pqsg mobil
Start Index Impressum
Diese Seiten wurden für Smartphones optimiert. Für die PC-Version klicken Sie bitte hier.

Standard "Verwendung von sterilen und unsterilen Einmalhandschuhen"

Einmalhandschuhe sind unverzichtbar für jedes Hygienekonzept. Aber ein Wundermittel sind sie nicht. Falsch eingesetzt kosten sie unnötig viel Geld, schädigen die Gesundheit der Pflegekräfte und übertragen dann noch mehr Keime als zuvor.


Standard "Verwendung von sterilen und unsterilen Einmalhandschuhen"


Definition:

  • Viele Tätigkeiten in unserer Einrichtung sind mit erhöhten Infektionsgefahren verbunden und somit risikobehaftet. Die Einrichtung muss für derartige Maßnahmen Einmalhandschuhe zur Verfügung stellen. Gleichzeitig ist der Mitarbeiter verpflichtet, die Handschuhe sachgerecht zu verwenden.
  • In unserer Einrichtung sind zwei Arten von Einmalhandschuhen in Benutzung: Unsterile Handschuhe sind preiswert und dienen primär dazu, unsere Pflegekräfte in beruflichen Alltagssituationen vor Keimübertragungen zu schützen. Sterile Handschuhe sind deutlich teurer und werden bei sensiblen Pflegemaßnahmen genutzt, die absolute Keimfreiheit erfordern, etwa Wundversorgung.
  • Die Hände sind der mit Abstand häufigste Übertragungsweg von Keimen innerhalb einer Pflegeeinrichtung. Daher legen wir größten Wert auf eine gründliche Händehygiene. In Kombination mit der hygienischen Händedesinfektion bieten Einmalhandschuhe einen größtmöglichen Schutz vor Infektionen unserer Bewohner und unseres Personals.
  • Handschuhe können immer undicht sein und bieten nie einen kompletten Schutz. Zudem kann es beim Ausziehen zu Kontaminationen kommen. Einmalhandschuhe sind daher kein Ersatz für das korrekte Waschen und Desinfizieren der Hände.
  • Anders als auf der eigenen Haut kann man Verschmutzungen auf dem Handschuh nicht spüren. Dadurch wird es häufig unterlassen, die Handschuhe unmittelbar nach der Pflegemaßnahme auszuziehen. Es werden dann oftmals sogar noch wichtige Kontaktflächen berührt und damit kontaminiert. Etwa: Schnurlostelefone, Türklinken oder Möbel.

Grundsätze:

  • Handschuhe werden kurz und gezielt getragen!
  • Zeitdruck und das trügerische Gefühl von Routine sind beim Anziehen von sterilen Handschuhen ein erheblicher Risikofaktor. Schon ein kleiner Fehler bei der Handhabung der Einmalhandschuhe kann die Schutzwirkung zunichtemachen. Dieses unabhängig davon, wie sorgfältig ansonsten gearbeitet wurde.

Ziele:

  • Bewohner und Pflegekräfte werden vor Infektionen geschützt.
  • Die Hände unserer Pflegekräfte werden vor unnötigen Belastungen bewahrt. Die Haut bleibt geschmeidig und bietet einen natürlichen Schutz vor Keimen.
  • Die Pflegekräfte gehen ökonomisch mit den materiellen Ressourcen der Einrichtung um. Teure Einmalhandschuhe aus alternativen Materialien werden nur dann genutzt, wenn es dafür einen Anlass gibt.

Vorbereitung:

allgemeine Vorbereitung:

  • Alle Mitarbeiter werden regelmäßig im hygienischen Umgang mit Einmalhandschuhen geschult.
  • Auf allen Wohnbereichen sind Einmalhandschuhe in verschiedenen Größen und aus verschiedenen Materialien verfügbar.
  • Latexhandschuhe werden bei Raumtemperatur und geschützt vor Sonneneinstrahlung gelagert. Sie sollten möglichst "frisch" genutzt werden. Eine längere Einlagerung großer Bestände an Handschuhen ist somit nicht sinnvoll.
  • Handschuhe werden in den dafür vorgesehenen Umverpackungen gelagert. Es werden keine Handschuhe "als mobile Reserve" in der Kitteltasche mitgeführt.

