Diese Seiten wurden für Smartphones optimiert.
Für die PC-Version
klicken Sie bitte hier.
Standard "Voll-
und Teilbad"
Im Vergleich zum Duschen bringt das Baden
eines pflegebedürftigen Seniors einige Nachteile mit sich. Es
bindet mehr Personal, die Sturzgefahr ist erhöht - und so
richtig hygienisch ist es oftmals auch nicht. Auf der anderen
Seite wirkt ein Bad entspannend und etwa bei
Infektionskrankheiten sogar heilsam. Wir zeigen Ihnen, wie Sie
Vor- und Nachteile abwägen und Risiken unter Kontrolle halten.
Standard "Voll- und Teilbad"
Definition:
Die Bedeutung eines Bades geht über
die reine Körperpflege hinaus. Wir nutzen die
entspannende und wohltuende Wirkung des warmen Wassers,
um unsere Bewohner zu beruhigen oder z.B. von
Erkältungsleiden zu befreiten.
Es gibt verschiedene Formen des
Badens, die in unserer Einrichtung verwendet werden:
-
Absteigendes Halbbad: Die
Temperatur des Wassers wird während des Badens
innerhalb von 10 bis 15 Minuten von 37°C auf 31°C
gesenkt. Diese Maßnahme ist bei Hypotonie und bei
vegetativ bedingten Herzrhythmusstörungen sinnvoll.
Die Wirkung kann gesteigert werden, wenn der Rücken
des Bewohners mit kühlem Wasser übergossen wird.
-
Ansteigendes Vollbad: Durch
Zugabe von warmem Wasser wird während des Bades
innerhalb von 10 bis 20 Minuten die Temperatur von
37°C auf 40°C gesteigert. Bei einem Halbbad kann die
Temperatur auf bis zu 43°C erhöht werden. Diese
Maßnahme ist als Vollbad etwa bei
Erkältungskrankheiten indiziert. Das Halbbad lindert
etwa Spasmen.
-
Heißes Bad: Durch Zugabe von
warmem Wasser wird während des Bades die Temperatur
von 37°C gesteigert. Sobald der Bewohner sichtbar
schwitzt, wird die Maßnahme beendet. Besonders bei
Erkältungskrankheiten und Muskelverspannungen kann
dieses Vorgehen hilfreich sein
-
Therapeutisches Bad: Dem
Wasser werden verschiedene Zusätze beigemengt, die
jeweils gewünschte Wirkungen haben. Die Spannbreite
geht von der Behandlung von Hautkrankheiten bis zur
Linderung von Erkältungssymptomen.
-
Kaltes Bad: Ein Bad bei 25°C
bis 29°C senkt das Fieber und hat eine
schmerzstillende Wirkung.
Darüber hinaus werden
unterschieden:
-
Vollbad, also ein komplettes
Eintauchen im Wasser, von dem nur der Kopf
ausgenommen ist. Durch den Wasserdruck und die
Wärmeeinwirkung wird der Kreislauf von Senioren
ungewöhnlich stark belastet.
-
Teilbad, also ein teilweises
Eintauchen des Bewohners (etwa Halbbad bis zum
Bauchnabel) oder ein selektives Eintauchen
bestimmter Körperteile (Armbad, Sitzbad usw.)
Grundsätze:
-
Wenn die Maßnahme primär der
Körperreinigung gilt, so sollte der Bewohner nicht
gebadet, sondern bevorzugt geduscht werden.
-
Bäder werden niemals gegen
den Willen des Bewohners durchgeführt, auch dann
nicht, wenn dieser dement ist.
-
Bewohner sollen einen
möglichst großen Anteil der Maßnahme eigenständig
erbringen. Selbst wenn ein Bewohner nur wenige
Körperregionen selbst waschen kann, erhält er dafür
alle notwendige Unterstützung. Insbesondere die
Intimwäsche sollte der Bewohner - falls möglich -
selbst durchführen.
-
Der Zeitpunkt und der Ablauf
des Badens richten sich nach den Bedürfnissen und
Wünschen des Bewohners.
-
Wir beachten den Wunsch des
Bewohners nach Waschung durch eine
gleichgeschlechtliche Pflegekraft.
Ziele:
-
Der Bewohner entspannt sich.
-
Der Körper wird gereinigt.
-
Die Hautdurchblutung wird
verbessert.
-
Die Körpertemperatur eines
Fieberpatienten wird gesenkt.
-
Dem Bewohner wird ein
angenehmes Körpergefühl vermittelt.
-
Die Symptome einer ggf.
vorhandenen Haut- oder Erkältungskrankheit werden
gelindert.
Vorbereitung:
Informationssammlung
-
Im Dialog mit dem Bewohner
oder seinen Angehörigen bringen wir alle wichtigen
Informationen in Erfahrung. Etwa:
-
Waren Vollbäder bei dem
Bewohner üblich oder nutzte er ausschließlich
die Dusche?
