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Standard "Einsatz von medizinischen Thromboseprophylaxestrümpfen ( MTS )"

Richtig angewendet sind medizinische Thromboseprophylaxestrümpfe ein wirksames Mittel im Rahmen der Thromboseprophylaxe. Allerdings ist die Handhabung fehlerträchtig. Schnell wird eine Beinvene nicht nur komprimiert, sondern komplett gestaut.


Standard: "Einsatz von medizinischen Thromboseprophylaxestrümpfen (MTS)"


Definition:

  • Medizinische Thromboseprophylaxestrümpfen (MTS) werden im Rahmen der Thromboseprophylaxe getragen. Sie dienen zur Kompression der oberflächlichen Beinvenen und steigern die Strömungsgeschwindigkeit des Blutes in den tieferen venösen Gefäßen. Sie sind aus weißem Material gefertigt.
  • Medizinische Thromboseprophylaxestrümpfe sind nur im Liegen wirksam. Wenn der Bewohner geht, erfolgt der Rückstrom per Muskel-Venen-Pumpe und ohne Beteiligung der Strümpfe. Thromboseprophylaxestrümpfe werden entweder maßangefertigt oder aus dem standardisierten Konfektionsangebot ausgewählt.
  • Die Kompression der Venen durch die Thromboseprophylaxestrümpfe variiert. An den Fußknöchelchen beträgt der Druck 16 bis 18 mmHg, während er im Leistenbereich auf 7 bis 8 mmHg sinkt.
  • Thromboseprophylaxestrümpfe dürfen nicht mit Kompressionsstrümpfen verwechselt werden. Diese sind zumeist braun und werden vom Orthopäden individuell angepasst. Kompressionsstrümpfe werden nur am Tag getragen. Der von ihnen ausgeübte Druck ist wesentlich stärker und wirkt auch beim Gehen.

Grundsätze:

  • Wann immer möglich wird eine Anziehhilfe genutzt, da diese für den Bewohner zumeist deutlich angenehmer ist.
  • Nur ein passender Strumpf kann seine Aufgabe erfüllen. Ein schlecht sitzender Strumpf ist zumeist eher eine Belastung für die Gesundheit. Dieses etwa dann, wenn es zu Einschnürungen durch einen zu engen Strumpf kommt.
  • Thromboseprophylaxestrümpfe müssen ärztlich angeordnet werden.
  • Die Herstellervorgaben werden stets sorgfältig beachtet.
  • Wenn der Bewohner in der Lage ist, die Thromboseprophylaxestrümpfe selbständig anzuziehen, wird ihm diese Aufgabe nicht abgenommen. Ggf. assistiert die Pflegekraft beim Anziehen und überprüft die Passgenauigkeit.

Ziele:

  • Eine Thrombose wird vermieden.
  • Der Rückfluss aus den tieferen Beinvenen wird verbessert.
  • Die oberflächlichen Beinvenen werden komprimiert.
  • Das Tragen der Thromboseprophylaxestrümpfe ist möglichst angenehm.
  • Die Wirkung der Thromboseprophylaxestrümpfe wird korrekt ausgewertet.
  • Verbrauchte Strümpfe werden rechtzeitig ersetzt.

Vorbereitung:

Indikation / Kontraindikation

Wir prüfen die Notwendigkeit von Thromboseprophylaxestrümpfen, wenn

  • der Bewohner ganz oder teilweise immobil ist.
  • an Krampfadern leidet.
  • vor kurzer Zeit im Beinbereich operiert wurde.
  • an Übergewicht leidet.
Der Einsatz von Thromboseprophylaxestrümpfen ist ausgeschlossen, wenn
  • der Bewohner an massiven Ödemen leidet.
  • eine arterielle Verschlusskrankheit AVK vorliegt.
  • eine dekompensierte Herzinsuffizienz diagnostiziert wurde.
  • eine Phlegmasia coerula dolens (Sonderform der Phlebotrombose) oder eine septischen Phebitis vorliegt.
  • eine Allergie vorliegt gegen das Strumpfmaterial.
  • der Bewohner an einer Polyneuropathie leidet (Erkrankung peripherer Nerven).
Als Alternative bietet sich ggf. das Wickeln der Beine an.

notwendiges Material

  • Maßband, um die Größe des Beines zu vermessen
  • vom Hersteller mitgelieferte Maßtabelle
  • ggf. Anziehhilfe
  • Thromboseprophylaxestrümpfe in der passenden Größe.

