Standard "Pflege
von Senioren mit Blähungen"
Definition:
Blähungen sind eine
Luft- bzw. Gasansammlung im Magen-Darm-Bereich. In der Folge klagen
Betroffene über Druck- und Völlegefühl (Meteorismus) sowie den Abgang
von Darmgasen (Flatulenz). Ursachen sind Unverträglichkeiten bestimmter
Nahrungsmittel, Pilzinfektionen des Magen-Darm-Traktes sowie das
Verschlucken von Luft als Folge hastiger Nahrungsaufnahme.
Grundsätze:
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Blähungen können ein Frühwarnzeichen für
ernste Erkrankungen sein. Falls sich die Blähungen intensivieren
oder dauerhaft auftreten, raten wir dem Bewohner zu einer ärztlichen
Kontrolle.
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Wir arbeiten eng mit dem behandelnden
Hausarzt zusammen.
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Eine medikamentöse Behandlung ist in der
Regel nicht notwendig und wird von uns erst dann angestrebt, wenn
bekannte Hausmittel keine Wirkung zeigen.
Ziele:
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Der Bewohner hat möglichst wenige Blähungen.
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Der Bewohner fühlt sich wohl.
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Das soziale Leben des Bewohners bleibt
intakt. Der Bewohner wird nicht ausgegrenzt.
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Auslösende Krankheiten werden erkannt und
wirksam behandelt.
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Der Bewohner kennt und meidet Nahrungsmittel,
die bei ihm Blähungen auslösen.
Vorbereitung:
allgemeine Maßnahmen
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Wir bilden unser Personal kontinuierlich zum
Thema Ernährung und Darmerkrankungen fort.
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Wir halten stets aktuelle Literatur auch zum
Thema Ernährung und Darmerkrankungen bereit.
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Wir beraten unsere Bewohner auf Wunsch zu
diesen Themen. Insbesondere raten wir von eigenmächtigen
Selbstbehandlungen ab.
Informationssammlung
Wir sammeln alle Informationen, die
für die Behandlung der Blähungen relevant sein könnten:
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Gibt es bekannte Unverträglichkeiten bei
Nahrungsmitteln?
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Gibt es eine bekannte Erkrankung wie etwa:
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Morbus Crohn
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Colitis ulcerosa (Entzündung der
Dickdarmschleimhaut)
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Malassimilation (verminderte
Nährstoffausnutzung)
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Leberzirrhose ("Schrumpfleber")
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Seit wann leidet der Bewohner unter
Blähungen?
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Wie ernährt sich der Bewohner bislang? Liegt
eine Fehlernährung vor?
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Treibt der Bewohner Sport?
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Hat der Bewohner Übergewicht oder
Untergewicht?
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Leidet der Bewohner unter Durchfall oder
Fettstuhl?
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Leidet der Bewohner unter Ödemen?
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Leidet der Bewohner unter Schwächegefühl?
Bestimmung der Ressourcen
Wir klären, welche Fähigkeiten der
Bewohner nutzen kann, um die Erkrankung zu überwinden oder zu lindern.
Etwa:
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Der Bewohner kennt die Auslöser der
Blähungen.
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Der Bewohner kann die Darmgase gesteuert
ablassen. Es gibt kaum unkontrollierten Abgang.
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Der Bewohner ist in einem guten
Allgemeinzustand.
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Der Bewohner ist körperlich aktiv.
Verzicht auf Nahrungsmittel, die
häufig Blähungen auslösen
Der betroffene Bewohner sollte
verschiedene Nahrungsmittel meiden:
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Blähende Komponenten wie Kohl, Hülsenfrüchte
oder Zwiebeln werden vermieden.
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Kohlensäurehaltige Getränke werden durch
stilles Wasser ersetzt.
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Stark blähende Speisen können ggf. mit Kümmel
zubereitet werden.
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Der Verzehr von zuckerhaltigen Speisen sollte
minimiert werden, insbesondere wenn diese zusammen mit
Vollkornprodukten gegessen werden.