-
Welche Rituale verband
der Bewohner ggf. mit einem Vollbad?
-
Wir kontaktieren den
Hausarzt. Insbesondere bei folgenden
Krankheitsbildern ist eine solche Rücksprache
zwingend notwendig:
-
Herz- und
Kreislauferkrankungen
-
offene Wunden
-
Hauterkrankungen
-
Infektionskrankheiten
-
schlechter
Allgemeinzustand etwa aufgrund einer
Tumorerkrankung
notwendiges Material
Wir halten folgende Materialien
bereit:
-
zwei Waschlappen
-
zwei kleinere Handtücher, ein
großes Badetuch
-
ggf. Badezusatz
-
Badewasserthermometer
-
ggf. Shampoo
-
frische Wäsche
-
Anti-Rutsch-Matten in und vor
der Badewanne
-
ggf. Badelifter
-
Hautschutzmittel
-
Föhn
Vorbereitung des Badezimmers
-
Wir stellen sicher, dass sich
keine elektrischen Geräte in der Nähe der Badewanne
befinden; dieses insbesondere bei dementiell
erkrankten oder suizidgefährdeten Bewohnern.
-
Das Badezimmer wird gelüftet
und ggf. auf eine angenehme Temperatur geheizt.
Während des Badens sollte das Fenster in jedem Fall
geschlossen sein.
-
Die Badewanne wird vor dem
Einlassen des Wassers noch einmal kurz ausgespült.
-
Die Pflegekraft platziert die
rutschfesten Unterlagen vor der Wanne und in der
Wanne selbst.
-
Die Pflegekraft lässt das
Wasser in die Wanne einlaufen. Soweit nicht anders
verordnet wird eine Temperatur von 35°C bis 38°C am
Thermostat vorgewählt. Bei einem Vollbad wird die
Wanne zunächst nur bis zur Hälfte gefüllt. Nach dem
Einsteigen des Bewohners kann weiteres Wasser
zugegeben werden.
-
Falls verordnet und gewünscht
wird der Badezusatz eingefüllt und im Wasser
verteilt.
-
Das Badezimmer wird nicht
abgeschlossen, damit im Notfall schnell weitere
Pflegekräfte hinzueilen können. Vor dem Badezimmer
wird ein "Besetzt"-Schild angebracht.
-
Ggf. wird eine
Sitzmöglichkeit für den Bewohner aufgestellt, etwa
ein Hocker.
-
Falls notwendig werden die
Handtücher angewärmt.
-
Wenn der Bewohner nach dem
Baden die Kleidung wechseln soll, legt die
Pflegekraft die benötigten frischen Stücke
griffbereit zusammen.
Vorbereitung des Bewohners
-
Die Pflegekraft erklärt dem
Bewohner die Funktion aller Armaturen.
-
Vor dem Baden kann eine Mund-
und Zahnpflege durchgeführt werden.
-
Dem Bewohner wird vor dem
Baden ein Toilettenbesuch angeboten. Ein ggf.
vorhandener Urinbeutel wird ausgeleert.
-
Der Bewohner sollte Schmuck,
Uhr, Brille, Hörgeräte usw. ablegen.
-
Der Bewohner entkleidet sich.
Er wird dabei ggf. von der Pflegekraft unterstützt.
-
Falls der Bewohner
Inkontinenzmaterial oder Verbände trägt, werden
diese entfernt.
-
Bei Stuhlinkontinenz wird der
Bewohner vor dem Bad gereinigt.
-
Der Bewohner wird über die
anstehende Maßnahme informiert und um Zustimmung
gebeten.
-
Insbesondere vor Vollbädern
werden Blutdruck und Puls ermittelt.
-
Die Pflegekraft befragt den
Bewohner nach seinem Befinden.
allgemeine Maßnahmen
-
Der Sitz des
Badewannenlifters kann ggf. mit einer Wärmflasche
angewärmt werden.
-
Die Pflegekraft führt eine
hygienische Händedesinfektion durch.
-
Falls notwendig zieht sie
Schutzhandschuhe und Schutzkleidung an.
Planung
-
Das Baden erfolgt frühestens
zwei Stunden nach der letzten Hauptmahlzeit und
niemals auf nüchternen Magen.
-
Der Termin des Badens wird
mit dem Bewohner bereits einige Tage vorab
abgesprochen.
-
Zwei Bäder pro Woche sind
selbst bei gesunden Senioren die Obergrenze. Je nach
Gesundheitszustand liegt dieses Limit bei
geschwächten Senioren entsprechend niedriger.
-
Durch entsprechende
Personalplanung wird sichergestellt, dass das Baden
ohne Hektik verlaufen kann.
