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Standard "Pflege von Senioren mit Erysipel ('Wundrose')"

Ein Erysipel ist nicht nur schmerzhaft und lästig; für pflegebedürftige Senioren ist Wundrose eine ernste gesundheitliche Bedrohung. Wir zeigen Ihrem Team, wie die Infektion erkannt und behandelt wird.


Standard "Pflege von Senioren mit Erysipel ('Wundrose')"


Definition:

  • Ein Erysipel (auch 'Wundrose') ist eine örtlich begrenzte bakterielle Entzündung der Haut und der Unterhaut. Sie wird ausgelöst durch Streptokokken. Als Eintrittspforte dienen Hautläsionen wie etwa kleine Wunden, Rhagaden, ein Insektenstich oder Fußpilz.
  • Die Inkubationszeit liegt zwischen wenigen Stunden bis zu mehreren Tagen.
  • Ein Erysipel entwickelt sich zumeist an den Unterschenkeln und im Gesicht. Betroffen sind vor allem die Nase, die Augen sowie die Ohren. Mitunter wird auch die Genitalregion befallen.
  • Die Ausbreitung erfolgt entlang der Lymphbahnen. Krampfadern und Geschwüre können die Krankheitsentwicklung fördern.
  • Anders als bei einem Abszess oder einem Empyem ist bei einem Erysipel eine Drainage nicht sinnvoll. Die Erkrankung muss in jedem Fall mit Antibiotika behandelt werden.

Grundsätze:

  • Ein Erysipel ist eine ernstzunehmende Bedrohung für die Gesundheit des Bewohners. Die Keime sind in der Lage, Muskeln und Gelenke zu befallen. Letztlich kann es sogar zu einer Sepsis kommen.
  • Eine lokale Anwendung von Antiseptika kann die systemische Antibiotikatherapie nicht ersetzen.

Ziele:

  • Durch angemessene Prophylaxemaßnahmen wird die Infektion der Haut vermieden.
  • Sollte sich dennoch ein Erysipel bilden, wird dieses schnell und korrekt erkannt.
  • Die ärztliche Behandlung wird zeitnah eingeleitet.
  • Die Schmerzbelastung des Bewohners wird auf ein Minimum reduziert.
  • Es kommt zu keinen Komplikationen.
  • Das Erysipel heilt schnell aus. Eine erneute Infektion wird vermieden.

Vorbereitung:

Prophylaxe:

  • Die Entwicklung eines Erysipels lässt sich durch geeignete Prophylaxemaßnahmen oft verhindern. Dazu zählt vor allem die konsequente und frühzeitige Behandlung der Grunderkrankungen, etwa Diabetes mellitus oder Pilzinfektionen an den Füßen.

Symptome:

  • Wir achten auf Symptome, die für ein sich bildendes Erysipel sprechen:
    • Betroffen sind zumeist das Gesicht oder der Unterschenkel. Es bildet sich in kurzer Zeit eine hochrote und schmerzhafte Schwellung, die deutlich gegen die Umgebung abgegrenzt ist. Der Hautbereich ist überwärmt. Häufig sind zungenförmige Ausläufer sichtbar (daher der Name "Wundrose")
    • Teilweise sind befallene Hautregionen mit Bläschen überdeckt.
    • Im Bereich des Erysipels findet sich zumeist eine kleinere oder größere Wunde als Ausgangspunkt.
    • Wenn sich die Eintrittspforte im Gesicht befindet, kann es zur Bildung von Lidödemen kommen.
    • Die Lymphknoten sind geschwollen.
    • Der Bewohner erleidet hohes Fieber mit Schüttelfrost. Er klagt über Kraftlosigkeit und ein schweres Krankheitsgefühl.
    • Es bildet sich eine Leukozytose aus, also eine Vermehrung an Leukozyten (weiße Blutkörperchen) im Blut.
    • Es kommt jedoch zu keiner Eiterbildung.

Durchführung:

Nutzung von Octenisept:

  • Wir nutzen zu Eiswürfeln gefrorenes Octenisept, um die Wunde zu kühlen, um die Schmerzen zu lindern und um die Keimzahl zu reduzieren.
  • Das Octenisept wird in einer sterilen Eiswürfelschale eingefroren.
  • Die Pflegekraft entnimmt einen Würfel und reibt die betroffenen Hautbereiche vorsichtig ein.
  • Danach legen wir einen kalten Octeniseptumschlag auf. Dieser führt zu einer gewollten Mazeration der Haut. Das Octenisept kann somit in die betroffenen Hautschichten vordringen.
  • Sobald die Kompressen getrocknet sind, wird der Vorgang wiederholt.

