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Standard "Gewinnung von Mittelstrahlurin"

Die Gewinnung von Mittelstrahlurin ist gar nicht mal so einfach. Schon kleine Nachlässigkeiten können dazu führen, dass Desinfektionsmittel, Keime oder Erythrozyten in die Probe geraten – mit unabsehbaren Folgen für die Diagnostik.


Standard "Gewinnung von Mittelstrahlurin"


Definition:

  • Die Laboruntersuchung des Urins ermöglicht Rückschlüsse auf zugrunde liegende Erkrankungen. Insbesondere ist Urin ein aussagekräftiges Untersuchungsmaterial beim Verdacht auf Harnwegsinfektionen. Die Untersuchung erfolgt zumeist auf ärztliche Anweisung. Es liegt dann an den Pflegekräften, den Bewohner über die Urinprobengewinnung zu informieren und ihn ggf. bei der korrekten Durchführung zu unterstützen.
  • Zumeist wird der Morgenurin für die Untersuchung genutzt. Dieser ist i.d.R. am konzentriertesten, da der Bewohner in der Nacht keine oder nur geringe Mengen Flüssigkeit zu sich genommen hat.
  • Zur Gewinnung von Mittelstrahlurin wird zunächst knapp die Hälfte des in der Blase angestauten Urins in die Toilette abgelassen. Bakterien, die in der Harnröhre oder am Ende des äußeren Genitals siedeln, werden dadurch größtenteils weggespült. Der nun folgende Urin wird in einem Gefäß gesammelt und für chemische, mikroskopische oder bakteriologische Untersuchungen genutzt.

Grundsätze:

  • Die Urinprobengewinnung ist ein Eingriff in die Intimsphäre eines Bewohners und muss daher mit dem gebotenen Einfühlungsvermögen erfolgen.
  • Die Maßnahme wird nur dann durchgeführt, wenn der Bewohner zustimmt.
  • Soweit der Bewohner dazu in der Lage ist, sollte er die Maßnahme selbständig oder zumindest teilweise selbständig durchführen.
  • Uns ist bewusst, dass die Gewinnung von Mittelstrahlurin zwar einfach ist, diese Methode aber gleichzeitig sehr anfällig für Kontaminationen ist. Eine verfälschte Untersuchung jedoch kann den Therapieerfolg gefährden.

Ziele:

  • Die Würde des Bewohners bleibt gewahrt.
  • Es wird kontaminationsfreier Urin für die Laboruntersuchung gewonnen.

Vorbereitung:

Indikation

  • Wir nutzen diese Form der Urinprobengewinnung nach ärztlicher Anweisung. Dieses etwa, um Bakterienbefall nachzuweisen oder auszuschließen.
  • Wir prüfen, ob der Bewohner in der Lage ist, den Harnstrahl willentlich zu unterbrechen. Dieses ist insbesondere bei inkontinenten Bewohnern zumeist nicht der Fall. Bei diesen Betroffenen wird der Urin durch eine Einmalkatheterisierung gewonnen.

Material

Wir halten das notwendige Material für die Untersuchung bereit:

  • Urinprobenbecher
  • Einmalhandschuhe
  • Abwurfbehälter
  • pH-neutrale Seife
  • Einmalwaschlappen

allgemeine Maßnahmen

  • Der Bewohner wird schon am Abend vor der Untersuchung über die folgende Urinprobengewinnung informiert. Er wird insbesondere gebeten, nicht direkt nach dem Aufstehen die Toilette aufzusuchen.
  • Zwischen der letzten Blasenentleerung und der Probenentnahme sollten mindestens 3 Stunden vergangen sein.
  • Die Pflegekraft füllt ggf. das selbstklebende Etikett für die Probe aus. Es sollte zumindest den Namen, den Vornamen, den Namen der Einrichtung, das Geburtsdatum sowie das Datum und die Uhrzeit der Probe enthalten.
  • Die Pflegekraft führt eine hygienische Händedesinfektion durch.
  • Die Pflegekraft desinfiziert die Arbeitsfläche, richtet die notwendigen Gegenstände und prüft diese auf Vollständigkeit.
  • Der Bewohner wird aufgefordert, sich die Hände zu waschen.

