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Standard "Dekubitusprophylaxe: Druckentlastung im Sitzen"

Im Sitzen lasten dreiviertel des Gewichts auf nicht einmal einem Zehntel der Hautoberfläche. Schon eine halbe Stunde in einer ungünstigen Körperhaltung reicht daher, um eine ansonsten lückenlose Dekubitusprophylaxe zu unterlaufen. Wir zeigen Ihnen, wie Sie Ihre Mitarbeiter für diese Risiken sensibilisieren.


Standard "Dekubitusprophylaxe: Druckentlastung im Sitzen"


Definition:

  • Die Druckbelastung im Sitzen ist deutlich höher als in einer liegenden Position. 75 Prozent der Körpermasse lagern auf dem Gesäß, das nur 8 Prozent der Körperoberfläche ausmacht. Es treten dabei vor allem an den Sitzbeinhöckern sehr hohe Druckkräfte von mehr als 200mmHg auf.
  • Ein gesunder Mensch kann diese Belastungen kompensieren, indem er sich unbewusst umlagert. Er verlagert also das Gewicht z.B. von der rechten Gesäßhälfte auf die linke, rutscht nach vorne oder lehnt sich zurück. Bei vielen Pflegebedürftigen fehlt diese Schutzfunktion. Sie verharren in einer Sitzposition, bis der Druck das Gewebe nachhaltig schädigt.

Grundsätze:

  • Die individuellen Wünsche des Bewohners sind uns wichtig und werden beachtet.
  • Das Lagern ist eine anspruchsvolle Aufgabe, die viel berufliche Erfahrung erfordert. Daher werden Praktikanten, Zivildienstleistende oder Pflegeschüler ggf. nur assistierend eingesetzt.
  • Uns ist bewusst, dass im Sitzen das Dekubitusrisiko messbar steigt. Dieses ist jedoch kein hinreichender Grund, um auf die vielen Vorteile dieser Lagerung zu verzichten. Allenfalls wird die Sitzposition zeitlich weiter eingeschränkt.

Ziele:

  • Der Bewohner empfindet das Sitzen als angenehm.
  • Die Entwicklung eines Dekubitus wird durch eine schonende Sitzhaltung und durch rechtzeitige Umlagerungen vermieden.
  • Der Bewohner nutzt den erweiterten Bewegungsspielraum, um mehr Tätigkeiten eigenständig durchzuführen und die Abhängigkeit von den Pflegekräften zu reduzieren.

Vorbereitung:

Indikation / Kontraindikation

  • Das Dekubitusrisiko des Bewohners wird regelmäßig erfasst und mittels Braden-Skala abgeschätzt. Beim Sitzen haben die Mikrobewegungen eine besondere Bedeutung. Wenn der Bewohner keine autonomen Mikrobewegungen ausführt, besteht hier eine hohe Gefährdung, die durch entsprechende Lagerungsmaßnahmen kompensiert werden muss.
  • Bewohner mit einem bestehenden Druckgeschwür im Bereich des Kreuzbeins oder der Sitzbeinhöcker werden niemals ins Sitzen mobilisiert.

Selbsttest

  • Pflegekräfte können in einem Selbsttest für die Problematik sensibilisiert werden. Die Pflegekraft soll sich auf einen Stuhl setzen und dabei die flachen Hände unter das Gesäß legen. Nun wird die Pflegekraft aufgefordert, bewegungslos sitzen zu bleiben. Bereits nach wenigen Minuten jedoch wird sie beginnen, das Gesäß durch unwillkürliche Bewegungen vom Gewicht zu entlasten. Dabei gilt es zu bedenken, dass bei gesunden Pflegekräften die Hautwiderstandskraft deutlich besser ist und es überdies keine weiteren Risikofaktoren gibt.

Material

  • Der Bewohner sollte einen Stuhl mit Armlehnen nutzen. Die Rückenlehne sollte etwas nach hinten geneigt sein.
  • Die Sitzfläche kann mit einem Gesäßkissen gepolstert werden.

Durchführung:

  • Beim Sitzen sollten die Füße Bodenkontakt haben, also mit der gesamten Fußsohle aufliegen. In einem Sessel erhält der Bewohner dafür ggf. einen Schemel. (Hinweis: erhöhte Sturzgefahr!) Im Rollstuhl werden die Fußrasten hochgeklappt.

  • Zwischen der Kniekehle und der Vorderkante der Sitzfläche sollte ein mindestens zwei Finger breiter Abstand bleiben, um die Beweglichkeit der Beine zu fördern.
  • Druckschäden lassen sich auch durch sog. "Mikrolagerungen" vermeiden. Im Wechsel wird je ein Oberschenkel mit einem gefalteten Handtuch, einem Keilkissen oder einem herkömmlichen Kissen unterlagert. Nach einer halben Stunde wird das Lagerungsmaterial entfernt und unter den anderen Schenkel geschoben.


Nachbereitung:

  • Die Maßnahme wird im Lagerungs- und Bewegungsplan dokumentiert.
  • Alle relevanten Veränderungen der Gesundheit oder des Verhaltens des Bewohners werden dokumentiert.
  • Der Rücken und das Gesäß werden regelmäßig auf Hautveränderungen überprüft. Wir nutzen insbesondere den Fingertest, um eine Hautirritation von einem Dekubitus ersten Grades zu unterscheiden.

Dokumente:

  • Berichtsblatt
  • Lagerungs- und Bewegungsplan
  • Pflegeplanung

Verantwortlichkeit / Qualifikation:

  • Pflegefachkräfte