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Standard "Pflege von Senioren mit einem Lungenemphysem"

"Ich rauche seit 60 Jahren. Warum soll ich jetzt damit aufhören?" Angesichts der mangelnden Kooperationsbereitschaft wird manch ambitionierte Pflegeplanung schnell zur Makulatur. Wir zeigen, welche Möglichkeiten bei der Pflege von Lungenemphysem-Patienten bleiben.


Standard "Pflege von Senioren mit einem Lungenemphysem"


Definition:

  • Ein Lungenemphysem ist eine chronisch obstruktive Lungenerkrankung, in deren Verlauf die Lungenalveolen überblähen und unterstützende alveolare Strukturen zerstört werden. Die feine, schwammartige Oberfläche der Lunge formt sich zu gröberen Strukturen um. Die für den Gasaustausch erforderliche Fläche wird geringer, das Netz der Blutkapillaren wird ausgedünnt. Das Herz kann diese Schädigungen durch eine Steigerung der Pumpleistung zunächst kompensieren. Langfristig jedoch steigt das Risiko einer Rechtsherzinsuffizienz und eines Cor pulmonale ("Lungenherz").
  • Die Betroffenen sind zumeist langjährige Raucher, die bereits an einer chronisch-obstruktiven Bronchitis leiden. Sie haben häufig einen fassförmigen Thorax. Die Rippen verlaufen horizontal. Die Atemexkursion (wahrnehmbare Bewegung des Brustkorbs) ist gering. Es werden zwei Gruppen mit jedoch fließenden Übergängen unterschieden, häufig liegen Mischformen vor:
    • Der sog. "Pink puffer" oder "rosa Schnaufer" ist hager. Er leidet unter einer ausgeprägten Dyspnoe und unter trockenem Reizhusten. Zyanose tritt nur in geringem Umfang auf.
    • Der sog. "Blue bloater" oder "blaue Bläser" ist übergewichtig und leidet kaum unter einer Dyspnoe. Dafür treten häufig eine Zyanose sowie produktiver Husten auf. Betroffene leiden bereits frühzeitig unter einer Rechtsherzinsuffizienz sowie unter Cor pulmonale.
  • Hinweis: Dieses Krankheitsbild darf nicht mit dem sog. "Altersemphysem" gleichgesetzt werden. Ein moderater Verlust an Elastizität sowie eine Abnahme der Vitalkapazität im Alter hat keinen Krankheitswert.

Grundsätze:

  • Das zentrale Element jeder Behandlung ist der Verzicht auf das Rauchen. Setzt der Bewohner trotz aller Warnungen den Nikotinkonsum fort, sind alle weiteren Maßnahmen faktisch sinnlos.
  • Eine effektive Atmung ist Voraussetzung für eine menschenwürdige Existenz.
  • Jeder Bewohner hat Anrecht auf die beste Pflege und medizinische Betreuung.
  • Wir arbeiten eng mit dem Haus- bzw. Facharzt zusammen. Jede Maßnahme wird zuvor genau mit dem Arzt besprochen und erst dann durchgeführt, wenn dieser zugestimmt hat.
  • Verfahren der Naturheilkunde kommen als Ergänzung (nicht Ersatz!) konventioneller Therapien in Betracht.
  • Alle Beobachtungen und Vitaldatenmessungen werden sorgfältig dokumentiert.
  • Wir nehmen alle Schmerzäußerungen des Bewohners ernst.
  • Nur wenn der Bewohner umfassend über seine Erkrankung informiert ist, kann er als Partner des Arztes aktiv an seiner Behandlung mitwirken.

Ziele:

  • Da eine Wiederherstellung der zerstörten Strukturen nicht möglich ist, ist das primäre Ziel, ein weiteres Fortschreiten der Erkrankung zu vermeiden.
  • Der Bewohner versteht die Zusammenhänge zwischen seiner Krankheit und seinem Rauchverhalten.
  • Der Bewohner ist korrekt über die Schwere der Krankheit informiert.
  • Das Gesundheitsbewusstsein des Bewohners wird geschärft. Er verhält sich seiner Krankheit angemessen.
  • Die Lebensqualität des Bewohners wird verbessert, insbesondere hat der Bewohner keine unnötigen Schmerzen.
  • Die Atemsituation wird verbessert. Der Bewohner kann mühelos atmen.
  • Atemwegsinfektionen werden vermieden und ggf. wirksam bekämpft.

Vorbereitung:

Symptome

Wir achten auf Symptome, die auf ein fortschreitendes Lungenemphysem hindeuten.

