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Standard
"Ganzwaschung am Waschbecken bei Hemiplegie"
Die erste Mobilisierung an das Waschbecken
ist für die meisten Schlaganfallpatienten ein deutliches
Zeichen, dass das Schlimmste überstanden ist. Wenn der
Betroffene jedoch dauerhaft an einem Neglect oder an einem
Pusher-Syndrom leidet, bleibt die eigenständige Körperpflege ein
Wunschtraum. Wir zeigen Ihnen, welche Möglichkeiten zur
Aktivierung bleiben.
Standard "Ganzwaschung am Waschbecken bei
Hemiplegie"
Definition:
Die
Ganzwaschung am Waschbecken ist eine Maßnahme zur Körperpflege für
mobile und eingeschränkt mobile Bewohner. Dieses Vorgehen erfordert
vom Bewohner wesentlich mehr körperliche Ressourcen als die
Ganzwaschung im Bett, vermittelt vielen Betroffenen aber ein höheres
Selbstwertgefühl, da sie weniger auf fremde Hilfe angewiesen sind.
-
Bei
Hemiplegie-Patienten wird die Ganzwaschung durch zahlreiche
Krankheitssymptome erschwert:
Vielen
Erkrankten fehlt die Kontrolle über die Hand der mehr
betroffenen Seite. Der Bewohner kann also nur die Körperstellen
reinigen, die er mit dem weniger betroffenen Arm erreichen kann.
Das
Pusher-Syndrom erschwert es dem Betroffenen, auf dem Stuhl vor
dem Waschbecken das Gleichgewicht zu halten.
Bei einem
Neglect blendet der Patient die mehr betroffene Körperhälfte aus
und wäscht diese daher auch nicht aus eigenem Antrieb. Außerdem
fällt es ihm schwer, Pflegeutensilien zu nutzen, wenn diese auf
der "falschen", also ausgeblendeten Seite des Waschbeckens
liegen.
Die
Ganzwaschung am Waschbecken ist Teil einer aktiven Prophylaxe gegen
Kontrakturen, Thrombosen oder Pneumonien. Das Aufstehen regt den
Kreislauf und die Atmung an. Zudem werden zahlreiche Gelenke bewegt.
Die in den entsprechenden Prophylaxestandards definierten Vorgaben
werden beachtet und mit diesem Standard verknüpft.
Die Wäsche am
Waschbecken ist für Bewohner, die zuvor bettlägerig waren, der
spürbare Hinweis, dass es nun "bergauf" geht. Gleichzeitig jedoch
ist der umgekehrte Weg von der Waschung vor dem Waschbecken hin zur
Waschung im Bett ein deutliches Signal an Bewohner, dass sich ihre
Verfassung verschlechtert. Daher wird die Ganzwaschung vor dem
Waschbecken erst dann durch eine Ganzwaschung im Bett ersetzt, wenn
der Gesundheitszustand des Bewohners keine andere Wahl lässt.
Grundsätze:
-
Viele
Betroffene haben im Laufe der Erkrankung eigene Lösungsstrategien
entwickelt, um die körperlichen und neurologischen Defizite zu
kompensieren. Dieses Wissen wird wann immer möglich berücksichtigt.
-
Der
Bewohner erhält nur so viel Hilfe wie unbedingt notwendig.
Wir arbeiten
eng mit Therapeuten und Ärzten zusammen.
Wir sind uns
stets bewusst, dass wir mit der Ganzwaschung in den körperlichen wie
seelischen Intimbereich des Bewohners vordringen. Jede unsensible
Berührung und jedes unbedachte Wort können sein Selbstvertrauen und
seine Würde verletzen.
Es ist uns
bewusst, dass die Waschung ein zentrales Element in der Pflege des
Bewohners ist, das über die bloße Körperreinigung hinausgeht.
Insbesondere ist die intensive Beschäftigung mit dem Bewohner eine
gute Gelegenheit zur Krankenbeobachtung.
Das Waschen
des Bewohners ist eine der wenigen Gelegenheiten, um mit dem
Bewohner längere Zeit ungestört zu sprechen. Thematisiert werden
können etwa biografische Inhalte oder zwischenmenschliche Aspekte.
