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Standard "Mörsern von Medikamenten"

Schon die alten Ägypter haben Medikamente gemörsert, um die Applikation zu erleichtern. Ihr Vorteil: Vor 4000 Jahren gab es weder Depotmedikamente noch den MDK. Heutige Pflegekräfte müssen deutlich mehr Vorsicht walten lassen. Wenn etwa eine Nitroglycerintablette gemörsert wird, erleidet manch Patient erst Nitratkopfschmerzen und in der Nacht einen Angina-pectoris-Anfall.


Standard "Mörsern von Medikamenten"


Definition:

  • Bei vielen Krankheitsbildern ist es erforderlich, dass feste Medikamente vor der Applikation zermahlen und ggf. auch mit Wasser versetzt werden.
  • So ist es vielen Bewohnern mit verengter Speiseröhre nicht möglich, Tabletten "in einem Stück" zu schlucken. Der Wirkstoff wird dann ggf. zermahlen und der Nahrung beigemengt.
  • Senioren mit PEG können ebenfalls keine Medikamente peroral zu sich nehmen. Das Lumen der Sonde erlaubt jedoch i.d.R. keine Applikation von intakten Tabletten. Auch in diesem Fall ist das Mörsern oft sinnvoll.
  • Riskant ist das Mörsern insbesondere bei Depotmedikamenten, die einmal verabreicht werden. Eine intakte Tablette löst sich im Tagesverlauf langsam auf und gibt den Wirkstoff gleichmäßig ab. Stattdessen wird die komplette Wirkstoffmenge nach dem Mörsern sofort freigesetzt. Der Bewohner erhält in den ersten Stunden nach der Applikation eine Überdosierung, während im weiteren Tagesverlauf der Wirkstoffspiegel zu gering ist.
  • Andere Tabletten sind mit einer Schicht überzogen, die den Wirkstoff vor der Magensäure schützt. Diese Schutzschicht wird durch das Mörsern zerstört.

Grundsätze:

  • Aufgrund der vielen Gefahren ist das Mörsern von Medikamenten immer eine Notlösung. In keinem Fall wird ein Medikament lediglich deswegen gemörsert, weil die Applikation dann zeitsparender ist.
  • Das Mörsern von Medikamenten ist Aufgabe von Pflegefachkräften.
  • Die 5-R-Regel / 6-R-Regel wird sorgfältig umgesetzt.

Ziele:

  • Das Arzneimittel gelangt sicher und vollständig zum Wirkungsort.
  • Eine Verwechselung des Medikaments wird vermieden.
  • Gastrointestinale Störungen werden durch die Wahl des richtigen Arzneimittels vermieden.

Vorbereitung:

Organisation

  • Wir stellen sicher, dass das Medikament für das Mörsern geeignet ist. Diese Option muss ausdrücklich im Beipackzettel erwähnt sein. Alternativ muss der behandelnde Arzt das Mörsern erlauben. Diese Freigabe muss zwingend schriftlich erfolgen. Bei Unklarheiten befragen wir auch die Apotheken.
  • Eine vorhandene Bruchrille ist kein zweifelsfreier Beleg dafür, dass das Medikament gemörsert werden kann. Einige Tabletten haben Schmuckkerben, die nur der Optik dienen.
  • Wir prüfen, ob das Arzneimittel auch in flüssiger Form vom Hersteller angeboten wird. In vielen Fällen ist es auch sinnvoll, ein therapeutisch gleichwertiges Alternativpräparat zu wählen, wenn dieses in flüssiger Form verfügbar ist. Viele Wirkstoffe können als Suppositorien, als Injektion oder auf transdermale Weise verabreicht werden
  • Bei einer Verabreichung via Sonde wird der entsprechende Standard beachtet. ("Applikation von Medikamenten mittels PEG-Sonde").
  • Medikamente werden stets möglichst zeitnah zur Applikation gemörsert. Wenn eine Tablette erst einmal vermahlen ist, kann es leicht zu Verwechslungen kommen. Zudem kann der Kontakt mit Licht, mit der Luft oder mit der Luftfeuchtigkeit das Pulver beeinträchtigen.
  • Wenn mehrere Medikamente gemörsert werden, so erfolgt die Verarbeitung stets getrennt. In keinem Fall werden unterschiedliche Tabletten "in einem Rutsch" gemeinsam zerkleinert.
  • Die Pflegekraft liest den Beipackzettel. Sie muss insbesondere die Symptome einer Überdosierung kennen, da das Risiko dafür beim Mörsern steigt.
  • Die Pflegekraft führt eine hygienische Händedesinfektion durch.

Material

  • Wir stellen das erforderliche Material zusammen.
  • 20-ml-Spritze
  • Arzneimittel
  • Porzellanmörser mit Pistill oder Tablettenmörser (s.u.)
(Hinweis: Mörser und Pistill sollten aus stabilem Material bestehen. Sie sollten bruchsicher sein, falls das Material zu Boden fällt.)
  • abgekochtes, abgekükltes Wasser
  • Ggf. Löffel, Spatel und Pinzette
(Hinweis: Verschiedene Medikamente können die Gesundheit der Pflegekraft beeinträchtigen, wenn sie gemörsert werden und dabei kleine Partikel in die Luft gelangen. Daher sollte die Pflegekraft dann Handschuhe und einen Mundschutz tragen.)

Durchführung:

Handhabung eines Tablettenmörsers (aus Kunststoff)

  • Das Medikament wird in den Mörser gelegt und der Schraubdeckel aufgesetzt. Die Pflegekraft dreht den Deckel zu und zerkleinert die Tablette ohne Kraftaufwand.
  • Wir prüfen, ob der Bewohner den Mörser selbst benutzen kann. Durch einen vergrößerten Griff sind viele Mörser für Personen mit eingeschränkter Handbeweglichkeit geeignet.

Handhabung eines klassischen Mörsers (aus Keramik)

  • Die Tabletten werden im Mörser abgelegt.

  • Die Pflegekraft zermahlt das Medikament. Sie achtet darauf, möglichst wenig Partikel aufzuwirbeln.

  • Das Medikament wird mit Wasser vermischt. Ein Löffel oder ein Spatel kann zum Umrühren genutzt werden, falls der Wirkstoff nicht wasserlöslich, sondern nur suspendierbar ist. Mit einer Pinzette werden nicht zerkleinerte Filmreste entfernt.

  • Die Pflegekraft zieht das Medikament mit einer Spritze auf. Sie achtet darauf, dass keine Reste zurückbleiben

Nachbereitung:

  • Nach jeder Benutzung wird der Mörser sorgfältig gereinigt.
  • Wir prüfen, ob das gemörserte Medikament die gewünschte Wirkung oder aber Nebenwirkungen zeigt. Wir achten auch darauf, ob die Wirkung des Arzneimittels früher als gewünscht wieder nachlässt.
  • Bei schwerwiegenden Problemen wird das Medikament abgesetzt und der behandelnde Hausarzt informiert.

Dokumente:

  • Leistungsnachweise "medizinische Pflege"
  • Pflegebericht
  • Pflegeplanung
  • Bogen: Fragen an den Arzt

Verantwortlichkeit / Qualifikation:

  • Pflegefachkräfte