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Standard
"Singkreis"
In den allermeisten Einrichtungen hat
Singen und Musizieren einen festen Platz im Wochenkalender. Der
steigende Anteil dementiell erkrankter Bewohner verleiht der
einstigen Freizeitbeschäftigung eine zusätzliche therapeutische
Bedeutung.
Standard
"Singkreis"
Definition:
-
Lieder zu singen hat
in der Generation unserer Bewohner einen
sehr hohen Stellenwert. Es war in den
Familien, in der Schule oder im
Freundeskreis oftmals üblich, gemeinsam zu
musizieren und zu singen. Gelegenheiten gab
es dafür zahlreiche: zur Begrüßung, zum
Abschied, bei Geburtstagen oder an
Feiertagen. Viele der von uns betreuten
Senioren waren überdies aktive Mitglieder im
Chor oder in Musikvereinen.
-
Musik hat die
Fähigkeit, Erinnerungen wachzurufen und
gleichzeitig Stimmungen zu beeinflussen.
-
Insbesondere
dementiell erkrankte Bewohner können sich
Texte leichter merken, wenn diese mit einer
Melodie verknüpft sind. Vor allem im
späteren Krankheitsverlauf ist Gesang einer
der wenigen verbleibenden Zugangswege zur
Gefühlswelt der Senioren. Es fällt
Betroffenen zumeist leichter zu singen als
zu sprechen.
-
Zudem verbessert
Singen die körperliche Verfassung. Es stärkt
die Atmung und den Kreislauf und es trägt zu
einem besseren Körpergefühl bei.
Grundsätze:
-
Es sollte allen
Pflegekräften bewusst sein, dass das
eigenständige Singen und Musizieren in den
jüngeren Generationen an Bedeutung verloren
hat und von Musik aus der Stereoanlage oder
aus dem Radio verdrängt wurde. Für unsere
Bewohner hat die traditionelle Form der
Musik einen deutlich höheren Stellenwert als
für die meisten Pflegekräfte, die sie
betreuen. Dieses muss immer bedacht werden.
-
Der spielerische
Faktor hat Vorrang vor therapeutischen oder
musikalischen Zielen. Der Singkreis soll
unseren Bewohnern Spaß machen und nicht zur
Pflicht werden.
-
Die Teilnahme am
Singkreis ist freiwillig.
-
Bewohner sollen für
gute Leistungen gelobt werden.
-
Wir legen Wert auf
einen freundschaftlichen Umgang unter den
Senioren. Der Übungsleiter wird daher
Bewohner mit geringen Gesangsfähigkeiten vor
Spott der Mitbewohner in Schutz nehmen.
Ziele:
-
Aktivierung unserer
Bewohner durch Singen, Klatschen und
Musizieren
-
Entspannung und Spaß
vermitteln
-
Förderung der
Kommunikation unter den Bewohnern und
Stärkung des Gemeinschaftssinnes
-
Abbau von
Aggressionen
-
Wecken positiver
Erinnerungen
-
Ablenken von
Schmerzen
-
Aktivierung der
Selbstheilungskräfte
-
Verbesserung des
Selbstwertgefühls
-
sprachgestörten
Bewohnern eine Möglichkeit geben, sich
auszudrücken
-
Training des
Gedächtnisses
-
Verbesserung der
Atmung
-
Verbesserung der
körperlichen Fähigkeiten durch Mitschunkeln,
Klatschen und Trommeln
-
Raum schaffen für
Gefühle wie Freude, Ängste, Trauer usw.
Vorbereitung:
Organisation
-
Als Übungsleiter
setzen wir erfahrene Pflegekräfte,
Ergotherapeuten oder Sozialpädagogen ein.