Zudem sollte der Bewohner gelobt werden, wenn er sich aktiv in die
Pflege einbringt.
Es ist uns
bewusst, dass der Transfer des Bewohners zum Waschbecken und das
Waschen selbst ein erhöhtes Unfallrisiko beinhalten. Wir sind daher
besonders aufmerksam.
Bewohner
sollen einen möglichst großen Anteil der Waschung eigenständig
erbringen. Selbst wenn ein Bewohner nur wenige Körperregionen selbst
waschen kann, erhält er dafür alle notwendige Unterstützung.
Es ist bereits
ein Erfolg, wenn nur Teile der Waschung vor dem Waschbecken
durchgeführt werden. Die fehlenden Körperregionen können dann im
Bett gereinigt werden, wie etwa die Intimregion.
Der Zeitpunkt
und der Ablauf der Ganzwaschung vor dem Waschbecken richten sich
nach den Bedürfnissen und Wünschen des Bewohners.
Der Bewohner
entscheidet selbst, in welchem Umfang und mit welcher Häufigkeit er
gewaschen werden will. Letztlich hat der Bewohner auch das Recht,
die Waschung komplett abzulehnen . Wir stellen allerdings sicher,
dass durch die mangelnde Körperhygiene weder die Gesundheit des
Bewohners noch die seiner Mitbewohner bedroht wird; dieses etwa
durch Parasitenbefall.
Wir beachten
den Wunsch des Bewohners nach Waschung durch eine
gleichgeschlechtliche Pflegekraft.
Ziele:
Die weniger
betroffene Seite wird aktiviert. Die mehr betroffene Seite bleibt
eingebunden.
Das
Selbstvertrauen wird durch eine (möglichst) eigenständige
Körperpflege gestärkt.
Wir ermitteln
die Ressourcen des Bewohners und passen die Ganzwaschung daran an.
Der Bewohner
kann vertraute Verhaltensweisen weiterführen.
Der
Körper wird gereinigt und insbesondere von Schmutz und
Hautabsonderungen befreit.
Krankheiten
werden vermieden.
Durch eine
umfassende Krankenbeobachtung erkennen wir Erkrankungen frühzeitig
und leiten die entsprechenden Maßnahmen ein.
Bei den
notwendigen Transfers wird die Gefahr eines Sturzes minimiert.
Die Haut wird
geschützt und mit den richtigen Pflegemitteln versorgt.
Der Bewohner
fühlt sich wohl.
Die
Selbständigkeit und das Selbstbewusstsein des Bewohners werden
gefördert.
Die
Durchblutung wird gestärkt.
Wir beachten
die Maßgaben des rückenschonenden Arbeitens.
Vorbereitung:
Voraussetzungen
Wir prüfen, ob der
Bewohner über die notwendigen Ressourcen verfügt:
Der Bewohner
muss ohne Hilfe sitzen oder kurzzeitig stehen können. (Das Waschen
vor dem Waschbecken ist also nicht sinnvoll, wenn sich der Bewohner
mit der weniger betroffenen Hand festhalten muss, um das
Gleichgewicht zu bewahren.)
Der Kreislauf
des Bewohners muss stabil genug sein.
Der Bewohner
muss motiviert sein, die teilweise anstrengende Maßnahme
durchzuführen.
(Hinweis: Wenn der
Bewohner nur sitzen, aber nicht sicher stehen kann, erfolgt die
Reinigung des Unterkörpers in Seitenlage im Bett. Der Oberkörper wird,
wie hier beschrieben, vor dem Waschbecken gesäubert.)
