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Standard
"subkutane Infusion"
In heißen Sommermonaten ist die subkutane Infusion oftmals die
letzte Option, um eine Krankenhauseinweisung aufgrund einer Dehydratation zu verhindern. Die korrekte Durchführung sollte
rechtzeitig in einem Standard definiert werden. Wir zeigen
Ihnen, wie Sie geeignete Hautbereiche finden, die
Tropfgeschwindigkeit berechnen und auf Komplikationen angemessen
reagieren.
Standard
"subkutane Infusion"
Definition:
Bei einer
subkutanen Infusion wird die Flüssigkeit in die Subkutis, also in
das Unterhautfettgewebe eingebracht. Im Gegensatz zu einer
intravenösen Infusion wird dabei der Blutkreislauf nicht in kurzer
Zeit mit größeren Flüssigkeitsmengen belastet. Die Maßnahme ist
daher i.d.R. gut verträglich.
Eine subkutane
Infusion erlaubt die Zuführung von bis zu einem Liter Flüssigkeit
pro Tag in den menschlichen Körper.
Genutzt wird
diese Technik, wenn Bewohner aufgrund körperlicher Einschränkungen
oder bedingt durch äußere Umwelteinflüsse nicht mehr in der Lage
sind, ihren Flüssigkeitsbedarf durch orale Aufnahme zu decken. Wir
verhindern damit eine Dehydratation des Bewohners, die letztlich zum
Tode führen kann.
In der Regel
werden keine Medikamente auf diese Weise eingegeben, lediglich in
der Palliativmedizin werden ggf. Opiate zugesetzt.
Diese
Infusionstechnik ist in Kliniken kaum noch üblich. In der
stationären und in der ambulanten Altenpflege hingegen wird die
Maßnahme immer häufiger angewandt, dieses insbesondere in heißen
Sommermonaten.
Subkutane
Infusionen können nach einer sorgfältigen Anleitung durch den
behandelnden Arzt an examinierte Pflegekräfte delegiert werden.
-
Körperbereiche, die über eine ausgeprägte Unterhaut verfügen, sind
für subkutane Infusionen geeignet.
die Außen-
und Vorderseite der Oberschenkel, aber nur im mittleren Drittel
im Bereich
der Bauchdecke, sofern ein 3 bis 5 Zentimeter breiter Streifen
rund um den Bauchnabel ausgespart wird
in den
Flanken
im oberen
Bereich der Schulterblätter (ideal, wenn der Bewohner in der
Bauchlage gelagert wird oder in einen Tagesrollstuhl mobilisiert
wurde)
Infusionen
können auch in der Nacht verabreicht werden. Der Bewohner ist dann
tagsüber mobil. Dieses ist aber nur dann sinnvoll, wenn
Komplikationen unwahrscheinlich sind. Es ist zu bedenken, dass der
Zustand des Bewohners in der Nacht schwerer zu kontrollieren ist.
Grundsätze:
Eine subkutane
Infusion wird erst dann durchgeführt, wenn alle anderen Strategien
zur Flüssigkeitsversorgung erfolglos blieben. Dann allerdings sollte
nicht gezögert werden.
Die subkutane
Infusion darf niemals als Ersatz für das Trinken genutzt werden,
sofern dieses mit Unterstützung noch möglich wäre.
Wir beachten
den Willen des Bewohners, wenn er die Infusion als
lebensverlängernde Maßnahme ablehnt. Eine entsprechende
Patientenverfügung ist für uns bindend.
Eine subkutane
Infusion erfolgt nur auf ärztliche Anordnung.
Die
ausführende Pflegefachkraft hat die Durchführungsverantwortung und
kann bei Fehlern haftbar gemacht werden.
Bei allen
Infusionen wird die "6-R-Regel" angewendet (Verhinderung von Fehlmedikamentierungen).
Ziele:
Die
Flüssigkeitsversorgung ist gesichert.
-
Die
häufigsten Komplikationen werden vermieden, insbesondere
Gewebeschäden
starke
Ödeme
Schmerzen
durch zu hohe Tropfgeschwindigkeit
Abknicken
des Schlauches
Vorbereitung:
Indikation / Kontraindikation
Wir führen eine
subkutane Infusion bei folgenden Indikationen durch:
Exsikkosegefährdung, etwa bei Fieber, Schluckstörungen oder hohen
Außentemperaturen
leichte und
mittlere Formen der Dehydratation
Das Legen
einer PEG ist nicht möglich.
Eine
i.v.-Infusion soll vermieden werden, etwa weil die Venen aufgrund
einer Venenwandreizung schlecht punktiert werden können.
