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Pflegestandard "Sicherer Umgang mit Patientenliftern"

Noch vor wenigen Jahren war ein kaputter Rücken der Preis für ein Berufsleben in der Altenpflege. Mittlerweile sind fast überall Patientenlifter verfügbar. Mit einem Standard können Sie klären, wie diese (sündhaft teuren) Hilfsmittel korrekt bedient und gewartet werden.


Pflegestandard "Sicherer Umgang mit Patientenliftern"


Definition:

  • Patientenlifter machen es möglich, auch solche Bewohner zu transferieren, die nicht "per Hand" gehoben und getragen werden können. Die Nutzung eines Patientenlifters ist insbesondere Teil unseres Konzepts zum rückenschonenden Arbeiten.

  • Verschiedene Faktoren und Krankheitsbilder machen die Nutzung eines Patientenlifters sinnvoll:
    • Der Bewohner leidet unter Bewegungseinschränkungen. Ein konventioneller Transport ist zu schmerzhaft.
    • Der Bewohner ist deutlich übergewichtig. Ein Transfer würde die Kräfte selbst von zwei Pflegekräften überfordern.
    • Es ist mit unkontrollierten Bewegungen des Bewohners während des Transfers zu rechnen. Es besteht das Risiko, dass der Bewohner den Pflegekräften entgleitet.
    • Der Bewohner muss in der Nacht transferiert werden, wenn keine assistierende Pflegekraft zur Verfügung steht.
(Hinweis: Je nach Hersteller und Modell können die Abläufe im Detail abweichen. Dies gilt auch für die Größenklassen der Gurte. Stellen Sie sicher, dass die Vorgaben im Standard an die Bedienungsanleitung angepasst werden.)

Grundsätze:

  • Auch beim Einsatz eines Patientenlifters sind die Grundsätze der aktivierenden Pflege zu beachten. Der Bewohner soll sich im Rahmen seiner Fähigkeiten am Transfer beteiligen.
  • Die Pflegekraft ist verantwortlich für den sicheren Transfer des Bewohners.
  • Wenn ein Bewohner die Nutzung eines Lifters (etwa aus Angst ablehnt), so wird er von zwei Pflegekräften "per Hand" transferiert.
  • Bewohner werden während des Hebevorgangs niemals aus den Augen gelassen.
  • Der Lifter darf nur mit solchem Zubehör verwendet werden, das vom Hersteller dafür freigegeben wurde.

Ziele:

  • Der Bewohner hat keine Angst während des Transfers.
  • Der Bewohner wird sicher transferiert.
  • Die körperliche Belastung der Pflegekräfte wird minimiert.
  • Alle Vorgaben zur Wartung und zum hygienischen Arbeiten werden erfüllt.

Vorbereitung:

technische Prüfung

  • Vor jeder Nutzung werden folgende Sicherheitsmaßnahmen getroffen:
  • Die Pflegekraft prüft, ob der Lifter entsprechend der Montageanleitung korrekt montiert wurde.
  • Die Pflegekraft stellt sicher, dass der Akku ausreichend geladen ist.
  • Es wird sichergestellt, dass alle weiteren Komponenten, wie etwa der Hebebügel sicher montiert sind.
  • Der Lifter und das Zubehör dürfen keine Beschädigungen aufweisen. Die häufigsten Mängel sind: Verschleiß an Nähten, dem Stoff, Hebeschlaufen und den Bändern.
  • Die Breite des Fahrgestells muss sich präzise verstellen lassen.
  • Die Notabsenkung muss problemlos funktionieren.
  • Die Hubbewegungen des Lifters müssen problemlos ablaufen.
  • Eigenständige Reparaturversuche sind zu unterbleiben.
  • Alle Mängel werden schriftlich dokumentiert und dem Beauftragten für Medizinprodukte gemeldet.
  • Ein Lifter, der unseren Sicherheitsansprüchen nicht genügt, wird nicht verwendet, sondern als "defekt" markiert. Wir kontaktieren in diesem Fall unseren Lieferanten.

personelle Voraussetzungen

  • Folgende personelle Voraussetzungen müssen erfüllt sein:
  • Der Lifter darf nur von Pflegekräften nicht aber von Praktikanten ohne Aufsicht genutzt werden.
  • Die Pflegekraft muss die Gebrauchsanweisung des Lifters und des gesamten Zubehörs gelesen und verstanden haben.
  • Die Pflegekraft wurde von einem Mitarbeiter des Lieferanten oder Herstellers oder von unserem Beauftragten für Medizinprodukte umfassend in die Bedienung eingewiesen. Dieses gilt insbesondere für Maßnahmen im Notfall, etwa die Bedienung des Not-Aus-Systems.
  • Die Pflegekraft schätzt immer vor dem Transfer ab, ob sie den Hebevorgang allein sicher durchführen kann. Ggf. wird eine zweite Pflegekraft als Unterstützung herbeigerufen.

