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Standard "Kompressionsverband"

Richtig angewendet ermöglicht ein Kompressionsverband eine effektive Entstauung geschwächter Venen. Allerdings können schon kleine handwerkliche Fehler die Wirkung in das Gegenteil verkehren. Wir zeigen Ihnen, wie ein "idealer Verband" gewickelt wird.


Standard "Kompressionsverband"


Definition:

Der Kompressionsverband kann alternativ zu Thromboseprophylaxestrümpfe genutzt werden. Durch die Wicklung werden die Venen und Lymphgefäße in ganzer Länge komprimiert. Dieses erleichtert den Verschluss der Venenklappen und steigert die venöse Rückflussgeschwindigkeit. In der Regel bedeckt ein Verband lediglich den Unterschenkel, da die damit erzeugte Kompression zur Thromboseprophylaxe ausreichend ist.


Grundsätze:

  • Jedes Bein ist anders geformt, daher gibt es nicht den standardisierten Kompressionsverband.
  • Das Anlegen eines Kompressionsverbands ist eine sehr komplexe Aufgabe, die viel berufliche Erfahrung erfordert.
  • Nur ein passender Verband kann seine Aufgabe erfüllen. Ein schlecht sitzender Kompressionsverband ist zumeist eher eine Belastung für die Gesundheit. Dieses etwa dann, wenn es zu Einschnürungen durch eine zu enge Wicklung kommt.
  • Kompressionsverbände müssen ärztlich angeordnet werden.

Ziele:

  • Eine Thrombose wird vermieden.
  • Der Rückfluss aus den tieferen Beinvenen wird verbessert.
  • Die oberflächlichen Beinvenen werden komprimiert.
  • Eine optimale Druckdosierung von oben nach unten wird erreicht.
  • Das Tragen des Verbandes ist möglichst angenehm.
  • Die Wirkung des Verbandes wird korrekt ausgewertet.

Vorbereitung:

Indikation / Kontraindikation 

Wir prüfen die Notwendigkeit von Kompressionsverbänden, wenn der Bewohner

  • unter leichten bis mäßigen Ödemen leidet
  • Krampfadern hat
  • unter Thrombophlebitis leidet
  • unter dem postthrombotischen Syndrom leitet (Stauungssyndrom als Spätfolge einer Thrombose der Bein- bzw. Beckenvenen)
  • sehr dicke oder sehr dünne Beine hat und die üblichen Strumpfgrößen nicht passen.
Der Einsatz von Kompressionsverbänden ist ausgeschlossen, wenn
  • eine periphere arterielle Verschlusskrankheit vorliegt
  • der Bewohner unter dekompensierter Herzinsuffizienz leidet
  • der Bewohner unter schweren Beinödemen leidet
  • ein Lungenödem vorliegt
  • eine septische Phlebitis vorliegt
  • der Bewohner unter fortgeschrittener Neuropathie leidet

Wahl des Bindentyps

Wir wählen die richtige Bindenart:

  • Die Kurzzugbinde ist rund 8 bis 10 Zentimeter breit und kaum dehnbar. Sie bewirkt eine hohe Kompression mit hohem Arbeitsdruck und einem niedrigen Ruhedruck. Der Bindentyp kann auch in der Nacht am Bein belassen werden.
  • Die Langzugbinde ist mindestens 10 Zentimeter breit und sehr dehnbar. Der Arbeitsdruck ist vergleichsweise niedrig. Dafür kann ein hoher Ruhedruck erzeugt werden. Da diese Bindenart schon nach zehn Minuten Bettruhe einschnürend wirken kann, darf sie nicht nachts getragen werden. Eine weitere Kontraindikation sind arterielle Durchblutungsstörungen.
(Hinweis: Der Ruhedruck liegt bei einem ruhig liegendem Bein vor, der Arbeitsdruck entsteht bei Bewegungen des Beines.)

weitere Maßnahmen

  • Der Bewohner wird über die Wichtigkeit des Kompressionsverbandes beraten. Die Motivierung ist wichtig, da das Tragen von Verbänden zumeist unangenehm ist.
  • Die Pflegekraft führt eine hygienische Händedesinfektion durch.
  • Der Heimbewohner wird über die anstehende Maßnahme informiert (auch Bewusstlose). Seine Fragen werden umfassend beantwortet. Der Bewohner wird um Zustimmung gebeten.
  • Die Fenster werden geschlossen und die Raumluft ggf. auf eine angenehme Temperatur geheizt.
  • Das Bett wird in eine angenehme Arbeitshöhe gebracht.
  • Der Bewohner wird auf dem Rücken gelagert.
  • Die Beine des Bewohners sollten vor dem Anlegen des Verbandes entstaut sein.
    • Dieses ist zumeist nach zwanzig bis dreißig Minuten erhöhter Lagerung erreicht. Um ein zügiges Arbeiten zu ermöglichen, sollte der Bewohner möglichst früh informiert werden. Er kann dann die Entstauung ggf. selbständig vornehmen.
    • Ggf. kann die Pflegekraft den venösen Rückstrom unterstützen, indem sie die Beine des Bewohners ausstreicht. Ein fünfmaliges Ausstreichen von der Ferse bis oberhalb des Knies sollte ausreichen.
    • Wenn der Verdacht besteht, dass der Bewohner bereits an einer Thrombose leidet, werden die Beine in keinem Fall ausgestrichen sondern der Notarzt gerufen.

notwendiges Material

  • 2 Kompressionsbinden
  • gut klebendes Heftpflaster
  • Schere

Durchführung:

wickeln

  • Die Binde wird so gehalten, dass der aufgerollte Teil oben liegt und nach außen zeigt.
  • Der Bewohner wird aufgefordert, die Füße soweit anzuziehen, dass diese in einem 90°-Winkel zum Oberschenkel liegen. Da der Bewohner also flach auf dem Rücken liegt, zeigen die Füße senkrecht nach oben.
  • Die erste Wickelung wird an den Zehengrundgelenken begonnen und dann von innen nach außen geführt. Die Zehen werden frei gelassen, um hier später die Durchblutung zu kontrollieren.