Unterstützung bei der medizinischen Behandlung:

  • Der Bewohner erhält systemische Penicillin- oder Erythromycingaben. Die Dosierung ist häufig vergleichsweise hoch und sollte über rund 14 Tage erfolgen. Es ist mit entsprechenden Nebenwirkungen zu rechnen.
  • Die Eintrittspforte muss behandelt werden, also etwa die Pilzerkrankung, die lokale Wunde oder der Ulkus cruris.
  • Wenn der Bewohner unter einem Gesichtserysipel leidet, sollte er nicht sprechen. Er erhält flüssige Nahrung, da er nicht kauen darf.
  • Der Bewohner sollte sich möglichst im Bett aufhalten und langes Stehen vermeiden. Wenn der Bewohner unter Fieber und Schüttelfrost leidet, ist Bettruhe unvermeidbar.
  • Wenn die Unterschenkel geschwollen sind, werden die Beine hochgelagert. Es gilt, einen Lymphstau zu vermeiden.
  • Die entsprechenden Prophylaxemaßnahmen werden umgesetzt, insbesondere die Pneumonie-, Dekubitus- und Thromboseprophylaxe.
  • Ein vom Erysipel ausgelöstes Lidödem kann zu Sichtbehinderungen führen. Es ist dann sinnvoll, das Lidödem durch Kühlung abschwellen zu lassen.
  • Wenn es zu einem Lymphödem gekommen ist, kann dieses mit Bandagen zur Rückbildung gebracht werden. Häufig ist eine unterstützende Lymphdrainage erforderlich.
  • Der Zustand des Bewohners wird engmaschig überwacht. Wir dokumentieren insbesondere die Vitalzeichen, die Körpertemperatur und den Hautzustand.
  • Um eine Keimverschleppung zu vermeiden, muss sich die Pflegekraft nach jeder Pflegemaßnahme die Hände desinfizieren. Wir nutzen konsequent Einmalhandschuhe.

Nachbereitung:

Komplikationen:

  • Die häufigsten Komplikationen sind Rezidive (Wiederauftreten, Rückfall), etwa als Folge einer unzureichenden Antibiotikatherapie.
  • Oftmals kommt es auch zu einer Lumenverlegung im Lymphsystem. Eine anhaltende Lymphstauung löst eine Elephantiasis aus, also ein unförmiges Anschwellen von Körperteilen.
  • Selten treten Komplikationen eitriger Art auf, etwa:
    • Phlegmone (entzündliche Prozesse im Unterhautgewebe)
    • Meningitis (Hirnhautentzündung)
    • Bronchitis (Entzündung der Bronchien)
    • Pneumonie (Lungenentzündung)
    • Myokarditis (entzündliche Erkrankung des Herzmuskels)
    • Endokarditis (Entzündung der Herzinnenhaut)
  • Ebenfalls selten sind immunologische Komplikationen, etwa:
    • Erythema nodosum (akute Entzündung des Unterhautfettgewebes)
    • postinfektiöse, akute Glomerulonephritis (Entzündung der Nierenkörperchen)
  • Es kann zu Thrombosen kommen, etwa:
    • Thrombophlebitis der Beine
    • Hirnvenenthrombose beim Gesichtserysipel
    • Glottisödem beim Befall der Kehlkopfschleimhaut (Achtung: Erstickungsgefahr!)
  • Das Risiko, dass sich andere Bewohner anstecken, ist gering. Der Ausschlag selbst ist also nur wenig infektiös.

weitere Maßnahmen:

  • Alle Maßnahmen werden genau dokumentiert.
  • Dem Bewohner wird die Gelegenheit gelassen, Schlaf nachzuholen.
  • Ggf. wird die Pflegeplanung aktualisiert.
  • Der Zeitpunkt für die Mobilisierung sollte sorgfältig gewählt werden. Der Bewohner darf erst dann körperlich belastet werden, wenn er wieder Kräfte gesammelt hat und insbesondere Flüssigkeitsverluste ausgeglichen sind.

Prognose:

  • Wenn die Therapie rechtzeitig erfolgt, heilt das Erysipel fast immer aus.
  • Die Erkrankung dauert eine bis drei Wochen.

Dokumente:

  • Leistungsnachweis
  • Berichtsblatt
  • Wunddokumentation
  • ärztliches Verordnungsblatt
  • Kommunikationsblatt mit dem Arzt
  • Pflegeplanung

Verantwortlichkeit / Qualifikation:

  • alle Pflegekräfte