-
Bei bettlägerigen Personen
ist eine zweite Pflegekraft zumindest beim Transfer
in und aus der Badewanne zwingend notwendig.
-
Bei Altersjuckreiz sollten
lange und heiße Bäder vermieden werden.
-
Bei Herzkranken sollten die
Bäder auf 10 Minuten reduziert werden. Höher als bis
zum Bauchnabel sollte der Wasserstand nicht steigen.
Badezusätze
-
Wir verwenden folgende
Badezusätze:
-
beruhigend und
entzündungshemmend: Arnika, Fichtennadel,
Kamille
-
beruhigend: Baldrian,
Lavendel
-
kreislaufanregend: Birke
-
fiebersenkend: Eukalyptus
-
desinfizierend: Rosmarin,
Salbei
-
Bei Hauterkrankungen können
ggf. Salz oder Schwefel genutzt werden.
-
Vor jedem ersten Einsatz
eines Badezusatzes klären wir, ob der Bewohner auf
diese allergisch reagiert.
-
Wir verwenden ausschließlich
reine ätherische Öle.
-
Bei Sprudelbädern sollten
keine schäumenden Badezusätze genutzt werden.
-
Bei ölhaltigen Bädern besteht
eine deutlich erhöhte Rutschgefahr.
Durchführung:
Transfer in die Wanne
-
Die Pflegekraft prüft per
Thermometer die Temperatur. Dieses ist komplett im
Wasser eingetaucht.
-
Direkt vor dem Transfer prüft
der Bewohner, ob die Temperatur angenehm ist.
-
Bewohner mit Übergewicht,
Gleichgewichts- oder Bewegungsstörungen werden im
Zweifel stets mit einem Badelifter in das Wasser
transferiert. Der Bewohner bleibt während des Badens
auf dem Stuhl sitzen.
Der Bewohner beugt sich so weit
wie möglich nach vorne. Er kann dann das Becken leichter
vom Hocker abheben. Die Füße der Pflegekraft und des
Bewohners sollten versetzt nebeneinander stehen.
Der Bewohner soll die Knie
strecken und aufstehen. Die Pflegekraft unterstützt ihn
dabei, sich zur Wanne zu drehen und sich auf den
Wannenrand zu setzen.
Der Bewohner soll erst das eine
und dann das andere Bein in das Wasser heben.
Über die Schräge gleitet der
Bewohner nun ins Wasser. Die Pflegekraft verhindert mit
beiden Händen am Becken des Bewohners, dass dieser
unkontrolliert in die Wanne rutscht.
kinästhetische Durchführung bei
körperlich aktiven Bewohnern.
Der Bewohner stützt beide Hände auf
dem Badewannenrand ab. Er hebt das Bein an, das dem
Badewannenrand am nächsten steht.
Der Bewohner verschiebt seinen
Körperschwerpunkt in Richtung Wanne. Er stellt das Bein
in der Wanne auf.
Nun zieht der Bewohner das andere
Bein ebenfalls in die Badewanne. Ggf. muss die
Pflegekraft den Bewohner unterstützen, damit dieser
kontrolliert in das Wasser sinken kann.
Reinigung
-
Soweit möglich sollte die
Pflegekraft am Kopfende der Wanne bleiben und den
Bewohner von dort unterstützen. Diese Arbeitsweise
ist Rücken schonend und effizient.
-
Der Bewohner wäscht sich oder
lässt sich dabei ggf. von der Pflegekraft
unterstützen.
-
Der Intimbereich wird
sorgfältig gesäubert.
-
Die Reinigung erfolgt wie
beim Waschen am Waschbecken: Vom Gesicht abwärts und
von den Füßen aufwärts in Richtung Intimbereich.
-
Soweit notwendig wird während
des Bades eine Haarwäsche durchgeführt. Dem Bewohner
wird als Schutz ein Waschlappen vor die Augen
gelegt.
-
Die Pflegekraft lässt Wasser
aus der Wanne ab. Ein Teil des Wassers kann zunächst
in der Wanne belassen werden. Dieses erleichtert
vielen Senioren das Aufstehen, macht allerdings das
Abtrocknen bereits in der Wanne unmöglich.
-
Danach wird der Bewohner mit
der Handbrause gründlich abgespült, um verbliebene
Schmutzpartikel abzulösen.
Abschluss
-
Der Bewohner trocknet noch in
der Wanne sitzend seinen Oberkörper ab. Ggf. wird er
dabei von der Pflegekraft unterstützt. Das
weitgehende Abtrocknen noch vor dem Aufstehen ist
wichtig, damit die Hände der Pflegekraft beim
Transfer aus der Wanne nicht an der feuchten Haut
abrutschen. Der Bewohner könnte in der Folge
stürzen.