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Eine weitergehende Diät kann sinnvoll sein.
Führen eines Ernährungstagebuches
Wenn sich die
Nahrungsmittelunverträglichkeit nicht genau zuordnen lässt, sollte der
Betroffene ein Ernährungstagebuch führen.
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Alle Nahrungsmittel, die der Bewohner zu sich
nimmt, werden sorgfältig mit Datum, Uhrzeit und Menge dokumentiert.
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Wenn Blähungen auftreten, kann der Kreis der
auslösenden Nahrungsmittel Schritt für Schritt eingeschränkt werden.
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Sofern die Nahrungsmittel für eine gesunde
Ernährung nicht zwingend notwendig sind, werden diese in Zukunft
vermieden.
Vorsorgemaßnahmen während des Essens
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Der Bewohner sollte langsam essen und gut
kauen (mindestens 15 Kaubewegungen pro Bissen).
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Der Bewohner sollte nur kleinere Mahlzeiten
zu sich nehmen, dafür aber häufiger am Tag essen.
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Der Bewohner sollte während des Essens nicht
unnötig viel Flüssigkeit zu sich nehmen.
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Ggf. kann es sinnvoll sein, die Kleidung zu
lockern und vor allem den Gürtel weiter zu stellen.
Vorsorgemaßnahmen nach dem Essen
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Der Bauch des Bewohners kann mit kreisenden
Bewegungen in Richtung des Darmverlaufes mit Kümmel-Anis-Salbe
eingerieben und massiert werden.
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Ggf. kann der Bewohner eine Wärmflasche oder
feuchtheiße Bauchwickel auflegen (Vorsicht bei Neuropathie!)
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Der Bewohner sollte sich im Rahmen seiner
körperlichen Fähigkeiten sportlich bewegen.
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Wir raten dem Bewohner, den Drang aufzustoßen
oder Darmgase abzulassen, nicht zu unterdrücken.
Durchführung:
Hausmittel
Durchführung: Hausmittel Wir nutzen
verschiedene Hausmittel, um Blähungen zu mildern:
Kümmel/Fenchel-Tee:
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1 EL Kümmel/Fenchel in die Tasse geben
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kochendes Wasser hinzugeben
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20 Minuten ziehen lassen und dann abseihen
Anistee:
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1 gehäuften EL zerdrückte Anisfrüchte in eine
große Tasse geben
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250 ml kochendes Wasser hinzugeben
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10 Minuten ziehen lassen
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den lauwarmen Tee in kleinen Schlucken
trinken
Melissentee:
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1 bis 3 EL Melissenblätter in eine Tasse
geben
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kochendes Wasser hinzugeben
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10 bis 15 Minuten ziehen lassen und dann
abseihen
medizinisch-pflegerische Maßnahmen
Gemeinsam mit dem Hausarzt prüfen wir, welche
zusätzlichen Maßnahmen notwendig sind:
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Legen eines Darmrohres, das etwa 5 bis 10
Zentimeter in den Enddarm eingeführt wird.
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Einläufe
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Medikamente mit entblähender Wirkung
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Stuhlprobe für Laboruntersuchung
Nachbereitung:
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Alle Maßnahmen werden sorgfältig
dokumentiert:
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Wie äußert sich der Bewohner zu seinen
Beschwerden?
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Welche Wirkung zeigen die Medikamente,
welche Nebenwirkungen werden verzeichnet?
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Wie gut spricht der Bewohner auf die
Wärmebehandlungen an?
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Welche Einschränkungen treten auf?
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Alle relevanten Veränderungen werden umgehend
dem Hausarzt mitgeteilt.
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Die Pflegeplanung wird regelmäßig
aktualisiert und auf Umsetzbarkeit kontrolliert.
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Ggf. aufgetretene Probleme werden im
Qualitätszirkel thematisiert.
Dokumente:
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ärztliches Verordnungsblatt
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Pflegebericht
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Pflegeplanung
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Leistungsnachweis
Verantwortlichkeit /
Qualifikation: