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Standard "Brustwickel"
(ambulante Pflege)
Ab und zu können Pflegekräfte einiges von Senioren
lernen. Die heilende Wirkung von Brustwickeln etwa ist vielen alten
Menschen noch aus ihrer Kindheit vertraut - lange bevor unsere modernen
Antibiotika und Hustenlöser zur Verfügung standen. Bei einigen
Krankheitsbildern ist diese Maßnahme indes strikt kontraindiziert.
Standard "Brustwickel"
(ambulante Pflege)
Definition:
-
Der Brustwickel ist eine alternative
Pflegemethode. Auf dem Brustbereich werden dabei Wickel angelegt, die
eine wohltuende Wirkung haben. Häufig eingesetzt werden Kartoffel-,
Zitronen- und Thymianwickel.
-
Hauptanwendungsgebiet des Brustwickels sind
Atemwegserkrankungen wie Bronchitis (Entzündung der
Bronchialschleimhaut), Pleuritis (Brustfellentzündung) oder Pneumonie
(Entzündung des Lungenparenchyms).
Anmerkung: Bei der Durchführung von Brustwickeln gibt es zahlreiche
(häufig lokale) Abweichungen. Sie sollten unser Muster daher an die in
Ihrem Team übliche Vorgehensweise anpassen.
Grundsätze:
-
Die Anwendung von Wickeln wird ggf. mit dem
behandelnden Hausarzt abgesprochen und wird nur von entsprechend
fachkundigen Pflegekräften durchgeführt.
-
Brustwickel sind eine Ergänzung zu Medikamenten
wie etwa Antibiotika und Antitussiva - aber kein Ersatz. Eine ärztliche
Behandlung darf nicht dadurch verschleppt werden, dass zunächst
versucht wird, die Krankheit per Brustwickel in "Eigenregie" zu
kurieren.
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Wir beachten strikt die Kontraindikationen.
-
Brustwickel zählen zwar zu den alternativen
Pflegemethoden, können aber bei falscher Anwendung massiven Schaden
erzeugen, etwa durch:
-
Auskühlen des Klienten
-
Verbrühen von Hautregionen
-
allergischen Hautreaktionen
-
Eine kontinuierliche Anwendung einer einzelnen
Wickelmethode ist zumeist wirksamer als planloses Ausprobieren
verschiedenster Varianten von Brustwickeln.
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Die Anzahl der Anwendungen pro Tag ist abhängig
von den Inhaltsstoffen sowie von der körperlichen Konstitution. Die
Häufigkeit wird mit dem Hausarzt abgesprochen. Zumeist ist ein Wickel
pro Tag ein guter Wert.
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Für Wickel verwenden wir keine rein
synthetischen Stoffe, da diese zu einem Wärmestau führen können.
Synthetikmischungen sind mit Vorsicht zu nutzen.
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Die Zusatzstoffe beziehen wir ggf. von der
Apotheke oder von professionellen Postversendern. Produkte aus dem
Supermarkt sind häufig kritisch zu sehen.
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Heißes Wasser wird vor der Anwendung stets per
Thermometer geprüft. Die Anzeige etwa des Durchlauferhitzers kann
fehlerhaft sein. Es drohen Verbrennungen.
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Wir beachten, dass das Temperaturempfinden von
Klient zu Klient schwanken kann. Wir nehmen daher alle Äußerungen des
Klienten stets ernst.
-
Die Zeit, in der der Brustwickel angelegt wird,
lässt sich gut für eine psychosoziale Betreuung unserer Klienten nutzen.
-
Bei der Durchführung ist es wichtig, schnell
aber nicht hastig vorzugehen, um den Klienten nicht unnötig auszukühlen.
-
Verwirrte und desorientierte Klienten dürfen
während der Anwendung nicht allein gelassen werden.
Ziele:
-
Die Beschwerden lassen nach.
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Die Durchblutung der Haut wird verbessert.
-
Das lokale Stoffwechselgeschehen wird
unterstützt.
-
Unterschiedliche Zusätze wie etwa Wirkstoffe
aus Heilkräutern oder ätherische Öle entfalten ihre wohltuende Wirkung.
-
Der Klient bekommt das Gefühl, dass seine
Beschwerden ernst genommen werden und dass sein Wohlbefinden im Zentrum
unserer Arbeit steht.
-
Der Klient kommt zur Ruhe und findet die Kraft
für Selbstheilungsprozesse.
Vorbereitung:
allgemein
-
In regelmäßigen Teambesprechungen werden die
Erfahrungen mit Brustwickeln regelmäßig thematisiert. Also etwa, als
wie wirksam sich verschiedene Methoden erwiesen haben.
Indikation
-
Wir setzen Brustwickel bei folgenden
Krankheitsbildern ein:
-
Atemunterstützung im Rahmen der
Pneumonieprophylaxe
-
Pneumoniebehandlung
-
trockener Husten
-
Bronchitisbehandlung
Kontraindikation
Wir verzichten
i.d.R. auf den Einsatz von Brustwickeln bei folgenden Krankheitsbildern:
-
hohes Fieber (Ein Brustwickel darf nicht
verwendet werden, da sonst die Temperatur noch weiter ansteigen würde.)
