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Notfallstandard "Hämatemesis, Teerstuhl und Blutstuhl"

Blutbeimengungen im Stuhl oder im Erbrochenen können alles bedeuten - oder auch gar nichts. Oftmals lösen banale Läsionen ein dramatisches Symptombild aus, während lebensbedrohliche Schädigungen leicht übersehen werden. Wir zeigen Ihnen, wie Sie optimal auf einen solchen Notfall reagieren.


Notfallstandard "Hämatemesis, Teerstuhl und Blutstuhl"


Definition:

  • Anhand des Aussehens von Stuhl oder Erbrochenem können Rückschlüsse auf etwaige Schädigungen im Magen-Darm-Trakt gezogen werden. In Frage kommen:
    • Tumore
    • Geschwüre, etwa im Magen oder im Zwölffingerdarm (Ulkuskrankheit)
    • Entzündungen, etwa in der Speiseröhre oder im Dickdarm
    • Krampfadern, etwa in der Speiseröhre, Hämorrhoiden
    • Störungen der Blutgerinnung
    • Medikamentennebenwirkungen
  • Unterscheidung:
    • Eine sog. "obere Gastrointestinalblutung" liegt vor, wenn die Blutung in der Speiseröhre, im Magen oder im oberen Dünndarm vorkommt.
    • Eine sog. "untere Gastrointestinalblutung" liegt vor, wenn die Blutung im unteren Dünndarm, im Dickdarm, im Enddarm oder im After auftritt.
  • Blutausscheidung per Erbrechen (sog. "Hämatemesis"):
    • Der erbrochene Mageninhalt hat oft Ähnlichkeit mit "Kaffeesatz". Auslöser ist dann ein Geschwür oder ein Tumor im Bereich des Magens oder des Zwölffingerdarms. Neun von zehn Gastrointestinalblutungen sind in diesem Bereich lokalisiert.
    • Wird hell-flüssiges Blut erbrochen, liegt die Ursache oft bei Tumoren oder Verletzungen der Speiseröhre. Als Auslöser kommen auch Ösophagusvarizen in Frage. Entleert der Bewohner große Mengen Blut, liegt oft eine Massenblutung durch ein Magengeschwür vor.
  • Blutausscheidung über den Darm
    • Wird das Blut über den Darm ausgeschieden, so entsteht zumeist Teerstuhl ("Meläna"); eine schwarze und glänzende Stuhlmasse mit klebriger Konsistenz. Ausgelöst wird diese Teerstuhl-Symptomatik durch Gefäßverletzungen im Nasen-Rachen-Raum, in der Speiseröhre, im Magen sowie im oberen Abschnitt des Zwölffingerdarms.
    • Liegt die Schädigung in tieferen Darmbereichen, wird kein Teerstuhl gebildet, da hier keine Säure mehr auftritt. Ein solcher analer Abgang von rotem Blut wird "rote Darmblutung" oder "Hämatochezie" genannt.
    • Wenn das Blut auf der Stuhlmasse lediglich aufgelagert ist und es zudem frisch und hellrot wirkt, können verletzte Hämorrhoiden oder Tumore im Mastdarmbereich die Ursache sein.
  • Hinweis: Die Lokalisierung der Blutungsquelle ist schwierig.
    • Teerstuhl ist kein sicherer Hinweis auf die Lokalisation einer Schädigung, da er sich auch ohne Kontakt zu Magensäure bilden kann. Bleibt das Blut länger als acht Stunden im Darm, zersetzt es sich ebenfalls und färbt sich schwarz.
    • Andererseits kann bei oberen Gastrointestinalblutungen die Bildung von Teerstuhl trotz Kontakt mit Magensäure ausbleiben, wenn die Schädigung so umfangreich ist, dass sehr viel Blut einströmt.
    • Wenn Blut im Stuhl oder im Erbrochenen gefunden wird, bedeutet das nicht zwingend, dass die Blutungsquelle im Magen-Darm-Bereich liegt. Oftmals wird das Symptombild durch ein verletztes Gefäß im Nasen-Rachen-Raum ausgelöst.

Grundsätze:

  • Wenn hinreichende Anzeichen für einen Notfall sprechen, wird immer ein Notarzt gerufen. Die Folgen eines oder ggf. auch mehrerer Fehlalarme wiegen weniger schwer als eine verzögerte Behandlung bei einem echten Notfall.
  • Der Notruf erfolgt auch dann, wenn der Bewohner diesen nicht wünscht, etwa weil er die Gefährdung nicht korrekt einschätzt.
  • Die schriftliche Patientenverfügung wird beachtet, insbesondere bei Reanimationen.

Ziele:

  • Das Leben des Bewohners wird geschützt.
  • Der Notfall wird schnell und korrekt erkannt.

Vorbereitung:

Allgemeines

  • Das Leben des Bewohners wird geschützt.
  • Der Notfall wird schnell und korrekt erkannt.
  • Wir empfehlen dem Bewohner, die eigene Stuhlausscheidung zu überwachen und Auffälligkeiten an die Pflegekraft zu melden.
  • Die richtigen Maßnahmen bei derartigen Blutausscheidungen werden regelmäßig im Rahmen der Erste-Hilfe-Ausbildung thematisiert.
  • Wir halten stets aktuelle Fachliteratur zu diesem Thema bereit.