weitere Maßnahmen

  • Der Bewohner wird über die Wichtigkeit der Thromboseprophylaxestrümpfe beraten. Die Motivierung ist wichtig, da das Tragen von Thromboseprophylaxestrümpfen zumeist unangenehm ist.
  • Die Pflegekraft führt eine hygienische Händedesinfektion durch.
  • Der Heimbewohner wird über die anstehende Maßnahme informiert (auch Bewusstlose). Seine Fragen werden umfassend beantwortet. Der Bewohner wird um Zustimmung gebeten.
  • Die Fenster werden geschlossen und die Raumluft ggf. auf eine angenehme Temperatur geheizt.
  • Das Bett wird in eine angenehme Arbeitshöhe gebracht.
  • In einem Doppelzimmer wird entweder ein Sichtschutz aufgebaut oder der Mitbewohner für die Zeit nach draußen gebeten.
  • Der Bewohner wird auf dem Rücken gelagert.
  • Die Beine des Bewohners sollten vor dem Anlegen der ATS entstaut sein.
    • Dieses ist zumeist nach zwanzig bis dreißig Minuten erhöhter Lagerung erreicht. Um ein zügiges Arbeiten zu ermöglichen, sollte der Bewohner möglichst früh informiert werden. Er kann dann die Entstauung ggf. selbständig vornehmen.
    • Ggf. kann die Pflegekraft den venösen Rückstrom unterstützen, indem sie die Beine des Bewohners ausstreicht. Ein fünfmaliges Ausstreichen von der Ferse bis oberhalb des Knies sollte ausreichen.
    • Wenn der Verdacht besteht, dass der Bewohner bereits an einer Thrombose leidet, werden die Beine in keinem Fall ausgestrichen sondern der Notarzt gerufen.

Durchführung:

ermitteln der Strumpfgröße

  • Das Bein wird alle zwei Tage neu ausgemessen, da sich aufgrund der Immobilität die Umfänge verändern können. Auch die Einnahme von Diuretika kann die Maße des Beines binnen kurzer Zeit messbar beeinflussen.
  • Die Messung erfolgt im Liegen. Die Beine werden zuvor entstaut (siehe unten).
  • Die gemessenen Daten werden dann mit der bisherigen Strumpfgröße verglichen. Folgende Daten werden erhoben:
    • Länge des Beines
    • Dicke des Oberschenkels
    • Waden- und Knöchelumfang
  • Die Beinlänge wird gemessen, indem das Maßband von der Ferse bis zur Gesäßfalte angelegt wird.
  • Zur Bestimmung des Beinumfangs wird das Maßband an der dicksten Stelle des Oberschenkels bzw. der Wade angelegt.
  • Zumeist werden die Strümpfe in neun Konfektionsgrößen angeboten. Um das Messen zu erleichtern, können die Maßbänder des Herstellers genutzt werden. Diese sind mit entsprechenden Farbcodierungen versehen.
  • Der Strumpf ist am Oberschenkel und am Sichtfenster im Bereich der Zehen ebenfalls farblich markiert. Mit diesen Kodierungen und der vom Hersteller gelieferten Anleitung kann abgelesen werden, um welche Konfektionsgröße es sich beim jeweiligen Strumpf handelt. Verwechselungen sind damit nahezu ausgeschlossen.

anziehen der Thromboseprophylaxestrümpfe mit Anziehhilfe

  • Die Anziehhilfe wird so eingestellt, dass diese berührungsfrei über die Ferse und das Bein des Bewohners gleiten kann.

  • Der Strumpf (hier zur besseren Erkennbarkeit grün dargestellt) wird in die Anziehhilfe eingespannt. Die Farbmarkierung des Strumpfes wird so ausgerichtet, dass diese zur schmaleren Seite zeigt.
  • Die Pflegekraft zieht wechselseitig auf der einen und dann auf der anderen Seite. Der Strumpf wird mehr und mehr aufgezogen. Schließlich erreicht die Farbmarkierung das obere Ende der Anziehhilfe.

  • Nun wird die Anziehhilfe über den Fuß gezogen. Das Verrutschen des Strumpfes kann die Pflegekraft verhindern, indem sie ihn mit einer Hand festhält.
  • Die Pflegekraft steht dabei auf Höhe des Beckens des Bewohners mit dem Rücken zum Kopfende des Bettes. Sie zieht also den Strumpf zu sich hin. Dieses ist für viele Pflegekräfte rückenschonender als diese Variante: Die Pflegekraft steht am Fußende des Bettes, blickt zum Kopfende und schiebt den Strumpf von sich weg.
  • Die Anziehhilfe wird bis zum Knie vorgeschoben.