Materialien
Einwegschürze
Händedesinfektionsmittel
1 bis 2 Paar
Einmalhandschuhe
2 Waschlappen
2 Handtücher
1 großes
Badetuch
ggf. 2 Tupfer
ggf. 1
Ölkompresse
ggf. Salben
Hautpflegemittel
Vielen Betroffenen
fällt die Nutzung von Seifenstücken leichter, wenn diese an einem Band
befestigt ist (sog. "Kordelseife"). Andere Hemiplegie-Patienten
bevorzugen einen Seifenspender.
bei Männern
Elektro- oder Nassrasierer, Rasierwasser
bei Frauen
Lippenstift, Parfüm
Kosmetikprodukte
Kleidungsstücke
Kamm, Bürste
und Handspiegel
Inkontinenzmaterial
ggf. frische
Bettwäsche
Abwurfbehälter
rutschfester
Stuhl oder Rollstuhl
Der Stuhl sollte
die richtige Höhe haben. Ist er zu niedrig, kann der Bewohner sein
Becken nicht ausreichend aufrichten. Ist der Stuhl zu hoch, erreichen
die Füße den Boden nicht. Wenn die Rumpfstabilität nicht ausreichend
gegeben ist, sollte der Stuhl zusätzlich mit einer Seitenlehne
ausgestattet sein.
Planung
Wir ermitteln
in den regelmäßigen Fallbesprechungen die Ressourcen des Bewohners
und prüfen, welche Körperbereiche er selbst reinigen könnte.
Der Bewohner
wird befragt, wann er gewaschen werden möchte. Diesem Wunsch kommen
wir - wenn es möglich ist - nach.
-
Wir
ermitteln die weiteren biographischen Vorlieben des Bewohners
hinsichtlich des Waschens. Ggf. sprechen wir die Angehörigen an. Die
Wünsche können etwa umfassen:
Deo,
Parfüm, eigene Seife, Rasierwasser, Gesichtscreme und Make-up
Ggf.
zusätzliche kleinere Waschungen, etwa weil der Bewohner stark
schwitzt
Temperatur
des Waschwassers
Musik oder
Radio beim Waschen
Die
korrekte Waschung von Bewohnern wird regelmäßig per Pflegevisite
überprüft.
Durchführung:
Organisation
Der Bewohner
wird sanft geweckt, sofern er nicht bereits wach ist. Danach werden
ihm einige Minuten Zeit gegeben, um sich zu orientieren und Wünsche
zu äußern. Die Pflegekraft setzt derweil ihre Runde durch den
Wohnbereich fort und weckt zunächst weitere Bewohner.
Dem erwachten
Bewohner wird das aktuelle Datum und der Wochentag mitgeteilt.
Dieses fördert die Orientierung.
Dem Bewohner
wird etwas zu Trinken angeboten.
Der Bewohner
wird über die anstehende Ganzwaschung vor dem Waschbecken informiert
und um Zustimmung gebeten.
Die Fenster
werden geschlossen und die Raumluft ggf. auf eine angenehme
Temperatur geheizt. Es sollten mindestens 22°C erreicht werden.
Dem Bewohner
wird ein Toilettengang angeboten. Wenn eine Inkontinenz vorliegt,
wird noch vor dem Waschen eine Inkontinenzpflege durchgeführt.
Ggf. wird die
Zahnprothesenpflege (gemäß Standard) durchgeführt.
Ggf. werden
die Hörgeräte eingesetzt (gemäß Standard).
In einem
Doppelzimmer wird entweder ein Sichtschutz aufgebaut oder der
Mitbewohner für die Zeit nach draußen gebeten.
Das Betreten
des Bewohnerzimmers durch Angehörige oder Mitbewohner wird
unterbunden. Sofern gewünscht und sinnvoll werden Angehörige in die
Maßnahme eingebunden. Diese werden von der Pflegekraft angeleitet,
um ihnen eine Gelegenheit zur Mithilfe zu geben.
Alle
notwendigen Pflegemittel werden so im Bereich des Waschbeckens
angeordnet, dass der Bewohner oder die Pflegekraft leicht darauf
zugreifen können.
Die für den
Tag vorgesehene Kleidung wird bereitgelegt. Die zuerst benötigten
Stücke (z.B. Unterwäsche) liegen ganz oben auf dem Stapel. Die
Auswahl, welche Kleidung er tragen möchte, trifft der Bewohner
selbst. Die Pflegekraft prüft die Kleidung jedoch auf
Vollständigkeit, Sauberkeit und Beschädigungen.
