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Standard "Pflege von Senioren mit Körperbildstörungen"

Körperbildstörungen sind nicht auf junge magersüchtige Mädchen beschränkt. Auch die Selbstwahrnehmung vieler Senioren ist beeinträchtigt. Insbesondere gelähmte oder missgestaltete Körperbereiche werden allzu oft aus dem Bewusstsein verdrängt und komplett ausgeblendet.


Standard "Pflege von Senioren mit Körperbildstörungen"


Definition:

  • Diese Form der Wahrnehmungseinschränkung ist vor allem bei gelähmten und immobilen Senioren zu finden. Beispiel: Hemiplegiepatienten ziehen sich häufig in eine Körperhälfte zurück und vernachlässigen die andere. Dieses zeigt sich etwa bei der Körperpflege.
  • Senioren mit Körperbildstörungen empfinden ihren Körper oftmals als minderwertig. Betroffen sind vor allem Menschen, die ihr Selbstwertgefühl aus dem guten Aussehen, körperlicher Leistungsfähigkeit oder sexueller Anziehungskraft beziehen.

Grundsätze:

  • Die Betreuung von Senioren mit Körperbildstörungen ist ein langwieriger Prozess, der immer wieder auch von Rückschlägen erschwert wird. Wir sind uns bewusst, dass es Monate dauern kann, bis ein Bewohner das innerliche Gleichgewicht zurückgewinnen kann.  

Ziele:

  • Der Bewohner entwickelt eine positive Beziehung zum eigenen Körper. Er betrachtet Teile davon nicht mehr als Fremdkörper.
  • Der Bewohner wird im Rahmen seiner Fähigkeiten insbesondere an der Körperpflege beteiligt.
  • Die Entwicklung von Depressionen wird vermieden.

Vorbereitung:

Risikoprüfung

Wir prüfen, ob der Bewohner zu einer Risikogruppe für Körperbildstörungen zählt.

  • optische, insbesondere kosmetische Veränderungen
    • Alterung der Haut, die sich in Hautfalten oder Flecken zeigt
    • Veränderungen der Haarstruktur, Farbverlust, Haarausfall usw.
    • entstellende Körperschäden, etwa Verbrennungen im Gesicht
    • angeborene und sichtbare Anomalien; insbesondere abweichende Gesichtszüge, etwa große Ohren oder eine große Nase
  • körperliche Veränderungen
    • Hemiplegie
    • Amputation eines Körperteils als Folge einer Erkrankung oder eines Unfalls (Bein, Arm, Brüste usw.)
    • Spastiken
    • degenerative Prozesse in den Gelenken, etwa Arthrose
    • künstliche Körperöffnungen, etwa Urostoma, Tracheostoma, Blasenkatheter usw.
    • nachlassende körperliche Fähigkeiten, etwa als Folge einer Herzinsuffizienz
    • nachlassende Sinnesfunktionen, etwa tasten, sehen, riechen, hören und schmecken
    • chronische Schmerzen
    • Inkontinenz
    • Adipositas
    • Abhängigkeit von medizinischen Geräten, etwa Rollstuhl, Sauerstoffgerät, Dialyse-Maschine usw.
  • psychische und soziale Ursachen
    • Nachlassen der eigenen Sexualität
    • Nachlassen der Sexualität des Lebenspartners
    • fehlende Bestätigung durch den Lebenspartner, Verwandte oder Freunde
    • abfällige Bemerkungen von Mitbewohnern, Verwandten oder Pflegekräften

Durchführung:

Erfassung

Wir prüfen, ob der Bewohner Symptome einer Körperbildstörung zeigt. Wir versuchen, das Ausmaß einzuschätzen.