  • Die Pflegekraft legt die Binde auf die Haut des Bewohners und wickelt mit mäßigem Druck. Die Binde sollte nie den Kontakt zur Haut verlieren. Sie wird praktisch "anmodelliert". Zudem sollte die Pflegekraft nicht an der Binde ziehen, da dann der Druck ungleichmäßig über beide Kanten verteilt werden würde. Die Kante mit dem höheren Druck würde einschneiden.
  • Falten werden manuell geglättet, bevor die nächste Lage darüber gelegt wird.

  • Der Mittelfuß wird mit zwei bis drei Touren umwickelt. Die Zehen werden frei gelassen, um hier später die Durchblutung prüfen zu können.

  • Nun führt die Pflegekraft die Rolle über die Ferse zum Fußspann.

  • Vorbei am äußeren Fußknöchel führt die Pflegekraft die Rolle nun zurück zum Fußspann.

  • Die Binde überdeckt den äußeren Fußknöchel und wird nun um die Fessel gewickelt.

  • Die Pflegekraft führt die Binden nun in Richtung Knie. Die Wicklung ist relativ steil. Dadurch überdecken sich die Lagen nur noch knapp zur Hälfte. Es sollte also keine Haut zu sehen sein, etwaige Lücken werden korrigiert.

  • Die Pflegekraft reduziert den Wickeldruck kontinuierlich mit zunehmender Nähe zum Knie. Der Druck ist also am Mittelfuß am größten und nimmt Richtung Körpermitte ab. Er sollte unter dem Knie im Vergleich zum Fuß nur noch 40 Prozent betragen.
(Hinweis: Es gibt auch alternative Wickeltechniken, bei denen sehr steil nach oben gewickelt wird und dabei Lücken zwischen den Lagen entstehen. Unter dem Knie angekommen, wird die Wickelrichtung umgedreht und danach zurück Richtung Fuß weitergewickelt. Die auf dem "Hinweg" entstandenen Lücken werden dabei geschlossen.)

 

  • Die Pflegekraft fixiert den Verband mit einem Pflasterstreifen.

  • Die Wirkung des Verbandes lässt sich steigern, wenn eine zweite Binde in entgegengesetzter Richtung aufgebracht wird (sog. "Pütterverband").

  • Die Binde verläuft dann von außen nach innen. Dieser zweite Verband muss nicht flächendeckend gewickelt sein. Zwischen den Lagen können ggf. auch Lücken gelassen werden, durch die der erste Verband durchscheint.

  • Die Pflegekraft fixiert den zweiten Verband mit einem Pflasterstreifen.


weitere Maßnahmen

  • Die Tibiakante, das Sprunggelenk und andere Knochenvorsprünge könnte ggf. mit Polstermaterial geschützt werden. Eine Polsterung ist auch sinnvoll bei Ödemen und bei reduziertem Schmerzempfinden.
  • Bei einer Herzinsuffizienz besteht die Gefahr, dass das Herz durch den Volumenanstieg überfordert wird. Ggf. können Diuretika appliziert werden.
  • 90 Minuten nach dem Anlegen des Verbandes wird das Bein des Bewohners begutachtet. Die Haut unter den Zehnägeln sollte rosig aussehen. Die Zehen selbst sollten körperwarm sein.
  • Die Wirkung des Verbandes lässt nach 12 Stunden nach. Er sollte dann erneuert werden.
  • Falls der Verband verrutschen sollte, kann er mit langen Plasterstreifen von oben nach unten seitlich fixiert werden.
  • Wenn der Bewohner über Schmerzen klagt, wird der Verband entfernt und das Bein inspiziert. Nach 20 Minuten wird der Verband mit etwas reduziertem Druck erneuert.
  • Achtertouren und Kornährenverbände (kreuzförmiger Rollbindenverband) bringen die Gefahr mit sich, dass der Druck ungünstig verteilt wird.
  • Die Wirkung der Binden lässt nach mehrmaligem Waschen nach. Ggf. werden die Binden dann ersetzt.

Nachbereitung:

  • Die Durchblutung der Beine wird regelmäßig überprüft. Dieses geschieht primär an den Zehen. Wenn die Haut nicht rosig ist, sondern sich bläulich verfärbt, ist die Durchblutung gestört.
  • Die Ferse wird sehr genau auf Bildung eines Dekubitus kontrolliert.
  • Der Bewohner wird aufgefordert, relevante Beobachtungen und Empfindungen zeitnah an die Pflegekräfte zu melden. Dazu zählen etwa ein anhaltendes Kribbeln in den Beinen oder Schmerzen.
  • Bei relevanten Beobachtungen wird der behandelnde Hausarzt kontaktiert.
  • Alle Maßnahmen werden sorgfältig dokumentiert.
  • Ggf. wird die Pflegeplanung aktualisiert.

Dokumente:

  • Berichtsblatt
  • Leistungsnachweis medizinische Behandlungspflege
  • Fragen an den Arzt
  • Pflegeplanung

Verantwortlichkeit / Qualifikation:

  • Pflegefachkräfte