Die Anzahl der
anwesenden Pflegekräfte ist i.d.R. auf maximal zwei Personen
begrenzt. Wenn der Bewohner Schamgefühle zeigt, werden insbesondere
Praktikanten und Zivildienstleistende vor die Tür gebeten.
Bei adipösen,
unruhigen oder aggressiven Bewohnern wird eine Pflegehilfskraft als
Unterstützung hinzugezogen. Dieses ist auch notwendig, wenn der
Bewohner nicht sicher allein stehen kann.
Die Vitalwerte
werden gemessen, insbesondere der Blutdruck.
Die
Pflegekraft führt eine hygienische Händedesinfektion durch. Der
Zeitpunkt, wann Einmalhandschuhe anzulegen sind, richtet sich nach
den individuellen Gegebenheiten (etwaige Hautkrankheiten,
Hautläsionen usw.) Spätestens bei der Reinigung der Intimregion sind
die Einmalhandschuhe anzulegen.
Die
Lagerungshilfsmittel werden entfernt.
Die
Pflegekraft überzeugt sich davon, dass der Weg zum Waschbecken und
der Boden direkt davor frei von Pfützen oder sonstigen Hindernissen
sind. Die Pflegekraft schaltet zudem die Beleuchtung vor dem
Waschbecken an.
Der Bewohner
wird auf die Bettkante gesetzt. Er zieht rutschfeste Freizeitschuhe
an (keine Slipper!).
Der Bewohner
wird aus dem Bett in den festen Stand transferiert. Die Pflegekraft
geht dabei sehr behutsam vor. In den ersten Minuten nach dem
Positionswechsel ist die Gefahr eines Schwindelgefühls deutlich
erhöht. Es ist also stets damit zu rechnen, dass der Bewohner
unvermittelt wegsackt.
Falls
notwendig kann der Bewohner auch im Rollstuhl zum Waschbecken
transferiert werden.
Die
Pflegekraft stellt sicher, dass der Bewohner alle Utensilien
erreichen kann, die er für eine selbständige bzw. teilweise
selbständige Durchführung benötigt. Wir prüfen, auf welcher Seite
des Waschbeckens die Utensilien abgelegt werden sollten. Ideal ist
die mehr betroffene Seite, um den Bewohner für diese Körperhälfte zu
sensibilisieren. Häufig jedoch wird dieser Abschnitt vollkommen
ausgeblendet (sog. "Neglect"). Das Material ist dann für den
Betroffenen praktisch nicht vorhanden.
Die
Pflegekraft stellt sicher, dass alle Sonden, Drainagen und das
Infusionssystem sicher fixiert sind und korrekt liegen. Insbesondere
muss ein Katheterbeutel stets unter dem Blasenniveau aufgehängt
sein. Zudem ist sicherzustellen, dass sich ein unruhiger Bewohner
die Schläuche nicht ungewollt mit einer ruckartigen Bewegung zieht.
Das Bett des
Bewohners kann nun frisch bezogen werden. Dieses geschieht
idealerweise zeitgleich zum Waschen.
Der
Bewohner wird zum Waschbecken begleitet. Dort steht für ihn ein
Stuhl bereit. Das Schlafanzugoberteil kann über die Lehne gelegt
werden, damit diese bei Hautkontakt nicht zu kalt ist.
Ggf. setzt
sich die Pflegekraft hinter den Bewohner, um dessen Sitzposition zu
stabilisieren.
Wenn der
Bewohner in einem Rollstuhl an das Waschbecken mobilisiert wird,
werden die Fußstützen hochgeklappt. Der Bewohner sollte seine Füße
direkt auf dem Boden abstellen können, um eine aktivere Sitzposition
zu erreichen.
Bei vielen
Hemiplegie-Patienten ist die Rumpfstabilität zwar gegeben,
allerdings hat der Gesäßmuskel auf der mehr betroffenen Seite einen
zu geringen Tonus. In der Folge ist das Sitzen asymmetrisch. Dieses
kann durch ein Handtuch korrigiert werden, dass unter die betroffene
Gesäßhälfte geschoben wird.