Eine subkutane
Infusion kommt nicht in Betracht bei:
schwerste
Formen der Dehydratation
Stoffwechselentgleisung
Störung der
Blutgerinnung mit Hämatombildungen bei zurückliegenden subkutanen
Infusionen
Sehr schwere
Formen der Thrombopenie (Mangel an Thrombozyten) oder Koagulopathie
(Störung der Blutgerinnung)
Schock
Hämatome
Entzündungen
ausgedehnte
generalisierte Ödeme
schwere
ausgeprägte Aszites
Hautauffälligkeiten
notwendiges Material
Händedesinfektionsmittel
Hautdesinfektionsmittel
Flächendesinfektionsmittel
Abwurfbehälter
Tablett
sterile
Infusionsflasche
0,9%- NaCl-Lösung
5%-Glukoselösung
Auf
Arztanordnung: 1 Ampulle Kinetin zur Steigerung der
Resorptionsfähigkeit des Gewebes (Hinweis: Der Nutzwert ist unter
Ärzten umstritten)
steriles
Infusionsbesteck
breites
Heftpflaster bzw. Braunülenpflaster; ideal: transparente
Verbandsstreifen
Infusionsständer
Einmalhandschuhe
sterile Tupfer
und Kompressen
sterile
Flügelkanüle, bzw. 30-mm-Kanüle
wasserdichter
Bettschutz
allgemeine Maßnahmen
Die
Pflegekraft sorgt für gute Lichtverhältnisse während der subkutanen
Infusion.
Das Tablett
und der Arbeitsbereich werden desinfiziert.
Die
Pflegekraft kontrolliert das Verfallsdatum der Infusion.
Es werden ggf.
Maßnahmen zur Wahrung der Intimsphäre getroffen (die Zimmertür wird
geschlossen, etwaige Mitbewohner werden kurz vor die Tür gebeten
usw.)
Die
Pflegekraft führt eine hygienische Händedesinfektion durch und zieht
die Schutzhandschuhe an.
Der Bewohner
wird über den Zweck der subkutanen Infusion aufgeklärt und um
Zustimmung gebeten. Auch bewusstlose Bewohner werden über die
Maßnahme informiert.
Der Bewohner
sollte noch einmal die Toilette aufsuchen.
Das Bett des
Bewohners wird mit einem Schutzüberzug versehen.
Der Bewohner
wird ggf. umgelagert, damit die Einstichstelle sicher erreicht
werden kann. Die Körperposition sollte bequem sein, da der Bewohner
in den folgenden Stunden nur eingeschränkt umgelagert werden kann.
Bei einem erhöhten Dekubitusrisiko nutzen wir Mikrolagerungen.
Das benötigte
Material wird auf dem Beistelltisch/Nachttisch abgelegt und nicht
auf dem Bett des Bewohners.
Die
Pflegekraft bereitet die Infusionsflasche vor und hängt diese an den
Ständer.
Die
Flügelkanüle wird angeschlossen und luftleer gemacht.
Durchführung:
Anlegen der subkutanen Infusion
Die
Einstichstelle wird ausgewählt. Diese wird regelmäßig gewechselt,
damit sich die Haut regenerieren kann.
Die
Einstichstelle wird desinfiziert. Überschüssiges Desinfektionsmittel
wird mit einem Tupfer beseitigt. Die Einwirkzeit wird abgewartet,
i.d.R. 30 Sekunden.
Die
Pflegekraft formt mit dem Daumen, dem kleinen Finger und dem
Ringfinger eine zwei bis drei Zentimeter dicke Hautfalte und hebt
diese ab, ohne die Einstichstelle zu berühren.
Die
Flügelkanüle wird in einem 45°-Winkel eingestochen. Bei längeren
Kanülen sollte ein 30°-Winkel gewählt werden.
Die Kanüle
liegt richtig, wenn sie die Subkutis zwar erreicht hat, aber
gleichzeitig seitlich noch etwas beweglich ist.
Eine
Aspiration ist bei subkutanen Infusionen weder möglich noch
sinnvoll.
-
Die
Kanüle wird wirksam fixiert:
Die Kanüle
wird mit einer Kompresse abgestützt und mit weiteren Kompressen
abgedeckt.
Seitlich
angebrachte Pflasterstreifen oder Braunülenpflaster stützen die
Kanüle ab.
Achtung:
Beim Fixieren kann die Hebelwirkung die Kanüle unbemerkt
teilweise wieder aus der Haut zurückziehen. Dieses führt dazu,
dass die Flüssigkeit langsamer als gewünscht einläuft.
Die
Pflegekraft öffnet die Rollklemme und stellt die
Tropfgeschwindigkeit ein. 1000 ml können in etwa sechs bis acht
Stunden gegeben werden; vier Stunden gelten als Untergrenze.
Der
Bewohner wird engmaschig überwacht. Insbesondere kontrolliert die
Pflegekraft
Puls
Blutdruck
Körpertemperatur (Erkennung von Infektionen)
ausgeschiedene Urinmenge
Die Klingel
wird in Reichweite des Bewohners abgelegt.
Unruhige oder
desorientierte Bewohner müssen während der Maßnahme engmaschig
überwacht werden. Im Extremfall ist eine permanente Sitzwache
erforderlich. Eine Fixierung ist zu vermeiden, da diese die Unruhe
verstärken würde.
Berechnung der Tropfgeschwindigkeit
20 Tropfen
ergeben ca. 1 ml.
