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Standard "Tauchdesinfektion / Aufbereitung von Instrumenten"
Mit
wirklich furchterregenden Keimen haben es Altenpfleger eher selten zu
tun. Folglich landen hier die Instrumente auch nicht in einem
Hightech-Dampfsterilisator, sondern ganz profan im Tauchbad. Doch diese
Desinfektionsmethode hat die eine oder andere Schwachstelle.
Standard "Tauchdesinfektion / Aufbereitung von Instrumenten"
Definition:
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Bedingt durch den Kontakt mit kranken und
pflegebedürftigen Menschen sind Medizinprodukte nach Gebrauch oft
kontaminiert und stellen somit eine Infektionsgefahr für Pflegekräfte
und Mitbewohner dar. Sofern es sich nicht um Einmalprodukte handelt,
ist eine sorgfältige Desinfektion des Medizinproduktes unverzichtbar.
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Wir nutzen dafür eine Tauchdesinfektion. Die zu
reinigenden Instrumente werden in eine Wanne eingelegt, die mit einer
Mischung von Wasser und Desinfektionsmittel gefüllt ist. Nach einer
definierten Zeitspanne werden die Instrumente entnommen.
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Desinfiziert werden auf diese Weise z.B. Thermometer, Pinzetten, Scheren sowie Klemmen.
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Hinweis: Die korrekte Durchführung einer
Tauchdesinfektion wird in der Fachliteratur teils unterschiedlich
beschrieben. Weitere Abweichungen ergeben sich aus der Vielfalt der am
Markt angebotenen Desinfektionsmittel. Sie sollten daher diesen
Standard mit Ihrem Team besprechen und an die Gegebenheiten Ihrer
Einrichtung bzw. Ihres Pflegedienstes anpassen.
Grundsätze:
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Die Herstellervorgaben werden strikt beachtet.
Insbesondere werden keine Flächendesinfektionsmittel für
Tauchdesinfektionen verwendet.
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Die für die Desinfektionsmittel vorgeschriebenen Dosierungen und Einwirkzeiten werden unbedingt eingehalten.
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Für die Reinigung werden stets nur solche
Hilfsmittel verwendet, die dafür zugelassen wurden. Niemals dürfen
Metallbürsten oder Metallschwämme verwendet werden.
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Desinfektion ist kein Ersatz für Sauberkeit.
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Einmal-Medizinprodukte dürfen nicht erneut aufbereitet werden. Solche Produkte werden nach der ersten Benutzung entsorgt.
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Die Aufbereitung darf nur von Mitarbeitern durchgeführt werden, die zuvor dafür ausgebildet worden sind.
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Bei jedem Umgang mit kontaminierten Gegenständen und mit Desinfektionsmitteln müssen stets Handschuhe getragen werden.
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Bedienungs- und Reinigungsanweisungen der Instrumente werden genau eingehalten.
Ziele:
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Alle an dem Instrument anhaftenden Keime werden abgetötet.
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Materialveränderungen werden minimiert.
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Es gibt keine Desinfektionsmittelrückstände an den Instrumenten.
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Eine Rekontamination des Materials wird vermieden.
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Bewohner und Pflegekräfte werden vor Infektionsrisiken geschützt.
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Defekte Instrumente werden als solche erkannt und ersetzt.
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Pflegekräfte werden vor Hautschädigungen und vor Allergisierungen geschützt.
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Wir setzen die Vorgaben um, die der Gesetzgeber zum Umgang mit Medizinprodukten erlassen hat.
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Gleichzeitig beachten wir auch die entsprechenden Empfehlungen des Robert-Koch-Institutes.
Vorbereitung:
Organisation
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Jeweils eine Pflegekraft pro Wohnbereich wird zur Hygienebeauftragten weitergebildet.
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Alle Mitarbeiter, die Medizinprodukte aufbereiten, sollten eine Hepatitis-B-Schutzimpfung erhalten.
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Wir erstellen einen Hygieneplan. Auf diesem
sind auch die für die Tauchdesinfektion relevanten Daten vermerkt. Wir
listen die für eine Desinfektion infrage kommenden Pflegehilfsmittel
auf. Wir definieren die zulässigen Desinfektionsmittel, deren
Dosierung, die Einwirkzeit und die notwendige Sicherheitskleidung.
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Die Aufbereitung von Instrumenten ist Teil der Einarbeitung neuer Mitarbeiter.
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Die korrekte Durchführung der Aufbereitung wird regelmäßig per Pflegevisite durch die Hygienebeauftragte überprüft.
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Wir richten einen geeigneten Arbeitsplatz ein.
