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Standard "Anwendung eines
Giebelrohrs"
Neben den SMI-Trainern ist das Giebelrohr das effektivste
Mittel, um die Lungenfunktion von Senioren zu stärken. Allerdings ist
die Anwendung mit verschiedenen Risiken verbunden. Die wichtigsten
Eckpunkte sollten folglich in einem Standard fixiert werden.
Standard
"Anwendung eines Giebelrohrs"
Definition:
Als
Totraum wird das Volumen im Bereich des Mundes, der Nase, des Kehlkopfs
und der Bronchien bezeichnet, das nicht am Gasaustausch beteiligt ist.
Die darin befindliche Luft muss beim Atmen zunächst aus dem Körper
befördert werden, um den Sauerstoff danach auch in die Lungen zu führen.
Eine
unzureichende Atemaktivität führt dazu, dass im Totraum lediglich die
bereits verbrauchte Luft vor und wieder zurück bewegt wird.
Sauerstoffreiche Luft wird nicht ausreichend zugeführt, stattdessen
wird bereits verbrauchte Luft erneut eingeatmet. Bei gesunden Menschen
wird der daraus resultierende Sauerstoffmangel im Gehirn erkannt und
durch eine schnellere und vertiefte Atmung kompensiert.
Mit
einem Giebelrohr kann dieser Effekt genutzt werden, um die Atmung zu
trainieren. Das Giebelrohr vergrößert den Totraum und animiert den
Bewohner zu einer tieferen Atmung. Dadurch wird nicht nur die
Atemmuskulatur gekräftigt, sondern auch die Sekretproduktion angeregt.
Aufgrund
der Nebenwirkungen wird die Nutzung eines Giebelrohrs kontrovers
diskutiert. Alternativ kann ein SMI-Atemtrainer genutzt werden.
Grundsätze:
Das
Giebelrohr ist ein hochwirksames Therapiemittel mit entsprechenden
Nebenwirkungen. Ohne eine vorherige ärztliche Verordnung ist eine
Anwendung beim Bewohner ausgeschlossen.
Der
Bewohner wird während der Anwendung überwacht.
Die
Anwendung erfolgt gemäß der dem Gerät beiliegenden Gebrauchsanweisung.
Wir
arbeiten eng mit dem Hausarzt und dem Physiotherapeuten zusammen. Diese
entscheiden über Art und Umfang des Trainings.
Ziele:
Die
Atemfunktion wird mittels Training der Ein- und Ausatmung verbessert.
Der
Bewohner kann gesammeltes Sekret aushusten.
Der
Bewohner wird motiviert, seine Atemkapazität schrittweise auszubauen.
Vorbereitung:
Indikation
Wir
nutzen das Giebelrohr nur bei orientierten und kooperativen Bewohnern.
-
Wir nutzen einen
Atemtrainer
bei unzureichender
Belüftung der Lunge
im Rahmen der
Pneumonie- und Atelektasenprophylaxe
bei verschiedenen
anderen Lungenerkrankungen
bei Bewohnern mit
(schmerzbedingter) Schonatmung, etwa nach einer Operation
bei starken Rauchern
bei Bewohnern mit
Herzerkrankungen
bei Bewohnern mit
Abwehrschwäche
bei (zeitweiliger)
Immobilität
Nicht eingesetzt wird
der Atemtrainer,
wenn der Bewohner
unter einem Lungenemphysem leidet (Hier kann es passieren, dass sich
Lungenbereiche überblähen und Alveolen geschädigt werden.)
wenn der Bewohner an
Asthma bronchiale leidet
wenn eine schwere
Herzinsuffizienz vorliegt.
weitere Maßnahmen
Die
erste Einweisung in die Handhabung erfolgt i.d.R. durch eine
Physiotherapeutin.
Je
nach ärztlicher Verordnung und Zustand des Bewohners wird das Volumen
des zusätzlichen Totraumes gewählt. Das Mundstück hat ein Volumen von
50 ml, jede zusätzlich aufgesteckte Verlängerung zusätzlich 100 ml.
Zumeist wird bei der ersten Anwendung ein Volumen von 250 ml genutzt.
Die
Pflegekraft führt eine hygienische Händedesinfektion durch.
Der
Bewohner sollte bequem sitzen. Immobile Senioren werden in eine
Oberkörperhochlagerung gebracht.
Durchführung:
Die
Pflegekraft setzt dem Bewohner eine Nasenklemme auf, um die Nasenatmung
zu verhindern. Wenn der Bewohner die Klemme nicht toleriert, kann er
sich alternativ bei der Durchführung die Nase zuhalten.
Der
Bewohner soll das Mundstück sicher mit dem Mund umschließen.
Er
wird angehalten, ruhig und gleichmäßig zu atmen. Die Atmung sollte eine
Frequenz von 25 Zügen pro Minute nicht überschreiten.
Die
Dauer der Übung wird vom Arzt festgelegt. Zumeist soll der Bewohner 15
bis 20 Mal durch das Giebelrohr ein- und wieder ausatmen. Die Übung
sollte mehrmals täglich wiederholt werden.
Wir
fordern den Bewohner auf, die Übung abzubrechen, wenn ihm schwindelig
wird oder wenn andere Beschwerden auftreten.
Wenn
wir eine Zyanose beobachten, wird das Training unverzüglich abgebrochen
und ggf. der Hausarzt informiert. Also bei einer Blauverfärbung der
Lippen und der Finger.
Ggf.
wird die Pulsfrequenz ermittelt, um eine Überforderung zeitnah zu
erkennen.
Nachbereitung:
Nach
dem Training geben wir dem Bewohner die Möglichkeit Sekret abzuhusten.
Alternativ wird der Bewohner abgesaugt.
Je
nach Reaktion des Bewohners auf das Training kann bei der nächsten
Durchführung der Totraum vergrößert oder verkleinert werden.
Das
System kann in einem Köcher aus einem Schlauchmullverband gelagert
werden. Dieser kann am Nachtschrank aufgehängt werden.
Nach
jeder Anwendung wird das Mundstück gesäubert. Das System wird alle drei
bis vier Tage sterilisiert oder ausgetauscht.
Die
Giebelrohre werden mit Namen versehen, um Verwechselungen zu vermeiden.
Jeder Bewohner hat seinen eigenen Trainer.
Der
Bewohner wird ggf. wieder gelagert.
Die
Pflegekraft erkundigt sich nach dem Befinden des Bewohners.
Die
Pflegekraft führt erneut eine hygienische Händedesinfektion durch.
Wenn
der Bewohner die Vorgaben erreicht, wird er von der Pflegekraft gelobt.
Falls er das Soll verfehlt, sollte die Pflegekraft dem Betroffenen Mut
machen und seinen Durchhaltewillen stärken.
Relevante
Beobachtungen werden umgehend dem Hausarzt mitgeteilt.
Dokumente:
Leistungsnachweis
Berichtsblatt
Dokumentenblatt "Meldungen an den Arzt"
Verantwortlichkeit / Qualifikation:
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