Indikation für die Nutzung von Einmalhandschuhen:

Keine Handschuhe:

  • Handschuhe werden nur dann getragen, wenn es relevante Hygienerisiken gibt. Im normalen Umgang mit nicht-infizierten Bewohnern sollten keine Handschuhe getragen werden, da hier eine Händedesinfektion reicht. Beispiele: Ganzkörperwaschung (außer Intimbereich) oder basale Stimulation. Exzessives Tragen von Handschuhen vermittelt ein Bild, das an ein Krankenhaus erinnert. In unserem Pflegeheim wünschen wir aber einen wohnlichen Charakter.
  • Das permanente Tragen von Handschuhen während der ganzen Schicht bringt keinen Sicherheitsgewinn, da von kontaminierten Handschuhen die gleichen Risiken ausgehen wie von kontaminierten Händen.
  • Überdies ist die permanente Nutzung von Handschuhen eine erhebliche Belastung für die Hände der Pflegekraft.
Einmalhandschuhe:
  • Bei allen Tätigkeiten, die eine Pflegekraft mit potenziell infektiösen Stoffen in Kontakt bringen, sind grundsätzlich Einmalhandschuhe zu tragen. Dazu zählt jeder Umgang mit Körperflüssigkeiten sowie die Arbeit mit Bewohnern, die an gefährlichen Infektionen erkrankt sind, etwa HIV, Hepatitis C, MRSA usw.
  • Bei pflegerischen Maßnahmen wie etwa der Intimwäsche, bei der Mundpflege oder bei der Hilfe beim Abführen sind unsterile Schutzhandschuhe ausreichend. Diese Handschuhe dienen vor allem dem Schutz der Pflegekraft.
  • Sinnvoll ist die Nutzung auch beim Umgang mit Stoffen, die die Haut verfärben könnten.
sterile Handschuhe:
  • Sterile Handschuhe sind erforderlich, wenn die Pflegekraft mit Eintrittspforten in Kontakt kommen wird, etwa mit Wunden, mit Harnröhrenausgängen im Rahmen einer Katheterisierung oder mit künstlichen Körperausgängen bei Drainagen oder Magensonden.
Weiteres:
  • Für unkritische Reinigungsarbeiten ohne Infektionsrisiken sind normale Haushaltshandschuhe ausreichend, sofern diese personengebunden genutzt werden.
  • Gummihandschuhe können auch bei Arbeiten mit Desinfektionsmittellösungen genutzt werden.
  • Pflegekräfte, die allergisch auf Latex reagieren, können alternative Handschuhe verwenden, etwa aus den Stoffen Vinyl oder Nitril.
  • Es sollten stets ungepuderte Handschuhe verwendet werden. Puder stört (vor allem in Kombination mit Schweiß) das physiologische Gleichgewicht der Haut.

Organisation / sterile Handschuhe:

  • Bei der Nutzung von sterilen Handschuhen sollte stets ein zweites Paar als Reserve bereitliegen. Falls das erste Paar durch einen Fehler unsteril wird, muss die Pflegekraft nicht aus dem Zimmer gehen, um ein neues Paar zu besorgen.
  • Die Pflegekraft prüft die Verpackung der Handschuhe. Diese muss unbeschädigt sein.
  • Die Verpackung wird auf einer keimfreien Arbeitsoberfläche abgelegt.

