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Pflegestandard "Versorgung von alten Menschen mit Benzodiazepin-Abhängigkeit"
Obwohl
die Gefahren seit Jahrzehnten bekannt sind, werden Benzodiazepine noch
immer in rauen Mengen verschrieben. Bei der Versorgung der süchtigen
Senioren sind Pflegekräfte auf sich gestellt. Der alte Mensch fühlt
sich eigentlich wohl und will auf seine Tranquilizer nicht verzichten.
Für die Angehörigen ist das alles ohnehin nur "halb so schlimm". Und
vom Hausarzt, der jahrelang den Pillennachschub organisierte, ist erst
recht keine Hilfe zu erwarten.
Pflegestandard "Versorgung von alten Menschen mit Benzodiazepin-Abhängigkeit"
Definition:
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Benzodiazepine sind Psychopharmaka aus der
Gruppe der Tranquilizer. Sie wirken angstlösend, muskelentspannend und
sedierend. Die Medikamente werden oft eingesetzt, um Schlaf- und
Angststörungen zu therapieren. Vor allem Senioren, die unter
anhaltenden Panikschüben leiden, erfahren durch die Einnahme eine
deutliche Steigerung der Lebensqualität. Jedoch setzt schon nach
wenigen Wochen eine Gewöhnung und letztlich auch eine physische
Abhängigkeit ein.
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Weitere Gesundheitsrisiken ergeben sich aus der
hohen Wirkstoffkumulation. Selbst bei gesunden Menschen beträgt die
Halbwertzeit der meisten Benzodiazepine mindestens 20 Stunden, oft
sogar 100 und mehr Stunden. Die Wirkstoffe werden also nur langsam
abgebaut und sammeln sich im Körper des Senioren an. In der Folge kommt
es zu einer schleichenden Intoxikation (Überdosis) mit typischen
Symptomen wie Schläfrigkeit,Teilnahmslosigkeit und einer erhöhten
Sturzanfälligkeit. Diese negativen Effekte werden durch parallelen
Alkoholkonsum erheblich gesteigert.
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Benzodiazepine zählen in Deutschland zu den am
häufigsten verkauften Medikamenten. Nach aktuellen Schätzungen ist
davon auszugehen, dass jede zehnte ältere Frau ein solches Präparat
dauerhaft einnimmt.
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Wir unterscheiden zwischen zwei Formen der Abhängigkeit:
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Bei der Niedrigdosis-Abhängigkeit bleibt der
betroffene Bewohner ohne Ausfälle. Die Sucht ist entsprechend schwer
als solche zu erkennen, zumal der Bewohner über einen längeren Zeitraum
mit der ursprünglich verschriebenen Dosis auskommt. Erst wenn das
Medikament abgesetzt wird, zeigen sich Symptome ähnlich wie bei einem
Alkoholentzug.
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Bei der Hochdosis-Abhängigkeit kommt es zu
einer stetigen Dosissteigerung. Der Bewohner verliert mehr und mehr
seine Alltagskompetenz. Er wird vergesslich, ungeschickt und lallt. Der
Gang ist schwankend.
Grundsätze:
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Ärzte, die von der Sucht des Bewohners wissen
und dennoch unreflektiert Benzodiazepine verschreiben, handeln
fahrlässig. Es dient dem Wohl des Bewohners, einen solchen Arzt
schnellstmöglich zu wechseln.
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Medikamentenmissbrauch ist ebenso schädlich wie Drogensucht.
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Benzodiazepin-Abhängigkeit ist kein Tabuthema. Wir sprechen diese Krankheit offen an und verheimlichen sie nicht.
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Unsere Möglichkeiten zur Bekämpfung von
Benzodiazepin-Abhängigkeit sind begrenzt. Wenn unsere Mittel nicht
reichen, prüfen wir eine Überstellung des Bewohners an eine Fachklinik.
