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Standard "bewegtes Gehen im Sitzen"

"Gehen im Sitzen"? Das klingt zunächst paradox. Dennoch ist diese Transfertechnik eine clevere Möglichkeit, um einen teilmobilen Senioren aus einem Stuhl in den Stand zu mobilisieren.


Standard "bewegtes Gehen im Sitzen"


Definition:

  • Ein gesunder Mensch ist in der Lage, seine Sitzposition "in einem Zug" zu verändern. Dieses etwa, indem er sich mit den Händen an den Lehnen abstützt und sich gleichzeitig mit den Füßen vom Boden abdrückt. Er kann sein komplettes Gesäß für einen Augenblick von der Sitzfläche abheben und dann seine Sitzposition beliebig ändern. Alternativ kann er aus dem Stuhl aufstehen. Geschwächte ältere Menschen sind dazu nicht mehr imstande, z.B. aufgrund unzureichender Muskelkraft in der Arm- und in der Schultermuskulatur.
  • Die Unfähigkeit, die Sitzposition anzupassen, führt zu verschiedenen Problemen:
    • Der Bewohner möchte aus dem Stuhl aufstehen. Vor der Bewegung in den Stand ist es jedoch notwendig, das Gesäß näher an die Stuhlkante zu bewegen. Denn nur so ist es möglich, den Gewichtsschwerpunkt des Rumpfes auf die Füße zu verlagern. Ohne eine geeignete Transfertechnik kann der Bewohner den Stuhl nicht verlassen und ist auf Hilfe durch eine Pflegekraft angewiesen.
    • Der Bewohner hat sich auf einen Stuhl gesetzt, er sitzt jedoch zu nahe an der Stuhlkante. Die Sitzposition ist unbequem. Lehnt sich der Bewohner gleichzeitig an der Stuhllehne an, führt dieses zu erhöhten Scherkräften. Überdies ist die Fläche, auf die sich der Auflagedruck verteilt, zu klein. Es liegt nur das Gesäß, nicht aber der obere Teil der Oberschenkel auf der Stuhlfläche auf. Es kann zu einem Dekubitus kommen.
  • Das "bewegte Gehen im Sitzen" ermöglicht es diesen Senioren, diese Defizite durch angepasste Bewegungsabläufe zu kompensieren. Diese Mobilisierung basiert darauf, dass wechselseitig eine Körperhälfte vom Gewicht entlastet und danach ein Stück in Richtung Stuhlkante bzw. in Richtung Rückenlehne bewegt wird.
  • Dieser Bewegungsablauf ähnelt dem "Transfer per Schinkengang" im Bett. Es ist daher ggf. sinnvoll, dem Bewohner beide Transfertechniken zu vermitteln.

Grundsätze:

  • Wir beachten die Prinzipien der aktivierenden Pflege. Die Assistenz durch eine Pflegekraft ist folglich keine Dauerlösung. Langfristig sollte der Bewohner befähigt werden, diesen Transfer eigenständig durchzuführen.
  • Entscheidend für die Durchführung ist der richtige Handkontakt. Die Hände müssen präzise an den vorgesehenen Kontaktflächen aufgesetzt werden.
  • Die individuellen Wünsche des Bewohners sind uns wichtig und werden beachtet.

Ziele:

  • Der Bewohner wird unter Beachtung der individuellen körperlichen Ressourcen sicher auf dem Stuhl bewegt.
  • Der Kräfteaufwand für die Pflegekraft wird minimiert. Die Prinzipien des rückenschonenden Arbeitens werden beachtet.

Vorbereitung:

  • Wir prüfen, ob der Bewohner in der Lage ist, den Transfer durchzuführen. Wichtigste Voraussetzungen sind eine hinreichende Rumpfstabilität sowie vorhandene Kraftreserven in den Armen. Bei einer Hemiplegie ist dieser Bewegungsablauf i.d.R. nicht möglich.
  • Der Bewohner sollte zum Sitzen stets einen Stuhl mit stabilen Armlehnen nutzen. Er kann sich auf diesen Armlehnen abstützen und den Körper anheben. Gleichzeitig geben die Armlehnen Sicherheit, falls der Bewohner vom Stuhl zu fallen droht.
  • Die Pflegekraft erläutert dem Bewohner Sinn und Zweck der Mobilisierung.

Durchführung:

  • Die folgende Beschreibung erläutert den Transfer in Richtung Stuhlkante.
  • Der Bewohner sitzt im Stuhl. Beide Hände umfassen die rechte und die linke Armlehne.

  • Der Bewohner wird aufgefordert, seinen Oberkörper nach rechts zu bewegen. Er kann sich dafür mit den Armen auf der gegenüberliegenden Armlehne abdrücken.
  • Durch die Verschiebung des Körperschwerpunktes sollte nun die linke Gesäßhälfte entlastet sein. Der Bewohner wird aufgefordert, diese Gesäßhälfte vom Stuhl abzuheben und ein Stück nach vorne zu verschieben.

  • Danach soll der Bewohner seinen Oberkörper etwas auf die linke Seite kippen. Dadurch werden die rechte Gesäßhälfte und der rechte Oberschenkel entlastet. Der Bewohner kann nun auch diese Körperseite ein Stück nach vorne transferieren.
  • Der Vorgang wird wiederholt, bis der Bewohner an der Stuhlkante bzw. an der Rückenlehne angekommen ist.

Nachbereitung:

  • Durch den Transfer entstehen leicht Falten in der Hose. Wenn der Bewohner in den Stand mobilisiert wird, ziehen sich diese Falten automatisch wieder glatt. Falls er jedoch von der Stuhlkante in Richtung Stuhlrücken mobilisiert wird, bleiben diese Falten oftmals im Stoff. Das Sitzen auf solchen Falten kann zu Druckstellen führen und letztlich der Entwicklung von Druckgeschwüren Vorschub leisten. Die Pflegekraft fordert ggf. den Bewohner auf, erneut die rechte bzw. die linke Gesäßhälfte zu entlasten, um dann die Hose glatt zu ziehen.
  • Das Ausmaß der Hilfeleistung wird - soweit möglich - im Laufe mehrerer Tage oder Wochen abgebaut. Anfangs unterstützt die Pflegekraft den Bewegungsablauf aktiv. Danach reduziert die Pflegekraft ihre Hilfe auf das Geben von Bewegungsimpulsen. Letztlich sollte der Bewohner in der Lage sein, die Mobilisierung eigenständig durchzuführen; ggf. unter Beobachtung und unter Anleitung der Pflegekraft.
  • Die Maßnahme wird im Lagerungs- und Bewegungsplan dokumentiert.
  • Alle relevanten Veränderungen der Gesundheit oder des Verhaltens des Bewohners werden dokumentiert
  • Ggf. wird die Pflegeplanung angepasst.

Dokumente:

  • Berichtsblatt
  • Lagerungs- und Bewegungsplan
  • Pflegeplanung

Verantwortlichkeit / Qualifikation:

  • Pflegekräfte