Der mehr
betroffene Arm muss sicher abgelegt werden. Der Bewohner kann z.B.
so nahe an das Waschbecken mobilisiert werden, dass er den Arm
darauf ablegen kann. Der Arm sollte aber nicht im Becken abgelegt
werden. Wenn dort zu heißes Wasser einläuft, würde der Bewohner
dieses nicht rechtzeitig bemerken, es käme zu Verbrennungen.
Alternativ kann der Arm daher auf der Armlehne des Stuhles oder des
Rollstuhles gelagert werden.
Bei vielen
Betroffenen kommt es zu ungewollten Beinbewegungen, etwa wenn der
Bewohner den Arm bewegt. Wenn der Bewohner dann noch gleichzeitig
eine Handlung durchführen soll, etwa sich zu rasieren, ist er mit
der Koordination i.d.R. überfordert. Die Pflegekraft prüft
regelmäßig, ob die Fußstellung des Bewohners korrekt ist und fordert
den Bewohner ggf. zu einer Korrektur auf.
Der Bewohner
wird entkleidet. Ggf. wird ihm ein großes Handtuch oder das
Nachthemd über die Schultern gelegt, damit der Bewohner nicht
friert.
Die nun folgenden Punkte sind ausgerichtet auf Bewohner, die sich nicht
oder nur sehr eingeschränkt selbst waschen können. Es ist unser Ziel,
dass sich Bewohner möglichst selbständig waschen, dieses insbesondere
bei orientierten Bewohnern mit stabilem Kreislauf. Wir greifen nur dann
unterstützend ein, wenn es absolut notwendig ist.
Gesicht
Die
Pflegekraft streift dem Bewohner einen Waschhandschuh über eine
Hand. Der Bewohner soll möglichst weite Bereiche des Gesichts
selbständig waschen.
Die Augen
werden von Ablagerungen befreit. Die Wischbewegung erfolgt stets von
außen nach innen in Richtung des Tränenflusses. Wenn die
Absonderungen zu intensiv sind, verwendet die Pflegekraft zwei mit
warmem Wasser angefeuchtete Tupfer. Bei Infektionen der Augen muss
eine Keimverschleppung von einem Auge zum anderen vermieden werden.
Das Gesicht
wird gewaschen, beginnend mit der Stirn über die Wangen bis zum
Kinn.
Der Mund und
die Nase werden gereinigt. Die Mundwinkel und Nasenflügel dürfen
nicht vergessen werden.
Die
Ohrmuscheln und die Hautbereiche hinter den Ohren werden gereinigt.
Alle
Hautbereiche werden sorgfältig abgetrocknet.
Das Gesicht
wird vorsichtig eingecremt.
Oberkörper
Dem Wasser
wird eine Waschlotion beigemengt.
Der Hals, die
Achselhöhlen, die Arme und die Hände werden gewaschen. Um einen
Intertrigo zu verhindern, achtet die Pflegekraft auf Hautfalten
(Achselhöhlen und weibliche Brüste) sowie die Fingerzwischenräume.
Die
Pflegekraft führt den mehr betroffenen Arm in eine Außenrotation,
damit der Bewohner die Hand waschen kann.
Den weniger
betroffenen Arm kann der Bewohner ebenfalls waschen. Er seift dafür
einen Waschlappen ein und legt diesen am Rand des Waschbeckens ab.
Nun führt er den weniger betroffenen Arm über den Waschlappen hinweg
und reibt sich daran. Bei der Achselhöhle und beim Abspülen muss die
Pflegekraft ggf. helfen. Danach wird der Arm abgetrocknet und z.B.
auf einem Handtuch auf dem Schoß abgelegt.
Die
Fingernägel werden kontrolliert. Bei Verschmutzung der Fingernägel
sollte die Pflegekraft diese sofort reinigen. Ansonsten kann die
Nagelpflege zu einem späteren Zeitpunkt durchgeführt werden.
Die Ellenbogen
werden auf eventuelle Anzeichen eines Dekubitus überprüft.
Der
Brustkorb und der Bauch werden in Richtung Füße gewaschen.
