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Notfallstandard "Kreislaufkollaps"

Ein Kreislaufkollaps ist - für sich genommen - eigentlich eher lästig als gefährlich. Die meisten Gesundheitsschäden sind die Folge des Sturzes, der sich oft genug anschließt, wenn einem Senioren plötzlich "schwarz vor Augen" wird. Wir zeigen Ihnen, wie erfahrene Pflegekräfte eine Ohnmacht vermeiden, die Gefahr rechtzeitig erkennen und dann überlegt handeln.


Notfallstandard "Kreislaufkollaps"


Definition:

  • Der menschliche Körper muss sich im Tagesverlauf an wechselnde Umgebungs- und Belastungssituationen anpassen. So kann die Umgebungstemperatur steigen oder sinken, etwa wenn ein Mensch im Sommer einen klimatisierten Raum verlässt und sich in ein aufgeheiztes Auto setzt. Außerdem kann die körperliche Belastung schwanken, wie z.B. beim Treppensteigen. Und schließlich verändert der Mensch immer wieder seine Körperlage, etwa wenn er aus einem Sessel aufsteht und einige Schritte geht.
  • In all diesen Situationen muss die Blutversorgung insbesondere zu den Muskeln oder zum Gehirn sichergestellt werden. Dafür kann der Körper verschiedene Anpassungen vornehmen, etwa die Gefäße weiten oder verengen sowie die Pulsfrequenz erhöhen oder senken.
  • Ein hohes Lebensalter oder Krankheiten reduzieren diese Anpassungsfähigkeiten. Belastungssituationen führen dann zur Unterversorgung des Gehirns. Der Betroffene erleidet Schwindel, Sehstörungen oder gar einen Bewusstseinsverlust.
  • Eine typische Konstellation für eine Überforderung des Kreislaufes ist das überhastete Aufstehen aus dem Bett bei nächtlichem Harndrang. Der Körper ist zunächst noch inaktiv und in der Horizontalen. Wenige Augenblicke darauf ist der Mensch körperlich aktiv und in einer stehenden Haltung.
  • Der Kreislaufkollaps wird auch als "Synkope" oder als Ohnmacht bezeichnet.

Grundsätze:

  • Das wichtigste pflegerische Mittel ist ruhiges besonnenes Handeln.
  • Ein einzelner Kollaps ist für den Bewohner zumeist nicht gefährlich, wenn er von Pflegekräften vor Verletzungen geschützt wird.

Ziele:

  • Der Bewohner wird während des Kollapses vor Verletzungen geschützt.
  • Die Ursache des Kollapses wird korrekt erkannt.

Vorbereitung:

Risikoermittlung

  • Wir prüfen, wie groß die Gefahr eines Kreislaufkollapses ist.
  • Wir befragen den Bewohner und seine Angehörigen, ob und unter welchen Bedingungen die Symptome in der Vergangenheit bereits aufgetreten sind.
  • Wir prüfen, ob der Bewohner unter Grunderkrankungen leidet, die einen Kreislaufkollaps begünstigen können, etwa Varizen, Venensklerose, venöse Insuffizienz, Herzrhythmusstörungen oder Anämie.
  • Das Risiko ist deutlich erhöht, wenn der Bewohner über einen längeren Zeitraum immobil war, etwa als Folge einer Operation oder eines Unfalls.
  • Wir prüfen, ob es andere relevante Faktoren gibt wie z.B. Sommerhitze, Medikamentennebenwirkungen oder mentalen Stress.
  • Der Bewohner trinkt zu wenig.

allgemeine Maßnahmen

(Hinweis: Die meisten Vorsichtsmaßnahmen sind bereits Bestandteil der entsprechenden Pflegestandards.)

  • Wir vermeiden es grundsätzlich, dem Bewohner bei Pflegemaßnahmen Schmerzen zuzufügen. Ist dieses (etwa bei einem Verbandswechsel oder bei Mobilisationen) nicht vermeidbar, prüfen wir die Notwendigkeit einer Bedarfsmedikation mit Schmerzmitteln.
  • Vor einer Mobilisation aus dem Bett soll der Bewohner Bewegungsübungen ausführen, also etwa "im Bett Fahrrad fahren". Damit wird die Pulsfrequenz erhöht und die Wadenpumpe aktiviert.
  • Jede Mobilisierung erfolgt in Abschnitten, die immer wieder von Pausen unterbrochen werden. Beim Transfer aus dem Bett ins Stehen wären das die Schritte: sitzen im Bett, Beine aus dem Bett hängen lassen, sitzen an der Bettkante, stehen am Bett usw.
  • Der Bewohner soll beim Aussteigen aus dem Bett nach vorne und nicht nach unten sehen.
  • Wir achten auf die Atmung des Bewohners. Tiefe Atemzüge fördern den venösen Rückstrom.
  • Wir ermitteln engmaschig den Blutdruck.
  • Gemeinsam mit dem behandelnden Arzt prüfen wir, ob die medikamentöse Behandlung angepasst werden sollte. Neben der Wahl eines alternativen Wirkstoffes kann auch ein anderer Verabreichungszeitpunkt geprüft werden.
  • Wir prüfen, ob der Bewohner Kompressionsstrümpfe tragen sollte. Ggf. ist auch eine Wicklung der Beine sinnvoll.
  • Wir vermitteln dem Bewohner das richtige Verhalten, wenn er einen sich anbahnenden Kreislaufkollaps bemerkt. So ist es ggf. hilfreich, (im Sitzen) die Beine zu überkreuzen und die Muskulatur im Bereich der Beine, des Bauches und des Gesäßes anzuspannen. Auch das Ineinandergreifen der Hände und dann das Auseinanderziehen der Arme können häufig einen Bewusstseinsverlust abwenden. Falls nötig soll sich der Bewohner sofort auf den Boden setzen; dieses ggf. auch auf dem Bürgersteig, einem Flur usw.

