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Standard
"Hausapotheke / Umgang mit Medikamenten "
Die Hausapotheke vieler Klienten ist kaum
mehr als eine Deponie abgelaufener Medikamente, Flohmittel für
den Hund und Verbandsmaterialien, bei denen die Bezeichnung
"unsteril" noch geschmeichelt wäre. Schon aus Eigeninteresse
sollten ambulante Pflegekräfte ein Auge auf das Schränkchen
haben.
Standard "Hausapotheke / Umgang mit
Medikamenten "
Definition:
-
Viele
unserer Klienten sind mit der eigenständigen Einnahme von
Medikamenten überfordert. Daher ist es unsere Aufgabe, den
Betroffenen dabei zu unterstützen. Wir helfen bei der Beschaffung
und Lagerung der Präparate, bei der Zubereitung und bei der
Einnahme.
-
In einer
Hausapotheke werden alle für die ärztliche Versorgung benötigten
Arzneimittel gelagert. Aus diesem Vorrat entnehmen wir die
Präparate, die der Klient regelmäßig nehmen muss. Zudem werden
Bedarfsmedikamente bereitgehalten. Also etwa Analgetika zur
Linderung von Kopf- oder Zahnschmerzen.
Grundsätze:
-
Das
Stellen von Medikamenten ist eine verantwortungsvolle Aufgabe, die
höchste Konzentration erfordert. Die dafür notwendigen zeitlichen
und personellen Ressourcen werden stets bereitgestellt.
-
Jede
Form von Hektik bedeutet eine Gefahr für die Gesundheit unserer
Klienten.
-
Der
Klient entscheidet allein darüber, welche Medikamente er einnimmt.
Er hat insbesondere das Recht, alternative Heilmethoden zu nutzen
wie etwa Homöopathie.
-
Die
vorausschauende Bestimmung des Medikamentenbedarfs des Klienten ist
unsere Aufgabe.
-
Medikamente werden grundsätzlich nur nach schriftlicher ärztlicher
Anordnung vorbereitet und verabreicht.
-
Wir
arbeiten eng mit dem Hausarzt zusammen. Seine Vorgaben werden
sorgfältig umgesetzt. Jede Abweichung wird dem Hausarzt umgehend
mitgeteilt.
Ziele:
-
Jeder
Klient erhält die für ihn vorgesehenen Medikamente. Die "6-R-Regel"
wird genau befolgt.
-
Alle
hygienischen Vorschriften werden genau befolgt.
-
Medikamente werden nicht verschwendet.
-
Die
kontinuierliche Versorgung des Klienten ist gesichert. Es gibt keine
Versorgungsengpässe.
Vorbereitung:
Beratung zur Hausapotheke
-
Beim
Erstbesuch des Klienten in der eigenen Häuslichkeit prüfen wir auch
die Hausapotheke.
-
Bei
vielen Apotheken zählt die Überprüfung der Hausapotheke ebenfalls
zum Kundenservice. Ein Mitarbeiter der Apotheke überprüft vor Ort
die Lagerungsbedingungen und den Bestand. Er empfiehlt die
wichtigsten Medikamente und Verbandsmittel für den Haushalt.
Altmedikamente werden kostenfrei entsorgt.
-
Der
Platz für die Hausapotheke sollte kühl, lichtgeschützt und trocken
sein. I.d.R. kommt das Schlafzimmer diesen Anforderungen am
nächsten. In der Küche oder im Badezimmer sollte die Hausapotheke
nicht aufgestellt werden.
-
Kinder
(also Enkel- und Urenkel des Klienten) sollten keinen Zugriff auf
das Schränkchen haben, wenn sie zu Besuch kommen. Alternativ wird
das Schränkchen abgeschlossen.