Dieser ermöglicht es insbesondere, einen reinen und einen unreinen
Arbeitsbereich räumlich zu trennen.
notwendiges Material
Wir halten für die Aufbereitung folgende Materialien bereit:
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Plastikschürze oder flüssigkeitsdichter Schutzkittel
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flüssigkeitsdichte Einmalhandschuhe, idealerweise stich- und schnittfeste Produkte
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Mund-/Nasenschutz, Schutzbrille oder Gesichtsschutz, wenn mit Blut- oder mit Sekretrückständen zu rechnen ist
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geeignete Messbehälter für das Wasser und für das Desinfektionsmittel
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Kurzzeitwecker ("Eieruhr")
(Hinweis:
Im Umgang mit Desinfektionsmittelkonzentraten müssen spezielle
Handschuhe getragen werden. Es sind die Produktionsinformationen auf
den Sicherheitsdatenblättern der Handschuhe zu beachten.)
Prüfung
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Wir prüfen bei jedem Medizinprodukt noch vor
der ersten Aufbereitung, ob wir über alle notwendigen Informationen,
Hilfsmittel und Kenntnisse verfügen. Relevante Kriterien dabei sind:
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Ist das Medizinprodukt überhaupt für eine Aufbereitung geeignet?
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Ist uns das notwendige Verfahren vertraut? Besitzt die durchführende Pflegekraft die erforderlichen Qualifikationen?
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Erfüllt die Einrichtung die notwendigen räumlichen und technischen Anforderungen, um das Produkt sicher aufzubereiten?
Transport zur Aufbereitung
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Falls möglich sollte das Medizinprodukt noch von der anwendenden Pflegekraft geöffnet oder in die Einzelteile zerlegt werden.
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Der Transfer und die anschließende Desinfektion
sollten möglichst zeitnah geschehen. Eine Wartezeit von mehr als 60
Minuten erschwert eine lückenlose Desinfektion, etwa wenn
Blutrückstände verkrusten.
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Wichtige Instrumente werden zeitnah nach ihrer Benutzung aufbereitet, damit diese schnell wieder zur Verfügung stehen.
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Die Instrumente werden stets trocken, also ohne den Zusatz von Desinfektionsmitteln, zur Aufbereitung transportiert.
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Der Transport erfolgt in einem durchstichsicheren und geschlossenen Behälter.
Vorbereiten der Lösung
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Die Pflegekraft entnimmt das Sieb aus der
Wanne. Sie füllt die Wanne mit der notwendigen Menge Wasser.
Desinfektionsmittellösungen werden i.d.R. mit kaltem Wasser angesetzt.
Wenn warmes Wasser genutzt wird, verdampft ein Teil des Wirkstoffes.
Dadurch würde die Wirksamkeit der Lösung vermindert. Zudem können die
in der Luft gelösten Chemikalien die Haut und die Schleimhäute der
Pflegekraft reizen. Darüber hinaus kommt es ggf. zu einer erheblichen
Geruchsbelästigung.
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Nun wird das Lösungsmittelkonzentrat in die
Wanne eingefüllt. Die Dosierung erfolgt präzise mit einem Messbecher
und nicht "über den Daumen" per "Schussmethode".
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Es wird immer zuerst das Wasser in den Behälter
gefüllt, dann das Desinfektionsmittel. Nicht in anderer Reihenfolge. Es
ist wichtig, dass ein Verspritzen des Konzentrats sowie jede
Schaumbildung vermieden werden.
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Das Ansetzen wird dokumentiert. Vermerkt werden insbesondere:
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Bezeichnung des Desinfektionsmittels
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Konzentration
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notwendige Einwirkzeit
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Zubereitung
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Ansatzdatum, Uhrzeit und Name der durchführenden Pflegekraft
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Bei starken Verunreinigungen wird der
Desinfektionsmittellösung ein Reinigungsverstärker beigegeben. Dafür
werden nur solche Mittel verwendet, die der Hersteller des
Desinfektionsmittels dafür ausdrücklich empfohlen hat.
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Wenn eine Lösung neu angesetzt wird, muss auch die Wanne gereinigt und desinfiziert werden.
Standzeit
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Basis für die Abschätzung der Standzeit sind
die Vorgaben des Herstellers sowie die zu erwartende Belastung des
Mittels. Hierbei gilt: Je mehr Instrumente in das Desinfektionsmittel
eingelegt werden, umso kürzer ist die Standzeit.
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Wenn die Flüssigkeit trübe wird, muss der
Desinfektionsmittelansatz ersetzt werden. Ein undurchsichtiger Ansatz
ist nicht nur ggf. unwirksam, sondern erhöht auch das
Stichverletzungsrisiko beim Hantieren im Behälter.
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Das reguläre Ablaufdatum muss auf dem Deckel des Behälters vermerkt werden.
allgemeine Maßnahmen
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Die Pflegekraft führt eine hygienische Händedesinfektion durch.
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Die Pflegekraft zieht die Schutzhandschuhe und ggf. die weitere Schutzkleidung über.
Durchführung:
Instrumente einlegen
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Sichtbar kontaminierte Stellen werden direkt
vor dem Einlegen mit dem Desinfektionsmittel und einem Einmaltuch
abgerieben. Falls notwendig, kann eine Bürste zum Ablösen verwendet
werden. Dieses erfolgt eingetaucht in der Lösung. Beim Abbürsten von
Gegenständen in der Luft würden zahllose kleine Tröpfchen in die
Umgebung gespritzt.
