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Standard
"Senioren mit Unterarmgehstützen: Sturzprophylaxe und Pflege"
Nach einem Unfall oder einem operativen
Eingriff soll ein Senior möglichst schnell wieder auf die Beine
kommen. Folgerichtig wird ihm der gemütliche Rollstuhl verwehrt;
stattdessen gibt es Unterarmgehstützen. Das deutlich höhere
Sturzrisiko nehmen Ärzte und Physiotherapeuten als kleineres
Übel in Kauf - zumal im Fall der Fälle ohnehin andere haften.
Standard
"Senioren mit Unterarmgehstützen: Sturzprophylaxe und Pflege"
Definition:
-
Unterarmgehstützen ("UAG") werden zur
Entlastung eines geschädigten Beines eingesetzt, etwa als Folge
eines operativen Eingriffs oder nach einer Verletzung.
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Der große Vorteil von Unterarmgehstützen ist
die flexible Einsetzbarkeit. Je nach Schädigung des Beines kann
dieses vollständig oder teilweise belastet oder gänzlich entlastet
werden.
Grundsätze:
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Wir respektieren, wenn Bewohner eine Gehhilfe
als Symbol der Pflegebedürftigkeit ablehnen. Gleichwohl
verdeutlichen wir dem Bewohner die Sturzgefahren, wenn er auf eine
notwendige Gehhilfe verzichtet.
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Wir arbeiten eng mit der Physiotherapie
zusammen. Die Gangschulung und die exakte Einstellung der
Unterarmgehstützen fallen ausschließlich in deren Kompetenzbereich.
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Das Wort "Krücke" weckt ggf. negative
Assoziationen und sollte mit Augenmaß genutzt werden.
Ziele:
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Die unteren Extremitäten werden entlastet.
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Der Bewohner stürzt nicht.
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Der Bewohner kann sich selbständig
fortbewegen und führt ein möglichst eigenständiges Leben.
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Die vorhandenen Ressourcen des Bewohners
werden genutzt.
Vorbereitung:
Organisation
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Viele Operationen sind planbar. Wenn absehbar
ist, dass der Bewohner nach dem Eingriff auf Gehstützen angewiesen
ist, sollte das Training bereits vor der Operation beginnen.
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Ein normales Gehen, das ohne therapeutische
Indikation mit Unterarmgehstützen unterstützt wird, ist nicht
sinnvoll. Hierbei kommt es zu einer unphysiologischen
Gewichtsverlagerung über die Stützen. Wenn das Gangbild unsicher
ist, sind zwei Gehstöcke zumeist die bessere Alternative.
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Das Gleiche gilt, wenn der Bewohner lediglich
eine Unterarmgehstütze nutzen will.
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Wir raten dem Bewohner dazu, einen Gehstock
im Fachgeschäft zu kaufen. Ein Gehstock etwa aus dem Tabakgeschäft
ist nicht fachgerecht angepasst.
Informationssammlung
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Wir prüfen, ob der Bewohner körperlich in der
Lage ist, Unterarmgehstützen zu nutzen. Dieses ist zumeist nicht der
Fall bei:
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Gleichgewichtsstörungen
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Koordinationsstörungen
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mangelhafte Stabilität des Rumpfes
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stark nachlassende Kraft in den Armen
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Wir prüfen, ob der Bewohner Schmerzen beim
Gehen hat.
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Wir prüfen, ob die Gelenke des Bewohners in
ihrer Beweglichkeit eingeschränkt sind. Dieses ist etwa bei Arthrose
und großflächigen Narben der Fall.
Anpassung der Gehstütze (durch den
Physiotherapeut)
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Die Gehstütze wird neben dem Bewohner auf den
Boden gestellt. Der Bewohner soll die Arme locker nach unten hängen
lassen.
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Die Metallrohre werden nun ineinander
verschoben. Die Einstellung ist passend, wenn sich der Handgriff auf
Höhe des Handgelenks befindet. Die Unterarmstütze sollte dann 6 bis
8 cm unter dem Ellenbogen enden. (Hinweis: Bei sehr kleinen und sehr
großen Menschen kann diese Faustregel nicht genutzt werden. Ggf.
muss ein anderes Unterarmgehstützenmodell gewählt werden.)
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Wenn der Bewohner die Unterarmgehstützen in
der Hand hat, sollte sich die Hand auf Höhe des Trochanters befinden
(Rollhügel am Oberschenkelknochen). Nur dann ist es dem Bewohner
möglich, Druck auf die Unterarmgehstützen auszuüben und somit das
kranke Bein zu entlasten.
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Der Physiotherapeut zeigt den Pflegekräften,
welche Arretierungsstufe für den Bewohner die richtige ist. (Ggf.
kann eine Markierung auf der Unterarmgehstütze angebracht werden.)
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Angesichts des vorhandenen Haftungsrisikos
achten wir darauf, dass grundlegende Therapieanweisungen entweder
schriftlich in die Dokumentation eingetragen werden oder unter
Zeugen erfolgen. Dieses gilt für Physiotherapeuten ebenso wie für
Ärzte.
Belastungsgrenzen des erkrankten
Beines
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Häufig kann und soll der Bewohner ein
erkranktes Bein in Maßen belasten. Dieser Wert wird zumeist in
Kilogramm angegeben.
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Um ihm ein Gefühl für die richtige Belastung
zu geben, nutzen wir eine Personenwaage.
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Wichtig ist, dass beide Beine auf gleichem
Niveau stehen. Also sollte die Waage im Boden versenkt sein oder das
andere Bein auf einem geeigneten Podest stehen.