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Wir enthalten uns jeder moralischen Bewertung
zur Handlung des Suchtkranken. Unabhängig von der Verschuldensfrage
leisten wir jedes uns mögliche Maß an Hilfe.
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Alle Maßnahmen zur Verringerung oder zur
Beseitigung der Benzodiazepin-Abhängigkeit bedürfen der Zustimmung und
der Unterstützung durch den Bewohner.
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Wir arbeiten eng mit Selbsthilfegruppen zusammen.
Ziele:
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Eine Benzodiazepin-Abhängigkeit wird noch vor dem Heimeinzug korrekt erkannt. Ein "kalter Entzug" wird vermieden.
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Dem Bewohner wird bewusst gemacht, dass er von diesen Medikamenten abhängig ist. Er versteht, dass er die Sucht überwinden muss.
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Durch eine kontinuierliche Dosisreduzierung
wird die täglich applizierte Wirkstoffmenge reduziert. Letztlich
überwindet der Bewohner die Sucht.
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Der Bewohner bleibt in der Heimgemeinschaft integriert. Soziale Kontakte werden geschützt.
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Falls keine Entzugsbehandlung möglich ist,
werden die Nebenwirkungen eines dauerhaften Benzodiazepin-Konsums auf
ein Minimum reduziert.
Vorbereitung:
allgemeine Maßnahmen
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Das Team wird regelmäßig für die Problematik
sensibilisiert und weitergebildet. Wir arbeiten dabei insbesondere mit
den Apotheken zusammen. Wir stellen parallel dazu den Kontakt zu
Selbsthilfegruppen her.
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Der Gesundheitszustand und das Verhalten des
abhängigen Bewohners wird regelmäßig in Fallbesprechungen thematisiert.
Es ist wichtig, eine einheitliche Vorgehensweise innerhalb des Teams
sicherzustellen.
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Wir haben das System der Bezugspflege
umgesetzt. Die feste Zuordnung einer Pflegekraft zu einem Bewohner
fördert die Entwicklung eines vertrauensvollen Verhältnisses.
Entzugsproblematik nach Heimeinzug
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Bei vielen abhängigen Senioren kommt es nach
dem Heimeinzug zu einem ungewollten "kalten Entzug". Der alte Mensch
kann oft seinen vertrauten Arzt nicht mehr aufsuchen und ist vom
Medikamentennachschub abgeschnitten. In der Folge kommt es zu
Entzugserscheinungen, die von den Pflegekräften in Unkenntnis der Sucht
falsch gedeutet werden. Ein abruptes Absetzen des Wirkstoffes kann
letztlich zum Delirium und zu epileptischen Anfällen führen. Es besteht
Lebensgefahr.
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Das Einsetzen des "kalten Entzuges" ist abhängig vom Umfang der noch vorhandenen Medikamenten-Reserven, die ggf. erheblich sind.
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Wir fragen den Senioren und seine Angehörigen
im Rahmen des Erstgespräches nach einer etwaigen Suchtproblematik. Wir
kontaktieren ggf. den zuvor behandelnden Arzt. Ein deutliches
Warnzeichen für eine Benzodiazepin-Abhängigkeit ist eine andere
bekannte Suchterkrankung in der Biografie des Bewohners, sei es
Alkohol- oder Drogenabhängigkeit.
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Einige Wochen nach dem Heimeinzug hat sich
oftmals zwischen dem Bewohner und der Bezugspflegekraft bereits ein
Vertrauensverhältnis entwickelt. Die Bezugspflegekraft sollte daher im
Verdachtsfall erneut das Thema offen ansprechen.
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Wir achten auf die typischen Anzeichen eines
"kalten" Benzodiazepin-Entzugs. Insbesondere wenn mehrere dieser
Symptome beobachtet werden, muss eine Pflegekraft immer eine
Abhängigkeit in Betracht ziehen und ggf. den Arzt diesbezüglich
ansprechen.