-
Die
Nutzung einer verschließbaren Hausapotheke ist auch sinnvoll bei
dementiell veränderten Senioren. Um Aggressionen wegen dieser
Sicherungsmaßnahme zu vermeiden, kann das Schränkchen mit einer
kleinen Decke getarnt werden.
notwendiger Bestand
Wir stellen
sicher, dass der Klient zusätzlich zu den verordneten Medikamenten über
einen Grundstock der am häufigsten benötigten Arzneimittel verfügt. Auf
Wunsch beschaffen wir eine komplette Erstausstattung für den Klienten
und rechnen die Kosten mit ihm ab. Folgende Inhalte sollten verfügbar
sein (abhängig vom Gesundheitszustand und Krankheitsbild des Klienten):
-
Verbandstoffe: Heftpflaster, Wundschnellverbände, elastische Binden,
Mullbinden, sterile Kompressen, Verbandspäckchen, spezielle
Blasenpflaster, Kühlkompresse (Lagerung im Kühlschrank oder im
Eisfach), Augenklappe
-
Arzneimittel: Gel für Insektenstiche, Gel für Sonnenbrand, kühlendes
und abschwellendes Gel gegen Verbrennungen, Mittel gegen Allergien,
Wund-Desinfektionsmittel, Schmerzmittel für Kopf oder Zahnschmerzen,
krampflösende Zäpfchen, Beruhigungsmittel (z.B. Baldriantropfen),
Mittel gegen Durchfall, Mittel gegen Verstopfung, für Frauen ggf.
Mittel gegen Pilzinfektionen der Scheide, Kreislaufmittel,
Hustensaft, Nasentropfen, Mittel zur Linderung von grippalen
Infekten, Salbe gegen Muskelzerrungen, Halspastillen, Gurgelmittel,
Präparat gegen Mundschleimhautentzündung, therapeutisch nutzbare
Teesorten (etwa Kamillentee, Pfefferminztee usw.)
-
Instrumente: Verbandschere, Sicherheitsnadeln, Splitterpinzette,
Dreiecktuch, Wattestäbchen, Mundspatel, Wärmflasche,
Im-Ohr-Fieberthermometer oder alternativ konventionelles
Fieberthermometer, Plastik- bzw. besser Latexhandschuhe,
Blutdruckmessgerät, Maske für die Mund-zu-Mund-Beatmung, Kondome
(bei sexuell aktiven Klienten)
-
Verzeichnis der Telefonnummern für den Notfall: Polizei, Feuerwehr,
nächstgelegenes Giftnotfallzentrum, Arzt, Krankenhaus, ärztlicher
Notdienst, Apotheke
(Ein
Medikamentenschrank mit verschließbarer Tür kostet rund 20 Euro. Ein
Nachfüllset mit den wichtigsten rezeptfreien Medikamenten und
Verbandsmaterial gibt es ab rund 50 Euro.)
Medikamentenversorgung
-
Wir
kontrollieren regelmäßig den Bestand der Medikamente. Wenn ein
verschreibungspflichtiges Präparat zur Neige geht, machen wir den
Klienten bzw. die Angehörigen darauf aufmerksam. Diese fordern
i.d.R. das neue Rezept an und holen das Medikament von der Apotheke
ab. Falls notwendig und vereinbart können wir diese Aufgabe
übernehmen. Größere Bestellungen wie etwa Verbandsmaterial lässt
sich der Klient von der Apotheke anliefern.
-
Wir
sorgen für ausreichende Reserven wichtiger Medikamente, um z.B. die
Schließung der Praxis in den Sommerferien zu überbrücken.
Organisation
-
Medikamente werden maximal 24 Stunden vor Verabreichung gestellt.
-
Tropfen
werden maximal eine Stunde vor Verabreichung gestellt.
-
Medikamente können auch von Auszubildenden oder Pflegekräften
während der Einarbeitungsphase gestellt werden. In diesem Fall muss
jedoch eine erfahrene Pflegekraft den Vorgang genauestens
überwachen.
weitere Maßnahmen
-
Die
Pflegekraft führt eine hygienische Händedesinfektion durch.
-
Die
Pflegekraft säubert und desinfiziert den Arbeitsplatz.
-
Die
Pflegekraft sorgt für geeignete Lichtverhältnisse.
-
Die
Pflegekraft stellt sicher, dass die Medikamentenschälchen bzw.
Medikamentendispenser hygienisch einwandfrei sind.
-
Die
Pflegekraft stellt sicher, dass der Medikamentendispenser korrekt
beschriftet ist, wenn mehr als eine Person im Haushalt wohnt.
