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Standard "Augenverband"

Augen reagieren vor allem nach operativen Eingriffen empfindlich selbst auf kleine Hygienemängel. Entsprechend umsichtig muss der Wechsel eines Verbandes erfolgen. Ein guter Standard schafft daher die Grundlagen für eine rasche und komplikationsfreie Ausheilung.


Standard "Augenverband"


Definition:

Augenverbände werden angelegt, um Wundauflagen zu fixieren oder um das Auge ruhigzustellen. Die Wahl der Verbandsform erfolgt durch den Arzt in Form einer Verordnung.


Grundsätze:

  • Wir sind uns stets bewusst, dass das Augensekret infektiös sein könnte.
  • Das Auge ist ein sehr empfindlicher Körperbereich. Es besteht bei allen Pflegemaßnahmen eine erhöhte Verletzungs- und Infektionsgefahr. Es wird daher stets sanft und behutsam gearbeitet.
  • Der Verbandswechsel wird von vielen Bewohnern als unangenehm empfunden. Wir müssen daher stets einfühlsam vorgehen.
  • Alle Materialien, die mit dem Auge in Kontakt kommen, müssen steril sein. Alle übrigen Materialien sind zumindest keimarm.

Ziele:

  • Die Heilung der Augen wird gefördert.
  • Infektionen werden vermieden.
  • Die Schmerzbelastung des Bewohners wird auf ein Minimum reduziert.

Vorbereitung:

Material:

Wir stellen das notwendige Material bereit:

  • Kompressen
  • Verbandsschere
  • 0,9%ige Kochsalzlösung
  • Augenklappe, Augenkompresse
  • sterile Tupfer
  • hautfreundliches Pflaster
  • Einmalhandschuhe

Organisation

  • Die Pflegefachkraft führt eine hygienische Händedesinfektion durch und zieht die Einmalhandschuhe an.
  • Der Bewohner wird über die anstehende Maßnahme informiert und um Zustimmung gebeten. Auch bewusstlose Bewohner werden informiert.
  • Die Pflegefachkraft bringt den Oberkörper des Bewohners in eine leicht erhöhte Lage. Ggf. wird dafür das Kopfstück des Bettes nach oben gefahren.
  • Bei liegenden Bewohnern wird der Kopf leicht in Richtung Pflegekraft geneigt. Idealerweise wird der Verbandswechsel jedoch im Sitzen durchgeführt.
  • Die Pflegefachkraft fährt das Bett in eine angenehme Arbeitshöhe.
  • Eine ggf. vorhandene Brille wird auf dem Nachttisch abgelegt. Die Brille wird stets auf den Bügeln gelagert, um das Risiko von Beschädigungen zu reduzieren.

Durchführung:

Wechsel des Verbandes

(Hinweis: Die Vorgehensweise kann je nach verwendetem Augenverband variieren.)

  • Die Pflegekraft löst vorsichtig die Augenklappe und den alten Verband. Um die empfindliche Gesichtshaut zu schützen, fixiert die Pflegekraft die Haut am Pflasterrand und erzeugt eine moderate Gegenspannung.
  • Die Pflegekraft bittet den Bewohner, die Augen zu schließen. Sie feuchtet die Kompressen mit der Kochsalzlösung an und reinigt das Auge äußerlich. Sekret, Ablagerungen sowie Salbenreste werden entfernt. Die Pflegekraft übt dabei keinen Druck auf das Auge aus.
  • Die Pflegekraft achtet auf Anzeichen für eine sich entwickelnde Infektion; insbesondere Rötungen.
  • Die Pflegekraft legt die sterile Augenkompresse auf das Auge auf. Die dem Auge zugewandte Seite muss steril bleiben und darf nicht berührt werden. Der Bewohner wird ggf. gebeten, den Verband festzuhalten. Eine ggf. in der Augenkompresse vorhandene Naht muss nach außen weisen.
  • Mit zwei bis drei Plasterstreifen fixiert die Pflegekraft die Kompresse samt Augenklappe.
  • Die Pflegekraft stellt sicher, dass die Lidspalte unter dem Verband geschlossen bleibt. Sie prüft auch, ob sich der Verband bei Kaumuskelbewegungen oder Mimikbewegungen ablöst.
  • Die Pflegekraft erkundigt sich beim Bewohner, ob der Verband unangenehm ist. Der Bewohner wird ermuntert, sich bei Schmerzen umgehend bei einer Pflegekraft zu melden.

Verbandsformen

Je nach Schädigung des Auges werden verschiedene Verbände genutzt.

