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Notfallstandard "akuter peripherer Arterienverschluss"

Innerhalb kürzester Zeit muss ein Gefäßverschluss behandelt werden, um betroffene Senioren vor Schlimmerem zu bewahren. Doch dafür braucht es Pflegekräfte, die die Symptome richtig deuten und sich nicht scheuen, frühzeitig den Notarzt zu rufen.


Notfallstandard "akuter peripherer Arterienverschluss"


Definition:

  • Ein akuter Arterienverschluss führt zu einer vollständigen oder zumindest weitgehenden Unterbrechung der Blutzufuhr. Das dahinter liegende Versorgungsgebiet wird nicht oder nur noch teilweise mit Blut versorgt.
  • In fast drei von vier Fällen wird ein akuter Arterienverschluss durch eine Embolie ausgelöst, also durch ein verschlepptes Blutgerinnsel.
  • In 85 Prozent aller Fälle sind die Beine betroffen.
  • Frauen erkranken doppelt so häufig wie Männer.

Grundsätze:

  • Wenn hinreichende Anzeichen für einen akuten Arterienverschluss sprechen, wird immer ein Notarzt gerufen. Die Folgen eines oder ggf. auch mehrerer Fehlalarme wiegen weniger schwer als eine verzögerte Behandlung bei einem echten Notfall.
  • Der Notruf erfolgt auch dann, wenn der Bewohner diesen nicht wünscht, etwa weil er die Gefährdung nicht korrekt einschätzt.

Ziele:

  • Das Leben des Bewohners wird geschützt.
  • Der Notfall wird schnell und korrekt erkannt.
  • Die Gefäßstrombahn wird so schnell wie möglich wieder geöffnet.

Vorbereitung:

Symptome:

Wir achten auf die typischen Symptome für einen akuten Arterienverschluss, die sog. "6 P":

  • heftige und plötzlich (peitschenschlagartig) einsetzende Schmerzen ("pain").
  • Blässe ("Marmorisierung") des betroffenen Körperteils ("paleness")
  • Missempfindungen und Gefühlsstörungen ("parasthesia")
  • Der Puls ist im Bereich der betroffenen Arterie nicht spürbar ("pulselessness")
  • Bewegungsunfähigkeit des betroffenen Körperteils ("paralysis")
  • Erschöpfung, Schocksymptome ("prostration"), insbesondere Kreislaufversagen
Hinweis: Die Ausprägung der jeweiligen Symptome kann individuell stark schwanken, es müssen zudem nicht alle gleichzeitig auftreten. Abgrenzung zu ähnlichen Krankheitsbildern.
  • Bei einer Verlegung von venösen Gefäßen setzt die Symptomatik eher schleichend ein. Die Beschwerden sind insgesamt weniger stark ausgeprägt. Sie nehmen beim Hochlagern ab und intensivieren sich, wenn der Bewohner auftritt. Die Haut ist bläulich verfärbt und warm.
  • Eine Thrombophlebitis (akute Thrombose und Entzündung von meist oberflächlichen Venen) ist vor allem schmerzhaft, wenn Druck auf die betroffene Körperregion ausgeübt wird.

Durchführung:

Sofortmaßnahmen

  • Wir informieren den Notarzt über den Gesundheitszustand des Bewohners und bereiten uns auf die Krankenhauseinweisung vor.
  • Die betroffene Extremität wird tief gelagert (deutlich unter Herzniveau), um die Durchblutung zu fördern. Durch eine weiche Lagerung wird das Bein vor Druckeinwirkung und Auskühlung geschützt. Wir nutzen (falls vorhanden) Wattepackungen. Alternativ legen wir dem Bewohner eine leichte Wolldecke um die Beine. Dieser Schutz darf aber nicht einengend oder gar komprimierend wirken.
  • In keinem Fall darf die Extremität hoch gelagert werden. Kontraindiziert sind auch äußerliche Wärme- und Kälteanwendungen. Wärme steigert die Durchblutung und somit den Sauerstoffbedarf im betroffenen Bereich.
  • Der Zustand des Bewohners wird beobachtet und dokumentiert. Relevante Kriterien sind Schmerzlokalisation und Schmerzintensität, Bewusstseinszustand, Farbe der Haut, Hautwärme, Qualität und Frequenz der Bein- und Fußpulse, Umfang der Beine usw.
  • Der Bewohner soll bis zum Eintreffen des Notarztes Bettruhe halten. Durch die Ruhigstellung wird der Sauerstoffbedarf im betroffenen Gebiet gesenkt. Wir beachten, dass sich innerhalb kürzester Zeit ein Dekubitus entwickeln kann. Daher werden gefährdete Körperregionen vor Druckeinwirkung geschützt.
  • Der Bewohner darf keine Flüssigkeit oder Nahrung zu sich nehmen, da er ggf. in kurzer Zeit operiert wird.
  • Eine Pflegekraft bleibt stets beim Bewohner und beruhigt ihn.
  • Der Bewohner erhält keine intramuskulären Injektionen, da diese bei der nun folgenden Lysetherapie (Behandlungsverfahren zur medikamentösen Auflösung von Blutgerinnseln) kontraindiziert sind. Es könnten sich Hämatome ausbilden. Zudem könnte es aus dem Stichkanal anhaltend bluten.

Nachbereitung:

Prognose:

  • Die Überlebensaussichten sind abhängig davon, ob wir schnell und richtig handeln.
  • Wird der Notfall zeitnah erkannt und korrekt behandelt, muss der Bewohner keine bleibenden Schädigungen befürchten.
  • Nervengewebe geht bereits nach 2 bis 4 Stunden unter.
  • Wenn eine Ischämie 6 bis 12 Stunden nicht bemerkt wird, zerfällt das Muskelgewebe und die Extremität muss ggf. amputiert werden. Ansonsten entwickelt sich eine metabolische Azidose und eine Hyperkaliämie. Der Bewohner erleitet ein akutes Nierenversagen.

weitere Maßnahmen nach Abfahrt des Bewohners im Rettungstransportwagen

  • Das Ereignis wird sorgfältig dokumentiert.
  • Die Pflegedienstleitung und die Heimleitung werden (sofern noch nicht geschehen) informiert.
  • Der Verlauf der Geschehnisse von den ersten Symptomen bis zum Eintreffen des Notarztes wird im Team noch einmal besprochen. Ziel ist es, ggf. aufgetretene Versäumnisse zu identifizieren.

Dokumente:

  • Berichtsblatt
  • Fragen an den Arzt

Verantwortlichkeit / Qualifikation:

  • alle Mitarbeiter