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Standard
"Aspirationsprophylaxe / Erste Hilfe bei Aspiration"
Ernährung per Magensonde, Bewusstlosigkeit
oder ein verminderter Schluckreflex zählen zu den klassischen
Risikofaktoren für eine Aspiration. Eine fundierte Prophylaxe
sollte aber nicht auf Senioren mit diesen Krankheitsbildern
beschränkt sein, denn letztlich kann jeder Mensch in diese
Notlage geraten. Im Januar 2002 etwa verschluckte sich
US-Präsident George W. Bush an einer Brezel, bekam keine Luft
und fiel ohnmächtig vom Sofa.
Standard
"Aspirationsprophylaxe / Erste Hilfe bei
Aspiration"
Definition:
Aspiration beschreibt das
Eindringen von flüssigen oder festen Stoffen in
die Atemwege während des Einatmens. Es kann sich
dabei um Mageninhalt, Blut oder andere
Fremdkörper handeln. Eine Aspiration kann einen
Verschluss der Atemwege mit daraus
resultierendem Sauerstoffmangel auslösen.
Weitere Folgen können eine Lungenentzündung (Aspirationspneumonie)
oder akutes Lungenversagen (Schocklunge) sein.
Die Aspirationsprophylaxe umfasst alle
Maßnahmen, die die Gefahr einer Aspiration
vermindern. Dazu zählen etwa Lagerungstechniken,
Beratung von Bewohnern und Angehörigen oder das
Absaugen von Sekret.
Grundsätze:
-
Wir lassen uns beim
Essenanreichen stets genügend Zeit.
-
Wenn eine schwere
Atemnot nicht binnen einer oder zwei Minuten
beseitigt ist, werden wir immer einen Arzt
rufen. Dieses auch auf die "Gefahr", dass
sich der Zustand des Bewohners normalisiert,
bevor der Arzt eintrifft.
Ziele:
-
Das Aspirationsrisiko
jedes Bewohners soll korrekt erkannt werden.
-
Eine Aspiration und
die daraus folgenden gesundheitlichen
Gefahren sollen verhindert werden.
-
Bei
Erstickungsnotfällen sollen Pflegekräfte
schnell, besonnen und korrekt handeln.
Vorbereitung:
Risikogruppen:
Es gibt zahlreiche
Risikofaktoren für eine Aspiration. Besonders
engmaschig überwacht wird der Zustand von
Bewohnern,
-
die längere Zeit
nichts gegessen haben oder intubiert wurden,
-
die an neurologischen
Schädigungen leiden, etwa einem
Schlaganfall,
-
die dementiell
erkrankt sind,
-
die bettlägerig sind,
-
die sich häufig
übergeben.
Anzeichen einer Aspiration:
Wir achten auf Symptome, die
auf eine Aspiration hindeuten:
-
schwere Atemnot
-
deutlich hörbare
Atemgeräusche (Brodeln oder Pfeifen)
-
Zyanose
-
Panik des Bewohners
-
starker Husten
weitere Maßnahmen:
-
Erste Hilfe bei einer
Aspiration wird regelmäßig im Team und mit
externen Trainern geübt.
-
Das Absauggerät ist
immer einsatzbereit.
Durchführung:
allgemeine Maßnahmen:
-
Wenn der Bewohner an
einer starken Verschleimung der Atemwege
leidet und das Sekret nicht abhusten kann,
wird es von der Pflegekraft abgesaugt.
-
Bewusstlose Bewohner
werden, um einer Aspirationsgefahr
vorzubeugen, in eine stabile Seitenlage
gebracht. Der Kopf wird im Nacken
überstreckt. Später kann eine Rückenlagerung
mit seitlich geneigtem Kopf gewählt werden.
Nahrungszufuhr:
-
Der Bewohner erhält
vor dem Essen die Möglichkeit, die Speisen
zu sehen und zu riechen. Dieses regt die
Speichelbildung an.
-
Wir überprüfen stets
den Sitz von Zahnprothesen, bevor wir
Prothesenträgern Essen eingeben oder diese
selbstständig essen lassen.
-
Wenn der Bewohner
selbstständig isst, bleibt eine Pflegekraft
ständig anwesend.
-
Ggf. wird vor dem
Essen Sekret abgesaugt.
-
Vor jeder
Nahrungseingabe überprüft die Pflegekraft,
ob der Schluckreflex gestört ist. Sie
ertastet dafür mit dem Zeigefinder den
Mundboden des Bewohners und erspürt die
Bewegung der Zunge. Der Ringfinger und der
kleine Finger befinden sich über dem
Kehlkopf und überprüfen dessen Bewegungen.
