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Standard "Vorbereitung der Infusionslösung"
Bei
der Vorbereitung von Infusionslösungen können sich kleine Hygienemängel
schnell zu großen Gesundheitsrisiken entwickeln. Sollen zusätzlich
Medikamente zugemischt werden, bleibt noch weniger Spielraum für Fehler.
Standard "Vorbereitung der Infusionslösung"
Definition:
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Infusionen sind eine effektive Möglichkeit, um
dem Körper Flüssigkeit, Nährstoffe oder Medikamente zuzuführen. Anders
als etwa bei der oralen Applikation gibt es keine Wirkstoffverluste bei
der Passage des Magen-Darm-Traktes.
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Auf der anderen Seite jedoch erfordern die
zahlreichen Risiken ein besonders sorgfältiges und hygienisches
Handeln. Kontaminierte Arzneimittel oder Fehlmedikationen können zu
erheblichen Gesundheitsschäden führen.
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Es zählt zu den Aufgaben der Pflegekräfte, den
Arzt bei der Durchführung einer Infusionstherapie zu unterstützen. So
kann der Arzt das Richten der Infusion an eine Pflegefachkraft
delegieren. Eine Delegation an Pflegehilfskräfte oder an Pflegeschüler
ist nicht zulässig.
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Sofern verordnet können Arzneimittel der
Infusionslösung beigemischt werden. Es handelt sich dabei insbesondere
um Medikamente, die langsam zugeführt werden müssen; wenn also eine
Applikation mittels Injektion nicht möglich ist.
Grundsätze:
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Die Anordnungsverantwortung liegt immer beim
Arzt. Er legt die Art der Infusion, den Zeitraum, die Geschwindigkeit
und etwaige Zusätze fest. Die erste Infusion sollte vom Arzt angehängt
und überwacht werden.
Ziele:
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Durch eine strikt aseptische Arbeitsweise wird die Verkeimung der Infusionsflüssigkeit vermieden.
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Beschädigungen oder Veränderungen des Medikaments oder der Infusionslösung werden erkannt.
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Das Medikament wird sicher appliziert.
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Komplikationen als Folge der Verabreichung werden frühzeitig bemerkt.
Vorbereitung:
Material
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Wir stellen das notwendige Material zusammen:
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Infusionsflasche bzw. Infusionsbeutel gemäß ärztlicher Verordnung
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Aufhängevorrichtung, sofern diese nicht bereits an der Infusionsflasche vorhanden ist
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keimfreies Infusionsbesteck
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Tupfer
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ggf. Einmalhandschuhe
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ggf. Sprühdesinfektionsmittel
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ggf. Infusionsständer
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ggf. Bakterienfilter
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ggf. ärztlich verordnetes Medikament zum Beimischen
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Nierenschale
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Abwurfbehälter
weitere Maßnahmen
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Basierend auf der "5-R-Regel" (alternativ "6-R-Regel") wird die Medikamentierung geprüft.
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Wir lesen die Kompatibilitätslisten des
Herstellers. Wir prüfen, welche Medikamente der Trägerlösung risikolos
beigemischt werden können. Im Zweifelsfall kontaktieren wir den
Apotheker. Das Zumischen ist i.d.R. möglich bei
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physiologischer Kochsalzlösung (NaCl 0,9 %)
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Fruktose und Glukose (5 % bis 10 %)
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Elektrolytlösung mit geringer Konzentration
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Als Trägerlösung kommen i.d.R. nicht in Frage:
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hoch konzentrierte Lösungen
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Aminosäurelösungen
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Fettlösungen (Ausnahme: fettlösliche Vitamine)
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Blut- und Blutkomponenten
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Die Pflegekraft (wisch-)desinfiziert die Arbeitsfläche.
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Nach Möglichkeit sollte das Herrichten von Infusionen in einem separatem Arbeitsraum erfolgen.
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Die Pflegekraft führt eine hygienische
Händedesinfektion durch. Sie richtet nun alle notwendigen Gegenstände
auf der Arbeitsfläche.
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Bei potenziell gefährlichen Medikamenten sollte
die Pflegekraft Einmalhandschuhe tragen. Antibiotika könnten etwa beim
Entlüften auf die Hand gelangen und über die Haut aufgenommen werden.
