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Notfallstandard "Bluthusten (Hämoptyse und Hämoptoe)"

Bei Bluthusten sollten sich Pflegekräfte nicht allzu lange mit der Ursachenforschung aufhalten. Denn egal, welchen Grund der Bluthusten auch immer haben mag: Lebensgefahr besteht fast immer.


Notfallstandard "Bluthusten (Hämoptyse und Hämoptoe)"


Definition:

    Bei verschiedenen Krankheitsbildern kann es zum Bluthusten kommen, also der Beimengung von Blut im Sputum. Neben einer starken Bronchitis kommen vor allem ein Bronchialkarzinom oder ein Lungeninfarkt als Auslöser in Betracht. Je nach Volumen des ausgehusteten Blutes wird zwischen Hämoptoe (mehr als 50 ml) und Hämoptyse (weniger als 50 ml) unterschieden. In der Praxis werden beide Begriffe jedoch i.d.R. gleichbedeutend genutzt.

Grundsätze:

    Jede Blutbeimengung im Sputum ist ein Notfall. Wir gehen stets von Lebensgefahr aus. Es wird immer ein Notarzt gerufen. Die Folgen eines oder ggf. auch mehrerer Fehlalarme wiegen weniger schwer als eine verzögerte Behandlung bei einem echten Notfall. Der Notruf erfolgt auch dann, wenn der Bewohner diesen nicht wünscht, etwa weil er die Gefährdung nicht korrekt einschätzt.

Ziele:

    Der Bluthusten wird schnell und korrekt als Gefahr erkannt. Bis zum Eintreffen des Notarztes wird der Bewohner korrekt versorgt. Der Sauerstoffbedarf des Körpers wird gesichert. Das Herz wird entlastet.

Vorbereitung:

allgemeine Maßnahmen

    Die richtigen Maßnahmen bei Bluthusten werden regelmäßig im Rahmen der Erste-Hilfe-Ausbildung thematisiert. Wir halten stets aktuelle Fachliteratur zu diesem Thema bereit.

Abgrenzung von ähnlichen Krankheitsbildern

Verschiedene Krankheitsbilder führen zu ähnlichen Symptomen.

    Beim Bluterbrechen ("Hämatemesis") stammt das Blut aus dem Magen. Durch die Einwirkung des Magensaftes ist es sehr dunkel und erinnert an Kaffeesatz.
(Hinweis: Hämoptoe und Hämatemesis lassen sich mit einem Streifen Indikatorpapier voneinander abgrenzen. Stammt das Blut aus dem Magen, so ist der pH-Wert geringer als 7, also "sauer". Blut aus den Luftwegen ist mit einem ph-Wert von mehr als 7 hingegen alkalisch.)
    Bei einer Ösophagusvarizenblutung ist das Blut hellrot und schaumig. Es können erhebliche Blutmengen auftreten. Auch Blutungen aus der Nase oder aus dem Rachen können mit Bluthusten verwechselt werden.

Informationssammlung

Sofern Zeit dafür bleibt, prüfen wir, welche Faktoren den Bluthusten ausgelöst haben könnten. Wir prüfen insbesondere, ob der Bewohner in der Vergangenheit unter folgenden Krankheitsbildern litt:

    Gefäßarrosion oder Ruptur als Folge von Tumorerkrankungen Lungenkavernen Aspergillom (Schimmelpilzinfektion) Lungenembolie oder Lungeninfarkt Infektionen wie etwa Bronchitis, Pneumonie, Lungenabszess oder Tuberkulose System- und Autoimmunerkrankungen wie etwa das Goodpasture-Syndrom oder die Wegener-Klinger-Granulomatose Lungenhämosiderose Bronchiektasen (Ausweitungen der Atemgangswege) Linksherzinsuffizienz mit Lungenstauung Gerinnungsstörungen

Durchführung:

erste Maßnahmen

    Wir verständigen den Arzt/Notarzt. Die Krankenhauseinweisung wird vorbereitet. Die Pflegekräfte sollten Ruhe ausstrahlen und Hektik vermeiden. Der Bewohner wird bis zum Eintreffen des Arztes nicht allein gelassen. Der Oberkörper des Bewohners wird erhöht gelagert. Ausgehustetes Sputum wird in einem Gefäß aufgefangen und dem Notarzt gezeigt. Die Farbe und Konsistenz des Sputums werden erfasst. Die Atemwege werden frei gemacht. Ggf. wird der Bewohner abgesaugt. Einengende Kleidung wird geöffnet. Ggf. wird eine Mundpflege durchgeführt. Der Bewohner erhält keine Speisen oder Getränke. Die Vitalwerte werden engmaschig überwacht, insbesondere Blutdruck, Puls und Atmung. Der Zustand der Haut wird erfasst, insbesondere eine ggf. auftretende Blässe oder Zyanose. Alle Werte, Beobachtungen und durchgeführte Maßnahmen werden dokumentiert und dem eintreffenden Arzt/Notarzt mitgeteilt.

Hygienemaßnahmen

    Bei der Versorgung des Bewohners sind stets Handschuhe zu tragen. Die Pflegekraft sollte vermeiden, sich vom Bewohner anhusten zu lassen. Ggf. sind eine Maske und eine Schutzbrille anzulegen. Flächen, die mit dem Sputum in Kontakt gekommen sind, werden per Flächendesinfektion gereinigt.

Nachbereitung:

Organisation

nach Abfahrt des Bewohners im Rettungstransportwagen

    Das Ereignis wird sorgfältig dokumentiert. Die Pflegedienstleitung und die Heimleitung werden (sofern noch nicht geschehen) informiert. Ggf. werden die Angehörigen informiert.

Prognose

    Nach Einlieferung in ein Krankenhaus durchläuft der Bewohner i.d.R. eine umfassende Diagnostik. Dazu zählen insbesondere eine Röntgen-Thorax-Aufnahme, Bronchoskopie und ggf. eine bronchiale Angiographie. Die Überlebenschancen sind abhängig von der auslösenden Grunderkrankung. In vielen Fällen jedoch ist der Bluthusten ein Indiz für einen weit fortgeschrittenen Krankheitsverlauf. Die Prognosen sind dann entsprechend ungünstig.

Dokumente:

    Berichtsblatt Vitaldatenblatt Medikamentenblatt

Verantwortlichkeit / Qualifikation:

    alle Pflegekräfte