Qualifikation:
-
Erfahrungen in
Gruppenarbeit
-
Kommunikationsfähigkeit
-
musikalische
Grundkenntnisse
-
Kenntnisse über
Lehrmethoden in der Erwachsenenbildung
-
Kenntnisse über
gerontopsychiatrische Krankheitsbilder
-
Da das Singen und
Musizieren hohe Konzentration und
Aufmerksamkeit erfordert, ist der Vormittag
als Termin die beste Wahl. Der Singkreis
findet einmal in der Woche statt. Die
Planung wird mit dem Pflegeteam und der
Hauswirtschaft abgestimmt.
-
Die genauen Termine
für den Singkreis werden regelmäßig am
schwarzen Brett und in der Heimzeitung
bekannt gegeben. Terminverschiebungen werden
allen teilnehmenden Bewohnern rechtzeitig
mitgeteilt. Die Teilnehmer werden
aufgefordert, geeignete Kleidung, ihr
Hörgerät mit geladenen Batterien und ihre
Brille mitzubringen.
-
Gemeinsam mit der
Bezugspflegekraft nimmt der Übungsleiter
Kontakt zu neuen Bewohnern auf und lädt
diese zum Singkreis ein. Bezugspflegekräfte
werden gebeten, relevante Diagnosen
rechtzeitig dem Übungsleiter mitzuteilen.
-
Wir fragen gezielt
beim Heimeinzug, ob der neue Bewohner ein
Instrument spielt. Diese Fähigkeit kann er
auf Wunsch im Singkreis einbringen.
-
Ideal ist eine
Teilnehmerzahl von 9 bis 20 Bewohnern. Wenn
diese Größe deutlich überschritten wird,
teilen wir die Bewohner in zwei Gruppen auf,
um eine individuelle Betreuung
sicherzustellen. Eine Gruppenteilung ist
ebenfalls notwendig, wenn das
Leistungsniveau innerhalb der Gruppe stark
variiert.
-
Wir beschaffen
geeignete Liederbücher und CDs.
-
Der Gruppenraum wird
reserviert.
-
Ggf. kann ein
Praktikant, ein Zivildienstleistender oder
ein Pflegeschüler bei der Durchführung des
Singkreises mithelfen.
-
Die Wohnbereiche der
teilnehmenden Senioren werden informiert.
Bewohner, die nicht selbstständig den
Gruppenraum aufsuchen können, werden von
Pflegekräften stets dorthin begleitet.
-
Der Übungsleiter
wählt ein passendes Thema für die
Singstunde, sammelt Ideen und listet das
notwendige Material auf.
Vorbereitung des Raumes:
-
Der Übungsleiter
lüftet den Raum durch und stellt ggf. die
Heizung an.
-
Ausreichend Stühle
werden im Halbkreis aufgestellt. Ggf. werden
in der Mitte Tische positioniert.
-
Der Raum wird mittels
Tischdekoration freundlich gestaltet.
Material:
-
benötigtes Material
abhängig von der geplanten Übung also etwa:
-
Gitarre, Klavier,
Akkordeon oder Mundharmonika
-
Liederbücher oder
Textblätter (Großschrift notwendig)
-
CD-Spieler und
Musik-CDs
-
geeignete Getränke,
auch für Diabetiker
Durchführung:
versammeln der Bewohner und
Vorbereitungen
treffen:
-
Jeder Bewohner wird
von dem Übungsleiter begrüßt.
-
Der Übungsleiter legt
eine Teilnehmerliste an.
-
Es wird
sichergestellt, dass alle Bewohner ihr
Hörgerät angeschaltet haben.
-
Das Telefon wird
umgeleitet.
-
Bewohner, die
regelmäßig am Singkreis teilnehmen, nehmen
ihre Stammplätze ein. Neu hinzugekommene,
seh- und hörgeschädigte Bewohner sollten in
der Nähe des Übungsleiters sitzen.
Liedersammlung
Die Sammlung unserer
Liedtexte umfasst derzeit:
-
Ach, wie ist's möglich dann /
Als wir jüngst in Regensburg waren / Am Brunnen
vor dem Tore / An der Saale hellem Strande /
Ännchen von Tharau / Auf der Lüneburger Heide /
Auf einem Baum ein Kuckuck / Auf, auf zum
fröhlichen Jagen / Auf, du junger Wandersmann
...