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Die Instrumente werden geöffnet oder falls möglich zerlegt in die Desinfektionsmittellösung eingelegt. (Scheren, Klemmen usw.)
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Das Sieb mit den Instrumenten wird nun in die Wanne gelegt.
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Schläuche werden mit Desinfektionslösung gefüllt. Es dürfen sich darin keine Luftblasen bilden.
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Die Pflegekraft stellt sicher, dass die
Instrumente vollständig von der Flüssigkeit bedeckt sind. Schwimmende
Medizinprodukte werden ggf. durch ein Beschwergitter komplett unter die
Wasseroberfläche getaucht.
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Der Deckel der Wanne wird nach dem Einlegen
wieder sorgfältig verschlossen. Wir verhindern damit, dass ein Teil des
Wirkstoffs in die Raumluft entweicht.
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Der Kurzzeitwecker wird so eingestellt, dass er nach Ende der Einwirkzeit klingelt.
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Die Einwirkzeit muss genau eingehalten werden.
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Wird die Zeit unterschritten, ist der Desinfektionserfolg unsicher.
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Wird die Zeit überschritten, wird das Material unnötig belastet. Es drohen etwa Schäden durch Korrosion.
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Der direkte Hautkontakt mit dem Desinfektionsmittel sollte vermieden werden.
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Die Pflegekraft achtet darauf, dass sie möglichst wenig mit den ggf. aufsteigenden Dämpfen in Kontakt kommt.
Spülung der Instrumente
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Nach Ende der Einwirkzeit werden die
Instrumente mit dem Sieb entnommen und gespült. Dieses geschieht
zumeist unter fließendem Leitungswasser.
(Hinweis: Das Nachspülen der gereinigten Instrumente mit Leitungswasser
ist nicht ohne Risiko. Es kann zu einer Kontamination des Materials mit
typischen Wasserkeimen kommen, etwa Pseudomonas aeruginosa. Zudem
können die kristallinen Rückstände im Leitungswasser den
Sterilisationserfolg beeinträchtigen.)
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Die Pflegekraft prüft, ob an dem Instrument
noch Rückstände sichtbar sind. In diesem Fall werden die Rückstände mit
einer Bürste entfernt. Die Pflegekraft trägt dabei zwingend
Schutzhandschuhe, Schutzkittel und Schutzbrille. Die Bürste und das
Instrument werden danach erneut über die gesamte Einwirkzeit in der
Desinfektionslösung abgelegt.
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Falls Kalkflecken vermieden werden müssen, kann
für die Spülung auch destilliertes Wasser genutzt werden. Dieses ist
jedoch sehr kostenintensiv.
(Hinweis: Es ist entscheidend, dass die desinfizierten Medizinprodukte
auch nach der Entnahme vor einer Rekontamination geschützt werden. Dazu
zählt etwa eine weitere Händedesinfektion sowie ein
kontaminationsgeschützter Transfer auf die "reine Seite".)
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Nach dem Spülen werden die Instrumente mit Einmaltüchern abgerieben, um Korrosion des Metalls zu verhindern.
achten auf Fehlerquellen
Die Hygienebeauftragte stellt sicher, dass die Desinfektion nicht durch typische Fehler beeinträchtigt wird. Diese sind:
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Fehler beim Ansetzen der Desinfektionsmittellösung, insbesondere eine zu niedrige Konzentration
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Nichtbeachten der Einwirkzeit
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Überschreitung der Standzeit, der Wirkstoff hat sich dann bereits zersetzt
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organische Belastungen der Lösung
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unzureichendes Eintauchen in die Lösung
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Bildung von Luftkammern im Inneren von Hohlkörpern
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Auftreten von Seifen-/Eiweißfehlern
Nachbereitung:
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Die Geräte werden ggf. auf ihre
Funktionsfähigkeit überprüft. Bei Pinzetten oder Zangen ist etwa die
Schließfunktion zu kontrollieren, bei Scheren der exakte Schnitt usw.
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Abgenutzte oder beschädigte Instrumente werden aussortiert und ersetzt.
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Instrumente, die zur Reparatur oder zur Wartung eingesandt werden, müssen vorher komplett aufbereitet werden.
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Je nach weiteren Erfordernissen werden die Instrumente nun keimfrei verpackt oder zumindest staubgeschützt gelagert.
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Ggf. werden die verpackten Sets mit einem Kontrolletikett versehen.
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Falls notwendig werden die Instrumente zur Sterilisierung weitergeleitet.
Dokumente:
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Protokoll "Instrumentenreinigung"
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Bedienungsanweisungen der Instrumente
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Gebrauchsanleitung der Desinfektionsmittel
Verantwortlichkeit / Qualifikation:
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alle geschulten Pflegekräfte
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