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Standard "Obstipationsbehandlung - Klistier und Microklist"

Fast jeder zweite ältere Mensch leidet regelmäßig unter Obstipation. Viele Verstopfungen lassen sich zwar durch Bewegung und durch eine angepasste Ernährung vermeiden. Kommen jedoch Opioide oder Krankheiten wie Parkinson, MS und Morbus Crohn hinzu, laufen Prophylaxen ins Leere. Wir zeigen Ihnen, welche Möglichkeiten dann bleiben, um Betroffenen effizient zu helfen.


Standard "Obstipationsbehandlung - Klistier und Microklist"


Definition:

  • Bei einem Klistier wird eine kleine Flüssigkeitsmenge (5 ml bis 300 ml) in das Rektum eingebracht. Diese Lösung initiiert die Stuhlentleerung und wird insbesondere bei Obstipation eingesetzt. Je nach Flüssigkeitsvolumen wird zwischen einem Klistier (200 ml bis 300 ml) und einem Microklist (5 ml) unterschieden.
  • Ein Microklist wird zumeist ohne ein Darmrohr verabreicht. Es wirkt daher nur im Rektum. Bei einem Klistier kann ein Röhrchen aufgesetzt werden, das den Wirkstoff einige Zentimeter tiefer in den Darm einbringt.
  • Auf diesem Weg können auch Medikamente appliziert werden, also etwa Steroide bei Colitis ulcerosa oder Resonium A bei Hyperkaliämie.
  • Ein Klistier wirkt über verschiedene Mechanismen auf die Schleimhaut und auf die Muskulatur im Darmbereich. Schon das Einbringen des Darmrohres und die Manipulation am Schließmuskel lösen einen mechanischen Reiz aus. In dessen Folge wird die Peristaltik im Dickdarm und im Rektum verstärkt. Dieser Effekt wird durch die einlaufende Spülflüssigkeit noch intensiviert, da das Wasser die lokalen Dehnungsrezeptoren erregt.
  • Entscheidenden Einfluss auf den abführenden Effekt hat die Temperatur der Spülflüssigkeit. Je kühler diese ist, umso stärker wird die Peristaltik gefördert. Ab Temperaturen unterhalb von 35 °C steigt jedoch das Risiko von parallel auftretenden Krämpfen, die mit einer erheblichen Schmerzbelastung verbunden sind. Daher sollte die Spülflüssigkeit die Körpertemperatur nicht um mehr als 1 °C unterschreiten.
  • Ein weiterer Faktor sind Zusätze, die vielen Fertigklistieren beigemengt werden. Glyzerine und Salze üben einen chemischen Reiz auf die Darmschleimhaut aus und steigern so z.B. die Sekretion der Darmwand.

Grundsätze:

  • Eine regelmäßige Obstipationsbehandlung per Klistier oder per Microklist ist nicht sinnvoll, da die Ursachen der Verstopfung damit nicht beseitigt werden. Soweit vom Arzt nicht anders verordnet, sollte diese Maßnahme nur bei akutem Bedarf angewendet werden.
  • Ein Klistier ist ein für den Bewohner meist unangenehmer Eingriff in die Intimsphäre. Daher sollte es nur genutzt werden, wenn die allgemeinen Maßnahmen zur Vermeidung einer Obstipation erfolglos blieben. Ein taktvoller Umgang mit dem Bewohner ist selbstverständlich.
  • Insbesondere bei demenziell erkrankten Bewohnern kann die Maßnahme auch Aggressionen hervorrufen. Wir sind uns stets bewusst, wie verängstigend ein Klistier etwa auf Opfer sexueller Gewalt wirken muss.
  • Wir arbeiten eng mit dem Hausarzt zusammen. Im Zweifel lassen wir uns jede Maßnahme vom behandelnden Mediziner anordnen.

Ziele

  • Die Würde des Bewohners bleibt gewahrt.
  • Die Lebensqualität wird verbessert.
  • Die Schmerzbelastung wird auf ein Minimum reduziert.
  • Bei Obstipation wird die Darmtätigkeit angeregt und der Darm entleert.
  • Verordnete Medikamente werden sicher in den Darm eingebracht.
  • Eine Verletzung und eine Entzündung des Darms werden vermieden.

