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Standard "Pflege von Menschen mit HIV / AIDS" (stationäre Pflege)

Dank neuer AIDS-Medikamente ist das große Sterben der 80er- und 90er-Jahre vorbei. Heute können HIV-Patienten noch jahrzehntelang überleben. Mit der Lebenserwartung wachsen indes auch die Pflegeprobleme: Die Betroffenen leiden unter Nebenwirkungen, Sekundärerkrankungen und Depressionen. Die Pflegekräfte wiederum müssen mit strikten Hygienevorschriften vor einer Ansteckung geschützt werden.


Standard "Pflege von Menschen mit HIV / AIDS" (stationäre Pflege)


Definition:

  • AIDS steht für "Acquired Immune Deficiency Syndrome", also ein erworbenes Immundefektsyndrom. AIDS wird durch das HI-Virus (HIV) ausgelöst. Dieses führt zu einer Immunschwäche und zu Sekundärinfektionen (auch opportunistische Infektionen genannt) sowie zu Tumoren.
  • Übertragen wird das HI-Virus durch Körperflüssigkeiten wie Blut, Sperma, Vaginalsekret usw. Als häufigste Infektionswege gelten Vaginal- oder Analverkehr ohne Verwendung von Kondomen, Oralverkehr und die Benutzung kontaminierter Spritzen beim intravenösen Drogenkonsum. Insbesondere homosexuelle Männer gelten als Risikogruppe, da häufige Partnerwechsel und Analverkehr in dieser Bevölkerungsgruppe vermehrt anzutreffen sind.
  • Die Einnahme von HIV-unterdrückenden Medikamenten ("antiretrovirale Therapie") und die Behandlung der Sekundärinfektionen können den Krankheitsverlauf deutlich verlangsamen. In Deutschland ist heute die Behandlungsstrategie "HAART" üblich, also eine "hoch aktive antiretrovirale Therapie". Diese Kombination aus drei oder mehr Wirkstoffen kann die Zahl der Viren im Blut deutlich senken. Eine Heilung ist jedoch derzeit nicht möglich.
Eine HIV-Infektion verläuft in drei Phasen:
  • Stadium 1 (asymptomatisches Stadium): Zwei bis sechs Wochen nach einer Infektion können Symptome wie Fieber, Nachtschweiß, geschwollene Lymphknoten, Übelkeit usw. auftreten. Diese werden jedoch häufig mit einer Grippe verwechselt und klingen rasch wieder ab. Danach bleibt der Infizierte meist über Jahre symptomfrei.
  • Stadium 2 bezeichnet die HIV-assoziierten Erkrankungen: In dieser Zeit vermehrt sich das Virus im Körper und schwächt bereits das Immunsystem. Erste Symptome treten auf, wie etwa Nachtschweiß, Gewichtsverlust, Diarrhöe, Fieber, Mund- und Rachensoor, orale Haarleukoplakie (weißliche, erhabene Beläge auf der Zunge, die sich nicht abstreifen lassen), Gürtelrose usw.
  • Stadium 3 bezeichnet die AIDS-definierten Erkrankungen: Das Vollbild von AIDS liegt vor. Beim HIV-Positiven werden opportunistische Infektionen festgestellt, die für den gesunden Menschen normalerweise harmlos sind. Die Gewichtsabnahme (Wasting-Syndrom) beschleunigt sich. Es treten u.a. Krebserkrankungen z.B. das Kaposi-Sarkom, Pneumonien, HIV-Enzephalopathie bis hin zur AIDS-Demenz auf.

Grundsätze:

  • Alter ist kein Schutz vor HIV. Auch ein alter Mensch kann an dieser Infektionskrankheit leiden. Daraus folgt, dass im Umgang mit alten Menschen die gleiche Vorsicht geboten ist, wie bei der Versorgung von 30- oder 40-Jährigen.
  • Wir legen Wert auf eine "normale" Behandlung des Bewohners. Wir dulden keine Stigmatisierung von HIV-Infizierten.
  • Übertriebene Hygienemaßnahmen und Distanz zum infizierten Bewohner diskriminieren ihn.
  • Wir enthalten uns stets jeder moralischen Wertung des Lebenswandels und insbesondere des Sexuallebens unserer Bewohner.
  • Wir beachten den Wunsch eines Bewohners, die HIV-Infektion gegenüber Angehörigen und Mitbewohnern vertraulich zu behandeln. Die Vertraulichkeit endet, wenn ein infizierter Bewohner, z.B. durch fahrlässiges Sexualverhalten, andere Menschenleben gefährdet.
  • Die tägliche Routine darf nicht dazu führen, dass die Pflegekraft unvorsichtig oder nachlässig wird. Insbesondere die sichere Durchführung von Injektionen erfordert jedes Mal aufs Neue höchste Konzentration.