Durchführung:
allgemeine Maßnahmen
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Die Infusionsflasche bzw. der Infusionsbeutel
werden auf Unversehrtheit überprüft. Es dürfen keine Risse u.Ä.
sichtbar sein. Falls das Verfallsdatum überschritten ist, wird das
Produkt verworfen. Dieses ist auch notwendig, wenn die Pflegekraft
Trübungen, Kristallisierungen oder Ausflockungen bemerkt.
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Sofern notwendig wird nun die Aufhängevorrichtung an der Infusionsflasche angebracht.
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Die Pflegekraft entfernt den Verschlussring der Infusionsflasche.
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Bei Infusionsflaschen aus Glas ist es sinnvoll,
den Gummistopfen zu desinfizieren. Dieses z.B. mit 70-prozentigem
Alkohol. Es ist wichtig, dass eventuell vorhandene Reste des
Desinfektionsmittels mit einem Tupfer aufgenommen werden, da der
Wirkstoff nicht in die Infusionslösung kommen darf.
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Die Pflegekraft entpackt das Infusionsbesteck.
Sie zieht das Papier an der dafür vorgesehenen Stelle von der Folie ab.
(Hinweis: In der Praxis ist immer wieder zu beobachten, dass das
Material an der Unterseite durch das Papier hindurch gepresst wird.
Diese Handhabung erhöht das Risiko einer Verkeimung.)
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Die Pflegekraft schließt den Durchflussregler
und das Belüftungsventil samt Bakterienfilter an. Sie schützt das
System damit vor einer Durchfeuchtung und damit vor dem
Funktionsverlust.
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Infusionsverbindungen sollten danach ohne Grund
nicht mehr gelöst werden, da jedes Abstecken das Risiko einer
Verkeimung steigert.
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Ggf. wird der Stopfen erneut desinfiziert.
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Die Schutzhülle des Einstichdorns wird abgezogen.
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Die Pflegekraft sticht den Dorn der
Infusionsleitung mit einer leichten Drehung bis zum Anschlag ein. Die
Infusionsflasche wird dafür auf den Tisch gestellt. Ein Infusionsbeutel
sollte für das Einstechen leicht schräg gehalten werden. Falls der Dorn
abrutscht und dabei potenziell verkeimt wird, wird das Infusionssystem
ausgetauscht.
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Die Infusionsflasche bzw. der Beutel werden nun aufgehängt.
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Die Pflegekraft drückt mehrmals die Tropfkammer
zusammen (Bild) und lässt sie wieder los, um den Flüssigkeitsspiegel
herzustellen. Die Tropfkammer sollte zu zwei Dritteln bzw. bis zur
Markierung gefüllt werden.
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Nun wird (falls erforderlich) der
Belüftungsfilter geöffnet. Bei Glasflaschen ist dieses notwendig, bei
Plastikflaschen ggf. auch. Bei Kunststoffbeuteln bleibt er geschlossen.
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Die Pflegekraft öffnet vorsichtig den
Durchflussregler, bis die Infusionsleitung blasenfrei gefüllt ist. Das
Schlauchende wird über eine Nierenschale gehalten. Die Pflegekraft
sollte keine größeren Mengen abfließen lassen. Kleinere Luftblasen
können zumeist durch vorsichtiges Klopfen am Infusionsschlauch entfernt
werden. Der Durchflussregler wird wieder geschlossen. Damit verhindern
wir eine Luftembolie beim Bewohner.
zumischen von Medikamenten
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Die Pflegekraft führt eine hygienische Händedesinfektion durch.
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Das Medikament wird stets direkt vor dem Richten und dem Anlegen der Infusion aufgezogen.
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Bei einer bereits laufenden Infusion dürfen keine Medikamente "nachgespritzt" werden, da dann die Konzentration erhöht wäre.
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Der Wirkstoff wird beigemischt, bevor der Dorn der Infusionsleitung in die Infusionsflasche eingestochen wird.
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Vitamine und andere lichtempfindliche
Medikamente müssen vor Sonneneinstrahlung geschützt werden. Wir nutzen
ggf. einen lichtundurchlässigen Überzug sowie nicht-transparente
Infusionsleitungen.
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Es wird stets nur ein Medikament pro Infusionsflasche zugemischt.