-
allgemeine Schwäche
-
deutliche Herzkreislaufeinschränkung
-
Bluthochdruck
-
zu niedriger Blutdruck
Wenn der Klient unter einem eingeschränkten Temperaturempfinden leidet,
werden keine heißen Brustwickel, sondern ggf. Ölkompressen eingesetzt.
Typische Krankheitsbilder sind:
-
Polyneuropathie (Erkrankung peripherer Nerven
aus nichttraumatischer Ursache)
-
arterielle Verschlusskrankheit
-
Cortisonhaut
notwendiges Material
-
Innentuch: weiches Baumwolltuch, je nach
Körperumfang 30 bis 50 cm breit
-
Außentuch: Baumwoll- oder Leinentuch, etwa 20
cm größer als das Innentuch
-
ein größeres Wringtuch
-
Wickellösung: gr. Schüssel mit 40 bis 50 °C
warmen Wasser
-
individuelle Zusätze für das Wasser
weitere Maßnahmen:
-
Für die erfolgreiche Anwendung von Brustwickeln
ist Ruhe notwendig. Wir planen den Einsatz so, dass der Klient während
der Durchführung und 30 Minuten danach nicht gestört wird. Zudem sollte
der Klient vor der Maßnahme nicht körperlich aktiv gewesen sein.
-
Der Klient wird über die Maßnahme informiert
und stimmt dieser zu.
-
Fenster und Türen werden geschlossen und der
Raum ggf. geheizt.
-
Dem Klienten wird ein Toilettengang angeboten.
-
Vor dem Anlegen der Wickel werden der
Bewusstseinszustand und die Vitaldaten des Klienten ermittelt.
-
Der Klient wird bequem gelagert.
-
Dem Klienten wird ein Getränk angeboten.
-
Soweit der Klient zustimmt, werden der
Fernseher und das Radio ausgeschaltet.
-
Der Klient wird aufgefordert, etwa bei einem
Juckreiz oder Schmerzen die Pflegekraft zu rufen.
Durchführung:
reguläre Anwendung
-
Die Pflegekraft führt eine hygienische
Händedesinfektion durch.
-
Das Innentuch wird von beiden Seiten zur Mitte
hin aufgerollt. (Es erinnert dann an die Form einer antiken
Schriftrolle.)
-
Das Wringtuch wird auf dem Tisch ausgebreitet.
Das Innentuch wird auf dem Wringtuch abgelegt.
-
Nun gießt die Pflegekraft das heiße Wasser
(Wickellösung) über das Innentuch, bis dieses völlig durchfeuchtet ist.
-
Die Pflegekraft fasst das Wringtuch an den
trockenen Enden. Durch ein kraftvolles Verdrehen der Tuchenden
gegeneinander wird dem Innentuch Feuchtigkeit entzogen.
-
Die Pflegekraft und danach der Klient prüfen,
ob das Tuch nicht zu heiß ist. Ansonsten drohen Verbrennungen. Dennoch
wird der Klient darauf vorbereitet, dass es heiß werden wird und dass
er das anfängliche Hitzegefühl ertragen sollte.
-
Die Pflegekraft legt das Tuch faltenfrei um den
Brustkorb. Dieses geschieht von der Lendenwirbelsäule aus in Richtung
Bauch. Die Pflegekraft bedeckt das Innentuch danach sofort mit dem
Außentuch.
-
Der Klient wird danach mit einem Schaffell oder
der Bettdecke vor Auskühlung geschützt. Wichtig: Auch die Füße müssen
zugedeckt werden.
-
Ggf. stellen wir dem Klienten eine
Wahrnehmungsaufgabe. Er soll etwa später berichten, wohin die Wärme
ausgestrahlt hat.
-
Die Pflegekraft überprüft nun engmaschig das
Befinden des Klienten. Sofern er nicht über Beschwerden klagt, sollte
der Brustwickel 30 Minuten aufgelegt bleiben.
-
Die Pflegekraft nimmt den Wickel ab. Sie
kontrolliert die darunter liegende Haut auf allergische Reaktionen.
-
Danach wäscht sie den Brustkorb und trocknet
ihn ab.
-
Ggf. erhält der Klient frische Bekleidung, etwa
wenn er stark schwitzte.
-
Der Klient sollte eine halbe Stunde ruhen.
Kartoffelkompresse:
Ein Brustwickel mit
Kartoffeln wirkt schleimlösend, schmerzlindernd und krampflösend. Die
Wirkung basiert auf der Fähigkeit der Kartoffeln, Wärme über längere
Zeit zu halten und abzugeben. zusätzliches Material:
-
Zwischendecke aus Leinen
-
fünf bis sieben Kartoffeln, gesäubert und mit
Schale gekocht
-
Klebeband
Ausführung:
-
Die heißen Kartoffeln werden auf dem Innentuch
abgelegt. Die Ränder des Tuches sollten die Kartoffeln von allen Seiten
bedecken. Die Kartoffeln werden zerdrückt.
-
Mit Klebeband wird die Kompresse verschlossen
und sollte dann rund zehn Minuten abkühlen.
