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Standard "Pflege
von Senioren mit chronisch-lymphatischer Leukämie / CLL"
"Leukämie" - Wer diese Diagnose hört,
steht im ersten Moment unter Schock und formuliert danach schon
mal das eigene Testament. Dabei ist diese Krankheit insbesondere
für Senioren oftmals eher lästig als wirklich gefährlich.
Standard "Pflege von Senioren mit
chronisch-lymphatischer Leukämie / CLL"
Definition:
Die
chronisch-lymphatische Leukämie (auch kurz "CLL") zählt zu den
Non-Hodgkin-Lymphomen. Aus bislang ungeklärten Ursachen kommt es zu
einer Störung bei der Produktion von bestimmten weißen
Blutkörperchen. Diese entarteten Zellen können keine
Krankheitserreger mehr neutralisieren, vermehren sich aber
unkontrolliert.
Mehr und mehr
verdrängen diese Leukämiezellen gesunde Lymphozyten und alle
weiteren Blutzellen, die im Knochenmark gebildet werden. In der
Folge entsteht ein Mangel an Blutplättchen, an weißen und an roten
Blutkörperchen, was etwa zu einer erhöhten Infektanfälligkeit führt.
Die CLL ist
die häufigste Leukämieform. In Deutschland erkranken etwa 2400
Menschen im Jahr. Fast die Hälfte aller Patienten ist älter als 75
Jahre. Männer sind doppelt so häufig betroffen wie Frauen.
Die CLL wird
zumeist mit Medikamenten behandelt. Andere Verfahren wie etwa
Operationen oder Strahlentherapie werden nur selten genutzt.
Grundsätze:
Die Diagnose
"Leukämie" löst bei vielen Betroffenen unnötige Ängste aus. Es liegt
an uns, dem Bewohner wieder Zuversicht zu vermitteln. Bei vielen
Senioren ist der Krankheitsverlauf so langsam, dass die CLL
letztlich die Lebensspanne nicht relevant verkürzen wird.
Wir sind uns
stets bewusst, dass die Angst um die Gesundheit die Persönlichkeit
eines Menschen verändern kann. Wir sind daher im Umgang mit dem
Bewohner besonders nachsichtig.
Ziele:
Eine
chronisch-lymphatische Leukämie wird erkannt.
Der Bewohner
ist über seine Krankheit informiert. Er kennt das reale Risiko und
macht sich keine übertriebenen Sorgen.
Die
Lebensqualität des Bewohners bleibt so weit und so lange wie möglich
erhalten.
Die
Nebenwirkungen einer Zytostatika- oder Strahlentherapie werden durch
geeignete Pflegemaßnahmen zumindest teilweise kompensiert.
Vorbereitung:
achten auf Symptome
Die
chronisch-lymphatische Leukämie verursacht anfangs nur ein schwaches
Symptombild, das überdies häufig dem fortgeschrittenen Lebensalter
zugerechtet wird. Daher wird bei zwei von drei Betroffenen die Krankheit
nur zufällig entdeckt. Wir achten auf Symptome, die für eine sich
entwickelnde CLL sprechen:
Die
körperliche Leistungsfähigkeit des Bewohners ist gemindert.
Die
Lymphknoten sind am Hals, in der Achselhöhle und in der Leiste
beidseitig vergrößert, aber nicht druckempfindlich.
Die Milz und
ggf. auch die Leber sind vergrößert.
Ggf. sind die
Ohrspeicheldrüsen geschwollen.
Der Bewohner
leidet unter Nachtschweiß.
Der Bewohner
ist anfällig für Infektionen, wie etwa Herpes Zoster, Bronchitis
oder Lungenentzündung.
Es kommt
gehäuft zu Mykosen.
Die Haut des
Bewohners zeigt unklare Hautausschläge wie etwa Hautblutungen,
knotige Infiltrate oder Ekzeme. Der Betroffene klagt über starken
Juckreiz.
Durchführung:
Beratung
Wir lassen den
Bewohner mit seinen Ängsten nicht allein, sondern stehen ihm
jederzeit für ein Gespräch zur Verfügung. Wir sind uns bewusst, dass
"Blutkrebs" bei Erkrankten große Ängste auslöst. Wir verdeutlichen
dem Bewohner, dass es heute verschiedene wirksame Medikamente gibt,
die den Krankheitsverlauf positiv beeinflussen.
Wir stellen
auf Wunsch den Kontakt zu anderen Erkrankten her; etwa im Rahmen
einer Selbsthilfegruppe.
Pflegemaßnahmen
Wir
berücksichtigen, dass Erkrankte vergleichsweise schnell ermüden. Bei
anstrengenden Pflegemaßnahmen achten wir auf Anzeichen einer
Erschöpfung. Dieses etwa bei der Ganzkörperwaschung oder bei
Mobilisierungsübungen. Wir passen das Maß an Hilfestellung flexibel
an.
Bei
auftretendem Nachtschweiß muss die Haut des Bewohners durch eine
konsequente Intertrigoprophylaxe vor Reibungsschäden und Mazeration
geschützt werden.
Wenn der
Bewohner aufgrund der körperlichen Schwäche zunehmend Defizite im
Bereich der Mobilität aufweist, wird die Dekubitusprophylaxe
intensiviert.
