  • Wir stellen sicher, dass die Haushaltsgeräte ohne unnötige Rückenbelastung genutzt werden können. Beispiel: Bei einem Staubsauger wird das Saugrohr in der Länge verstellt, sodass der Bewohner beim Staubsaugen gerade stehen kann.

  • Die Wirbelsäule wird vor übermäßigen Belastungen geschützt.

Mit existentiellen Erfahrungen des Lebens umgehen


  • Die Rückenmuskulatur des Bewohners ist verhärtet. Dieses ist zumindest teilweise auf die seelische Belastung zurückzuführen.

  • Wir stehen dem Bewohner jederzeit für ein Gespräch zur Verfügung.
  • Wir vermitteln dem Bewohner Entspannungstechniken (Yoga, autogenes Training oder die progressive Muskelrelaxation nach Jakobsen).
  • Wir prüfen, ob der Bewohner unter Stress als Folge eines mangelhaften Zeit- und Selbstmanagements leidet. In diesem Fall versuchen wir den Bewohner entsprechend anzuleiten und zu beraten.

  • Die Stressbelastung wird reduziert. Die Rückenmuskulatur entspannt sich. Die Rückenschmerzen lassen nach.

  • Der Bewohner ist deprimiert, da sich die Schmerzbelastung trotz diverser Maßnahmen nicht verbessert.
  • Der Bewohner hat große Angst vor einem operativen Eingriff.

  • Wir verdeutlichen dem Bewohner, dass sich ein Eingriff in 4 von 5 Fällen vermeiden lässt. Dafür ist allerdings die langfristige Kooperation des Bewohners erforderlich.
  • Wir erklären dem Bewohner, dass eine Operation in 9 von 10 Fällen die Schmerzen deutlich reduziert oder sogar vollständig abklingen lässt. Zudem erlauben mikrochirurgische Operationstechniken heute deutlich komplikationsärmere Eingriffe.

  • Der Bewohner gewinnt neues Vertrauen in die Zukunft und beteiligt sich im Rahmen seiner Möglichkeiten an der eigenen Gesundung.