Die
Pflegekraft überprüft, ob der Bauchnabel mit Nabeltalk oder
Nabelstein verschmutzt ist. In diesem Fall wird der Nabel mit einer
Ölkompresse gereinigt.
Der vordere
Oberkörper wird abgetrocknet.
Der Rücken
wird in Richtung Füße gewaschen. Der Bewohner soll sich dafür einen
feuchten Waschlappen oder ein kleines Handtuch über die Schulter
legen und mit dem weniger betroffenen Arm von hinten diagonal über
den Rücken ziehen. Danach wird dieser Ablauf ausgehend von der
anderen Schulter wiederholt.
(Hinweis: Der
Fachhandel bietet ein umfassendes Angebot an Hilfsmitteln an, mit deren
Hilfe Hemiplegie-Patienten auch andere Körperzonen erreichen.)
Der Rücken
wird abgetrocknet. Auch dafür kann die oben beschriebene Technik
genutzt werden.
Der gesamte
Oberkörper wird mit Körperlotion eingecremt und bekleidet.
untere Extremitäten / Intimbereich
Häufig ist es
nicht möglich, den Intimbereich vor dem Waschbecken zu reinigen. In
diesem Fall wird die Waschung im Bett durchgeführt und der
entsprechende Standard beachtet. Entscheidend dafür ist die
Fähigkeit des Bewohners, vor dem Waschbecken einige Minuten stehen
zu können.
Die Reinigung
des Intimbereiches im Bett ist auch erforderlich, wenn dieses Areal
im Sitzen von der Pflegekraft nicht eingesehen werden kann.
Der
Waschlappen wird gewechselt.
Der Bauch ab
dem Nabel wird abwärts gewaschen.
-
bei der
Frau:
Die
Bewohnerin soll die Beine etwas spreizen.
Die großen
Schamlippen werden gespreizt und von der Scham(bein)fuge zum
Anus hin gereinigt und abgetupft. Waschrichtung ist stets von
vorne nach hinten.
Der äußere
Genitalbereich wird gewaschen und getrocknet.
Wenn die
Bewohnerin eine Waschung ablehnt oder diese aus anderen Gründen
nicht möglich ist, prüfen wir eine Genitalspülung.
Die
Pflegekraft führt eine Intertrigoprophylaxe in der Leiste durch.
beim
Mann:
Der Penis
wird gewaschen.
Die
Vorhaut wird zurückgezogen und die Eichel gewaschen.
Insbesondere der Belag (Smegma) hinter der Eichel muss gründlich
entfernt werden. Die Pflegekraft prüft überdies eine eventuelle
(Pilz-)Infektion der Eichel. Danach wird die Vorhaut wieder
zurückgeschoben.
Der
Bewohner soll die Beine etwas spreizen.
Die
Pflegekraft reinigt den Hodensack von vorne in Richtung Anus.
Dazu wird der Hodensack vorsichtig angehoben.
Der
Bereich wird gründlich getrocknet.
Die
Pflegekraft führt eine Intertrigoprophylaxe zwischen Penis und
Hodensack sowie zwischen Hodensack und Oberschenkel durch.
Die
Pflegekraft wäscht den Anus in Richtung Steißbein.
Der Anus wird
sorgfältig getrocknet.
Der Bewohner
wird ggf. mit Inkontinenzmaterial versorgt.
Die
Pflegekraft entsorgt die Einmalhandschuhe (bzw. wechselt diese).
Richtlinien für das Waschen
Es ist
wichtig, dass die Wassertemperatur nicht zu heiß eingestellt ist.
Viele Senioren mit neuronalen Schäden können sich sonst verbrennen,
ohne es selbst zu merken. Der Bewohner sollte die Temperatur des
Wassers stets mit der weniger betroffenen Hand prüfen.
Die Anwendung
von Seife erfolgt sparsam.
Wir nutzen
milde Seifen, wenn die Haut des Bewohners zu Trockenheit neigt oder
zumindest nicht übermäßig fettig ist.
