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Standard "Pflege
von Senioren mit Gallensteinen"
Gallensteinkoliken lassen Betroffene
buchstäblich die "Wände hochgehen". Schmerzmanagement ist daher
ein zentraler Faktor für eine angemessene Pflege und Betreuung.
Weitere Eckpunkte unseres Standards sind die Ernährung sowie die
Versorgung von Betroffenen nach einer operativen Entfernung der
Gallenblase.
Standard "Pflege
von Senioren mit Gallensteinen"
Definition:
Gallensteine werden im
Gallentrakt gebildet und bestehen aus Cholesterin sowie
Gallenfarbstoffen oder Kalziumsalzen. Gallensteine können nur bei einer
"übersättigten" Galle entstehen, wenn also ein Lösungsungleichgewicht
entsteht. Es formen sich dann kleine Kristalle. Je nach Zusammensetzung
wird unterschieden zwischen:
-
Cholesterinsteine. Diese bestehen nur selten
aus reinem Cholesterin. Häufiger sind Mischsteine, mit einem
Cholesterinanteil von mindestens 50 Prozent. Sie sind zum Teil recht
groß und oft gelblich gefärbt.
-
Pigmentsteine. Dabei handelt es sich häufig
um Bilirubinsteine. Sie sind braun bis schwarz gefärbt und relativ
klein.
-
Kalziumbilirubinsteine. Diese Form ist
vergleichsweise selten.
Jeder zehnte Mensch ist von Gallensteinen
betroffen, Frauen zwei- bis dreimal häufiger als Männer. Allerdings
erleidet nur einer von fünf Betroffenen Schmerzen. In den anderen Fällen
verläuft die Erkrankung symptomfrei. Diese sog. "stummen Steine" müssen
nicht behandelt werden.
Grundsätze:
-
Wenn es hinreichende Anzeichen für eine
Gesundheitsbedrohung gibt, wird in jedem Fall der Arzt/Notarzt
gerufen.
-
Der Bewohner hat ein Anrecht auf eine
angemessene Schmerzbehandlung.
-
Methoden der Pflanzenheilkunde (etwa Tee aus
Schöllkraut) können die konventionelle Therapie nur ergänzen aber
nicht ersetzen.
Ziele:
-
Der Bewohner wird von seinen Schmerzen
befreit.
-
Komplikationen werden vermieden.
-
Der Bewohner ändert seine Lebensgewohnheiten,
um in Zukunft die Gallensteinbildung zu vermindern.
Vorbereitung:
Risikofaktoren
Wir prüfen, welche Risikofaktoren
für den Bewohner zutreffen. Je größer deren Zahl ist, umso
wahrscheinlicher ist es, dass es sich bei abdominalen Beschwerden um
eine Gallensteinkolik handelt.
-
weiblich
-
fortgeschrittenes Lebensalter
-
Hellhäutigkeit
-
Adipositas
-
Diabetes mellitus
-
Hypercholesterinämie (zu hoher
Cholesterinspiegel im Blut)
-
bei Frauen: hat eigene Kinder ausgetragen
-
Gallensteinleiden bei nahen Verwandten.
Symptome
Wir achten auf die Symptome einer
Gallensteinkolik:
-
heftige, krampfartige Beschwerden im rechten
Ober- und Mittelbauch
-
ggf. abstrahlende Schmerzen in den Rücken
oder in die rechte Schulter
-
vegetative Begleitsymptome wie etwa
Schweißausbrüche, Übelkeit und Erbrechen
-
ggf. Kreislaufkollaps
-
leicht erhöhte Körpertemperatur (subfebrile
Temperatur)
-
Druckschmerz oberhalb der Gallenblase
-
Die Beschwerden können Minuten bis Stunden
anhalten. Sie lassen schnell nach, wenn der Stein abgegangen ist.
Sie halten an, wenn der Stein stecken bleibt.
Wir achten auf Symptome eines Verschlussikterus:
-
Gelbfärbung der Haut (Ikterus)
-
Juckreiz
-
entfärbter Stuhl
-
dunkler Urin
Durchführung:
Schmerzbehandlung / Medikation
-
Wir bitten den Hausarzt um eine
Bedarfsmedikation. Sobald der Bewohner unter starken Schmerzen
leidet, erhält er die verschriebenen Wirkstoffe. Benötigt werden
insbesondere:
-
Analgetika (schmerzstillende
Arzneimittel)
-
Spasmolytika (Medikamente, die
Verkrampfungen der glatten Muskulatur lösen und verhindern)
-
Wir nutzen warme Bauchwickel, um Krämpfe zu
lindern. (Hinweis: Bei entzündlichen Erkrankungen ist dieses
kontraindiziert.)
-
Verschiedene Heilpflanzen können Schmerzen
lindern und den Krankheitsverlauf positiv beeinflussen.
-
Löwenzahn und Rettich fördern die Bildung
von Galle. Sie werden als Presssaft konsumiert.
-
Schöllkraut und Artischockenblätter kann
der Bewohner vor dem Essen als Teezubereitung zu sich nehmen.
Schöllkraut wirkt krampflösend.
Ernährung / Mobilität
-
Nach einer Gallenkolik sollte der Bewohner
einen Tag Bettruhe halten und keine Nahrung zu sich nehmen. Er
erhält lediglich Tee. Wir kontrollieren, wie gut der Bewohner den
Tee verträgt.
