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Notfallstandard "Thrombose"

Immobilität und reduziertes Schmerzempfinden sorgen dafür, dass bei vielen Senioren eine Thrombose erst vergleichsweise spät bemerkt wird. Wir zeigen, wie Pflegekräfte durch aufmerksames Beobachten und mit einfachen Tests eine Gefäßblockade schnell und zuverlässig feststellen können.


Notfallstandard "Thrombose"


Definition:

  • Eine Thrombose wird durch ein Blutgerinnsel (sog. "Thrombus") ausgelöst, das sich in einem Gefäß bildet. In der Folge wird das Gefäß ganz oder teilweise verschlossen.
  • Abhängig von der Lokalisation des Thrombus wird zwischen einer arteriellen und einer venösen Thrombose unterschieden. Thrombosen im venösen Gefäßsystem treten deutlich häufiger auf.
  • Eine Thrombophlebitis liegt vor, wenn oberflächliche Venen entzündet sind. Dieses ist zumeist die Folge eines Verschlusses in den oberflächlichen Beinvenen oder einer kleineren Verletzung bei bereits bestehenden Krampfadern. Eine Thrombophlebitis ist vergleichsweise harmlos, da sich ein Thrombus aufgrund der geringen Strömungsgeschwindigkeit zumeist nicht löst, sondern letztlich mit der Gefäßwand verwächst. Die Verstopfung im Gefäß wird durch Umgehungskreisläufe kompensiert. Die Störung heilt in der Mehrzahl der Fälle komplikationsfrei ab.
  • Ein hohes gesundheitliches Risiko hingegen geht von einer tiefen Beinvenenthrombose aus (sog. "Phlebothrombose"). Hier bildet sich ein Thrombus im Knie, im Oberschenkel oder im Becken. Wenn sich das Gerinnsel löst, kann es durch den Blutstrom in die Lunge gelangen und dort eine Lungenembolie auslösen. Es besteht dann Lebensgefahr.
  • Unter der sog. "Virchow-Trias" werden die drei Hauptfaktoren bei der Entstehung einer Thrombose zusammengefasst:
    • verlangsamte Blutströmung
    • Beschädigungen der Gefäßwände
    • gesteigerte Gerinnungsneigung

Grundsätze:

  • Wenn hinreichende Anzeichen für eine Phlebothrombose sprechen, wird immer ein Notarzt gerufen. Die Folgen eines oder ggf. auch mehrerer Fehlalarme wiegen weniger schwer als eine verzögerte Behandlung bei einem echten Notfall.
  • Der Notruf erfolgt auch dann, wenn der Bewohner diesen nicht wünscht, etwa weil er die Gefährdung nicht korrekt einschätzt.

Ziele:

  • Eine Thrombose wird schnell und korrekt erkannt.
  • Der Bewohner wird so schnell wie möglich medizinisch versorgt.
  • Die gesundheitlichen Schäden einer Thrombose werden minimiert.

Vorbereitung:

Risikobewertung

Wir überprüfen, welche Risikofaktoren bei dem Bewohner zutreffen.

  • verlangsamte Blutströmung
    • Bewegungsmangel
    • Immobilität, etwa als Folge eines Schlaganfalls
    • Gipsverband oder Schienenlagerung
    • Schonhaltung als Folge starker und insbesondere chronischer Schmerzen
    • Exsikkose, etwa als Folge von Durchfall oder Erbrechen
    • Herzinsuffizienz
    • Schock
    • chronische Veneninsuffizienz
    • Krampfadern
  • Beschädigungen der Gefäßwände
    • Traumata jeder Art, also Verletzungen oder Quetschungen
    • operative Eingriffe, insbesondere Hüftgelenks-, Prostata-, Milz- oder Darmoperationen sowie Operationen in den unteren Extremitäten
    • degenerative Prozesse, also altersbedingter Umbau der Beinvenen, Varikosis usw.
    • entzündliche Prozesse, also etwa Venenentzündung (sog. "Phlebitis")
  • gesteigerte Gerinnungsneigung
    • überhöhte Gerinnungsfaktoren im Blut, etwa als Folge von umfangreichen Operationen, gravierenden Verletzungen oder Verbrennungen
    • Einnahme von gerinnungsfördernden Arzneimitteln, etwa Kortison
    • Hormonersatztherapie nach der Menopause
    • angeborene Gerinnungsstörungen
  • weitere Risikofaktoren
    • Bewohner ist älter als 65 Jahre
    • fettreiche Ernährung, Adipositas
    • Nikotinkonsum
    • Bewohner erlitt in der Vergangenheit Thrombosen
    • schwere Infektionskrankheiten, insbesondere Sepsis
    • bösartige Tumorerkrankungen
    • Herzinsuffizienz
    • Lähmungen in den Extremitäten
    • vermehrte Urinausscheidung durch Einnahme entsprechender Medikamente (Diuretika)