Ziele:

  • Eine HIV-Infektion wird frühzeitig bemerkt.
  • Die Ausbreitung von HIV wird vermieden. Mitarbeiter, Mitbewohner und Angehörige sind vor einer HIV-Infektion geschützt.
  • Infizierte Bewohner nehmen weiterhin am sozialen Leben innerhalb der Einrichtung teil. Jede Form der Ausgrenzung wird vermieden.
  • Sterbende Bewohner erhalten bis zum Schluss eine menschenwürdige Betreuung.

Vorbereitung:

Organisation

  • Wir halten stets ausreichend Schutzkleidung bereit.
  • Unsere Pflegekräfte werden regelmäßig zum Thema HIV fortgebildet.
  • Die korrekte und sichere Pflege von HIV-Trägern ist Teil der Einarbeitung neuer Mitarbeiter.
  • Wir halten stets aktuelle Literatur zum Thema HIV bereit.
  • Wir beschäftigen einen Hygienebeauftragten.
  • Wir arbeiten eng mit Krankenhäusern und Ärzten zusammen, insbesondere in einrichtungsübergreifenden Arbeitsgruppen.
  • Unser Qualitätszirkel beschäftigt sich regelmäßig mit Hygieneproblemen.
  • Wir halten unseren Hygieneplan stets auf dem aktuellen Stand.

Symptome einer Infektion

Wir sind sensibilisiert für die Krankheitszeichen einer HIV-Infektion. Wenn diese gehäuft auftreten und kein anderer plausibler Grund dafür zu finden ist, regen wir beim behandelnden Arzt einen entsprechenden Test an. Anzeichen sind:

  • grippeähnliche Erkrankungen mit Fieber
  • Gliederschmerzen
  • Entzündungen des Rachenraumes
  • Magen-Darm-Erkrankungen
  • Schwellungen der Lymphknoten
  • ggf. Hautausschlag
  • wiederkehrende und therapieresistente Soorinfektionen
  • Herpes Zoster
  • länger anhaltende Durchfälle

Durchführung:

Schutz der Mitarbeiter und Dritter

  • Alle Pflegekräfte sind strikt angewiesen, jede Form des "recapping" (Wiederaufsetzen der Kunststoffhülle auf die Kanüle) zu unterlassen.
  • Für die Versorgung von HIV-Infizierten nutzen wir konsequent "sichere Instrumente", also etwa stichsichere Kanülen. Dieses auch, wenn mit höheren Kosten zu rechnen ist.
  • Scharfe oder spitze Gegenstände, die mit Blut oder mit anderen Körperflüssigkeiten in Kontakt gekommen sind, müssen gefahrlos entsorgt werden.
  • Bei Kontakt mit möglicherweise virushaltigen Körperflüssigkeiten muss die Pflegekraft Schutzhandschuhe tragen. Wenn ein Kontakt mit virushaltigen Tröpfchen (Aerosole) möglich ist, sollten zusätzlich Mundschutz und Schutzbrille verwendet werden. Auch angetrocknetes Blut ist infektiös.
  • Bei Durchfällen und nässenden Wunden ist ein Schutzkittel zu tragen.
  • Vor dem Besuch bei dem Kranken und nach dem Ablegen der Einmalhandschuhe führt die Pflegekraft eine hygienische Händedesinfektion durch.
  • Beim Kontakt mit HIV-Infizierten dürfen ausschließlich Latex-Handschuhe verwendet werden. Falls eine Allergie gegen Latex besteht, sollte die Pflegekraft erst einen Handschuh aus einem alternativen Material (z.B. Vinyl) anziehen und darüber einen Latex-Handschuh (robuster) tragen.
  • Wir legen allen Mitarbeitern dringend eine Hepatitis-B-Impfung nahe.
  • Wir achten besonders auf eine gute Hautpflege unserer Mitarbeiter, da durch Risse in der Haut infektiöses Material eindringen kann. Die Pflegekräfte sollten sich die Hände regelmäßig eincremen.
  • Wenn Angehörige sich an der Pflege beteiligen, werden diese über die notwendigen Sicherheitsmaßnahmen informiert.
  • Das Risiko, dass ein Bewohner an HIV leidet, ist relativ gering. Dieses liegt insbesondere daran, dass ein heute 80-Jähriger während der Hochphase der HIV-Neuinfektionen um 1985 mindestens 50 Jahre alt war. In diesem Alter ist häufiger Partnerwechsel eher die Ausnahme.  Bei der Neuaufnahme werden Bewohner dennoch befragt, ob sie den HIV-Virus in sich tragen. Ggf. wird der behandelnde Hausarzt konsultiert.
  • Alle Pflegekräfte, die an der Versorgung des Bewohners beteiligt sind, werden über einen ggf. positiven Infektionsstatus informiert. Also auch Teilzeitkräfte und Aushilfen. Wir unterrichten auch alle externen Partner, die im Rahmen ihrer Tätigkeit bei Unwissenheit einem erhöhten Risiko ausgesetzt wären. Also etwa medizinische Fußpfleger, Krankengymnasten usw.
  • Mitbewohner sowie Angehörige werden nur nach vorheriger Erlaubnis durch den Bewohner informiert.
  • Häufig ist der Infektionsstatus eines Bewohners nicht bekannt. Bei folgenden Gruppen (soweit bekannt) bitten wir um einen entsprechenden Bluttest. Wird dieser verweigert, gehen wir sicherheitshalber von einer bestehenden Infektion aus und setzen alle notwendigen Maßnahmen um:
    • Homosexuelle (Mann)
    • Bisexuelle
    • Drogenabhängige
    • (Ex-)Prostituierte
    • Bluter
    • Transplantationspatienten
    • Hämodialysepatienten
    • (Ex-)Lebenspartner von HIV-Infizierten

Stichverletzung

  • Im Fall einer Schnitt- oder Nadelstichverletzung wird der entsprechende Notfallstandard (Postexpositionsprophylaxe) ausgeführt.
  • Selbst wenn nur ein vager Verdacht auf eine Infektion der Pflegekraft besteht, wird deren Infektionsstatus ermittelt.
  • Pflegekräfte mit einer (unklaren) HIV-Infektion dürfen keine Tätigkeiten durchführen, bei denen eine Übertragung der Infektion auf Bewohner möglich ist.

räumliche Maßnahmen und Organisation

  • Bei einer Infektion mit HIV ist ein Einzelzimmer nicht notwendig.
  • Bei schweren Blutungen, großflächigen Wunden, massivem Durchfall und unzureichender Kooperation ist eine Isolierung des Bewohners zu prüfen. Ein Infektionsrisiko besteht auch bei starkem Husten mit Auswurf.
  • Infizierte Bewohner können alle Gemeinschaftsräume nutzen. Dieses gilt nicht, wenn Bewohner sich verhaltensauffällig zeigen, also etwa beißen oder kratzen. Auch bei einer Blutungsneigung oder einer generalisierten Dermatitis ist Vorsicht geboten. In solchen Fällen nehmen wir Kontakt mit dem Hausarzt und dem Gesundheitsamt auf, um das weitere Vorgehen abzustimmen.
  • Material, das mit erregerhaltigem Blut in Kontakt gekommen ist, wird als Sondermüll gekennzeichnet und entsprechend entsorgt.

Pflegeschwerpunkte im 1. Stadium

  • Der Bewohner ist zunächst symptomfrei, benötigt aber Beistand und seelische Unterstützung. Wir nehmen uns daher stets ausreichend Zeit, um ein Gespräch mit dem Bewohner zu führen.
  • Wir vermitteln ggf. Kontakt zu einem Seelsorger oder zu Selbsthilfegruppen.
  • Wir ermutigen den Bewohner, den Kontakt zu Angehörigen und Freunden nicht abreißen zu lassen. Insbesondere sollte er an gesellschaftlichen Veranstaltungen teilnehmen.
  • Wir sorgen für einen regelmäßigen Tagesablauf und insbesondere für ausreichend Schlaf. Stress kann das Immunsystem beeinträchtigen.
  • Wir achten auf eine ausgewogene Ernährung des Bewohners. Zudem sollte er das Rauchen und den Alkoholgenuss einstellen.
  • Der Bewohner sollte sich im Rahmen seiner Fähigkeiten angemessen körperlich bewegen.
  • Der Bewohner sollte auf ausgedehnte Sonnenbäder verzichten.

Pflegeschwerpunkte im 2. Stadium

  • Der Bewohner kann zunehmend unter allgemeiner Schwäche, Schwindelanfällen oder Verwirrtheit leiden. Dieses erhöht die Sturzgefahr. Wir setzen daher die Maßnahmen des Standards "Sturzprophylaxe" um.
  • Häufig kommt es durch Herpes zu Ulzerationen im Analbereich. Diese können durch Sitzbäder in gelöstem Eichenrindenextrakt (Gerbstoffe) behandelt werden.
  • Eine sorgfältige Mundpflege ist wichtig, um das Auftreten von Mundsoor zu verhindern. Der Bewohner sollte daher seinen Mundraum zweimal pro Tag mit Myrrhetinktur ausspülen. Ggf. sollte der Bewohner einen Zahnarzt konsultieren. Zudem werden alle Maßnahmen der Soorprophylaxe umgesetzt.
  • Wir ermitteln regelmäßig den BMI des Bewohners.
  • Falls notwendig, wird die Körpertemperatur des Bewohners engmaschig ermittelt. Der Bewohner wird gebeten, bei relevanten Symptomen eigenständig zu messen.
  • Das Abführverhalten des Bewohners wird sorgfältig überwacht und alle Prophylaxen durchgeführt. Bei Diarrhöe oder Obstipation werden die im entsprechenden Standard beschriebenen Maßnahmen durchgeführt.
  • Der Bewohner wird ermutigt, trotz der ggf. schweren Nebenwirkungen die Medikamente konstant einzunehmen.

Pflegeschwerpunkte im 3. Stadium

  • Wir achten auf Anzeichen für eine Pneumocystis-jiroveci-Pneumonie (früher Pneumocystis-carinii) wie etwa Fieber, Abgeschlagenheit, Atemnot bei Belastung und trockener Husten. Möglichst frühzeitig sollte eine Therapie mit Antibiotika und Pentacarinat durchgeführt werden.
  • Wir achten auf Symptome einer Toxoplasmose. Diese zeigt sich durch Lymphknotenschwellung und Lymphdrüsenentzündung, Fieber, Halsschmerzen sowie weitere grippeähnliche Symptome. In schweren Fällen kann eine Meningoenzephalitis auftreten, also eine kombinierte Entzündung des Gehirns (Enzephalitis) und der Hirnhäute (Meningitis). Um eine Infektion zu vermeiden, sollte der Bewohner kein rohes oder ungenügend gekochtes Fleisch zu sich nehmen. Vorsicht ist beim Umgang mit Katzen (besonders Katzenkot) notwendig.
  • Wir achten auf Anzeichen für eine Infektion mit CMV (Cytomegalie-Virus). Eine Infektion kann zu Sehbehinderungen führen, insbesondere leuchtende Punkte im Gesichtsfeld oder verminderte Sehschärfe. Wenn eine Behandlung unterbleibt, kann der Bewohner erblinden. Das Virus kann mit Ganciclovir© bekämpft werden.
  • Wir achten auf Symptome einer Herpes-Zoster-Infektion (Gürtelrose). Wegen der Immunschwäche kann diese Krankheit besonders schwer verlaufen. Eine Infektion führt zu Abgeschlagenheit und zu leichtem Fieber. Später wird ein entzündlicher Hautausschlag sichtbar. Therapiert wird die Krankheit mittels Virostatika. Wichtig ist eine gute Schmerzbehandlung. Betroffene Hautregionen werden nicht gewaschen, sondern trocken gehalten. Die Hautschädigungen werden gemäß den ärztlichen Vorgaben behandelt.
  • Wir stellen einen angemessenen Schutz vor sekundären Tumoren sicher. Dazu zählen insbesondere Zervix-Karzinome und maligne Lymphome. Wir empfehlen unseren Bewohnern, ärztliche Vorsorgeuntersuchungen zu nutzen. Insbesondere infizierte Frauen sollten regelmäßig einen Gynäkologen aufsuchen.
  • Wir achten auf Veränderungen, die für eine AIDS-Demenz sprechen, also etwa Konzentrations- und Gedächtnisstörungen, Antriebsminderung oder psychomotorische Verlangsamung.
  • Pflegekräfte oder andere Besucher, die an einem Infekt (Grippe, Schnupfen, Husten usw.) leiden, dürfen das Zimmer des Bewohners nicht betreten. Sollte sich dieses nicht vermeiden lassen, ist ein Gesichtsschutz zu tragen.
  • Ggf. kontaminierte Gebrauchsgegenstände können mit einem herkömmlichen Desinfektionsmittel gesäubert werden.
  • Ggf. setzen wir die im Standard "Sterbebegleitung" beschriebenen Maßnahmen um.

Nebenwirkungen der antiretroviralen Therapie

Wir achten auf die häufigsten Nebenwirkungen der antiretroviralen Therapie. Gemeinsam mit dem behandelnden Arzt prüfen wir Strategien, um die Beeinträchtigungen zu minimieren.