-
Der Transfer aus dem Wasser
muss behutsam erfolgen. Der hydrostatische Druck
fördert im Wasser den Rückstrom des Bluts zum Herzen
und komprimiert Venen. Da dieser Effekt plötzlich
entfällt, kann ein Teil des Blutes in der Peripherie
"versacken". Dieses belastet den Kreislauf des
Bewohners.
-
Im Weiteren verläuft das
Aussteigen aus der Wanne genau gegensätzlich zum
Einsteigen in die Wanne.
-
Noch während der Bewohner auf
dem Wannenrand sitzt, trocknet die Pflegekraft den
Unterkörper ab, bzw. unterstützt den Bewohner dabei.
-
Die Pflegekraft trägt ein
Hautschutzmittel auf, um den (nach dem Bad
geschwächten) Säureschutzmantel der Haut zu stärken.
-
Die Haare des Bewohners
werden trocken gefönt. Alternativ: Die nassen Haare
werden zunächst mit einem Handtuch abgedeckt und
erst später im Bewohnerzimmer geföhnt.
-
Der Bewohner zieht sich, ggf.
unterstützt von der Pflegekraft, wieder an.
-
Uhr, Schmuck, Brille usw.
werden wieder angelegt.
weitere Maßnahmen
-
Bei allen Badeformen, die den
Organismus besonders belasten (etwa ansteigendes
oder heißes Bad) werden engmaschig Blutdruck und
Puls ermittelt. Ggf. wird die Maßnahme abgebrochen.
-
Der Bewohner wird während des
Badens nicht unbeaufsichtigt gelassen. Dieses ist
nur bei voll orientierten Bewohnern mit stabilem
Kreislauf möglich. In diesem Fall muss die Klingel
in Griffweite des Bewohners abgelegt werden.
-
Während sich der Bewohner in
der Badewanne aufhält, kann eine zweite Pflegekraft
das Bett neu beziehen.
-
Die Pflegekraft achtet auf
Hautveränderungen, insbesondere Rötungen,
Schwellungen oder Schuppungen.
-
Die Badedauer sollte zwischen
15 und 20 Minuten liegen.
-
Wir beachten, dass es während
des Badens zu unkontrolliertem Stuhl- und Urinabgang
kommen kann.
Vorgehen bei Komplikationen
Bei Atemnot, Beklemmungsgefühlen oder
Herzkreislaufproblemen gehen wir vor wie folgt:
-
Die Pflegekraft zieht den
Stöpsel aus der Wanne und lässt das Wasser ablaufen.
Der Kopf des Bewohners wird dabei stets über der
Wasserlinie gehalten.
-
Sobald die Gefahr des
Ertrinkens gebannt ist, betätigt die Pflegekraft den
Alarm oder ruft selbstständig den Notarzt.
-
Sobald eine zweite
Pflegekraft verfügbar ist, wird der Bewohner auf
eine Trage gehoben, abgetrocknet und warm gehalten.
-
Die Vitalzeichen werden
überprüft. Ggf. wird der Bewohner wiederbelebt.
-
Der Bewohner wird nicht
allein gelassen, bis der Notarzt eingetroffen ist.
Nachbereitung:
-
Die gesamte Bekleidung des
Bewohners wird gerichtet, der Bewohner zurück ins
Bett begleitet und dort bequem gelagert.
-
Die Pflegekraft fragt nach
dem Befinden des Bewohners.
-
Die Klingel wird in
Reichweite gelegt.
-
Der Bewohner wird befragt, ob
er weitere Wünsche habe. Insbesondere wird ihm ein
Getränk angeboten.
-
Das verbrauchte Material wird
entsorgt.
-
Das restliche Wasser wird
abgelassen.
-
Das Bad wird gelüftet und die
Badewanne gereinigt, dann desinfiziert.
-
Das "Besetzt"-Schild wird
entfernt.
-
Die Pflegemittel werden
zurückgestellt. Bei persönlichen Mitteln achtet die
Pflegekraft darauf, dass die Behälter beschriftet
sind.
-
Die Pflegekraft führt eine
hygienische Händedesinfektion durch.
-
Die Pflegekraft räumt das
Zimmer auf.
-
Nach dem Bad ermöglichen wir
dem Bewohner eine angemessene Ruhepause.
-
Das Baden und alle
Prophylaxemaßnahmen werden im Leistungsnachweis
dokumentiert.
-
Die Lagerung wird im
Lagerungs- und Mobilitätsplan verzeichnet.
-
Beobachtungen, etwa
Hautveränderungen oder Schmerzäußerungen, werden
dokumentiert und ggf. dem Hausarzt mitgeteilt.
-
Ggf. wird die Pflegeplanung
angepasst.
Dokumente:
-
Leistungsnachweis
-
Lagerungs- und Mobilitätsplan
-
Vitaldatenblatt
-
Berichtsblatt
-
Dokumentenblatt "Meldungen an
den Arzt"
Verantwortlichkeit /
Qualifikation:
|