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Der Bewohner wird aufgefordert, das erkrankte
Bein auf die Waage zu stellen und vorsichtig sein Gewicht darauf zu
verlagern.
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Die Anzeige (in kg) ermöglicht dem Bewohner
nun, die Grenzen der Belastbarkeit zu erspüren.
Durchführung:
Gangart
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Die angemessene Gangart wird von der
Physiotherapie ausgewählt. Sie leitet zudem den Bewohner
entsprechend an.
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Pflegekräfte sind aufgefordert, den Bewohner
im Alltag zu beobachten und fehlerhafte Bewegungsabläufe zu
korrigieren.
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Die für den Bewohner gewählte Gangart wird in
der Pflegedokumentation vermerkt.
Dreipunktegang
Der Dreipunktegang ermöglicht eine
gezielte Belastung eines geschädigten Beines. Es ist möglich, das Bein
vollständig, teilweise oder gar nicht zu belasten. ("Dreipunktegang",
weil an bis zu drei Punkten gleichzeitig Kontakt mit dem Boden besteht.)
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Der Bewohner setzt beide Unterarmgehstützen
vor sich auf. Das erkrankte Bein wird nach vorne bewegt und auf Höhe
der Unterarmgehstützen aufgesetzt. Die korrekte Belastung wurde
zuvor mit Hilfe einer Personenwaage trainiert (siehe oben).
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Nun hebt der Bewohner das gesunde Bein an,
bewegt es vorwärts und über die Position der Unterarmgehstützen
hinaus. Dort wird das Bein abgesetzt.
Zweipunktegang
Der Zweipunktegang wird auch
Kreuzgang genannt. Er entspricht dem normalen Armpendelrhythmus beim
Gehen und erfordert eine begrenzte Belastbarkeit des kranken Beines. Der
Kreuzgang wird meist eingesetzt beim Übergang vom Gehen mit
Unterarmstützen zum freien Gehen. ("Zweipunktegang", weil immer an zwei
Punkten Kontakt mit dem Boden besteht.)
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Die Unterarmgehstütze auf der "kranken Seite"
wird vorgesetzt. Das gesunde Bein wird vorbewegt und auf Höhe der
Unterarmgehstütze abgesetzt.
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Die Unterarmgehstütze auf der "gesunden
Seite" wird vorgesetzt. Das kranke Bein wird auf die Höhe der
Unterarmgehstütze nachgezogen.
Treppen herauf steigen (ohne
Geländer)
-
Der Bewohner stellt das gesunde Bein eine
Stufe nach oben.
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Beide Unterarmgehstützen werden auf die
höhere Stufe gestellt.
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Das kranke Bein wird auf die höhere Stufe
gestellt.
(Hinweis: Häufig wird empfohlen, die beiden
letzten Punkte gleichzeitig auszuführen.)
Treppen herauf steigen (mit
Geländer)
-
Nur eine Unterarmgehstütze wird als Stütze
genutzt. Die andere wird in der gleichen Hand mit dem Unterarmstück
nach vorne getragen.
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Der Bewohner zieht die Hand auf dem Geländer
ein kleines Stück vorwärts.
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Das gesunde Bein wird auf die nächst höhere
Stufe gestellt.
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Das kranke Bein und die Unterarmgehstütze
werden auf die gleiche Stufe gestellt.
Treppen herunter steigen (ohne
Geländer)
-
Beide Unterarmgehstützen werden auf die
tiefere Stufe gestellt.
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Das kranke Bein wird eine Stufe tiefer
gesetzt.
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Das gesunde Bein wird auf die tiefere Stufe
gesetzt.
(Hinweis: Häufig wird empfohlen, die beiden ersten
Punkte gleichzeitig auszuführen.)
Treppen herab steigen (mit Geländer)
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Nur eine Unterarmgehstütze wird als Stütze
genutzt. Die andere wird in der gleichen Hand mit dem Unterarmstück
nach vorne getragen.
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Der Bewohner zieht die Hand auf dem Geländer
ein kleines Stück vorwärts.
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Das kranke Bein und die Unterarmgehstütze
werden auf die nächst tiefere Stufe gestellt.
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Das gesunde Bein wird auf die gleiche Stufe
gestellt.
Assistenz der Pflegekraft beim
Treppensteigen
herabsteigen
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Beim Herabsteigen steht die Pflegekraft vor
dem Bewohner mit Blick auf den Bewohner.
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Ein Bein steht auf der Stufe, auf die der
Bewohner hinabsteigen will, das andere steht zwei Stufen tiefer.
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Beide Hände umgreifen die Taille des
Bewohners.
heraufsteigen
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Die Pflegekraft steht hinter dem Bewohner.
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Ein Bein steht auf der Stufe, von der der
Bewohner aus hinaufsteigen will, das andere steht eine Stufe tiefer.
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Beide Hände umgreifen die Taille des
Bewohners.
Nachbereitung:
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Die Gummipfropfen am unteren Ende der
Unterarmgehstützen werden regelmäßig auf Verschmutzungen und
Abnutzung überprüft. Sie werden ggf. ausgewechselt.
-
Die Fortschritte des Bewohners werden
regelmäßig erfasst. Die Ergebnisse fließen in die Anpassung der
Pflegeplanung ein.
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Bei relevanten Beobachtungen wird ggf. der
Hausarzt informiert. Faktoren dabei sind:
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Standstabilität
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Körperhaltung
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Gangbild
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Kooperationsbereitschaft
Dokumente:
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Berichtsblatt
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ärztliches Verordnungsblatt
-
Therapieblatt
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Pflegeplanung
Verantwortlichkeit /
Qualifikation:
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