  • Mit der Hand streift die Pflegekraft nun den Strumpf bis zur Leiste hoch. Sie achtet darauf, dass keine Falten entstehen. Der Strumpf sollte zudem bis ganz nach oben gezogen werden.
  • Die Anziehhilfe wird entfernt.
  • Die Pflegekraft richtet die Sichtfenster an den Zehen aus. Kleinere Passungenauigkeiten werden korrigiert. Ein korrekt angezogener Strumpf wirft weder Falten noch schnürt er ein.
  • Zudem muss sichergestellt sein, dass der Strumpf nicht verkehrt herum angezogen wurde. Die Gumminoppen am Oberschenkel weisen zur Haut.

Anziehen der Thromboseprophylaxestrümpfe ohne Anziehhilfe

  • Die Pflegekraft stülpt den Strumpf bis zur Ferse um und fährt mit der Hand in den Strumpf. Die Fersenrundung sollte auf dem Handballen liegen.
  • Nun ergreift sie die Ferse und stülpt den Strumpf über den Unterarm nach außen.
  • Die Strumpföffnung wird auf Höhe des Fersenteils gedehnt und so weit wie möglich auf den Fuß des Bewohners gebracht.
  • Die Pflegekraft stellt sicher, dass die Ferse in der gut sichtbaren Fersenrundung liegt.
  • Falls der Sitz nicht optimal ist, sollte der Versuch abgebrochen und neu gestartet werden.
  • Der restliche Strumpf wird mit beiden Händen gegriffen und dort "zusammengerafft". Danach wickelt die Pflegekraft den Strumpf über den Unter- und Oberschenkeln wieder ab.
  • Am Knie überprüft die Pflegekraft, ob die Kniefelderung an der richtigen Position ist. Die sichtbare Markierung sollte zweieinhalb bis fünf Zentimeter unterhalb der Kniebeuge beginnen.
  • Die Pflegekraft überprüft nun den faltenfreien Sitz des Strumpfes. Insbesondere in der Kniekehle können leicht Verwerfungen auftreten.

Weiteres

  • Die Strümpfe müssen permanent (am Tag und in der Nacht) und vor allem im Liegen getragen werden.
  • Thromboseprophylaxestrümpfe können zumeist 15 Mal gewaschen werden, ohne dass die Struktur Schaden nimmt. Erst danach reduziert sich die Elastizität. Es ist wichtig, dass die Waschvorgänge sorgfältig dokumentiert werden und die Strümpfe nicht mit denen anderer Bewohner vertauscht werden.
  • Die Thromboseprophylaxestrümpfe werden in einem Wäschenetz gesammelt und nach Herstellervorgaben gewaschen.
  • Die Strümpfe dürfen nicht mit Weichspüler gewaschen werden. Sie würden ihre Elastizität einbüßen.
  • Zumeist ist es ausreichend, die Thromboseprophylaxestrümpfe nach dem Waschen für eine Viertelstunde im Trockner zu trocknen.
  • Die Strümpfe sollten alle zwei bis drei Tage gewechselt werden, etwa im Rahmen der Körperpflege. Der Wechsel wird sorgfältig dokumentiert.
  • Mit einer guten Hautpflege kann die Pflegekraft verhindern, dass der Bewohner unter Juckreiz leidet. Die Haut wird gleichzeitig auf Druckstellen kontrolliert. Zudem prüft die Pflegekraft, ob die Haut zu trocken ist.

Nachbereitung:

  • Die Durchblutung der Beine wird regelmäßig überprüft. Dieses geschieht primär am Sichtfenster des Strumpfes. Wenn die Haut nicht rosig ist, sondern sich bläulich verfärbt, ist die Durchblutung gestört.
  • Die Ferse wird sehr genau auf Bildung eines Dekubitus kontrolliert.
  • Der Bewohner wird aufgefordert, relevante Beobachtungen und Empfindungen zeitnah an die Pflegekräfte zu melden. Dazu zählen etwa ein anhaltendes Kribbeln in den Beinen oder Schmerzen.
  • Die Elastizität der Strümpfe wird regelmäßig kontrolliert. Wenn die Strümpfe am Ende ihrer Nutzungsdauer angelangt sind, bitten wir den Hausarzt um die Verschreibung von Ersatz.
  • Wenn die Kooperationsbereitschaft des Bewohners nachlässt, kann dieser die Strümpfe tagsüber für kurze Zeit ausziehen. In dieser Zeit sollte er Bewegungsübungen durchführen.
  • Bei relevanten Beobachtungen wird der behandelnde Hausarzt kontaktiert.
  • Alle Maßnahmen werden sorgfältig dokumentiert.
  • Ggf. wird die Pflegeplanung aktualisiert.

Dokumente:

  • Berichtsblatt
  • Leistungsnachweis medizinische Behandlungspflege
  • Fragen an den Arzt
  • Pflegeplanung

Verantwortlichkeit / Qualifikation:

  • alle Pflegkräfte