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Schwitzen
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Bewegungsstörungen
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Muskelverspannung, Muskelzittern und Muskelkrämpfe
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Krampfanfälle
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Koordinationsstörungen
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Schlafstörungen insbesondere durch Albträume
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gesteigerte Irritierbarkeit
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Ängste und Panikattacken
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Unruhe, Übererregbarkeit
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Affekt- und Antriebsstörungen
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Reizbarkeit und aggressives Verhalten
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Übelkeit, Erbrechen, Durchfall, abdominelle Krämpfe
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Appetitlosigkeit und deutliche Gewichtsreduktion
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Schwindelgefühle sowie Kopf- und Gliederschmerzen
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Sehstörungen (Doppeltsehen)
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Tachykardie
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Müdigkeit
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grippeähnliche Symptome
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Gedächtnis- und Konzentrationsstörungen
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Depersonalisation (Verlust oder Veränderung des Persönlichkeitsgefühls) und Derealisation (verfremdete Wahrnehmung der Umwelt)
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Wahrnehmungsverzerrungen, also Illusionen und Halluzinationen
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Entzugspsychosen, etwa als paranoides oder depressives Verhalten
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Reizüberempfindlichkeit
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Dysästhesien (Empfindungsstörungen, etwa als Überempfindlichkeit auf Berührung)
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Delirium
Durchführung:
Beratung des Bewohners
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Oftmals entwickelt sich zwischen Pflegekräften
und dem Bewohner ein belastbares Vertrauensverhältnis. Es ist uns dann
ggf. möglich, den Bewohner für die Suchtproblematik zu sensibilisieren
und für einen Entzug zu motivieren.
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Immer wenn wir Nebenwirkungen der
Benzodiazepine bemerken, machen wir den Bewohner auf die Zusammenhänge
aufmerksam. Beispiel: Der Bewohner beklagt sich, dass ihm oft
schwindelig ist und dass er Angst vor einem Sturz hat. Wir erläutern
dem Bewohner dann, dass dieses auf die Benzodiazepine zurückzuführen
sein könnte.
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Wir zeigen dem Bewohner auf, welche
langfristigen Folgen die Sucht hat. Insbesondere erhöht eine
regelmäßige Einnahme das Risiko, eine Demenz zu entwickeln. Wir stellen
dem Bewohner auf Wunsch schriftliches Informationsmaterial zusammen.
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Wir stehen dem Bewohner jederzeit für ein
Gespräch zur Verfügung. Wir machen ihm Mut, dass er eine etwaige
Therapie durchstehen kann. Wir suchen gemeinsam nach Ressourcen, die er
dafür nutzen kann, etwa eine intakte Partnerschaft oder Freunde und
Familie. Er soll sich nicht dafür schämen, dass er im hohen Alter unter
einer Suchterkrankung leidet.
Prüfung einer Entzugsbehandlung und Begleitung des Bewohners.
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Wir prüfen, ob der Arzt als Partner für eine
Entzugsbehandlung geeignet ist. Bei einem Mediziner, der den Patienten
über Jahre mit diesem Medikament versorgt hat, ist dieses i.d.R. nicht
der Fall. Wir werben bei dem Bewohner und seinen Angehörigen
nachdrücklich für einen Arztwechsel.
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Gemeinsam mit einem kooperativen Arzt prüfen
wir, ob eine stationäre Behandlung in einer geeigneten Fachklinik
sinnvoll ist. Angesichts der wenigen Therapieplätze und der
Pflegebedürftigkeit des Senioren ist dieses i.d.R. nicht möglich. Zudem
möchten viele alte Menschen ihre vertraute Umgebung nicht verlassen.
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Zusammen mit dem behandelnden Mediziner planen
wir die Vorgehensweise, also insbesondere die Reduktion der Dosierung.
