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Standard "Kälteanwendungen"

Kälteanwendungen zählen zwar zu "Omas Hausmitteln", sind aber höchst wirksame und keinesfalls risikofreie Therapieoptionen. Die Liste der Kontraindikationen ist nicht ohne Grund länger als die der zulässigen Anwendungsgebiete.


Standard "Kälteanwendungen"


Definition:

  • Wir nutzen Kälteanwendungen bei zahlreichen Krankheiten und Gesundheitsstörungen, um deren Verlauf positiv zu beeinflussen oder zumindest um die Symptomatik erträglicher zu machen. Kälte dämpft Entzündungen aller Art, da eine reduzierte Körpertemperatur die Aktivität der Entzündungsmediatoren abschwächt. Da gleichzeitig die Reflexe des Nervensystems generell herabgesetzt sind, werden auch Schmerzen spürbar gelindert, insbesondere in den Gelenken und Muskeln.
  • Eine kurzzeitige Anwendung von Kälte regt die Muskelaktivität an. Bei längerer Anwendung hingegen mindert Kälte die Aktivität der Muskulatur. In der Folge sinkt die Muskelspannung. Verkrampfungen lösen sich.

Grundsätze:

  • Kälteanwendungen sind wirksame therapeutische Maßnahmen mit Indikationen und Kontraindikationen. Bei einer nicht fachgerechten Anwendung bestehen gesundheitliche Risiken für den Bewohner.
  • Wir sind uns bewusst, dass die Wirksamkeit von Kälteanwendungen individuell höchst unterschiedlich ist. Vielen Betroffenen hilft eine Wärmeanwendung, nicht aber eine Kälteanwendung. Bei anderen Senioren ist das Gegenteil der Fall. Daher ist es wichtig, die Maßnahmen kritisch zu begleiten, den Erfolg zu hinterfragen und nach Rücksprache mit dem Arzt die Therapie ggf. zu ändern.

Ziele:

  • Wir erreichen den gewünschten Effekt. Schmerzen, Schwellungen und entzündliche Prozesse werden gelindert.
  • Durch eine engmaschige Überwachung stellen wir sicher, dass es zu keinen Kälteschäden kommt.

Vorbereitung:

Indikation:

Wir nutzen Kälteanwendungen bei verschiedenen Krankheitsbildern:

  • Hemmung von entzündlichen Prozessen
  • Linderung von Schmerzen, etwa bei rheumatischen Gelenksveränderungen
  • Versorgung von geschwollenen Hautbereichen etwa nach operativen Eingriffen, Verletzungen, krankhaften Veränderungen
  • Stillung von Blutungen etwa nach Operationen oder Verletzungen
  • Regulation des Muskeltonus, insbesondere Reduktion von Spastiken etwa bei Multipler Sklerose
  • Fiebersenkung, etwa bei Influenza oder grippalen Infekten
  • Linderung von hypotonen Kreislaufzuständen durch Steigerung des Blutdrucks

Kontraindikation:

Die Nutzung von Kälteanwendungen ist bei verschiedenen Begleitumständen nicht sinnvoll:

  • kardial oder lymphogen ausgelöste Ödeme
  • Durchblutungsstörungen und Gefäßspastiken, etwa bei Morbus Raynaud
  • schwere Herzkreislauferkrankungen
  • Sensibilitätsstörungen, etwa als Folge von Diabetes Mellitus
  • Bewusstseinsstörungen
  • Kälteüberempfindlichkeit
  • Kältehaemoglobinurie
  • Störungen des Lymphgefäßes

allgemeine Maßnahmen

Wir prüfen, ob die Haut des Bewohners warm ist. Wenn die Haut bereits vor der Anwendung vergleichsweise kühl ist, sollte ihr keine zusätzliche Wärme entzogen werden.

  • Der Bewohner wird über die anstehende Maßnahme informiert. Er soll sich umgehend bei der Pflegekraft melden, wenn die Behandlung unangenehm wird oder andere unerwünschte Effekte auftreten.
  • Der Kälteträger wird ggf. in die mitgelieferte Schutzhülle gesteckt oder in ein Tuch eingeschlagen.

