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Standard "Nutzung von Netzschlauchverbänden als Sekundärverband"

Netzschlauchverbände machen einen Verbandswechsel nicht nur einfacher, sondern letztlich auch preisgünstiger. In der täglichen Anwendung ergeben sich nur wenige Beschränkungen und Risiken.


Standard "Nutzung von Netzschlauchverbänden als Sekundärverband"


Definition:

  • Die sichere Fixierung des Primärverbandes durch einen Sekundärverband ist wichtig für einen komplikationslosen Heilungsprozess. Die Wundauflage muss sicher über dem Hautdefekt festgehalten werden. Gleichzeitig darf die Mobilität des betroffenen Körperbereiches nicht unnötig beeinträchtigt werden.
  • Aus diesem Grund nutzen wir Netzschlauchverbände; auch "Stülpverbände" genannt. Diese weitmaschigen Verbandstoffe werden als elastische Textilschläuche über die Wunde gelegt. Die Handhabung ist einfacher und weniger zeitaufwändig als eine konventionelle Versorgung etwa mit Mull- und mit Vliesstoffkompressen.
  • Im Gegensatz zu diesen Sekundärverbänden kann ein Netzschlauchverband selbst keine Flüssigkeit aufnehmen.
  • Dank der hohen Elastizität eines Netzschlauchverbands können Wundauflagen auch dann sicher fixiert werden, wenn der Bewohner die betroffene Körperregion viel bewegt. Der Verband schnürt nicht ein, leiert nicht aus und sitzt faltenlos.
  • Dieses Verbandsmaterial wird in verschiedenen Größen angeboten. Je nach Hersteller gibt es 4 bis 7 unterschiedliche Größenklassen, die mit Buchstaben oder mit Zahlen definiert sind (siehe unten). Für das Anlegen kann ein Applikator genutzt werden, allerdings ist mit etwas Übung auch das manuelle Aufbringen kein Problem.
  • Netzschlauchverbände bestehen i.d.R. aus Baumwolle und Polyamid. Sie lassen sich auf ein Mehrfaches des ursprünglichen Umfanges weiten, werden dann aber entsprechend kürzer. Gleichzeitig kann man den Verband verengen, indem man ihn in die Länge zieht. Die gleiche Verbandsgröße passt also für einen Oberschenkel ebenso wie für einen dünneren Unterarm, allerdings muss bei der Versorgung des Oberschenkels die Länge des Verbandes größer gewählt werden.
  • Für eine Wundinspektion oder für einen Wechsel der Wundauflage muss der Netzschlauchverband nicht entfernt werden. Stattdessen wird der Stoff nur etwas zurückgeschoben und angehoben. Die Pflegekraft kann nun die Wundauflage wechseln. Danach wird der Netzschlauchverband einfach wieder über der Wundauflage platziert. Vor allem bei infizierten Wunden, deren Auflagen häufig ausgetauscht werden, kann damit der Arbeitsaufwand deutlich reduziert werden.
  • Schlauchverbände können an jeder Stelle ein- oder abgeschnitten werden. Das Material wird i.d.R. weder einreißen noch ausfransen oder Laufmaschen ausbilden.
  • Es gibt vergleichbare Verbandstoffe auch als glatten und durchgehenden Stoff ohne Maschen. Diese Produkte haben jedoch einige Nachteile. So wird ggf. der Wärmeaustausch der Haut gestört. Zudem kann bei geschlossenen Stoffen der Wasserdampf das Wundgebiet nicht ungehindert verlassen.

Grundsätze:

  • Im Rahmen des Konzepts der aktivierenden Pflege sollte der Bewohner so weit wie möglich in die Durchführung einbezogen werden. So kann die Pflegekraft die Wundauflage aufbringen, während der Bewohner bei der Applikation des Netzschlauchverbandes assistiert.

Ziele:

  • Die Wundauflage wird sicher fixiert.
  • Die Mobilität des Bewohners wird so wenig wie möglich beeinträchtigt.
  • Der Arbeitsaufwand für das Wechseln der Wundauflage sowie für die Wundinspektion wird soweit wie möglich reduziert, ohne die Qualität der Versorgung zu beeinträchtigen.

Vorbereitung:

Material

  • Netzschlauch der passenden Größe
    • Stülpa-fix (Paul Hartmann AG)
      • Gr. 0 = Kinderfinger- und Zehenverbände
      • Gr. 1 = Fingerverbände
      • Gr. 2 = Arm-, Kinderfuß- und Kinderbeinverbände
      • Gr. 3 = Hand-, Fuß- und Beinverbände, Kinderkopf- und Achselhöhlenverbände
      • Gr. 4 = Kopf-, Bein- und Achselhöhlenverbände, Gesichtsmasken
      • Gr. 5 = Kinderrumpf-, Kopf-, Oberschenkel- und Achselhöhlenverbände, Streckverbände
      • Gr. 6 = Kinderrumpf- und Oberschenkelverbände
      • Gr. 7 = Desault-, Rumpf- und übergroße Oberschenkelverbände
      • Gr. 8 = Desault- und Rumpfverbände
    • Elastofix (BSN medical GmbH)
      • Gr. A = kleine Extremitäten und Finger
      • Gr. B = große Extremitäten und kleine Köpfe
      • Gr. C = kleiner und mittlerer Rumpf und große Köpfe
      • Gr. D = großer Rumpf
    • "tg fix Netzverband" (Lohmann & Rauscher GmbH)
      • Gr. A = Finger
      • Gr. B = kleine Extremität (mehrere Finger / Hand / Fuß)
      • Gr. C = große Extremität (kleiner Kopf / Arm / Bein)
      • Gr. D = großer Kopf, kleiner Rumpf
      • Gr. E = großer Rumpf, Hüfte, Achselhöhle
  • Die entsprechende sterile Wundauflage wird zurechtgelegt.