  • Diarrhöe und Übelkeit
  • periphere Polyneuropathie
  • Anämien
  • allergische Reaktionen auf einen der Wirkstoffe
  • Störungen der Leberfunktion
  • Bildung von Nierensteinen
  • Pankreatitis
  • Schlafstörungen; insbesondere Albträume
  • charakterliche Veränderungen
  • Depressionen und Psychosen
  • Umverteilung des Körperfettgewebes; insbesondere Ausdünnung der Extremitäten, Steigerung des Brust- und des Bauchumfangs sowie Bildung eines "Büffelnackens".

Maßnahmen bei zerebralen Krampfanfällen / Prophylaxe

Prophylaxe:

  • Bewohner, die häufig an zerebralen Krampfanfällen leiden, werden in einem Zimmer untergebracht, das nahe am Stationszimmer liegt.
  • Gefährdete Bewohner sollten nicht allein aus dem Bett aufstehen.
  • Im Umfeld des Bewohners werden (soweit möglich) alle Gegenstände entfernt, die bei einem Krampf zu einer Gefährdung führen können.
  • Nach Rücksprache mit dem Bewohner wird ggf. das Bettgitter gepolstert und hochgeklappt.
Maßnahmen bei einem Krampf:
  • Die Pflegekraft bewahrt Ruhe und bleibt bei dem Bewohner. Sie stellt sicher, dass sich der Bewohner nicht verletzt.
  • Der Bewohner wird nicht festgehalten oder fixiert. Es wird ihm auch kein Keil zwischen die Zähne geschoben.
  • Wenn der Krampf zum ersten Mal auftritt, ungewöhnlich heftig ist, länger als 10 Minuten dauert oder mehrfach hintereinander auftritt, wird umgehend ein Arzt gerufen.
  • Der Bewohner wird nach dem Anfall in eine stabile Seitenlage gebracht. Ggf. wird Erbrochenes aus dem Mundraum entfernt.
  • Ggf. wird die Wäsche gewechselt und eine Intimpflege durchgeführt.

Beratung

  • Wir machen drogenabhängige Bewohner auf das Risiko von Spritzen- und Kanülentausch, deren Mehrfachnutzung sowie gemeinsame Verwendung anderen Zubehörs ohne ausreichende Desinfektion aufmerksam.
  • Sexuell aktive Bewohner machen wir auf das Risiko ungeschützten Verkehrs aufmerksam, insbesondere bei homosexuellen Männern. Wir empfehlen dringend die Nutzung von Kondomen.

Beobachtung und Dokumentation

Wir erfassen regelmäßig den Gesundheitszustand des Bewohners, um Veränderungen rechtzeitig zu erkennen. Insbesondere:

  • allgemeines Befinden, Gewicht
  • Ausscheidungen, insbesondere Verfärbungen des Harns und des Stuhls
  • Kreislauf, Atmung, Bewusstseinszustand, Körpertemperatur
  • Blutungen der Haut und der Schleimhaut
  • Blutzuckerwerte

weitere Maßnahmen

  • Der Bewohner wird (falls möglich) regelmäßig gegen die Grippe geimpft.
  • Gebrauchsgegenstände (etwa Steckbecken oder Mundpflegesets) werden ggf. täglich gewechselt.
  • Der Gesundheitszustand des Bewohners kann sich jederzeit ändern. Wir passen dann kurzfristig die Pflegeplanung an.
  • Wir beraten den Bewohner und seine Angehörigen insbesondere zu Fragen der Ansteckungsvermeidung.
  • Alle Pflegekräfte, die das Zimmer eines infizierten Bewohners betreten, führen vor und nach dem Besuch eine hygienische Händedesinfektion durch.
  • Die Versorgung von offenen Wunden muss besonders sorgfältig erfolgen. Bei Zu- und Ableitungen ist strikt auf Asepsis zu achten.
  • Der Bewohner sollte sich eiweiß-, vitamin- und kalorienreich ernähren. Ein normaler BMI wird angestrebt.
  • Der Bewohner sollte möglicherweise keimbelastete Nahrungsmittel meiden, wie etwa rohes Mett, Tatar oder angebrochene Lebensmittelkonserven.
  • Der Bewohner sollte sich nur noch trocken rasieren.
  • An AIDS verstorbene Bewohner dürfen regulär aufgebahrt werden.

Nachbereitung:

  • Alle Pflegeleistungen und Beobachtungen werden sorgfältig dokumentiert.
  • Wir nutzen regelmäßig Supervision, um einen "Burn-Out" der Pflegekräfte zu vermeiden.

Dokumente:

  • Pflegebericht
  • ärztliches Verordnungsblatt
  • Pflegeplanung

Verantwortlichkeit / Qualifikation:

  • alle Pflegekräfte