-
Wenn der Bewohner über mehrere Tage keinen
Tee oder Wasser zu sich nehmen kann, ist eine parenterale Versorgung
und somit eine Klinikeinweisung erforderlich.
-
Ein reduzierter Flüssigkeitskonsum kann zum
Austrocknen des Mundraums führen. Daher ist eine gute Mundpflege
erforderlich; insbesondere sollte der Mundraum regelmäßig
angefeuchtet werden.
-
Ab dem zweiten oder dritten Tag nach einer
Gallenkolik sollte die Kost vorsichtig wieder aufgebaut werden.
Zunächst sollte der Bewohner Haferschleim und dann Weißbrot und
Zwieback zu sich nehmen. Daran schließt sich dann z.B.
Kartoffelbrei an.
-
Letztlich sollte der Bewohner auf eine
Gallenschonkost umgestellt werden. Diese ist fettarm und
ballaststoffreich. (Hinweis: Die Frage, ob sich damit Koliken
vermeiden lassen, ist unter Medizinern umstritten.)
-
Die drei Hauptmahlzeiten werden auf fünf oder
mehr kleinere Mahlzeiten verteilt.
-
Wir raten dem Bewohner vom Heilfasten ab, da
dieses zu einer vermehrten Gallengrieß- und Steinbildung führen
würde.
-
Der Bewohner soll den Konsum von Kaffee sowie
Alkohol einschränken oder im Idealfall einstellen.
-
Der Bewohner soll kalte Speisen und Getränke
meiden.
-
Der Bewohner sollte Übergewicht abbauen.
Diese Gewichtsreduktion sollte kontrolliert und über einen längeren
Zeitraum erfolgen.
Pflege nach einer
Gallenblasenentfernung
-
Wenn die Operation gut verlaufen ist, ist der
Bewohner nach dem Eingriff vollständig mobil. Ansonsten wird
gemeinsam mit dem Arzt ein Mobilisierungsprogramm entwickelt.
-
Die Verbände werden mehrmals täglich
inspiziert und gemäß den ärztlichen Vorgaben erneuert. Dieses gilt
auch für Drainagewunden. Acht bis zehn Tage nach dem Eingriff werden
die Fäden vom Arzt gezogen. Wenn die Wunde sich entzündet, blutet
oder Galle austritt, wird der Arzt informiert.
-
Die Ernährung wird angepasst. Der Bewohner
wird Speisen mit viel Fett nur noch eingeschränkt vertragen, da
diese aufgrund der mangelnden Gallenflüssigkeit nicht mehr abgebaut
werden können.
-
Der Bewohner sollte verschiedene Speisen in
kleinen Mengen ausprobieren. Er wird bald herausfinden, welche
Speisen er verträgt und welche er in Zukunft meiden sollte.
-
Der Bewohner wird ermuntert, auch solche
Speisen zu testen, die vor dem Eingriff für ihn unverträglich waren.
Ggf. ist der Konsum jetzt unproblematisch.
-
Der Zustand des Bewohners wird engmaschig
überwacht. Wichtig sind neben der Schmerzbelastung auch die Färbung
von Urin und Stuhl.
Nachbereitung:
Komplikationen
Wird die Erkrankung nicht angemessen
behandelt, erleiden einige Betroffene teils ernsthafte Komplikationen.
-
Wenn ein oder mehr Steine im galleableitenden
Kanal "Ductus choledochus" eingeklemmt werden, erleiden Betroffene
einen sog. "Verschlussikterus". Ein Ikterus, auch "Gelbsucht"
genannt, ist gekennzeichnet durch eine hell- bis dunkelgelbe
Hautfärbung.
-
Ein Verschluss des Gallenblasengangs "Ductus
cysticus" führt zur Ausbildung eines sog. "Gallenblasenhydrops". Die
Gallenblase vergrößert sich durch die fortgesetzte
Schleimproduktion. Die Gallenblasenwand verdünnt sich (
Porzellangallenblase)
. Im weiteren
Verlauf kann es zu einer Atrophie und zu einem narbigen Umbau
kommen.
-
Eine bakterielle Besiedelung führt zum sog.
"Gallenblasenempyem", also einer Eiteransammlung in der Gallenblase.
Der Bewohner erleidet hohes Fieber und Schüttelfrost. Der Bereich um
die geschwollene Gallenblase ist druckschmerzhaft.
-
Als Folge des Gallenstaus kann es zu einer
bakteriellen Cholezystitis kommen, also einer Entzündung der
Gallenblase . Möglich ist auch eine Cholangitis, also eine Entzündung
der Gallenwege. Im ungünstigsten Fall kann es zu Kreislauf-
und Nierenversagen kommen.
-
Eine Gallenblasenperforation liegt vor, wenn
die Gallenblase als Folge einer Infektion platzt oder zerreist.
Dabei kann es auch zu einem Gallensteinileus kommen, also einem
Übertritt von Gallensteinen in den Darm.
allgemeine Maßnahmen
-
Alle Maßnahmen und Beobachtungen werden genau
dokumentiert.
-
Abhängig von der Kooperationsbereitschaft des
Bewohners wird die Pflegeplanung angepasst.
Dokumente:
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Berichtsblatt
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Leistungsnachweis medizinische
Behandlungspflege
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Fragen an den Arzt
Verantwortlichkeit /
Qualifikation:
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