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Standard "Pflege von Senioren mit Hyperlipoproteinämie"

Mit dem Frühstücksei allein ist es nicht getan. Bewohner, die mit dem Cholesterin kämpfen, müssen ihre Lebensweise komplett umstellen. Alkohol und Süßwaren sind tabu. Das Schnitzel samt Pommes Frites weicht dem Rohkostsalat. Klar, dass all dieses nicht eben die Kooperationsbereitschaft fördert.


Standard "Pflege von Senioren mit Hyperlipoproteinämie"


Definition:

Unter dem Begriff "Hyperlipoproteinämie" wird eine große Zahl von angeborenen oder erworbenen Fettstoffwechselerkrankungen zusammengefasst. Betroffene leiden unter einer krankhaft hohen Konzentration verschiedener Blutfette. Es gibt zwei Formen der Hyperlipoproteinämie:

  • Bei der primären Form liegt eine genetische Schädigung vor.
  • Die sekundäre Hyperlipoproteinämie ist die Folge einer Grunderkrankung, etwa
    • Diabetes mellitus
    • Adipositas
    • biliäre Zirrhose (Form der Leberzirrhose)
    • Pankreatitis (Entzündung der Bauchspeicheldrüse)
    • Cholestasesyndrom (Gallestauung)
    • Hypothyreose (Unterfunktion der Schilddrüse)
    • nephrotisches Syndrom (Form einer Nierenerkrankung)
    • Zieve-Syndrom
    • Alkoholkonsum
    • fettreiche Mahlzeiten
    • Nebenwirkungen verschiedener Medikamente
Hyperlipoproteinämie ist insbesondere in Kombination mit Alkohol- und Nikotinmissbrauch sowie Bewegungsmangel eine ernste Bedrohung für die Gesundheit. Betroffene erkranken sehr häufig an Arteriosklerose. Das Risiko für einen Schlaganfall oder einen Herzinfarkt steigt rapide.

Grundsätze:

  • Unverzichtbar für die Therapie ist eine fett- und cholesterinarme Ernährung.
  • Die zweite Säule jeder Therapie ist Bewegung, vor allen Ausdauersport.
  • Medikamente zur Fettsenkung sind kein Ersatz für Diät oder Sport.

Ziele:

  • Die Blutwerte des Bewohners normalisieren sich. Wir streben folgende Werte an:
    • Cholesterin unter 200 bis 240 mg pro dl
    • LDL unter 160 mg pro dl
    • HDL über 40 mg pro dl
    • Triglyceride unter 200 mg pro dl
  • Wenn ein hohes Risiko für Arteriosklerose besteht, sollten sogar noch niedrigere Blutwerte angestrebt werden.

Vorbereitung:

Symptome

Aufgrund der Symptomarmut werden erhöhte Blutfettwerte zumeist nur zufällig im Rahmen einer Blutanalyse entdeckt. Sichtbare Folgen treten zumeist erst in sehr fortgeschrittenen Krankheitsstadien auf:

  • Xanthelasmen (hellgelbe Platten im Bereich der Augenlider durch Ablagerungen von Cholesterol)
  • Arcus lipoides (ringförmige, weißliche Eintrübung der Hornhautperipherie, sog. "Greisenbogen")

Durchführung:

Zubereitung der Kost

Wir nutzen fettarme Zubereitungsformen, etwa Dünsten, Dämpfen, Grillen, Römertopf oder Garen in Folie.


cholesterinarme Diät:

  • Die Ernährung des Bewohners wird angepasst.
  • Wir streben eine Cholesterinzufuhr von 300 mg an. Das entspricht z.B. einem Ei, 100 g Butter, 125 g Leber oder 300 g vollfettem Käse.

Nahrungsmittel

sinnvoll

nicht sinnvoll


nicht sinnvoll

  • Mineralwasser
  • Tee

  • Alkohol
  • zuckerhaltige Getränke
Hinweis: Alkohol enthält viele Kohlenhydrate.

Geflügel und Fleisch

  • mageres Rindfleisch ohne sichtbares Fett
  • Kalbfleisch
  • Schweinefleisch in geringen Mengen
  • Hühnerfleisch
  • Putenfleisch, ausgenommen Haut

  • fettreiches Fleisch
  • Wild
  • Hirn
  • Innereien
  • tierische Schlachtfette
  • Gans
  • Ente
  • Krusten- und Schalentiere

Fisch

  • Seelachs
  • Scholle
  • Makrele
  • Schellfisch
  • Kabeljau
  • Rotbarsch
Hinweis: Fisch ist reich an ungesättigten Fettsäuren. Diese erhöhen nicht den Cholesterinspiegel und können daher uneingeschränkt verzehrt werden.

  • Aal
  • Bückling
  • Kaviar
  • ölhaltige Fischkonserven
  • Fischfertigprodukte wie Fischstäbchen oder Fischfrikadellen
  • geräucherter Fisch

Wurst

  • fettarmer Schinken, Corned Beef, Geflügelwurst
  • Fleischsülze

  • sämtliche üblichen Wurstsorten wie Mortadella, Mettwurst oder Salami

Gemüse und Obst

  • jedes Gemüse, sowohl frisch wie auch tiefgekühlt
  • jedes Obst
  • vor allem Haferkleie und Apfelpektin
  • (Hinweis: Ballaststoffreiche Lebensmittel senken den Cholesterinspiegel durch Absorption.)