Wir prüfen auch, ob sich die gewünschte Wirkung der Benzodiazepine auch
auf andere Weise erreichen lässt. So können Einschlafrituale und ein
geänderter Genussmittelkonsum eine erholsame Nachtruhe auch ohne
Medikamentenapplikation ermöglichen.
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Wir beobachten, welche Nebenwirkungen während
der Entzugsbehandlung auftreten. Diese werden sorgfältig dokumentiert
und bei Bedarf dem Arzt mitgeteilt.
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Wir befragen den Bewohner täglich zu seinem
Befinden. Er soll Gelegenheit bekommen, auch über seine Gefühle und
Ängste zu sprechen. Der Bewohner wird für jeden Tag, den er während der
Entzugsbehandlung durchhält, von uns gelobt.
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Wir prüfen, ob Angehörige und Freunde in die
Entzugsbehandlung eingebunden werden. Diese können den Bewohner mental
unterstützen und z.B. vom Suchtverlangen ablenken. Ggf. kann es
sinnvoll sein, den Kontakt zu Selbsthilfegruppen herzustellen.
Begleitung des abhängigen Senioren
Oftmals ist
es nicht möglich, den Bewohner zu einer Entzugsbehandlung zu bewegen.
Dann ist es unsere Aufgabe, Risiken, die sich aus dem
Benzodiazepin-Konsum ergeben, zu minimieren. Wir achten insbesondere
auf die zahlreichen Nebenwirkungen.
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Wir versuchen zu verhindern, dass parallel Alkohol konsumiert wird.
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Wenn beim Bewohner Müdigkeit sowie verminderte
Aufmerksamkeit einsetzt, sorgen wir dafür, dass er sich ausruhen kann.
Wir prüfen, zu welchen Tageszeiten die größten mentalen Ressourcen zur
Verfügung stehen. Planbare Pflegemaßnahmen sowie Beschäftigungsangebote
werden entsprechend verschoben. Alternativ prüfen wir, ob die
Medikamenteneinnahme zu einem anderen Tageszeitpunkt erfolgen kann.
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Bei Muskelschwäche, Gleichgewichtsstörungen und
Bewegungsunsicherheit müssen die Maßnahmen im Rahmen der
Sturzprophylaxe intensiviert werden. Insbesondere kann es sinnvoll
sein, den Bewohner mit einem Hüftprotektor auszustatten. Es sind die
Vorgaben des Standards "Sturzprophylaxe" umzusetzen.
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Wenn Appetitlosigkeit auftritt, wird der BMI
des Bewohners regelmäßig ermittelt und ggf. Maßnahmen für eine erhöhte
Kalorienaufnahme getroffen. Dieses ist im Standard "Pflege von
Bewohnern mit Untergewicht und Kachexie" beschrieben.
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Falls der Bewohner in einer intakten
Zweierbeziehung lebt, suchen wir den Kontakt zum Lebenspartner. Wir
verdeutlichen ihm, dass die Verminderung des sexuellen Bedürfnisses
eine häufige Nebenwirkung des Medikaments ist und nicht auf eine
Beziehungsstörung schließen lässt.
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Beim Auftreten von Manie, Halluzinationen,
Aggressivität, Wut, Feindseligkeit und Agitiertheit ist es wichtig,
eine Eigen- sowie Fremdgefährdung auszuschließen. Wir beachten den
Standard "Pflege von Menschen mit Halluzinationen / Illusionen", den
Standard "Pflege und Betreuung wahnkranker Senioren" sowie den Standard
"Pflege und Betreuung von aggressiven Senioren". In jedem Fall ist es
sinnvoll, bei solch schweren Nebenwirkungen einen Behandlungsabbruch zu
prüfen.
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Wir stellen uns frühzeitig darauf ein, dass es
zu Stuhlverstopfung kommen kann. Wir passen die Ernährung entsprechend
an und achten auf entsprechende prophylaktische Maßnahmen. Dieses ist
im Standard "Obstipationsprophylaxe" beschrieben.