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Die Brechampulle wird geöffnet. Die Pflegekraft konnektiert die Einmalspritze und die Kanüle. Die Kanülenkappe wird entfernt.
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Das Medikament wird aufgezogen.
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Bei Glasflaschen wird der Verschlussstopfen
mittels des Desinfektionsmittels keimfrei gemacht. Die Pflegekraft
wartet die Einwirkzeit ab.
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Die Pflegekraft stellt die Infusionsflasche auf die Arbeitsfläche. Ein Infusionsbeutel wird etwas schräg gehalten.
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An der markierten Stelle sticht die Pflegekraft in den Verschlussstopfen ein.
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Die Pflegekraft spritzt jetzt das Arzneimittel vorsichtig ein. Sie achtet darauf, dass sich dabei kein Schaum bildet.
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Wenn mehr als 5 ml in eine Glasflasche
eingebracht werden sollen, muss ein Überdruck vermieden werden. Die
Pflegekraft unterbricht dafür das Einspritzen. Sie aspiriert dann Luft
aus der Infusionsflasche in die Injektionsspritze. Sobald der Überdruck
in der Infusionsflasche abgebaut wurde, kann die Pflegekraft ein
weiteres Teilvolumen einspritzen. Dieser Ablauf wird wiederholt, bis
das gesamte Wirkstoffvolumen in die Infusionslösung eingebracht wurde.
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Alternatives Vorgehen zum obigen Punkt: Die
Pflegekraft zieht mit der Spritze Infusionslösung mit einem Zug aus der
Flasche heraus. Das entnommene Volumen muss dem Volumen des Medikaments
entsprechen. Das Arzneimittel wird nun eingespritzt, womit der normale
Druck wieder hergestellt wird.
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Um eine Stichverletzung zu vermeiden, wird die Kanüle direkt danach in einem stichsicheren Abwurfbehälter entsorgt.
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Das Problem des Überdrucks kann auch durch die
Nutzung eines Spikes umgangen werden. Dieser wird durch den
Gummistopfen gestochen. Das Medikament wird einfach über den Spike
zugespritzt. Der Spike wird danach verworfen.
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Die Pflegekraft schließt das Infusionssystem an.
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Die Pflegekraft kippt nun die Lösung mehrmals
nach vorn und wieder zurück, um beide Flüssigkeiten gleichmäßig zu
vermischen. Die Lösung darf nicht geschüttelt werden. (Hinweis: Dieser
Schritt muss sorgfältig erfolgen. Manche Medikamente mischen sich eher
"widerwillig" und setzen sich am Flaschenboden ab. Der Bewohner erhält
dann einen Großteil der Dosis mit den ersten Millilitern
Infusionsflüssigkeit. Die Konzentration ist dann ggf. viel zu hoch.)
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Die Pflegekraft prüft, ob sich durch das
Beimischen die Lösung verändert hat. Sie achtet auf Ausflockungen,
Kristallisierungen und Eintrübungen. Wenn eine unerwartete Veränderung
eingetreten ist, darf die Infusionslösung nicht genutzt werden.
(Hinweis: Verdächtig ist insbesondere eine Verfärbung, wenn zuvor
sowohl das Medikament als auch die Infusionsflüssigkeit klar waren.)
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Die Pflegekraft beschriftet die
Infusionsflasche mit dem Datum, der Uhrzeit und dem (nicht abgekürzten)
Namen des Bewohners. Außerdem wird die (nicht abgekürzte) Bezeichnung
des Medikaments, die Menge und die Konzentration vermerkt. Die
Pflegekraft nutzt dafür einen wasserfesten Filzstift. (Hinweis: Die
Nutzung eines Filzstiftes bei Kunststoffflaschen ist umstritten, da
theoretisch das Lösungsmittel in die Lösung diffundieren kann.
Alternativ kann ein Klebeetikett genutzt werden.)
Nachbereitung:
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Der Müll wird entsorgt.
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Die Maßnahme wird dokumentiert.
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Die Infusion wird zum Bewohner gebracht.
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Die Infusion wird angeschlossen (siehe Standard "Schwerkraftgesteuerte Infusion einstellen und kontrollieren").
Dokumente:
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ärztliches Verordnungsblatt
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Durchführungsnachweis
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Berichtsblatt
Verantwortlichkeit / Qualifikation:
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