organisatorische Vorbereitung

  • Die Pflegekraft wählt einen Hebegurt, dessen Größe, Material und Ausführung zum Körperbau des Bewohners passt. Zur Auswahl stehen folgende Größen:
    • Gurtbandfarbkennung "braun", Größenklasse XS. Für leichte Bewohner mit weniger als 60kg
    • Gurtbandfarbkennung "rot", Größenklasse S. Für leichte Bewohner bis 65kg
    • Gurtbandfarbkennung "gelb", Größenklasse M. Für normalgewichtige Bewohner bis ca. 100 kg
    • Gurtbandfarbkennung "grün", Größenklasse L. Für schwergewichtige Bewohner bis ca. 160 kg
    • Gurtbandfarbkennung "blau", Größenklasse XL. Für sehr schwergewichtige Bewohner bis max. 250 kg
  • Wir kontrollieren stets, ob die Räder von Rollstühlen, Betten usw. während des Transfers blockiert sind.
  • Aus hygienischen Gründen werden die Gurte i.d.R. nur bewohnerspezifsch verwendet.
  • Der Bewohner wird über den Transport informiert. Wir erklären ihm alle notwendigen Schritte. Wir rechnen damit, dass der Bewohner vor dem Transport Angst hat. Dieses insbesondere bei dementiellen Erkrankungen.
  • Wenn der Bewohner in ein anderes Zimmer transferiert werden soll, stellen wir sicher, dass der Weg dorthin frei ist. Kabel, Teppiche und andere Hindernisse werden entfernt.

Durchführung:

Anlegen des Hebegurtes im Sitzen

  • Die Pflegekraft platziert den Hebegurt hinter dem Rücken des Bewohners.
  • Die Pflegekraft bewegt nun mit der Handfläche den Hebegurt nach unten, bis das Steißbein des Bewohners und die Unterkante des Hebegurtes auf einer Höhe sind. Um dieses zu erleichtern, sollte sich der Bewohner leicht nach vorne beugen.
  • Nun zieht die Pflegekraft die Beinstützen nach vorne. Diese liegen dann an der Außenseite des Oberschenkels an.
  • Mit der Handfläche führt die Pflegekraft die Beinstützen nach unten. Beim folgenden Ziehen des Stoffes nach vorne achtet die Pflegekraft darauf, dass sich keine Falten bilden.
  • Unter jedem Oberschenkel sollte nun eine Beinstütze platziert sein.
  • Die Hebeschlaufen werden überkreuzt eingehakt. Dazu wird eine Beinstützenhebeschlaufe durch die andere geführt.
  • Dann kontrolliert die Pflegekraft, ob alle Hebeschlaufen gleich lang sind, sich also gleich weit hochziehen lassen.
  • Nun werden die oberen Hebeschlaufen und danach die Beinstützenhebeschlaufen am Hebebügel fixiert.
  • Der Bewohner wird per Lifter ein Stück angehoben.
  • Ggf. muss der Kopf von einer zweiten Pflegekraft gestützt werden.
  • Die Pflegekraft kontrolliert nun, ob alle Gurte an der richtigen Position sind.
  • Danach wird der Bewohner weiter nach oben gefahren, bis er die notwendige Höhe erreicht hat.
  • Der Bewohner wird nun in Richtung Stuhl gerollt.
  • Der Bewohner wird mit dem Lifter niemals höher angehoben, als es für den Transfer notwendig ist.
  • Der Bewohner wird so gedreht, dass er in Fahrtrichtung blickt.
  • Bei längeren Transfers stellen wir sicher, dass der Bewohner vor Auskühlung geschützt ist. Es ist auch wichtig, die Intimsphäre des Bewohners durch ausreichende Bekleidung zu wahren.
  • Sobald der Bewohner über dem Stuhl angekommen ist, wird er dort vorsichtig herabgelassen.
  • Wenn der Bewohner im Stuhl sitzt, werden die Gurte entfernt. Der Bewohner soll sein Gewicht auf eine Seite verlagern und den gegenüberliegenden Oberschenkel anheben. Der Gurt kann nun in Richtung Gesäß verschoben werden.
  • Der Bewohner soll sich jetzt etwas nach vorne beugen. Die Pflegekraft kann dann den Gurt hinter dem Rücken des Bewohners vollständig entfernen.

Anlegen des Hebegurtes im Liegen

  • Der Bewohner wird so gedreht, dass sein Gesicht zur durchführenden Pflegekraft zeigt.
  • Die Pflegekraft führt die Außenkante des Hebegurts möglichst weit unter den Bewohner. Die Unterkante des Hebegurts sollte sich schließlich mit dem Steißbein auf einer Höhe befinden.
  • Die Pflegekraft faltet den Stoff des Hebegurts längs zusammen.
  • Sobald sich der Bewohner auf den Rücken legt, sollte das Längsband in der Mitte des Hebegurts entlang der Wirbelsäule verlaufen.
  • Die Pflegekraft zieht den Hebegurt auf der anderen Seite des Bewohners langsam hindurch.
  • Das Kopfteil des Bettes wird in eine möglichst senkrechte Stellung gebracht.
  • Die Pflegekraft führt die Beinstützen unter den Oberschenkel. Um dieses zu erleichtern, winkelt der Bewohner das Knie leicht an.
  • Das weitere Vorgehen entspricht dem Punkt "Anlegen des Hebegurtes im Sitzen".