Empfindliche
Haut wird mit milder Kinder- oder Babyseife gereinigt. Bei sehr
fettiger Haut nutzen wir Syndets, da diese die Talgdrüsen nicht
unnötig reizen. Hinweis: Syndets schonen zwar den Säureschutzmantel
der Haut, führen aber dennoch zu einer Entfettung. Daher sollte die
Haut nach dem Waschen nachgefettet werden.
Der Einsatz
von Deoseifen wird vermieden, da die geruchsstillenden Zusätze die
Haut belasten und allergische Reaktionen hervorrufen.
Wir achten
stets darauf, dass keine Seifenreste zurückbleiben. Waschaktive
Substanzen müssen stets mit klarem Wasser entfernt werden. Ein
unzureichendes Abspülen kann zu verschiedenen Beschwerden führen.
Bewohner berichten dann häufig über ein prickelndes Gefühl, ein
Stechen oder ein Brennen auf der Haut.
Das Abtrocknen
muss stets gewissenhaft erfolgen. Trockene Haut wird seltener wund
und ist weniger anfällig etwa für Infektionen durch Hautpilze. Wir
achten insbesondere auf Hautbereiche, an denen Haut auf Haut liegt;
dieses etwa bei Frauen mit großen Brüsten oder bei Hautfalten
adipöser Bewohner. Ggf. legen wir Mullkompressen zwischen die
Hautpartien, damit diese Schweiß und Flüssigkeiten aufnehmen. Wenn
dieses nicht ausreicht, nutzen wir zusätzliche Hautschutzpräparate
(etwa "Cavilon").
Hautpflegemittel werden erst nach völliger Abtrocknung der Haut
aufgetragen.
Cremes und
Lotionen werden sparsam angewendet und sollten schnell einziehen.
Bei langsam einziehenden Präparaten warten wir ab, bis diese "von
allein" aufgenommen wurden. Sie werden nicht eingerieben, da dieses
die Bildung von Mikroläsionen der Haut fördern würde.
Wir nutzen
kein Puder, da dieses zusammen mit Feuchtigkeit Krümel bildet, deren
Reibung die Haut schädigt.
Wir nutzen
keine alkoholischen Präparate, da diese die Haut entfetten und
austrocknen. Insbesondere raten wir dem Bewohner dringend von der
Nutzung von Franzbrandwein ab. Wenn der Bewohner dennoch darauf
besteht, muss die Haut danach gründlich eingefettet werden.
Wir
legen stets alle benötigten Gegenstände bereit und vermeiden damit,
dass die Pflegekraft das Badezimmer des Bewohners verlassen muss, um
etwa ein Köperpflegemittel zu holen.
Durch
eine entsprechende Personalplanung ist sichergestellt, dass die
Waschung ohne Störungen und Unterbrechungen durchgeführt werden
kann. Es gilt zu vermeiden, dass die Pflegekraft die Waschung in der
Mitte unterbrechen muss, etwa weil das Telefon klingelt oder sie
einen anderen Bewohner versorgen muss.
-
Wir
nutzen die Ganzwaschung vor dem Waschbecken, um den Hautzustand zu
prüfen. Parameter:
Ist die
Haut gesund und intakt?
Sind
lokale Hauterkrankungen sichtbar, etwa Intertrigo, Dekubitus,
Pilzinfektionen oder sonstige Wunden?
Gibt es
generalisierte Hauterkrankungen wie etwa Neurodermitis?
Ist
die Haut belastet, etwa durch Harn (bei Inkontinenz), Stuhl (bei
Durchfall) oder Schweiß (bei Fieber)?
Zeigt die
Haut Symptome einer Durchblutungsstörung?
Wir kündigen
dem Bewohner jede Maßnahme an, auch wenn dieser aufgrund einer
Demenz offenkundig den Sinn der Worte nicht versteht. Zusätzlich
lagern wir alle benötigten Materialien so, dass der Bewohner diese
sehen kann.
Insbesondere
bei Demenzkranken vermeiden wir hektische Bewegungen, lautes Rufen
oder (für den Bewohner verdecktes) Kramen im Bewohnerschrank.