Vorbereitung:

Indikation / Kontraindikation

Für die Durchführung dieser Maßnahme gibt es verschiedene Indikationen, etwa:

  • Obstipation
  • Darmerkrankungen, die medikamentös therapiert werden müssen; etwa Darmentzündungen
Unter folgenden Bedingungen dürfen Klistiere nicht oder nur nach ausdrücklicher ärztlicher Anweisung appliziert werden:
  • Übelkeit, Erbrechen oder Bauchschmerzen
  • Darmverschluss oder ein vermuteter Darmverschluss
  • krankhafte Verbindungsgänge vom Darm zu Nachbarorganen (Fistel)
  • Stenosen (Verengungen) oder Tumore im Darmbereich
  • Blutungen oder andere Verletzungen im Analbereich
  • deutlich ausgeprägte Hämorrhoiden
  • erst kürzlich erfolgter operativer Eingriff im Darm oder im Enddarmbereich
  • akut entzündliche Magen-Darm-Erkrankungen, also etwa eine Blinddarmentzündung
  • Herzmuskelschwäche

Material

Folgende Materialien werden bereitgelegt:

  • Klistier oder Microklist
  • Steckbecken oder Toilettenstuhl
  • ausreichend Zellstoff
  • Abwurfbehälter
  • 1 Paar Einmalhandschuhe
  • 1 Schutzkittel
  • Vaseline
  • wasserdichte Unterlage als Bettschutz
  • Nierenschale

Organisation

  • Der Bewohner wird über die Maßnahme informiert und die Erlaubnis dafür eingeholt.
  • Soweit der Bewohner dazu körperlich und mental in der Lage ist, sollte er die Maßnahme eigenständig, unter unserer Aufsicht oder mit unserer Hilfe durchführen.
  • Alle Pflegekräfte, die nicht unmittelbar für die Durchführung notwendig sind, sollten das Zimmer verlassen. Dazu zählen insbesondere Praktikanten, Teilnehmer am Bundesfreiwilligendienst oder am freiwilligen sozialen Jahr usw.
  • Es werden Maßnahmen zur Wahrung der Intimsphäre getroffen (die Zimmertür wird geschlossen, etwaige Mitbewohner werden kurz vor die Tür gebeten usw.).
  • Der Bewohner wird gebeten, seinen Unterkörper zu entkleiden. Ggf. wird er dabei unterstützt.
  • Der Bewohner wird nur so weit aufgedeckt, wie es notwendig ist. (In einigen Fachbüchern wird empfohlen, den Bewohner nur bis zu den Knien aufzudecken, um die Intimsphäre zu wahren. Dann jedoch ist es im Intimbereich viel zu dunkel, um die Maßnahme sicher durchzuführen.)
  • Die Pflegekraft sorgt dafür, dass ausreichend Licht auf den Intimbereich des Bewohners fällt.
  • Das Bett wird mit einem wasserdichten Schutzbezug vor Verschmutzung geschützt.
  • Der Bewohner wird gebeten, eine linke Seitenlagerung einzunehmen. Er soll dafür die Beine leicht anwinkeln. Ggf. wird er dabei unterstützt. Wenn eine Seitenlage nicht möglich ist, wird das Mittel in Rückenlage mit angewinkelten Beinen eingebracht.
  • Das Klistier wird vor der Applikation in einem Gefäß mit Wasser auf Körpertemperatur erwärmt. Die Pflegekraft prüft die Temperatur des Wassers im Behälter mittels eines Thermometers.

Durchführung:

  • Die Pflegekraft führt eine hygienische Händedesinfektion durch und zieht Einmalhandschuhe an.
  • Die Analregion wird auf Verletzungen und auf krankhafte Veränderungen untersucht. In diesem Fall wird die Maßnahme abgebrochen.
  • Die Pflegekraft entfernt die Verschlusskappe des Klistiers. Sie fettet dann das dünne Ansatzrohr ein. Bei einem Microklist kann ein Tropfen des Inhalts herausgedrückt werden, der dann als Gleitmittel wirkt.
  • Der Bewohner wird aufgefordert, sich zu entspannen. Er soll etwas pressen, da dieses den Schließmuskel entspannt.
  • Die Pflegekraft drückt die beiden Pobacken auseinander. Sie kann dann den Bereich besser einsehen.