Viele
Betroffene leiden aufgrund der Minderversorgung mit Sauerstoff unter
Schwindelgefühlen. Dieses erfordert Maßnahmen im Rahmen der
Sturzprophylaxe.
Wir planen
ausreichend Ruhe- und Entspannungsphasen ein, damit der Bewohner mit
seinen Kräften haushalten kann.
medikamentöse Therapie
Bei CLL
erfolgt die medikamentöse Therapie zumeist erst in späten
Krankheitsstadien, wenn etwa der Bewohner über deutliche Beschwerden
klagt oder eine Blutarmut auftritt. Auch ein Mangel an Blutplättchen
oder eine zu hohe Zahl an weißen Blutkörperchen erfordern häufig die
Applikation zusätzlicher Arzneimittel.
Körperlich
belastbare Bewohner erhalten Zytostatika in Kombination mit dem
therapeutischen Antikörper Rituximab ("MabThera"). Wir stellen uns
auf häufige Nebenwirkungen ein, wie etwa Fieber, Schüttelfrost,
Atembeschwerden und Hautausschläge.
Bei
körperlichen Einschränkungen erhalten Betroffene Chlorambucil
("Leukeran"). Dieser Wirkstoff hat verschiedene Nebenwirkungen wie
etwa Anämien, gastrointestinale Störungen (Übelkeit, Erbrechen,
Durchfall) sowie Ulzeration der Mundschleimhaut.
Bei gehäuft
auftretenden Infekten erhält der Bewohner Immunglobuline zur
Stärkung der Abwehrkräfte. Stark vergrößerte Lymphknoten werden ggf.
mit einer Strahlentherapie behandelt.
Pflege bei Zytostatikatherapie
-
Es
besteht ein erhöhtes Infekt- und Blutungsrisiko.
Der
Bewohner wird im Rahmen unserer Möglichkeiten von Infekten
geschützt. Er soll den Kontakt mit erkrankten Mitbewohnern sowie
Tieren meiden.
Der
Bewohner soll Tätigkeiten meiden, die mit einem erhöhten
Verletzungsrisiko verbunden sind. Dazu zählen insbesondere etwa
die Nassrasur oder hauswirtschaftliche Tätigkeiten, bei denen es
zu Schnittverletzungen kommen kann.
Der Bewohner
leidet häufig unter Übelkeit und Erbrechen. Allerdings lassen sich
diese Symptome gut durch Medikamente kompensieren.
Es kann zu
einer Appetitminderung kommen. Daher ist es wichtig, den
Ernährungszustand des Bewohners regelmäßig zu erfassen.
Chemotherapie
hat oft Haarausfall zur Folge, vor allem der Kopfhaare, aber auch
der Barthaare, Augenbrauen, Lider und der Schamhaare. Wenn die
Therapie abgeschlossen ist, wachsen die Haare wieder vollständig
nach. Wenn es der Bewohner wünscht, kann er in der Zwischenzeit eine
Perücke tragen.
Pflege bei Strahlentherapie
Die Strahlung
wird die Haut reizen. Das Bestrahlungsfeld sollte in den Wochen vor
und nach der Bestrahlung nicht oder nur sehr vorsichtig gewaschen
werden. Insbesondere wird die Haut trockengetupft und nicht trocken
gerieben. Wir nutzen zudem hautfreundliche Pflegemittel.
Häufig
erleidet der Bewohner einen sog. "Strahlenkater", also
Befindlichkeitsstörungen wie Müdigkeit, Unlust und Kopfschmerzen.
Auch bei der
Strahlentherapie ist das Infektionsrisiko erhöht.
Nachbereitung:
Prognose
Im Vergleich
zu anderen Leukämieformen ist die Prognose gut. In den ersten Jahren
wird die Lebensqualität nicht spürbar eingeschränkt. Der weitere
Krankheitsverlauf gestaltet sich häufig eher schleichend und kann
Jahrzehnte dauern. Viele erkrankte Senioren versterben letztlich
nicht an CLL, sondern an einer anderen alterstypischen Erkrankung.
(Hinweis: Die
derzeit gängigen Angaben zur Prognose basieren z.T. noch auf inzwischen
veralteten Behandlungsstrategien. Durch neue Medikamente sind die
aktuellen Prognosen offenbar noch einmal deutlich besser.)
Eine Heilung
der Erkrankung kann nur durch eine Knochenmarktransplantation
erreicht werden. Diese Maßnahmen kommen bei den meisten Betroffenen
aufgrund des fortgeschrittenen Lebensalters aber nicht mehr in
Betracht.
weitere Maßnahmen
Im weiteren
Verlauf der Erkrankung ist damit zu rechnen, dass die körperlichen
Fähigkeiten des Bewohners mehr und mehr nachlassen werden. Dieses
hat auch Auswirkungen auf die Fähigkeit, sich aktiv an
Pflegemaßnahmen zu beteiligen. Daher muss die Pflegeplanung
regelmäßig auf den aktuellen Stand gebracht werden.
Bei relevanten
Veränderungen des Gesundheitszustandes des Bewohners wird der
behandelnde Arzt informiert. Alle Beobachtungen werden ebenso wie
die eingeleiteten Maßnahmen sorgfältig dokumentiert.
Dokumente:
Pflegebericht
ärztliches
Verordnungsblatt
Pflegeplanung
Verantwortlichkeit /
Qualifikation:
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