Durchführung:

allgemeine Maßnahmen

  • Wir prüfen während der Anwendung, wie die Haut des Bewohners auf die Behandlung reagiert. Sie darf blass werden. Sobald es aber Anzeichen für eine Zyanose gibt oder die Haut marmoriert wirkt, wird die Maßnahme abgebrochen.
  • Der Bewohner wird regelmäßig nach seinem Befinden befragt. Wenn er über Beschwerden klagt, wird die Kälteanwendung beendet.

Eisbeutel

  • Die Pflegekraft füllt den Eisbeutel bis knapp zur Hälfte mit Eiswürfeln, Eischips oder Eisgranulat. Das Eis sollte eine Temperatur knapp unter dem Gefrierpunkt haben.
  • Die im Beutel verbliebene Luft wird herausgedrückt.
  • Die Pflegekraft stellt sicher, dass der Verschluss wasserdicht verschlossen wurde und streift den mitgelieferten Schutzüberzug über den Eisbeutel.
  • Die Maßnahme wird nach rund 30 Minuten beendet.

Eiskrawatte

Eine Eiskrawatte ist ein verschließbarer Gummischlauch. Sie wird z.B. nach einer Tonsillektomie oder nach Zahnextraktionen (zur Blutstillung) eingesetzt. Sinnvoll ist die Nutzung auch bei Ischias oder Schulterverletzungen. (Hinweis: Der Nutzwert einer Eiskrawatte bei Nasenbluten ist unter HNO-Ärzten umstritten.)

  • Die Pflegekraft legt die Eiskrawatte vorsichtig um den vorderen Hals.
  • Der Bereich direkt vor dem Ohr wird ggf. durch Watte vor längerer Auskühlung geschützt. Hier verläuft der Trigeminusnerv, der bei anhaltender Kälteeinwirkung beeinträchtigt werden könnte.
  • Oft muss jede Druckeinwirkung auf den geschädigten Hautbereich vermieden werden. In diesem Fall kann die Eiskrawatte an einer Reifenbahre oder an einer Bettstange aufgehängt werden. Der Kälteträger schwebt dann direkt über der zu behandelnden Hautregion.

Kühlelemente / „Cold-Hot-Packs“

Kühlelemente sind Kunststoffkissen, die mit einem speziellen Gel gefüllt sind. Da das Gel auch bei minus 15° C in Grenzen formbar bleibt, kann das Kühlelement zur besseren Passform entsprechend anmodelliert werden.

  • Durch die Körperwärme wird das Kühlelement langsam weich. Es muss dann gewechselt werden.
  • Diese Kälteträger werden im Tiefkühlfach gekühlt und gelagert.
  • Diabetiker sollten keine Kühlelemente nutzen. Als Folge etwaiger Neuropathien können Kälteschäden entstehen, ohne dass der Bewohner dieses spüren würde.

Körnerkissen / Kernkissen

  • Hierbei handelt es sich um einen Textilbeutel, der mit Getreidekörnern, Kirschkernen oder Trockenerbsen gefüllt ist. Nach drei bis vier Stunden Kühlung im Tiefkühlfach werden diese Kissen direkt auf den betroffenen Körperteil aufgelegt. Die Kühlung tritt im Vergleich zum Kühlelement langsamer ein und wird von vielen Betroffenen als angenehmer empfunden.

Nachbereitung:

  • Der Kältespender bzw. dessen Inhalt werden regelmäßig ausgewechselt. Bis zum Ende der Maßnahme muss die volle Kühlwirkung erhalten bleiben. (Hinweis: Eine allmählich nachlassende Kühlwirkung kann zu einer Umkehrwirkung als Folge einer reaktiven Hyperämie führen. Dieses ist bei verschiedenen Krankheitsbildern ggf. gesundheitsschädlich.)
  • Bei relevanten Beobachtungen wird der Hausarzt informiert.
  • Die Maßnahme und die Reaktionen des Bewohners werden dokumentiert.
  • Der Kältespender wird gereinigt, desinfiziert und für die nächste Anwendung vorbereitet.
  • Der Bewohner wird nach seinem Befinden befragt und bequem gelagert.

Dokumente:

  • Berichtsblatt
  • Durchführungsnachweis
  • Leistungsnachweis medizinische Pflege
  • Fragen an den Arzt
  • Pflegeplanung

Verantwortlichkeit / Qualifikation:

  •  alle Pflegekräfte