Symptome

Wir achten auf Symptome, die für eine Thrombophlebitis sprechen:

  • Schmerzen entlang der betroffenen Venen oder im Bereich der Fußsohlen
  • Überwärmung mit späterer Rötung und Schwellungen im Bereich der betroffenen Extremität
  • Anstieg der Pulsfrequenz und der Körpertemperatur
  • Bildung von Ödemen
  • Die Venen sind verdickt und gerötet. Sie können unter der Haut deutlich ertastet werden.
Wir achten auf Symptome, die für eine tiefe Beinvenenthrombose sprechen:
  • Waden reagieren empfindlich auf Druck (sog. "Lowenberg-Zeichen")
  • Schmerzen in der Wade, wenn der Fuß in Richtung Fußrücken gezogen wird
  • Schmerzen in der Wade bei Fußstreckung (sog. "Hohmann-Zeichen)
  • Fußsohlen reagieren schmerzhaft auf Druck (sog. "Payr-Zeichen")
  • Schmerzen im Bein, wenn der Bewohner presst, hustet oder niest
  • Schmerzen im Bein auch im Ruhezustand
  • Schmerzen lassen bei Hochlagerung nach
  • Schwere- und Spannungsgefühl im betroffenen Bein
  • betroffenes Bein ist wärmer als das nicht betroffene Bein (spürbar durch Handauflegen im direkten Vergleich beider Beine nebeneinander, messbar durch ein Hautthermometer)
  • ein Bein ist im späteren Verlauf der Störung geschwollen und dicker als das nicht betroffene Bein (sichtbar im direkten Vergleich beider Beine nebeneinander)
  • Zyanose, also blaurote Verfärbung des Beines (sichtbar im direkten Vergleich beider Beine nebeneinander)
  • Tachykardie, also deutlich erhöhte Pulsfrequenz
  • Fieber, also Anstieg der Körpertemperatur auf über 38° C.
Hinweise:
  • Der Bewohner wird ggf. explizit nach seiner Schmerzbelastung befragt. Bei dementiell erkrankten Senioren achten wir auf nonverbale Schmerzäußerungen, insbesondere also Mimik und Gestik.
  • Ein Druckschmerz zeigt sich zumeist an folgenden Punkten: Leiste, Oberschenkelinnenseite, Kniekehlenbereich, sog. "Meyer-Druckpunkte" entlang der Vena saphena magna, Fußknöchelinnenseite (sog. "Kulissenschmerz) sowie Fußsohle (Plantarmuskulatur).

Durchführung:

Maßnahmen bei Thrombophlebitis

  • Der Bewohner wird dem Hausarzt vorgestellt. Dieser entscheidet über die Therapie, etwa Bewegungsübungen oder Kompression.

Maßnahmen bei Phlebothrombose

  • Bei jedem hinreichenden Verdacht auf eine Phlebothrombose wird unverzüglich der Notarzt informiert und eine Krankenhauseinweisung vorbereitet.
  • Bis zum Eintreffen des Rettungsmediziners wird der Bewohner in sein Bett begleitet. Er soll dort strikte Bettruhe halten.
  • Der Bewohner wird mit Nachdruck davon abgehalten, die Beine zu bewegen.
  • Es werden keine Bewegungsübungen durchgeführt.

Nachbereitung:

weitere Maßnahmen nach Abfahrt des Bewohners im Rettungstransportwagen

  • Das Ereignis wird sorgfältig dokumentiert.
  • Die Pflegedienstleitung und die Heimleitung werden (sofern noch nicht geschehen) informiert.
  • Der Verlauf der Geschehnisse von den ersten Symptomen bis zum Eintreffen des Notarztes wird im Team noch einmal besprochen. Ziel ist es, ggf. aufgetretene Versäumnisse zu identifizieren.

Prognose:

  • Je früher eine Thrombose korrekt erkannt wurde, umso schneller und umfassender heilt die Störung wieder ab.
  • Das größte Risiko geht von einer Lungenembolie aus (siehe Notfallstandard "Lungenembolie")

Dokumente:

  • Berichtsblatt
  • Fragen an den Arzt

Verantwortlichkeit / Qualifikation:

  • alle Mitarbeiter