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Standard "Versorgung von Bagatellwunden"

Kleine Abschürfungen, Kratzer oder Schnittwunden zählen zu den alltäglichen Blessuren, die zumeist keinen Arztbesuch rechtfertigen. Es reichen wenige Handgriffe, um solche kleinen Wunden korrekt zu desinfizieren und zu verbinden. Ein kleiner Standard kann helfen, dass dabei kein Detail übersehen wird.


Standard "Versorgung von Bagatellwunden"


Definition:

Bagatellwunden sind Wunden, die aufgrund ihres geringen Verletzungsausmaßes zunächst keine ärztliche Untersuchung rechtfertigen. Wichtige Kriterien dafür sind:

  • ausreichende Tetanusschutzimpfung
  • bei Schnittwunden
    • nur oberflächliche Verletzung
    • relativ sauberer Schnittgegenstand
  • bei Schürfwunden
    • geringe Exsudation
    • mäßige Blutung und mäßige Verschmutzung
    • Wundreinigung ohne Lokalanästhesie möglich
    • keine Verletzung von Hautschichten unterhalb der Epidermis
    • keine Wunde in der Nähe des Auges

Grundsätze:

  • Bagatellwunden werden mit der gleichen Aufmerksamkeit versorgt wie große Wunden. Nur so wird sichergestellt, dass keine Komplikationen auftreten.
  • Wenn es hinreichende Anzeichen für die Gefahr von Komplikationen gibt, sollte die Wunde von einem Arzt untersucht werden.

Ziele:

  • Die Wunde infiziert sich nicht.
  • Der Bewohner hat keine Schmerzen.
  • Die Wundheilung verläuft so schnell wie möglich.
  • Die Wunde hinterlässt keine oder eine möglichst kleine Narbe.
  • Der Bewohner, seine Mitbewohner und die Pflegekräfte werden vor Keimübertragungen geschützt.

Vorbereitung:

  • Wir sorgen dafür, dass unsere Bewohner alle zehn Jahre die Tetanusimpfung auffrischen.
  • Wir benennen einen Wundbeauftragten, der kontinuierlich weitergebildet wird.

Durchführung:

allgemeine Maßnahmen

  • Wir beruhigen den Bewohner.
  • Vor dem ersten Kontakt mit der Wunde führt die Pflegekraft eine hygienische Händedesinfektion durch und zieht Einmalhandschuhe an.
  • Wir stellen sicher, dass sich der Bewohner (z.B. bei einem Sturz) nicht ernsthaft verletzt hat.
  • Wir ermitteln ggf. die Vitalwerte.
  • Wir prüfen, ob der Bewohner über eine ausreichende Tetanusschutzimpfung verfügt.

Wundreinigung

  • Auch Wunden, die zunächst "sauber" wirken, sollten stets gespült werden. Wir verwenden dafür sterile Kochsalzlösung oder Ringerlösung.
  • Je deutlicher die Wunde verschmutzt ist, umso mehr Spüllösung sollte genutzt werden.
  • Mit sterilen Tupfern, Kompressen oder einer Pinzette werden einzelne Schmutzpartikel entfernt.
  • Bei oberflächlichen Wunden kann der Druck erhöht werden, indem eine Kanüle zum Spülen genutzt wird.

Wunddesinfektion

  • Verschmutzte Wunden werden desinfiziert. Wir verwenden dafür:
    • Octenidin-Lösung
    • ggf. PVP-Iod-Lösung
    • ggf. PVP-Iod-Gel
  • Das Wundantiseptikum verbleibt auf der Wunde.
  • Eine mehrmalige Wunddesinfektion ist zumeist nicht notwendig.

Abdecken

  • Kleine Wunden werden mit einem Fertigverband abgedeckt, also etwa mit einem sterilen Pflaster (Wundkissen in der Mitte und umgebende Klebefläche).
  • Alternativ nutzen wir ein Stück sterile Kompresse, das wir mit einem breitflächigen Fixierpflaster über der Wunde positionieren.
  • Bei minimaler Sekretion kann auch ein semipermeabler Folienverband eingesetzt werden.

Beobachtung

Die Wunde wird regelmäßig kontrolliert. Relevante Veränderungen sind:

  • Schmerzen
  • Überwärmung
  • Rötung
  • Sekretion
  • Schwellung

spezielle Maßnahmen bei Schnittwunden

  • Die Schwere der Verletzung wird abgeschätzt. Nerven oder größere Gefäße dürfen nicht verletzt sein. Ggf. prüfen wir die Funktionsfähigkeit der umliegenden Gelenke.
  • Wir lassen die Wunde zunächst etwas ausbluten, bevor diese ausgespült und abgedeckt wird.
  • Wenn die Gefahr einer Infektion mit HIV oder Hepatitis besteht, wird der entsprechende Notfallstandard umgesetzt.

spezielle Maßnahmen bei Schürfwunden

  • Es ist häufig von einer großen Verschmutzung auszugehen. Die Spülung der Wunde erfolgt daher besonders sorgfältig.
  • Die Wunde kann mit imprägnierten Gazen oder speziellen nicht verklebenden Kompressen versorgt werden.
  • Bei Exsudation nutzen wir Hydrokolloide oder Hydrogele als Wundauflagen.
  • Zur Stillung von Blutungen eignen sich Wundverbände auf Alginate-Basis.
  • Nur leichte Schürfwunden können unbedeckt bleiben. Wir nutzen dann einen Sprühverband. Wir bereiten den Bewohner darauf vor, dass Sprühverbände etwas brennen können. Unter Schorf heilen solche Wunden erfahrungsgemäß besser ab. (Anmerkung: Dieser Punkt ist umstritten. Häufig wird die offene Wundheilung abgelehnt, da der Schorf die Migration von Epithelzellen behindert.)
  • In der Heilungsphase, nachdem sich die Wunde geschlossen hat, kann eine Wund- und Heilsalbe aufgetragen werden.

Nachbereitung:

  • Das Ereignis wird noch am gleichen Tag sorgfältig dokumentiert. Dazu gehört in jedem Fall auch die Beschreibung der später durchgeführten Kontrollmaßnahmen.
  • Abfälle werden entsorgt. Spitze Gegenstände wie Kanülen müssen in fest umschlossenen Behältern entsorgt werden, um Stichverletzungen zu vermeiden.
  • Der Bewohner wird nach dem Befinden und Schmerzen befragt.
  • Der Bestand an Verbrauchsmaterial wird überprüft und ggf. eine Nachbestellung eingeleitet bzw. der Arzt um ein Rezept gebeten.
  • Angebrochene Spüllösungen werden nach spätestens 24 Stunden verworfen.
  • 24 Stunden nach dem Ereignis muss jede Bagatellwunde von der Wundbeauftragten überprüft werden.

Dokumente:

  • Wunddokumentation
  • ärztliches Verordnungsblatt
  • Kommunikationsblatt mit dem Arzt

Verantwortlichkeit / Qualifikation:

  • Pflegefachkräfte