  • Gemüse mit Mehlschwitze oder Sahnesauce
  • kalorienreiche Obstsorten wie etwa Trauben
  • Obstkonserven mit hoher Zuckerbeimengung

Teigwaren und Kartoffeln

  • Nudeln ohne Ei, Reis, Kartoffeln soweit die Zubereitung ohne Fett erfolgte.

  • Eiernudeln
  • Kartoffelchips
  • Reibekuchen
  • Bratkartoffeln
  • Kroketten
  • Pommes Frites

Salate

  • Rohkostsalat
  • Fleischsalate, sofern diese mit Magerjogurt und Gewürzen verfeinert wurden
  • Salate, die mit Olivenöl oder Rapsöl verfeinert wurden

  • Salate, die mit Majonäse verfeinert wurden
  • industriell hergestellte Salate aus dem Supermarkt

Brot und Backwaren

  • alle üblichen Brotsorten, vor allem Vollkornbrote

  • Gebäck mit einem hohen Fettanteil, etwa Croissants oder Schinkenhörnchen
  • Kuchen

Süßwaren und Kuchen

  • Teige mit geringem Fettanteil und ohne Eigelb, etwa Hefeteig oder Baiser

  • Teige mit hohem Fettanteil, etwa Biskuit, Blätterteige oder Backwaren mit Schokoladenfüllung oder -überzug

Käse, Quark

  • Magerquark, Käse bis maximal 30 Prozent Fett i. Tr.

  • alle sonstigen Sorten

Fette

  • Margarine mit hohem Anteil an ungesättigten Fettsäuren, linolsäurereiche Diätmargarine
  • (kaltgepresste) Öle aus Sonnenblumen, Soja, Oliven oder Distel. Maiskeimö

  • Butter
  • Schmalz
  • Speck
  • Kokos- oder Palmenkernfett
  • gehärtete Fette
  • konventionelle Margarine
  • Majonäse

Eier

  • Eiweiß

  • Eigelb
Hinweis: Ein einziges Eigelb enthält fast 300 mg Cholesterin.

Milch und Milchprodukte

  • fettarme Milch sowie daraus entstandene Milchprodukte

  • Vollmilch sowie daraus entstandene Milchprodukte
  • Sahne
  • Creme fraiche

medikamentöse Behandlung.

  • Wenn weder eine Diät noch körperliche Bewegung zu einer Senkung der Blutfettwerte führen, wird die Hyperlipoproteinämie medikamentös behandelt. In Frage kommen:
    • HMG-CoA-Reduktasehemmer (sog. "Statine") verringern die Bildung von Cholesterin.
    • Anionentauscherharze und Gallensäurebinder (Colestipol, Colestyramin) verringern die Konzentration von LDL im Blut.
    • Cholesterinabsorbtionshemmer (Ezetimib) verringern die Cholesterinkonzentration im Blut
    • Cholesteryl-Ester-Transferprotein-Hemmer  steigern die Konzentration von HDL im Blut.
    • Fibrate verringern die Konzentration von VLDL und LDL und steigern die Konzentration von HDL.
  • Wir achten auf die häufigsten Nebenwirkungen, die beim Einsatz von Cholesterinsenkern auftreten können.
    • Blähungen und Völlegefühl (Anionentauscher)
    • Flush, also eine anfallsweise Hautrötung mit Hitzegefühl (Nikotinsäureabkömmlinge)
    • Anstieg des Harnsäure- und Blutzuckerspiegels
    • erhöhtes Gallensteinrisiko (Lipidsenker)

weitere Maßnahmen

  • Wir machen im persönlichen Gespräch dem Bewohner deutlich, dass es keine Alternative zu einer Nahrungsumstellung gibt. Ansonsten läuft er Gefahr, einen Herzinfarkt oder einen Schlaganfall zu erleiden.
  • Der Bewohner sollte sich im Rahmen seiner körperlichen Fähigkeiten sportlich betätigen.

Nachbereitung:

Prognose

  • Die Ernährungsumstellung und die sportliche Bewegung sollten innerhalb von drei bis sechs Monaten Wirkung zeigen. Die Blutfettwerte werden regelmäßig ärztlich überwacht.
  • Die Prognose ist gut, wenn verschiedene Voraussetzungen erfüllt sind:
    • Die Hyperlipoproteinämie wird frühzeitig entdeckt, also bevor Folgeerkrankungen aufgetreten sind.
    • Die Hyperlipoproteinämie wird konsequent behandelt, insbesondere ist der Bewohner kooperativ.
  • Unterbleibt eine Behandlung und ist der Bewohner nicht bereit, seine Lebensgewohnheiten zu ändern, sind Spätfolgen unvermeidlich. Der Bewohner wird wahrscheinlich an einem Herzinfarkt oder Schlaganfall versterben.

Dokumente:

  • Pflegeplanung
  • Pflegebericht

Verantwortlichkeit / Qualifikation:

  • alle Pflegekräfte