-
Nahrung, sowohl fest
wie flüssig, wird in kleinen Portionen
verabreicht. Dem Bewohner wird stets
ausreichend Zeit zum Kauen, Schlucken und
Nachschlucken gelassen.
-
Nach jedem Essen
führt die Pflegekraft eine fundierte
Mundpflege durch (gemäß Standard
"Mundpflege"). Ggf. werden nach dem Essen
Essensreste abgesaugt.
Verzicht auf orale
Nahrungszufuhr:
-
Bei ausgeprägten
Schluckstörungen sowie bei Bewusstlosigkeit
muss auf die orale Gabe von fester und
flüssiger Nahrung verzichtet werden.
-
Gemeinsam mit dem
Hausarzt prüfen wir alternative
Ernährungsmethoden, etwa durch eine
Magensonde.
-
Das Ausspülen der
Mundhöhle während der Mundpflege muss ggf.
unterlassen werden. Stattdessen sollte die
Pflegekraft Tupfer verwenden.
Lagerung:
-
Wir lagern Bewohner
angemessen, bevor wir eine Mundpflege
durchführen oder Essen eingeben. Der
Oberkörper soll möglichst hoch aufgerichtet
werden, da in dieser Position die Luftröhre
sicherer vor dem Eindringen von Fremdkörpern
ist. Nach einer Mahlzeit wird die Lagerung
30 Minuten beibehalten, um einen Reflux von
Nahrung aus dem Magen zu vermeiden.
-
Bei der Mundpflege
oder beim Esseneingeben sorgt die
Pflegekraft dafür, dass ihre Sitzhöhe der
Liegehöhe des Bewohners angepasst ist. Es
gilt zu verhindern, dass der Bewohner seinen
Kopf in den Nacken legen muss. Dieses würde
den Schluckvorgang stören und Aspirationen
fördern. Ggf. fordert die Pflegekraft den
Bewohner auf, den Kopf zur Brust hin zu
neigen.
Notfallmaßnahmen bei
Erbrechen:
-
Der Bewohner wird
aufgesetzt.
-
Die Pflegekraft hält
ihm eine Nierenschale vor den Mund.
-
Die Pflegekraft
fordert den Bewohner auf, ruhig und tief zu
atmen.
-
Bei Bewusstlosigkeit
oder Bewusstseinseintrübung wird der
Bewohner in stabiler Seitenlage gelagert, um
eine Aspiration zu verhindern.
-
Die Kleidung des
Bewohners und das Bett werden mit Zellstoff
geschützt. Ggf. wird die Kleidung
gewechselt.
-
Nach jedem Erbrechen
führt die Pflegekraft eine Mundpflege durch.
-
Ggf. wird der Arzt
informiert. Dafür kann das Erbrochene in der
Schale aufbewahrt werden.
Notfallmaßnahmen bei
Aspiration:
-
Ruhe bewahren!
-
Der Bewohner wird
aufgefordert, tief einzuatmen und dann
kräftig zu husten. Die Pflegekraft kann das
Abhusten unterstützen, indem sie mit ihren
Händen Druck auf die Außenflanken des
Brustkorbes ausübt. Alternativ kann dem
Bewohner zwischen die Schulterblätter
geklopft werden.
-
Falls sich das
aspirierte Material nicht aushusten lässt,
wird der Bewohner in eine vorgebeugte
Sitzposition gebracht. Ggf. wird der
Oberkörper des Bewohners aus dem Bett
"gehängt" und dabei gut abgestützt.
-
Sofern sich der
Zustand des Bewohners nicht binnen einer
oder zwei Minuten bessert, wird ein Notarzt
alarmiert.
-
Als allerletzte(!)
Möglichkeit um eine Erstickung abzuwenden
wird die Durchführung des Heimlich-Griffes
in Betracht gezogen. Dieser kann allerdings
erhebliche Verletzungen verursachen,
darunter eine Zwerchfellruptur und
Magenwandverletzungen. (Achtung: Der Nutzen
dieser Maßnahme ist umstritten.)
-
Bei Atemstillstand
wird der Bewohner beatmet (laut Standard
"Notfallmaßnahmen")
Nachbereitung:
-
Alle Beobachtungen
werden genau dokumentiert.
-
Ggf. wird die
Pflegeplanung des Bewohners um Komponenten
der Aspirationsprophylaxe erweitert.
-
Ggf. wird der
Hausarzt über gesundheitliche Veränderungen
informiert.
Dokumente:
-
Berichtsblatt
-
Fragen an den Arzt
Verantwortlichkeit:
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