-
Ein
ausreichend großer Vorrat an farbig gekennzeichneten
Tropfenschälchen steht bereit, also etwa Gelb für morgens, Rot für
mittags und blau für abends.
-
Die
Pflegekraft muss die Wirkungsweise sowie die Neben- und
Wechselwirkungen aller von ihr verarbeiteten Medikamente kennen. Bei
Fragen liest sie den Beipackzettel.
-
Das
korrekte Stellen von Medikamenten wird regelmäßig per Pflegevisite
überprüft.
Durchführung:
Kontrolle
-
Beim
Umgang mit Medikamenten gilt das Prinzip der dreifachen Kontrolle.
Kontrolliert wird
-
bei
der Entnahme des Medikaments aus dem Medikamentenschrank oder
dem Vorratsbehälter
-
bei
der Entnahme aus der Originalverpackung
-
beim
Zurückstellen in den Medikamentenschrank
-
Grundlage des Medikamentenstellens ist ausschließlich das
ärztliche Dokumentationsblatt. Die ärztliche Verordnung sollte
nicht auf andere Formulare übertragen werden, um
Übertragungsfehler zu vermeiden.
-
Die
"6-R-Regel" wird beim Stellen der Medikamente strikt beachtet. Also:
-
Richtiger Klient. (Bei mehr als einem Pflegebedürftigen im
Haushalt kann es Verwechselungen geben.)
-
Richtiges Medikament. Völlig unterschiedliche Medikamente können
ähnlich klingende Namen haben.
-
Richtige Dosierung
-
Richtige Applikationsform
-
Richtige Zeit. Neben der Tageszeit können auch zeitliche
Abstände zu anderen Medikamenten oder Ereignissen definiert
werden; also etwa der richtige Spritz-Eß-Abstand bei Insulin.
-
Richtige Dokumentation. Die Verordnungsangaben müssen korrekt
übertragen werden.
-
Vor der
Verarbeitung stellt die Pflegekraft sicher, dass das Medikament
intakt ist. Kriterien:
-
Das
Verfallsdatum ist noch nicht erreicht.
-
Die
Schutzverpackung (etwa Blister) ist unversehrt.
-
Die
Medikamentenverpackung ist trocken und zeigt keine Flecken.
-
Es
gibt keine Form- oder Farbveränderungen.
-
Bei
Flüssigkeiten sind keine Ausflockungen, Trübungen,
Geruchsveränderungen usw. bemerkbar.
weitere Maßnahmen
-
Die
Verordnungsdaten müssen dem Medikamentenblatt zweifelsfrei zu
entnehmen sein. Falls Fragen offen bleiben, bricht die Pflegekraft
das Stellen ab und hält Rücksprache mit dem Arzt. Die
Mindestkriterien für eine korrekte Verschreibung umfassen:
-
Name
und Vorname des Klienten
-
Bezeichnung des Medikaments
-
Arzneiform, etwa "Tablette"
-
Applikationsintervall, etwa "dreimal täglich"
-
Dosierung in 24 Stunden, etwa "60 mg"
-
Applikationsart, etwa "per os".
-
ggf.
Befristung der Medikamentengabe
-
Sofern
dieses von der Apotheke noch nicht getan wurde, vermerkt die
Pflegekraft alle wichtigen Informationen auf der
Medikamentenverpackung. Etwa:
-
Lieferdatum
-
Anbruchsdatum
-
Name
des Klienten
-
Die
Fehlergefahr lässt sich senken, wenn sich die Pflegekraft während
des Stellens die wichtigsten Daten selbst laut vorliest, also den
Namen des Klienten, die Bezeichnung des Präparates, die korrekte
Dosis usw.
-
Der
Dispenser sollte direkt auf dem Dokumentationsblatt mit den
Verordnungen abgestellt werden. Der direkte Blick lässt Fehler
schneller sichtbar werden.
-
Nach
Möglichkeit wird die Einzeldosis bei folienverschweißten Tabletten
durch Abtrennung an der Perforation oder Abschneiden entnommen.