Transfer auf die Toilette

  • Noch während der Bewohner im Lifter schwebt, zieht die Pflegekraft diesem die Hose so weit wie möglich herunter.
  • Der Bewohner wird nun auf die Toilette abgesenkt.
  • Die Pflegekraft schiebt die Beinstützen zur Seite und zieht die Hose weiter herunter.

Transfer von der Toilette

  • Die Pflegekraft zieht die Hose so weit es geht hoch.
  • Die Beinstützen werden so angelegt, dass sich diese unter den Oberschenkeln, aber auf der Außenseite der Hosenbeine befinden. Die Arme des Bewohners verbleiben außerhalb des Hebegurts.
  • Die Pflegekraft fixiert sämtliche Hebeschlaufen und hebt den Bewohner an.
  • Jetzt kann die Hose endgültig hochgezogen werden. Ggf. kann der Bewohner vorher mit Inkontinenzmaterial versorgt werden.

Bewegen des Lifters

  • Ein Lifter darf nur auf festem und ebenem Boden verwendet werden. Dieser darf nicht von Steinen, Erde, Geröll usw. verschmutzt sein.
  • Der Lifter ist nicht für längere Transportstrecken, Gefälle und Steigungen geeignet. Wir nutzen dafür einen Rollstuhl.
  • Nach Möglichkeit sollte der Lifter gezogen und nicht geschoben werden.
  • Beim Durchfahren von Engstellen wie etwa einem Türrahmen ist besondere Aufmerksamkeit notwendig.
  • Es dürfen keine abrupten Fahr- bzw. Schiebemanöver vorgenommen werden.
  • Vor jeder Inbetriebnahme und nach jedem Standortwechsel sind beide Bremsen sorgfältig festzustellen.

Nachbereitung:

Aufladen des Akkusatzes

  • Die Akkus unserer Lifter müssen regelmäßig geladen werden. Dieses geschieht üblicherweise über Nacht.
  • Für das Laden nutzen wir ausschließlich die separaten Ladegeräte, die in den Stationszimmern der Wohnbereiche bereitgehalten werden.
  • Die Akkus dürfen nur in trockener Umgebung geladen werden. Feuchträume sind dafür nicht zugelassen.
  • Selbst nach intensiver Nutzung ist ein Akku nach maximal 12 Stunden wieder vollständig aufgeladen.

Pflege des Lifters

  • Für die Reinigung verwenden wir keine scharfen Putzmittel. Zulässig sind alle milden Haushaltsreiniger ohne Salmiak und Scheuermittel.
  • Es ist ausreichend, den Lifter mit einem Tuch zu reinigen.
  • Die Reifen werden regelmäßig von Haaren, Staub und Flusen gesäubert.
  • Elektrische Antriebe und Handschalter sind vor Nässe zu schützen.
  • Mechanische Reinigung, Hochdruck- oder Strahlreinigen mit Dampf oder Wasser sind zu unterlassen.
  • Wenn der Lifter auch für andere Bewohner genutzt wird, werden alle Teile, mit denen der Bewohner Kontakt hatte, desinfiziert.
  • Zu Desinfektion des Lifters verwenden wir nur solche Produkte, die vom Hersteller dafür freigegeben sind.

Pflege der Gurte

  • Die Tragegurte können in der Waschmaschine bei 60°C gewaschen und bei geringer Wärme getrocknet werden.
  • Der Gurt wird alle zwei Jahre ausgewechselt; dieses unabhängig davon, ob Mängel sichtbar sind.

weitere Maßnahmen

  • Alle Lifter werden mindestens einmal jährlich einer sicherheitstechnischen Kontrolle unterzogen. Diese Kontrolle wird vom autorisierten Servicepersonal durchgeführt.
  • Lifter werden trocken gelagert. Demente Bewohner dürfen keinen Zugriff auf die Geräte haben.
  • Nach Abschluss von Reparaturen überzeugt sich der Beauftragte für Medizinprodukte von der korrekten Ausführung der Maßnahme.

Dokumente:

  • Bestandsverzeichnis aller Medizinprodukte in der Einrichtung
  • Betriebsanleitungen der Lifter
  • Checkliste "Wartung des Medizinproduktes"
  • Checkliste "Fehlermeldung eines Medizinproduktes"
  • Einweisungs- und Schulungsnachweise

Verantwortlichkeit / Qualifikation:

  • alle Pflegekräfte