Durchführung:

Reinigung

Um eine Kontamination des Urins zu vermeiden, sollte der Bewohner eine Intimtoilette durchführen. Ggf. wird der Bewohner dabei unterstützt.

  • Bei einer Bewohnerin: Die Labien werden gespreizt und das Genital mit Wasser und Einmalwaschlappen ("von vorn nach hinten") gewaschen.
  • Bei einem Bewohner: Die Vorhaut wird zurückgezogen. Die Eichel und die Harnröhre werden mit Wasser und Einmalwaschlappen gewaschen. (Hinweis: Die Vorhaut muss nach der Maßnahme wieder zurückgeschoben werden.)
  • Nach der Wäsche wird die Schleimhaut der Intimregion nicht mit dem Handtuch trocken gerieben, sondern vorsichtig getupft. Ansonsten könnte es insbesondere bei Frauen zu Mikroblutungen kommen, die eine positive Erythrozytenbeimengung vortäuschen könnten.
  • Die Intimregion wird in keinem Fall mit einem Desinfektionsmittel behandelt, da der Wirkstoff insbesondere bakteriologische Befunde massiv verfälschen könnte.
  • Alternativ: Der Bewohner wird aufgefordert, die Intimregion unter der Dusche eigenständig zu reinigen.
(Die Frage, ob die oben beschriebene Reinigung der Intimregion das Risiko einer Kontamination vermindert, ist umstritten. Daher ist es sinnvoll, hinsichtlich dieser Frage den Dialog mit dem behandelnden Arzt zu suchen. Ggf. kann es auch sinnvoll sein, die Entnahmetechnik mit dem zuständigen Labor abzusprechen.)

Gewinnung der Probe

  • Eine Bewohnerin sollte sich mit gespreizten Beinen über die Toilette stellen.
  • Wenn der Bewohner immobil ist, erfolgt die Urinprobengewinnung liegend im Bett mit einer Bettpfanne. Das Kopfteil des Bettes wird aufgestellt. Es ist hilfreich, wenn die Maßnahme von zwei Pflegekräften durchgeführt wird.
  • Die Pflegekraft bittet den Bewohner, einen Teil des Blaseninhaltes in die Toilette zu entleeren und dann den Harnstrahl zu stoppen. (Hinweis: Wenn der Bewohner nicht "auf Befehl" Wasser lassen kann, hilft oft ein Handbad oder das Aufdrehen des Wasserhahnes.)
  • Die Vorhaut wird zurückgezogen. Die Labien werden gespreizt, bis die Uringewinnung abgeschlossen ist. Der Bewohner / die Bewohnerin lässt 50 ml in den Urinprobenbecher fließen. Der Urin sollte dabei möglichst frei fließen und insbesondere nicht die Schambehaarung streifen. Die Pflegekraft sollte mit dem Becher oder dem Deckel auch nicht die Haut des Bewohners berühren.
  • Danach kann der Bewohner die Blase komplett in die Toilette entleeren.
  • Der Deckel des Urinprobenbechers wird geschlossen und der Verschluss noch einmal überprüft.

Nachbereitung:

  • Die Pflegekraft überprüft noch einmal, dass das Etikett mit den Bewohnerdaten keine Fehler enthält und klebt dieses auf den Becher.
  • Der Bewohner wird beim Anziehen unterstützt.
  • Der Bewohner wird aufgefordert, sich die Hände zu waschen.
  • Die Pflegekraft führt eine hygienische Händedesinfektion durch.
  • Die Maßnahme wird dokumentiert.
  • Der Becher wird entsprechend den ärztlichen Anweisungen zur Untersuchung weitergeleitet.

Dokumente:

  • Berichtsblatt
  • Leistungsnachweis medizinische Behandlungspflege
  • Fragen an den Arzt

Verantwortlichkeit / Qualifikation:

  • Pflegefachkraft
  • Pflegehilfskraft als Assistenz