Durchführung:

Allgemeines:

  • Vor und nach dem Tragen der Handschuhe ist eine hygienische Händedesinfektion durchzuführen. Wichtig: Nach der Desinfektion muss die Pflegekraft abwarten, bis die Hände vollständig getrocknet sind. Sie sollte keine Handschuhe über die noch feuchten Hände ziehen, da das Desinfektionsmittel dann nicht mehr verdunsten kann. Häufige Folge ist dann die Bildung eines kulmulativ-toxischen Ekzems, das leicht mit einer Allergie verwechselt werden kann.
  • Überdies lässt Feuchtigkeit die Handschuhe an der Haut festkleben. Das Ausziehen der Handschuhe wird dadurch deutlich erschwert.
  • Einmalhandschuhe werden nach einmaliger Verwendung entsorgt. Bei mehrmaligem Gebrauch ist die Schutzwirkung nicht mehr gegeben.
  • (Hinweis: Seit einigen Jahren wird in der Fachliteratur die Möglichkeit diskutiert, potenziell kontaminierte Handschuhe zu desinfizieren und diese danach weiter zu nutzen. Dieses Vorgehen ist jedoch mangels ausreichender Studien in der Praxis nicht zu empfehlen.)

Anziehen des (sterilen) Handschuhes:

  • Die Pflegekraft öffnet langsam und kontrolliert die Verpackung der Einmalhandschuhe an der dafür markierten Stelle, ohne diese unsteril zu machen. Die Handschuhe liegen auf dem Einpackpapier.

  • Die Pflegekraft fasst einen Handschuh an der umgeschlagenen Innenseite ("Stulpe"). Diese liegt später am Handgelenk und ist dann ohnehin unsteril. Die Pflegekraft zieht den Handschuh über die andere Hand. Die Pflegekraft muss sorgfältig darauf achten, dass sie beim Anziehen der Handschuhe die Außenseite nicht mit der Haut berührt.
  • Die Hand, die bereits einen Handschuh trägt, greift nun unter die Stulpe des zweiten unbenutzten Handschuhs. Die Außenseite darf dabei mit dem anderen Handschuh berührt werden. Die Finger der zweiten Hand fahren in die Öffnung des Handschuhs.
  • Die behandschuhte Hand zieht nun den Handschuh über die andere Hand.
  • Während die Pflegekraft die sterilen Handschuhe trägt, darf sie mit den Händen keine unsterilen Materialien berühren, etwa Medikamentenverpackungen, unsterile Scheren usw.

Ausziehen des Handschuhes:

  • Eine Hand greift an die Manschette der anderen Hand.

  • Der Handschuh wird angehoben und vorsichtig abgezogen.

  • Der Handschuh liegt nun zusammengeballt in der anderen noch behandschuhten Hand.

  • Die Hand ohne Handschuh greift nun aus Richtung des Unterarms die Stulpe des verbleibenden Handschuhes und zieht diesen ab. Er wird dabei umgekrempelt und behält den zweiten Handschuh in sich. Die Handschuhe können nun im Abwurfbehälter entsorgt werden.

Nachbereitung:

  • Nach Beendigung jeder Pflegemaßnahme wird überprüft, ob noch ein ausreichend großer Vorrat an Einmalhandschuhen verfügbar ist. Ggf. wird dieser wieder aufgefüllt.
  • Sollte eine Pflegekraft über eine anhaltende oder über eine wiederkehrende Hautirritation klagen, so ist die Pflegedienstleitung darüber zu informieren.
  • Eine Latexallergie kann an folgenden Symptomen erkannt werden: Juckreiz und Nesseln am ganzen Körper, Schnupfen, tränende Augen, Entzündung der Bindehaut, Husten, Asthma und Atemnot. Wichtig: In Extremfällen kann es sogar zu einem lebensgefährlichen Schock kommen.
  • Um Hautschäden vorzubeugen, sollten die Hände konsequent mit Cremes und Salben gepflegt werden. Wir empfehlen die Nutzung von gerbstoffhaltigen Hautschutzcremes. Diese verzögern das Aufquellen der Hornschicht. Wir halten diese Mittel stets vorrätig.
  • Die Pflegekraft massiert die Hautschutzcreme zuerst auf dem Handrücken ein. Dann werden die Handgelenke, Fingerzwischenräume, Fingerkuppen und Nagelfalze behandelt. Die Pflegekraft wartet ab, bis die Creme restlos eingezogen ist.

Dokumente:

  • Pflegedokumentation
  • Pflegestandards zur Grund- und Behandlungspflege

Verantwortlichkeit / Qualifikation:

  • alle Pflegekräfte