Indikation / Kontraindikationen

Wir nutzen Netzschlauchverbände bei folgenden Wundtypen:

  • infizierte Wunden, deren Auflagen häufig gewechselt werden müssen
  • Wunden von Senioren mit einer Pflasterallergie
Verschiedene Wundtypen sind für den Einsatz eines Netzschlauchverbandes nicht geeignet:
  • stark exsudierende Wunden, deren Exsudatmenge so groß ist, dass ein aufsaugender Sekundärverband benötigt wird
(Anmerkung: Bei solchen Wunden wäre ein PU-Schaumverband oder eine Saugkompresse sinnvoller.)

weitere Maßnahmen

  • Die Pflegekraft desinfiziert die Arbeitsfläche. Sie legt das Material bereit und prüft es auf Vollständigkeit.
  • In einem Doppelzimmer wird entweder ein Sichtschutz aufgebaut oder der Mitbewohner für die Zeit nach draußen gebeten.
  • Der Bewohner wird über die anstehenden Maßnahmen informiert und um Zustimmung gebeten; dieses auch bei nicht ansprechbaren Bewohnern.
  • Das Pflegebett wird auf eine angenehme Arbeitshöhe gebracht.
  • Der Bewohner wird soweit entkleidet, dass die Wunde gut zugänglich ist. Die Intimsphäre des Bewohners wird soweit wie möglich gewahrt.
  • Der Bewohner wird auf dem Rücken oder in sitzender Position gelagert, sofern dieses möglich ist.

Durchführung:

Wunde am Arm oder am Bein

  • Die Pflegekraft legt die sterile Wundauflage auf der Wunde ab.
  • Die Pflegekraft misst den Netzschlauchverband ungedehnt am Körper ab. Die Länge des Netzschlauchverbandes entspricht der Länge der zu überdeckenden Wundauflage. Dazu kommen 20 Zentimeter an zusätzlicher Länge. An beiden Seiten sollte der Netzschlauchverband um jeweils 10 Zentimeter über den Wundbereich hinausragen.
  • Die Pflegekraft rafft den Schlauchmull zusammen und greift von innen in das geraffte Material hinein.
  • Nun entfaltet sie den Stoff soweit, dass sie den Schlauchverband über die Wunde bringen kann.
  • Die Pflegekraft positioniert den Schlauchverband so, dass die Wundauflage sicher fixiert ist.
  • Bei Beinstümpfen usw. kann das Ende des Verbandes um 180° verdreht werden. Es bildet sich an der Spitze ein kleiner Knoten. Die Pflegekraft kann den Verband nun in entgegengesetzter Richtung erneut über der Wundauflage aufbringen. Beim Abmessen des Netzschlauches muss dieser Mehrbedarf berücksichtigt werden.
  • Die Pflegekraft zieht nun erst die eine und dann die andere Hand aus dem Netzschlauch.
  • Die Pflegekraft fixiert den Schlauchverband mit einem Pflasterstreifen. Alternativ kann sie den Verband am Ende einschneiden und die Enden verknoten.
  • Alternativ zum oben beschriebenen Vorgehen kann ein Applikator genutzt werden. Diesen wählt die Pflegekraft in der richtigen Größe aus und überzieht ihn mit dem gerafften Schlauchverband. Das weitere Vorgehen entspricht der manuellen Durchführung.

abweichendes Vorgehen bei einer Wunde am Fuß

  • Der Verband sollte vom großen Zeh bis zu einer Höhe von 10 Zentimetern oberhalb der Knöchel reichen.
  • An der Ferse wird ein Stück des Verbandes ausgeschnitten, um das Tragen von Schuhen zu erleichtern.

Nachbereitung:

  • Abfälle werden entsorgt.
  • Alle benutzten Flächen werden desinfiziert.
  • Der Bewohner wird nach dem Befinden und Schmerzen befragt. Ggf. erhält er ein Schmerzmittel, soweit ärztlich angeordnet.
  • Der Bewohner wird bequem gelagert.
  • Der Rufknopf wird in Reichweite des Bewohners abgelegt.
  • Die Pflegekraft führt eine hygienische Händedesinfektion durch.
  • Alle Maßnahmen und Beobachtungen werden sorgfältig dokumentiert.
  • Ggf. wird die Pflegeplanung angepasst.
  • Der Bestand an Verbrauchsmaterial wird überprüft und ggf. eine Nachbestellung eingeleitet bzw. der Arzt um ein Rezept gebeten.

Dokumente:

  • Wunddokumentation
  • Berichtsblatt
  • ärztliches Verordnungsblatt
  • Kommunikationsblatt mit dem Arzt
  • Pflegeplanung

Verantwortlichkeit / Qualifikation:

  • Pflegefachkräfte