(bitte vervollständigen)
weitere Maßnahmen:
-
Der Übungsleiter
hilft beim Auffinden der gesuchten Lieder im
Liederbuch.
-
Ggf. passt der
Übungsleiter die Tonhöhe des Liedes um ein
oder zwei Tonstufen nach oben oder (zumeist)
nach unten an.
-
Der Übungsleiter
achtet darauf, dass das Tempo und der
Rhythmus angemessen sind. Ggf. greift er
korrigierend ein. Tendenziell sollten Lieder
etwas langsamer als vorgesehen gespielt
werden, damit insbesondere dementiell
erkrankte Bewohner nicht überfordert werden.
-
Eine ggf. vorhandene
instrumentale Begleitung sollte den Gesang
nicht übertönen sondern sich eher dezent im
Hintergrund halten.
-
Die Teilnehmer werden
regelmäßig gelobt.
-
Die Lieder werden
ggf. kurzfristig entsprechend der Stimmung
der Teilnehmer gewählt. Bei gedrückter
Atmosphäre kann etwa ein fröhliches Lied
angestimmt werden. Wir vermeiden es
gleichzeitig, direkt hintereinander Lieder
zu singen, deren Stimmungslage
unterschiedlich ist; also etwa einen sehr
fröhlichen Schlager direkt auf ein eher
trauriges Stück folgen zu lassen.
-
Das erste und das
letzte Lied der Stunde sollte ein fröhliches
Stück sein.
-
Wir achten darauf,
dass die Lieder möglichst einen Bezug zur
Jahreszeit haben und in der Region
verwurzelt sind.
-
Die Bewohner können
während der Stunde eigene Liederwünsche
einbringen.
-
Religiöse Lieder
sowie Kinderlieder werden nur dann gesungen,
wenn die Teilnehmer dieses geschlossen
unterstützen. Ein konfessioneller
Gruppenzwang ist ebenso zu vermeiden wie
eine Verkindlichung des Singkreises.
Kinderlieder sind dann sehr geeignet, wenn
unsere Bewohner gemeinsam mit Kindern singen
(etwa bei Weihnachtsfeiern).
-
Das Erlernen neuer
Lieder wird in die Mitte der Stunde gelegt,
wenn die Teilnehmer bereits ‚aufgewärmt’
sind. Wenn dem Singkreis das neue Lied nicht
gelingt, wird danach ein bekanntes Stück
gesungen, um den Teilnehmern wieder ein
Erfolgserlebnis zu vermitteln.
-
Den Bewohnern wird
regelmäßig etwas zu Trinken angeboten.
-
Der Übungsleiter baut
immer wieder Bewegungsübungen in den Ablauf
ein.
-
Der
Schwierigkeitsgrad wird so gewählt, dass die
Bewohner weder unter- noch überfordert
werden.
-
Der Übungsleiter hält
Blickkontakt zu allen Bewohnern.
-
Der Übungsleiter
macht immer wieder darauf aufmerksam, dass
nicht die perfekte Umsetzung entscheidend
ist, sondern das Maß, mit dem sich jeder
Bewohner einbringt.
-
Es werden regelmäßig
Pausen gemacht und Platz für Diskussionen
gelassen. Alternativ kann ein Gedicht
vorgetragen oder Witze erzählt werden.
Nachbereitung:
Der Raum wird gelüftet und
aufgeräumt.
-
Relevante
Beobachtungen werden an die
Bezugspflegekräfte weitergegeben.
-
Die Übungsstunde wird
protokolliert.
-
Der Singkreis kann
anlässlich von Festveranstaltungen innerhalb
unserer Einrichtung ein kleines Konzert
geben.
Dokumente:
-
Pflegedokumentationsbogen für
Beschäftigungsangebote
Verantwortlichkeit:
|