  • Atemnot, erst bei Belastung, später auch im Ruhezustand
  • Erschöpfung, verkrampfter Mund, verengte Lidspalten
  • sog. "Fassthorax" als Folge der Lungenüberblähung (s.o)
  • eingeschränkte Atembreite (Zu- und Abnahme des Thoraxumfangs bei der Ein- und Ausatmung)
  • stark abgeschwächtes Atemgeräusch
  • Herzgeräusche sehr leise
  • Kopfschmerzen und Schwindel
  • Zyanose
  • zusätzliche Beschwerden aus dem Symptombild der chronisch-obstruktiven Bronchitis

Durchführung:

  • Wir raten dem Bewohner dringend, das Rauchen einzustellen. Wir führen dem Bewohner immer wieder vor Augen, dass er durch seinen Nikotinkonsum den Fortschritt der Krankheit maßgeblich beeinflusst.
  • Wir raten dem Bewohner, auf eine saubere Atemluft zu achten. Er soll insbesondere staubige Umgebungen sowie Abgase meiden.
  • Wir raten dem Bewohner, die jährliche Grippeschutzimpfung wahrzunehmen. Auch eine Pneumokokken-Impfung ist sinnvoll.
  • Bei kalter Witterung stellen wir eine angemessene Kleidung sicher, um Infekte zu vermeiden.
  • Der Bewohner erhält Atemgymnastik. Wir stellen sicher, dass der Bewohner die Übungen regelmäßig durchführt. Insbesondere soll der Bewohner eine Pressatmung vermeiden und die Lippenbremse nutzen.
  • Wenn Infekte auftreten, werden diese konsequent therapiert. Insbesondere rezidivierende Infekte müssen oftmals mit Antibiotika therapiert werden.
  • Die Einnahme der ärztlich verordneten Medikamente wird sorgfältig überwacht. Wir leiten den Bewohner zum richtigen Gebrauch eines Dosieraerosols an.
  • Oftmals ist eine langfristige Sauerstofftherapie erforderlich. Der Bewohner erhält dann ein fahrbares Sauerstoffgerät.
  • Bei einem Teil der Betroffenen kann eine Lungentransplantation sinnvoll sein. (Hinweis: Für über 65-jährige existiert das Senior-Programm der Stiftung Eurotransplant.)
  • Alle weiteren Maßnahmen siehe Standard "Pflege von Senioren mit einer chronischen Bronchitis"

Nachbereitung:

Prognose

Wird ein Lungenemphysem nicht angemessen therapiert, kann es zu verschiedenen teils lebensgefährlichen Komplikationen kommen.

  • Wenn eine der Emphysemblasen platzt, kann Luft in den Pleuraraum eindringen. Die betroffene Lungenhälfte fällt wie ein undichter Luftballon in sich zusammen. In diesem Fall muss die Luft mittels Pleuradrainage entfernt werden. Falls sich der Riss nicht von allein verschließt, ist eine operative Übernähung erforderlich.
  • Bei einer Rechtsherzinsuffizienz stellen sich die typischen organischen Funktionsstörungen ein, insbesondere Tachykardie, Halsvenenstauung, Stauungsleber, Stauungsgastritis, Stauungsniere sowie Ödeme an den Beinen.
  • Als Folge der Stauung des Lungensekrets ist der Bewohner anfällig für Infekte in den Luftwegen.
  • Durch die vermehrte Atemarbeit kann es zur Abmagerung und ggf. zur pulmonalen Kachexie kommen.
  • Die Überlebenschancen des Bewohners sind schlecht, wenn sich bereits eine respiratorische Globalinsuffizienz gebildet hat. In diesem Fall kommt es zum Anstieg des Kohlendioxidspiegels im Blut.

weitere Maßnahmen

Bei deutlich geschwächten oder sehr alten Menschen kann es notwendig sein, die Behandlung stationär in einer Klinik durchzuführen. Alle Beobachtungen werden sorgfältig dokumentiert und dem Arzt mitgeteilt. Wichtig sind insbesondere:

  • Allgemeinzustand
  • Mobilität
  • Appetit und Flüssigkeitszufuhr
  • Atmung, Blutdruck und Puls
  • Schweiß, Urin und Stuhl
  • Farbe, Menge und Konsistenz des Sputums
  • Krankheitseinsicht und Kooperationswillen
  • Dem Bewohner wird die Gelegenheit gelassen, Schlaf nachzuholen
  • ggf. wird die Pflegeplanung aktualisiert.

Dokumente:

  • Berichtsblatt
  • Vitalzeichenkontrollblatt
  • Durchführungsnachweis
  • Leistungsnachweis medizinische Pflege
  • Fragen an den Arzt
  • Pflegeplanung

Verantwortlichkeit / Qualifikation:

  • alle Pflegekräfte