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Wir prüfen, ob eine Harninkontinenz vorliegt.
Häufig kann der abhängige Bewohner keine vollständige Blasenentleerung
mehr erreichen. Es kommt dann zum Harnverhalt.
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Wir achten auf Störungen der Leberfunktion, also insbesondere auf eine Hepatitis.
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Wenn die Sedierung dazu führt, dass der
Bewohner viel Zeit im Bett verbringt, müssen die Maßnahmen im Rahmen
der Dekubitusprophylaxe intensiviert werden.
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Wir machen den Augenarzt darauf aufmerksam,
dass es zu einem erhöhten Augeninnendruck kommen kann. Wir raten zur
Durchführung einer entsprechenden Vorsorgeuntersuchung, sofern der
Bewohner über dafür ausreichende finanzielle Mittel verfügt.
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Benzodiazepine können bei hoher Dosierung
zeitlich begrenzte Gedächtnislücken (Amnesien) auslösen. Der Bewohner
wird sich später nicht mehr an Handlungen oder Ereignisse erinnern
können, wenn diese einige Stunden vor oder nach der
Medikamenteneinnahme passierten. Wir stellen sicher, dass der Bewohner
in der Nacht ausreichend Ruhe findet, da ein sieben- oder achtstündiger
ununterbrochener Nachtschlaf diesen Effekt verringert. Wir vermeiden es
zudem, dem Bewohner in diesem Zeitraum wichtige Informationen
mitzuteilen. Viele Senioren empfinden diese Amnesien als bedrohlich.
Wir wirken dann beruhigend auf den Bewohner ein.
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Benzodiazepine können Depressionen verstärken.
Es ist wichtig, dass eine geeignete Behandlung der Grunderkrankung
erfolgt. Wir beachten den Standard "Pflege und Betreuung von Senioren
mit depressiven Störungen". Unverzichtbar ist eine Sensibilität für
einen bevorstehenden Suizid, siehe Standard "Suizidprävention".
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Die Vitalwerte werden regelmäßig erfasst. Es ist ggf. mit einem moderaten Blutdruckabfall zu rechnen.
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Wir lassen uns Zeit, wenn wir mit dem Bewohner sprechen. Dessen Aussprache kann verlangsamt oder undeutlich sein.
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Das Medikament sollte stets zur gleichen
Tageszeit appliziert werden. Dadurch wird dem Bewohner eine
kontinuierliche Tagesstrukturierung ermöglicht. Zudem erleichtert es
uns die zeitliche Planung der Pflege- und Betreuungsmaßnahmen.
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Durch das "Rebound-Phänomen" kommt es zu einem
frühzeitigen Erwachen in den Morgenstunden. Wir sorgen dann für eine
angemessene Beschäftigung und vermeiden, dass ein etwaiger Mitbewohner
übermäßig gestört wird.
allgemeine Maßnahmen
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Benzodiazepine werden stets von der Pflegekraft
gestellt. Sie sollten nicht im Zimmer des Bewohners gelagert werden.
Wir verhindern damit, dass der Bewohner die Dosis eigenmächtig erhöht.
Zudem besteht immer die Gefahr, dass andere abhängige Mitbewohner das
Medikament für den Eigenbedarf stehlen.
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Wir achten stets darauf, dass Medikamente
innerhalb der Bewohner nicht weitergegeben werden. Wie bei allen
Suchtstoffen ist immer die Gefahr gegeben, dass sich ein Handel
entwickeln kann.
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In keinem Fall erfüllt die Pflegekraft den Wunsch des Bewohners nach einer Extradosis.
Nachbereitung:
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Alle Maßnahmen und Angebote werden sorgfältig dokumentiert.
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Wir bieten unseren Pflegekräften regelmäßig Supervision an.
Dokumente:
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Pflegebericht
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Pflegeplanung
Verantwortlichkeit / Qualifikation:
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