  • Verhaltensänderungen
    • Der Bewohner bedeckt ein geschädigtes Körperteil und verbirgt dieses vor der Öffentlichkeit.
    • Der Bewohner stellt ein geschädigtes Körperteil ungewöhnlich offen zur Schau.
    • Die Haltung, Mimik und Gestik des Bewohners verändern sich.
    • Die Beschäftigung mit den Veränderungen des Körpers und den damit verbundenen Einschränkungen wird zum zentralen Lebensinhalt des Bewohners.
    • Der Bewohner zeigt ein zunehmendes Schamgefühl, etwa beim Waschen oder beim Kleidungswechsel.
    • Der Bewohner weigert sich, ein Körperteil anzusehen oder zu berühren. Dieses zeigt sich etwa in der Weigerung, sich an der Körperpflege zu beteiligen.
    • Der Bewohner verweigert sich pflegenden oder verschönernden Maßnahmen wie etwa einem Besuch beim Friseur, einer Nagelpflege usw.
    • Der Bewohner wählt farblose Kleidung, die ihn möglichst umfassend verhüllt.
    • Der Bewohner zeigt selbstverletzendes Verhalten.
    • Der Bewohner weigert sich, Fortschritte im Heilungsprozess zur Kenntnis zu nehmen und sich darüber zu freuen. Also etwa, wenn die Funktionsfähigkeit in Teilen zurückkehrt oder sich das äußerliche Erscheinungsbild verbessert.
  • verbale Hinweise
    • Der Bewohner verwendet für die betroffenen Körperteile Bezeichnungen wie "es", "das da unten" usw.
    • Der Bewohner klagt darüber, dass ein Körperteil seine Funktion nicht mehr ausführen kann.
    • Der Bewohner äußert negative Gefühle hinsichtlich seines Körpers. Er bezeichnet diesen als "schmutzig", "hässlich", "abstoßend" usw.
    • Der Bewohner berichtet über Ängste, aufgrund seines Äußeren von Mitmenschen abgelehnt zu werden.
    • Der Bewohner betont wiederholt, dass sein Körper "in jungen Jahren" besser aussah.
    • Der Bewohner klagt häufig darüber, dass er das (amputierte) Körperteil vermisst.
    • Der Bewohner äußert Schuldgefühle wegen seines Körperzustands.
    • Der Bewohner vergleicht sein Aussehen mit dem der Mitbewohner. Er kommt zum Ergebnis, dass die Mitbewohner besser aussehen.
    • Der Bewohner macht ein Körperteil für die verschlechterte Lebensqualität verantwortlich.
    • Der Bewohner versucht das Thema "totzuschweigen".
  • soziales Leben
    • Das Rollenverhalten ändert sich, insbesondere der Umgang mit dem Lebenspartner
    • Der Bewohner zieht sich zurück und reduziert sein soziales Verhalten.

Maßnahmen

  • Bei der Pflege von künstlichen Körperöffnungen wird der Anteil des Bewohners schrittweise erhöht.
  • Bei verbrannten oder vernarbten Hautflächen kann der Bewohner zunächst Hautpflegemittel anwenden.
  • Wir unterstützen Bewohner bei der Wahl der Kleidung, beim Frisieren und beim Schminken.
  • Wir unterstützen den Bewohner bei der Kontaktaufnahme mit der Außenwelt, begleiten ihn z.B. bei einem Besuch ins Cafe.
  • Wir suchen den Dialog mit Angehörigen und Freunden. Wir bitten diese, den Bewohner weder zu überfordern, noch diesen zu bemitleiden.
  • Wir prüfen, ob das Körperbild durch Prothesen wieder hergestellt werden kann, etwa nach einer Brustamputation.
  • Wir vermitteln dem Bewohner den Kontakt zu Selbsthilfegruppen, Beratungszentren oder therapeutischen Einrichtungen.
  • Wir ermuntern den Bewohner, seinen eigenen Körper zu malen. Wir sprechen danach über seine und unsere Eindrücke.
  • Gemeinsam mit der Ergotherapie führen wir Übungen durch, die dem besseren Kennenlernen des Körpers und der Regulierung der Körperfunktionen dienen, etwa Atmung, Spannung und Entspannung, Bewegung, Haltung usw.

Nachbereitung:

  • Alle Beobachtungen werden sorgfältig dokumentiert.
  • Die Pflegeplanung des Bewohners wird regelmäßig aktualisiert.

Dokumente:

  • Pflegedokumentation

Verantwortlichkeit / Qualifikation:

  • alle Mitarbeiter