Die
Reihenfolge, in der die Körperregionen gewaschen werden, kann
individuell abweichen. Gründe dafür sind etwa die persönlichen
Wünsche des Bewohners oder medizinische Indikationen.
Insbesondere
bei dementiell erkrankten Bewohnern ist es wichtig, dass eine einmal
gewählte Reihenfolge über Monate hinweg beibehalten wird. Der
vertraute Ablauf der einzelnen Handlungen vermittelt dem Bewohner
ein Gefühl der Sicherheit.
Es wird
immer nur der zu waschende Körperbereich entblößt und danach ggf.
bekleidet. Wenn also die Reinigung des Oberkörpers abgeschlossen
ist, erhält der Bewohner die Möglichkeit, ein Unterhemd anzuziehen.
Bei der
Wahl der Pflegemittel richten wir uns nach den Wünschen des
Bewohners. Wir halten es für eine Selbstverständlichkeit, dass
Bewohner ihre eigene Persönlichkeit auch durch die Wahl eines
individuellen Deos, Seife oder Rasierwasser unterstreichen und
abgrenzen wollen. Dennoch ist es unverzichtbar, die Reaktionen der
Haut auf diese Mittel zu beobachten. Insbesondere Deodorants
(unterdrücken den Geruch) und Antitranspirantien (hemmen die Bildung
von Schweiß) können zu Hautirritationen führen. Im Dialog mit dem
Bewohner regen wir dann den Wechsel des Präparates an.
Ggf.
kann die Waschung von dem Waschbecken dafür genutzt werden, um mit
dem Bewohner zu sprechen, etwa über Ängste, zwischenmenschliche
Probleme oder Beschwerden.
Die
Waschung von dem Waschbecken kann z.B. für Einreibungen genutzt
werden.
Bei
vorhandenem Pilz- oder Bakterienbefall werden nur Einwegmaterialien
zum Waschen verwendet. Zudem werden durch geeignete Maßnahmen die
häufigsten Übertragungswege unterbrochen, etwa Handtücher, Strümpfe
usw.
weitere Maßnahmen
Der Bewohner
wird bekleidet.
Bewohnerinnen
können Schmuck anlegen und Parfüm auftragen.
Der Bewohner
erhält die Möglichkeit, sein Aussehen im Spiegel zu prüfen.
Die Haare
werden gekämmt.
ggf. wird der
Bewohner rasiert.
Nachbereitung:
Die
gesamte Bekleidung des Bewohners wird gerichtet, der Bewohner zurück
ins Bett begleitet und dort bequem gelagert. Falls es bereits Zeit
für das Frühstück ist, wird der Bewohner in den Speisesaal
begleitet.
Die
Pflegekraft fragt nach dem Befinden des Bewohners.
Die Klingel
wird in Reichweite gelegt.
Der Bewohner
erhält seine Hilfsmittel (Hörgerät, Brille).
Der Bewohner
wird befragt, ob er weitere Wünsche habe. Insbesondere wird ihm ein
Getränk angeboten.
Das Zimmer
wird gelüftet und die Heizung wieder niedriger gestellt.
Das
verbrauchte Material wird entsorgt.
Die
Pflegemittel werden zurückgestellt. Bei persönlichen Mitteln achtet
die Pflegekraft darauf, dass die Behälter beschriftet sind.
Die
Pflegekraft führt eine hygienische Händedesinfektion durch.
Die
Pflegekraft räumt das Zimmer auf.
Die
Ganzwaschung vor dem Waschbecken und alle Prophylaxemaßnahmen werden
im Leistungsnachweis dokumentiert.
Die Lagerung
wird im Lagerungs- und Mobilitätsplan verzeichnet.
Beobachtungen,
etwa Hautveränderungen oder Schmerzäußerungen, werden dokumentiert
und ggf. dem Hausarzt mitgeteilt.
Ggf. wird die
Pflegeplanung angepasst.
Dokumente:
Leistungsnachweis
Lagerungs- und
Mobilitätsplan
Vitaldatenblatt
Berichtsblatt
Dokumentenblatt "Meldungen an den Arzt"
Verantwortlichkeit / Qualifikation:
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