1 Tropfen pro
Minute entspricht 3 ml pro Stunde (also 60 Tropfen)
Häufig wird ein
Gesamtvolumen verordnet, das der Patient in einer vorgegebenen Zeit
erhalten soll. Es muss dann also die Tropfgeschwindigkeit ermittelt
werden.
Tropfen
insgesamt
Tropfen
Infusionsmenge (in ml) x 20 Tropfen pro ml
=
=
Infusionsdauer in Minuten
Minute
Infusionsdauer (in Str.) x 60 Minuten pro Stunde
Beispiel: Ein
Bewohner soll in 12 Stunden 1000 ml Infusionslösung erhalten. Wir
berechnen die Anzahl der Tropfen pro Minute
1000 ml x
20 Tropfen pro ml
20000
Tropfen
=
=
27 Tropfen
pro Minute
12 Stunden
x 60 Minuten pro Stunde
720
Minuten
häufige Fehler
Wenn der
Bewohner über ein starkes Druckgefühl klagt, kann dieses auf eine zu
hohe Infusionsgeschwindigkeit hindeuten. Oftmals kann es besser
sein, jeweils eine Hälfte der Flüssigkeit in den rechten und linken
Oberschenkel einzugeben. Ggf. ist es auch möglich, zwei Infusionen
parallel an zwei Körperseiten zu applizieren.
Die subkutane
Infusion sollte schmerzarm verlaufen. Wenn der Bewohner starke
Beschwerden hat, kann dieses daran liegen, dass die Nadel zu tief
eingestochen wurde und in Muskelschichten liegt. In diesem Fall wird
die Kanüle entfernt und an anderer Stelle weniger tief oder mit
einem flacheren Winkel eingestochen.
Eine schlecht
laufende Infusion deutet auf einen falschen Einstichort hin. Das
Gleiche ist der Fall, wenn nach dem Einstich Blut im Kanülenschlauch
sichtbar wird. In diesen Fällen wird die Einstichstelle gewechselt.
Eine Rötung am
Einstichort ist zumeist harmlos. Der Bereich kann ggf. einfach
gekühlt werden.
Auch ein
Kältegefühl oder eine Blässe im betroffenen Hautareal sind i.d.R.
eine normale Folge der Infusion.
Schwellungen
im Genitalbereich sind zumeist ungefährlich und auf
Volumenverschiebungen zurückzuführen. Sie treten vor allem nach
Infusionen im Bereich des Abdomens und der Flanken auf. Nach Ende
der Infusion sollten sich die Symptome zurückbilden.
Es kann dazu
kommen, dass der Schlauch umknickt. Orientierte Senioren werden für
diese Problematik entsprechend sensibilisiert und gebeten, sich
entsprechend vorsichtig zu bewegen.
Eine lokale
Infektion ist oftmals die Folge von Hygienemängeln bei der
Durchführung. In diesem Fall sollte der Arzt informiert werden. Zu
bedenken ist, dass viele Senioren bedingt durch die Grunderkrankung
anfälliger für Infektionen sind.
Entfernen der subkutanen Infusion
Die
Pflegekraft schließt die Rollklemme.
Die Kanüle
wird "in einem Rutsch" aus der Einstichstelle entfernt und in einem
stichsicheren Behälter entsorgt.
(Hinweis: Eine
Butterfly-Kanüle kann bis zu sieben Tage im Stichkanal verbleiben.
Allerdings muss dann der Einstichbereich regelmäßig insbesondere auf
Entzündungen kontrolliert werden. Ideal ist dafür ein durchsichtiger
Verband.)
Die
Pflegekraft drückt mit einem Tupfer leicht auf die Einstichstelle.
Die
Einstichstelle wird mit einem Pflaster versorgt.
Nachbereitung:
Die
Pflegekraft befragt den Bewohner nach seinem Befinden.
Der Bewohner
wird darauf hingewiesen, dass er sich an der Einstichstelle nicht
kratzen sollte.
Die Reaktionen
des Bewohners und die Einstichstelle werden beobachtet.
Bei
allergischen oder sonstigen potentiell gefährlichen Reaktionen wird
umgehend ein Arzt benachrichtigt.
Die
Materialien werden weggeräumt und ggf. entsorgt.
Die Kleidung
des Bewohners wird gerichtet. Der Bewohner wird bequem gelagert.
Die
Pflegekraft führt eine hygienische Händedesinfektion durch.
Die Infusion
wird dokumentiert. Also insbesondere:
-
genaue
Bezeichnung des applizierten Wirkstoffes
Flüssigkeitsmenge, ggf. Zumischung
gewählte
Tropfgeschwindigkeit
Beginn und
Ende der Infusion
Abweichungen, Unterbrechungen, Komplikationen und Reaktionen
darauf
weitere
Pflegemaßnahmen, also Wechsel des Infusionssystems,
Verbandswechsel usw.
Reaktionen
und Äußerungen des Bewohners sowie weitere relevante
Beobachtungen
Dokumente:
ärztliches
Verordnungsblatt
Durchführungsnachweis
Berichtsblatt
Verantwortlichkeit /
Qualifikation:
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