  • Die Pflegekraft führt das Rohr sieben bis zehn Zentimeter in den Enddarm ein. Wenn die Pflegekraft einen Widerstand spürt oder wenn der Bewohner über Schmerzen klagt, wird die Maßnahme abgebrochen. Ansonsten kann es zu Verletzungen kommen.
  • Die Pflegekraft drückt die Flüssigkeit aus der Tube heraus. Sie rollt die Tube zum Anus hin auf, bis sie vollständig entleert wurde. (Alternativ zu Tuben werden auch Kunststoffflaschen genutzt. Diese werden nicht zusammengerollt, sondern zusammengedrückt.)
  • Das Einspritzen der Flüssigkeit sollte langsam erfolgen. Wenn die Pflegekraft das Wasser zu schnell einbringt, kommt es durch den plötzlichen Dehnungsreiz zu einer Entleerung des Enddarms. Die Lösung würde dann verfrüht wieder herausgepresst. Wenn die Pflegekraft die Flüssigkeit langsam appliziert, fällt es dem Bewohner leichter, diese für einige Minuten zu halten.
(Hinweis: Viele Produkte enthalten mehr Flüssigkeit, als für den Therapieerfolg benötigt werden. Es kann also ein Rest im Behälter zurückbleiben.)
  • Nun wird das Rohr unter leichten Drehbewegungen wieder herausgezogen. Beim Herausziehen der Tube lässt die Pflegekraft diese zusammengedrückt bzw. zusammengerollt, damit der Wirkstoff nicht wieder zurückgesaugt werden kann.
  • Austretende Flüssigkeit wird mit etwas Zellstoff aufgenommen.
  • Wenn die Pflegekraft einen Blutaustritt bemerkt, wird der behandelnde Arzt informiert.
  • Die Pflegekraft stülpt den Handschuh über den Behälter und gibt beides in den Abwurfbehälter. Der Bewohner wird aufgefordert, die Flüssigkeit nach Möglichkeit 15 Minuten im Darm zu behalten und die Darmentleerung so lange wie möglich hinauszuzögern.
  • Mobile Bewohner sollten sich einige Male leicht von links nach rechts und zurück drehen.

Nachbereitung:

  • Der Pflegebedürftige wird ggf. wieder zugedeckt.
  • Nach zwei bis fünf Minuten wird ein starker Stuhldrang einsetzen. Nach spätestens fünfzehn Minuten sollte der Bewohner in jedem Fall abführen. Der Bewohner wird zur Toilette begleitet. Alternativ wird ihm ein Steckbecken angeboten.
  • Die Pflegekraft bleibt während der Darmentleerung stets in der Nähe des Bewohners, damit sie im Fall einer Kreislaufstörung umgehend eingreifen kann.
  • Wenn der Bewohner über Schwindel klagt, werden Puls und Blutdruck überprüft.
  • Der Bewohner wird ggf. aufgefordert, nach dem Stuhlgang nicht die Spülung zu betätigen, damit die Pflegekraft die Ausscheidungen kontrollieren kann. Insbesondere Blutbeimengungen sind wichtig.
  • Die Maßnahme wird dokumentiert. Die Pflegekraft vermerkt insbesondere die Mengenangabe der verabreichten Kliestierflüssigkeit, die Reaktionen des Bewohners sowie Auffälligkeiten beim Stuhlgeruch, bei der Stuhlfarbe, bei der Stuhlkonsistenz und bei der Stuhlmenge.
  • Ggf. führt die Pflegekraft eine Intimpflege durch.
  • Die Pflegekraft führt eine hygienische Händedesinfektion durch.

Dokumente:

  • Ärztliches Verordnungsblatt
  • Pflegebericht
  • Pflegeplanung
  • Leistungsnachweis

Verantwortlichkeit / Qualifikation:

  • Pflegefachkraft