  • Einfacher Augenverband: Hierbei handelt es sich um eine ovale Augenkompresse, die mit 2 bis 3 Pflasterstreifen befestigt wurde. Eine ggf. vorhandene Brille kann am Tag über dem Verband getragen werden. In der Nacht sorgt eine Augenklappe für den notwendigen Schutz des Auges. Ein solcher Verband schützt insbesondere vor Infektionen und wird z.B. nach Netzhautoperationen angelegt.
  • Uhrglasverband: Eine transparente Plexiglaskappe wird mit den bereits vorgefertigten Haftstreifen über dem Auge fixiert. Da der Verband das Auge wie eine Glocke luftdicht abschließt, beschlägt das Glas und es bildet sich eine feuchte Kammer. Gleichzeitig wird der Bereich vor dem Eindringen von Fremdkörpern sowie Druckeinwirkung geschützt. Dieser Verband wird etwa bei fehlendem oder unvollkommenem Lidschluss genutzt, um das Auge vor dem Austrocknen zu schützen.
  • Druckverband: Mehrere Schichten aus übereinander gelegten Kompressen werden mit Pflasterstreifen oder einer elastischen Binde über dem Wundbereich fixiert. Alternativ kann auch ein Pflaumentupfer genutzt werden. In den ersten beiden Tagen nach einem operativen Eingriff (etwa einer Enukleation / Ausschälung des Auges) können mit diesem Verband Nachblutungen vermieden werden. Er wird vom Arzt entfernt.
  • Hohlverband: Es handelt sich hierbei um eine Kunststoffsiebplatte, die direkt (also ohne eine weitere Kompresse) über dem Auge aufgebracht wird. Notwendig ist dieser Verband z.B., wenn das Auge nach einer Hornhautübertragung vor Druck, Zugluft und Infektionen geschützt werden muss. Die Löcher ermöglichen es dem Betroffenen, sich zumindest teilweise visuell zu orientieren.
  • Salbenverband: Dieser Verband soll aufgetragene Salben möglichst lange am Auge halten und einwirken lassen. Nachdem die Salbe in den unteren Bindehautsack eingebracht wurde, legt der Arzt / die Pflegekraft die Kompresse auf und fixiert diese per Siebklappe. Notwendig ist dieser Verband etwa nach operativen Eingriffen im Rahmen der Therapie von altersabhängiger Makuladegeneration.
  • Binokulus: Es handelt sich um einen beidseitigen Augenverband, der eine absolute Ruhigstellung des geschädigten Auges sicherstellen soll. Wenn nur ein Auge mit einem Verband versorgt wird, wird dieses den Bewegungen und den Pupillenreaktionen des sehenden Auges folgen. Es werden daher beide Augen mit Kompressen verdeckt. Alternativ können für die Fixierung Binden genutzt werden, die in Kreistouren vom Nacken über die Augenbrauen und Augen unter den Ohren und zurück zum Nacken geführt werden („Rollverband“).

Hinweise:

  • Wenn der Bewohner durch den Verband vollständig oder weitgehend seiner visuellen Fähigkeiten beraubt wird, reagieren viele mit Hilflosigkeit und Angstzuständen. Dieses insbesondere bei gleichzeitigen dementiellen Erkrankungen. Wir wirken dann beruhigend auf den Bewohner ein.
  • Wir achten darauf, dass der Bewohner alle notwendigen Gegenstände (Getränke, Rufanlage usw.) in direkter Griffweite findet. Wir beschreiben dem Bewohner, wo diese liegen.
  • Wir stellen sicher, dass Wertgegenstände ggf. gesichert werden. Der Bewohner soll sich während des temporären Verlustes der Sehfähigkeit keine Sorgen wegen etwaiger Diebstähle machen müssen. Diese Maßnahme erfolgt grundsätzlich unter Zeugen.

Nachbereitung:

  • Die verwendeten Hilfsmittel werden entsorgt bzw. gesäubert und desinfiziert.
  • Bei Problemen wird der behandelnde Augenarzt informiert und ggf. ein Termin vereinbart.
  • Die Pflegefachkraft führt eine hygienische Händedesinfektion durch.
  • Dem Bewohner wird ggf. die Brille wieder aufgesetzt.
  • Der Bewohner wird befragt, ob er weitere Wünsche hat. Bei der Gelegenheit kann ihm ein Getränk angeboten werden.
  • Alle Maßnahmen werden umfassend dokumentiert.
  • Ggf. wird die Pflegeplanung aktualisiert.

Dokumente:

  • Leistungsnachweise "medizinische Pflege"
  • Pflegebericht
  • Pflegeplanung
  • Bogen: Fragen an den Arzt

Verantwortlichkeit / Qualifikation:

  • Pflegefachkraft