Dieses ist hygienischer und ermöglicht jederzeit eine zweifelsfreie
Identifikation des Medikaments.
-
Beim
Abteilen der Blisterverpackung sollte darauf geachtet werden, dass
auf jedem Teilstück der Name des Präparates noch lesbar ist.
-
Die
Dosis wird stets aus der Packung entnommen, deren Verfallsdatum an
schnellsten abläuft. Wir stellen damit sicher, dass die ältesten
Medikamente zuerst verbraucht werden.
-
Die
Packungen von neu angefangenen Medikamenten werden mit einem roten
Stift gekennzeichnet. Wir vermeiden damit, dass versehentlich immer
wieder neue Packungen geöffnet werden, bevor die alten verbraucht
wurden.
-
Dragees
dürfen zumeist nicht zerteilt werden, da an den Bruchstellen der
ggf. magensaftresistente Film fehlt.
-
Beim
Abzählen von Tropfen ist es wichtig, sich sehr zu konzentrieren.
Insbesondere bei hohen Tropfenzahlen unterlaufen sehr schnell
Fehler.
-
Flüssige
Medikamente sollten grundsätzlich nicht gemischt werden, da es zu
unvorhersehbaren chemischen Reaktionen kommen kann.
-
Manche
Medikamente brauchen einen strikten Schutz vor Licht und eignen sich
daher nicht für ein Stellen mit langem Vorlauf.
Weiteres
-
Wir
raten dem Klienten dringend davon ab, Arzneimittel einzunehmen, die
jemand anderem verschrieben wurden, etwa der Ehefrau. Er soll auch
keine Medikamente nutzen, die von früheren Verschreibungen des
Arztes zurückgeblieben sind.
-
Wir
stellen sicher, dass für alle Medikamente die Gebrauchsanweisungen
verfügbar sind. Wenn der ursprüngliche Zettel irrtümlich entsorgt
wurde, kann das Dokument oftmals von der Homepage des Herstellers /
Vertreibers als PDF geladen werden.
-
Aufbewahrungsvorschriften und Haltbarkeitshinweise des Herstellers
werden strikt beachtet. Augentropfen werden i.d.R. vier Wochen nach
Anbruch entsorgt.
-
Einige
Medikamente müssen im Kühlschrank gelagert werden. Die Temperatur
wird von uns regelmäßig mittels eines Thermometers überprüft. Nach
Möglichkeit werden Medikamente räumlich getrennt von den
Lebensmitteln gelagert, also etwa im Butterfach.
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Klienten
sollen Medikamente nicht im Dunkeln einnehmen. Es ist wichtig, dass
sie ihre Brille tragen, um das Medikament sicher zu identifizieren.
-
Putz-
und Reinigungsmittel gehören ebenso wie Tiermedikamente nicht in die
Hausapotheke.
Nachbereitung:
-
Der
Arbeitsplatz wird aufgeräumt.
-
Das
verwendete Material wird ggf. sicher entsorgt.
-
Verschmutzte oder verklebte Originalverpackungen werden vor dem
Zurückstellen in den Medikamentenschrank gereinigt oder ggf.
verworfen. Ein Keimwachstum muss vermieden werden.
-
Medikamente, deren Etikett nicht mehr lesbar ist, werden entsorgt.
-
Wenn
alte Medikamente über den Hausmüll entsorgt werden sollen, stellen
wir sicher, dass die Präparate nicht von Kindern herausgefischt
werden können. Wir wickeln die Medikamente z.B. in Zeitungspapier
ein oder geben sie erst unmittelbar vor der Müllentleerung in die
Tonne.
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Die
Arzneimittel werden stets an den gleichen Platz im Schrank gestellt,
von dem sie entnommen wurden.
-
Die
Packungsbeilage verbleibt bis zum endgültigen Verbrauch des
Medikaments in der Originalverpackung.
-
Die
gesamte Maßnahme wird sorgfältig dokumentiert.
-
Einmal
im Monat kontrolliert die Pflegekraft alle Medikamente.
-
Auftretende
Probleme beim Stellen von Medikamenten werden im Qualitätszirkel
diskutiert.
Dokumente:
Verantwortlichkeit /
Qualifikation:
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