-
Der Klient prüft die Temperatur. Achtung: Das
Kartoffelinnere ist viel heißer als die Oberfläche!
-
Die Kompresse wird mit einem Zwischentuch
umwickelt und auf der Brust des Klienten abgelegt.
-
Der Klient wird befragt, ob die Temperatur
angenehm ist.
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Der Brustwickel wird auf der Brust belassen,
bis er die Wärme abgegeben hat. Falls notwendig kann die Kompresse mit
einer Wärmflasche wieder aufgeheizt werden.
Brustwickel mit
Thymian:
Ein Brustwickel mit
Thymian fördert die Sekretlösung und lindert Verkrampfungen. Er hemmt
zudem das Bakterienwachstum. zusätzliches Material:
-
sechs Esslöffel Thymiankraut
-
Zwischentuch
-
Wärmflasche
Herstellung des Thymianzusatzes:
-
Das Thymiankraut wird mit einem viertel Liter
fast kochendem Wasser übergossen. Das Gemisch sollte dann einige
Minuten ziehen und wird dann durch ein Sieb in die Schüssel abgegossen.
-
In die Schüssel wird dann erneut ein viertel
Liter fast kochendes Wasser gegeben.
-
Der Zusatz kann nach dem Abkühlen als
Wickellösung genutzt werden.
Brustwickel mit
Zitrone
Ein heißer
Zitronenwickel ist sinnvoll bei vielen Erkältungskrankheiten wie etwa
Husten. Nach vorheriger ärztlicher Anordnung kann er sogar bei
Pneumonie oder Bronchitis genutzt werden. zusätzliches Material:
-
eine Zitrone aus Öko-Anbau (Pestizide
verursachen ggf. allergische Reaktionen.)
-
Gabel, Messer, Wasserglas
-
ein Zwischentuch aus Baumwolle
-
eine Schüssel mit kochend heißem Wasser
Herstellung des Zitronenzusatzes:
-
Das kochende Wasser wird in die Schale gegossen
und zwei Zitronenhälften hineingelegt.
-
Die Zitronenhälften werden mit der Gabel
gefasst und mit dem Messer mehrfach eingeschlitzt.
-
Nun wird die Zitrone im Wasser mit dem Boden
des Glases zerdrückt. Achtung: Das herkömmliche Auspressen
beeinträchtigt die Säuren und ätherischen Öle.
-
Der Zusatz kann nach dem Abkühlen als
Wickellösung genutzt werden.
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Das Tuch wird dem sitzenden Klient behutsam vom
Rücken ausgehend um den Brustkorb gelegt.
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Die Pflegekraft stellt sicher, dass die Atmung
nicht durch ein zu eng anliegendes Tuch behindert wird.
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Wegen der häufig vorkommenden Zitronenallergie
überwacht die Pflegekraft den Hautzustand und bricht die Maßnahme ggf.
ab.
Brustauflagen mit
Lavendelöl
Anwendungen mit
Lavendelöl fördern die allgemeine Entspannung und lindern asthmatische
Beschwerden. Auch bei Bronchitis und Pneumonie ist das Öl wirksam.
zusätzliches Material:
-
10 ml Lavendelöl 2%
-
lebensmittelechte Plastikfolie / Plastiktüte
-
fettdichtes Butterbrotpapier
-
2 Wärmflaschen
-
ggf. Watte oder Rohwolle
Herstellung der Auflage
-
Die Pflegekraft beträufelt das Baumwolltuch mit
dem Öl.
-
Das Tuch wird mit dem Butterbrotpapier
umwickelt.
-
Das Tuch wird zwischen zwei heiße Wärmflaschen
gelegt (wie der Käse in einem "Sandwich")
-
Nach fünf bis zehn Minuten hat das Öl eine gute
Temperatur erreicht und kann dem Klienten auf die Brust gelegt werden.
-
Dort kann das Tuch für einige Stunden
verbleiben. Eine zusätzliche Watteschicht kann helfen, die Wärme länger
zu speichern.
-
Die Auflage kann ggf. mehrfach genutzt werden,
wenn es in einer Plastiktüte gelagert und mit einigen Tropfen Öl
aufgefrischt wird.
Nachbereitung:
-
Dem Klienten wird ein Getränk angeboten.
-
Der Klient wird nach seinem Befinden und der
Wirkung des Brustwickels gefragt. Insbesondere sind die Wärmewirkung,
Schmerzlinderung und etwaiger Juckreiz wichtige Kriterien.
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Der Klient wird bequem gelagert.
-
Die Pflegekraft führt eine hygienische
Händedesinfektion durch.
-
Alle Maßnahmen und relevanten Beobachtungen
werden sorgfältig dokumentiert.
-
Ggf. wird der Hausarzt informiert.
Dokumente:
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Berichtsblatt
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Vitalzeichenkontrollblatt
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ggf. Fieberkurve
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Trinkprotokoll / Bilanzierungsbogen
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Durchführungsnachweis
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Leistungsnachweis medizinische Pflege
-
Fragen an den Arzt
-
Pflegeplanung
Verantwortlichkeit
/ Qualifikation:
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