Erkennen eines Kollapses

  • In Situationen, in denen erfahrungsgemäß ein Kollaps droht, sollte sich die Pflegekraft mit dem Bewohner unterhalten und ihn reden lassen. Falls es zu einem Kollaps kommen sollte, kündigt sich dieser oft durch einen stockenden Redefluss und andere hörbare Veränderungen an.
  • Wir achten auf die typischen Symptome eines sich anbahnenden Kollaps, etwa:
    • Der Bewohner klagt über Schwindel, ihm wird "schwarz vor Augen".
    • Dem Bewohner ist übel.
    • Die Haut des Bewohners ist blass oder kaltschweißig.

Durchführung:

Verhalten bei einem Kollaps

  • Die Pflegekraft prüft, ob sie den Bewohner sicher zurück in das Bett oder auf einen Sessel mobilisieren kann. Dieses ist dann der Fall, wenn dafür lediglich eine kurze Richtungsänderung und ein oder zwei Schritte notwendig sind. Ein Transfer über eine größere Distanz sollte unterbleiben, da die Verletzungsgefahr deutlich steigt.

  • Im Zweifelsfall legen wir den Bewohner vorsichtig auf dem Fußboden ab. Die Pflegekraft stellt insbesondere sicher, dass der Kopf bei diesem "kontrollierten Sturz" nicht verletzt wird.
  • Wir prüfen, ob ein lebensbedrohlicher Notfall vorliegt und ob entsprechende Rettungsmaßnahmen erforderlich sind.
  • Die Pflegekraft prüft, ob sich der Bewohner verletzt hat.

  • Wenn der Bewohner zurück in das Bett mobilisiert werden konnte, wird dieser in die sog. "Trendelenburg-Lagerung" gebracht. Das Bett wird in Richtung Kopfende geneigt; das Fußende ist dann erhöht.
  • Falls der Bewohner auf dem Fußboden liegt, sucht die Pflegekraft nach einer Möglichkeit, die Beine erhöht zu lagern. Dieses kann etwa auf einem dicken Sofakissen erfolgen. Alternativ kann die Pflegekraft die Beine des Bewohners auch selbst hochhalten.
  • Wenn der Bewohner zeitnah das Bewusstsein zurückerlangt, wird er vorsichtig vom Boden in den Stand mobilisiert. Ggf. wird der Transfer durch eine zweite Pflegekraft unterstützt. Der Bewohner wird dann an sein Bett oder auf einen Sessel begleitet, damit er seine Kräfte regenerieren kann.
  • Die Vitaldaten werden erfasst, also insbesondere Puls, Atmung, Blutdruck und Bewusstseinslage.
  • Falls die Bewusstlosigkeit anhält, wird umgehend der Notarzt gerufen. Mit einer Decke wird der Bewohner vor Auskühlung geschützt. Ggf. erhält der Bewohner Sauerstoff (auf Arztanordnung). Als Auslöser für eine anhaltende Ohnmacht kommen etwa ein Herzinfarkt, ein Lungenemphysem oder Epilepsie in Betracht.

Nachbereitung:

  • Ggf. wird der behandelnde Arzt über das Vorkommnis informiert. Es kann auch sinnvoll sein, andere Ärzte über das Risiko zu informieren. Also etwa den Zahnarzt, wenn ein Bewohner in Angstsituationen kollabieren könnte.
  • Ggf. wird die Pflegeplanung aktualisiert. Das reduzierte Leistungsvermögen und die Kollapsanfälligkeit müssen bei der Durchführung von Pflegemaßnahmen und Mobilisationen konsequent berücksichtigt werden.

Dokumente:

  • Berichtsblatt
  • Fragen an den Arzt / ärztliche Verordnungen
  • Vitaldatenblatt
  • Pflegenachweis
  • Mobilisierungs- und Bewegungsplan
  • Pflegeplanung

Verantwortlichkeit / Qualifikation:

  • alle Pflegekräfte