Durchführung:

Ausschluss anderer Ursachen

  • Wir prüfen, ob es andere Ursachen für eine Stuhlverfärbung gibt.
    • Hat der Bewohner Blutwurst, Rotwein, Johannisbeeren, Rote Bete, Blaubeeren oder Spinat gegessen?
    • Erhält der Bewohner Kohletabletten, Wismutpräparate oder Eisentabletten?
  • Wenn die hier angegebenen alternativen Auslöser zweifelsfrei gegeben sind, sehen wir ggf. von der Alarmierung des Notarztes ab. Maßgeblich für diese Entscheidung ist der Allgemeinzustand des Bewohners. Ansonsten werden die hier folgenden Notfallmaßnahmen eingeleitet.

Notfallmaßnahmen

  • Wir informieren den Notarzt über den Gesundheitszustand des Bewohners und bereiten uns auf die Krankenhauseinweisung vor.
  • Die Vitaldaten werden ermittelt, insbesondere Puls, Blutdruck, Atmung und Bewusstseinslage. Wir achten insbesondere auf Schocksymptome wie schneller und flacher Puls, niedriger Blutdruck und Bewusstseinsstörungen. Weitere Symptome können Schwindel, Atemnot und eine auffallend blasse Gesichtsfarbe sein.
  • Der Bewohner darf keine Flüssigkeit oder Nahrung zu sich nehmen, da er ggf. in kurzer Zeit operiert wird.
  • Eine Pflegekraft bleibt stets beim Bewohner und beruhigt ihn.
  • Der Oberkörper wird flach gelagert. Die Beine werden hochgelagert, sofern keine Herzkrankheiten bekannt sind.

Verhalten bei Bluterbrechen

  • Die Pflegekraft zieht Schutzkleidung an. Dazu zählen insbesondere Einmalhandschuhe.
  • Der Bewohner wird aufgefordert, sich in eine aufrechte Position zu bringen. Ggf. wird er dabei unterstützt.
  • Falls sich der Bewohner eigenständig nicht in aufrechter Position halten kann, wird das Kopfteil des Bettes aufgestellt und der Bewohner mit Kissen unterstützt.
  • Falls möglich, wird dem Bewohner vor dem Erbrechen die Zahnprothese entnommen. Ansonsten besteht die Gefahr, dass das Gebiss aus dem Mund heraus fällt.
  • Falls sich der Bewohner aufgrund einer Krankheit nicht aufsetzen darf oder bewusstlos ist, wird er in eine stabile Seitenlage gebracht und der Kopf zur Seite gedreht.
  • Ggf. wird die Kleidung des Bewohners gelockert. Sie wird falls möglich mit Zellstoff vor Verschmutzung geschützt.
  • Der Bewohner wird aufgefordert, ruhig und gleichmäßig zu atmen.
  • Falls notwendig, wird der Bewohner abgesaugt.
  • Sofern es der Bewohner nicht bis zur Toilette schafft, wird ihm eine Nierenschale bereitgestellt.
  • Wir halten für den Bewohner feuchte Tücher zur Reinigung bereit.
  • Das Erbrochene wird nicht entsorgt, sondern in einer Schale gesammelt und dem Notarzt gezeigt.

Verhalten bei blutigem Stuhl

  • Die Pflegekraft zieht Schutzkleidung an. Dazu zählen insbesondere Einmalhandschuhe.
  • Eine Stuhlprobe wird aufbewahrt und dem Notarzt gezeigt. Wir nutzen ggf. ein Steckbecken.

Informationssammlung

  • Wir stellen für den Notarzt alle relevanten Informationen zusammen:
    • Nimmt der Bewohner Gerinnungshemmer ein (z.B. Marcumar)?
    • Erhält der Bewohner Medikamente, die die Entstehung eines Ulkus fördern, etwa Azetylsalizylsäure?
  • Wir bedenken, dass Teerstuhl erst einige Stunden nach Entstehung der Wunde auftritt. Wir "rechnen" also zurück: Klagte der Bewohner unlängst über relevante Beschwerden, etwa beim Essen? Gab es andere ungewöhnliche Beobachtungen?

weitere Maßnahmen

  • Bei Ankunft des Rettungstransportwagens und des Notarztes wird der Arzt ausführlich eingewiesen.
  • Die Dokumente werden übergeben.
  • Alle weiteren im Standard "Krankenhauseinweisung" beschriebenen Maßnahmen werden umgesetzt.

Nachbereitung:

weitere Maßnahmen nach Abfahrt des Bewohners im Rettungstransportwagen

  • Das Ereignis wird sorgfältig dokumentiert.
  • Die Pflegedienstleitung und die Heimleitung werden (sofern noch nicht geschehen) informiert.
  • Der Verlauf der Geschehnisse von den ersten Symptomen bis zum Eintreffen des Notarztes wird im Team noch einmal besprochen. Ziel ist es, ggf. aufgetretene Versäumnisse zu identifizieren.
  • Alle Flächen, die mit Blut, mit Stuhl oder mit Erbrochenem in Kontakt gekommen sind, werden sorgfältig desinfiziert. Die Pflegekraft führt eine hygienische Händedesinfektion durch.

Prognose

  • Jede Gastrointestinalblutung ist möglicherweise lebensgefährlich. Die Letalität liegt bei fünf bis zehn Prozent.

Dokumente:

  • Berichtsblatt
  • Fragen an den Arzt

Verantwortlichkeit / Qualifikation:

  • alle Mitarbeiter