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Standard "Versorgung von Parkinsonpatienten: Körperpflege und Kleidung"

Bei der Versorgung von Parkinsonerkrankten lässt sich das Prinzip der aktivierenden Pflege nur mit viel Geduld und Augenmaß umsetzen. Die körperlichen wie mentalen Ressourcen können im Tagesverlauf beträchtlich schwanken.


Standard "Versorgung von Parkinsonpatienten: Körperpflege und Kleidung"


Definition:

    Die Wahl der richtigen Kleidung ist bei Parkinsonpatienten besonders wichtig. Viele leiden unter Wärmeregulationsstörungen sowie unter motorischen Einschränkungen. Der Körper gesunder Menschen kann sich gut auf wechselnde Umweltbedingungen einstellen, also etwa im Sommer durch Schweißproduktion eine Überhitzung kompensieren. Parkinsonkranke reagieren hier empfindlicher. Ist die Kleidung zu warm, kommt es leicht zu einem Wärmestau. Und schon vergleichsweise moderate Kälteeinflüsse können zu einer Erkältung führen, da der Bewohner aufgrund einer gesteigerten Kältetoleranz die Auskühlung nicht spürt. Die Körperpflege wird von mehreren Faktoren erschwert. So sind viele Betroffene morgens nach dem Aufwachen weitgehend bewegungsunfähig ("frühmorgendliche Akinese"). Dieses bessert sich erst nach der ersten Medikamentenapplikation. Zudem führt die Krankheit zu verschiedenen körperlichen Veränderungen, die eine erhöhte Anfälligkeit etwa für Intertrigo oder Pilzinfektionen auslöst.

Grundsätze:

    Einfühlungsvermögen ist bei der Betreuung von Parkinsonerkrankten besonders wichtig. Das stetige Fortschreiten der Krankheit ohne Aussicht auf Heilung ist eine große mentale Belastung für Betroffene. Wir beachten das Prinzip der aktivierenden Pflege. Der Betroffene soll so lange wie möglich die Körperpflege eigenständig durchführen. Im weiteren Krankheitsverlauf wird die Unterstützung der Pflegekraft auf das jeweils notwendige Minimum reduziert. Wir sind uns stets bewusst, dass der erforderliche Pflegebedarf kurzfristigen Schwankungen unterliegt. Parkinsonpatienten geraten leicht in den Verdacht des Simulierens, wenn sie plötzlich einen vertrauten Bewegungsablauf nicht mehr durchführen können.

Ziele:

    Im Rahmen seiner Fähigkeiten wird der Bewohner an der eigenen Körperpflege sowie an der Auswahl der Kleidung beteiligt. Eine Über- und Unterforderung wird vermieden. Der Bewohner ist körperlich gepflegt. Hautschädigungen als Folge der erhöhten Schweißproduktion werden vermieden. Der Bewohner ist immer angemessen gekleidet. Eine Auskühlung im Winter wird ebenso vermieden wie eine Überhitzung im Sommer.

Vorbereitung:

Auswahl der richtigen Kleidung

    Wir beraten den Bewohner und seine Angehörigen beim Kauf geeigneter Kleidung. Im Sommer sollte der Bewohner leichtere und atmungsaktive Kleidung aus Baumwolle tragen, die Schweiß gut aufnimmt. Dieses gilt vor allem für die Unterwäsche. Synthetische Stoffe sollten vermieden werden. Wir raten zu Kleidung mit Reißverschlüssen. Diese statten wir am Verschluss mit einem großen Ring aus. Noch anwendungsfreundlicher sind oftmals Klettverschlüsse an der Kleidung. Diese lassen sich ggf. auch nachträglich anbringen, sofern die Optik der Kleidung nicht zu sehr leidet. Mit der Handhabung von kleinen Knöpfen sind viele Betroffene überfordert. Ggf. kann der Bewohner dann eine Knöpfhilfe nutzen. Die Schuhe sollten dem Fuß einen stabilen Halt geben und mit rutschfesten Sohlen versehen sein. Klettverschlüsse sind deutlich besser als Schnürsenkel. Die Kleidung wird so gelagert, dass Sie der Bewohner leicht entnehmen kann. Aufgehängte Kleidung bereitet Betroffenen oft weniger Probleme als in einem Fach zusammengelegte Kleidung. Der Bewohner soll sich nach dem Zwiebelprinzip anziehen. Er kann dann nach Bedarf die Kleidung leichter an- und ausziehen.

Organisation der Körperpflege

    Wir halten Hilfsmittel bereit, die dem Bewohner die Körperpflege erleichtern, insbesondere ein Duschstuhl. Das Badezimmer ist mit Haltegriffen versehen. Die Wünsche des Bewohners werden bei der Körperpflege berücksichtigt. Die Wäsche im Bett sollte die Ausnahme bleiben. Der Bewohner sollte so lange wie möglich zum Duschen aus dem Bett mobilisiert werden. Alternativ wird der Bewohner gebadet oder vor dem Waschbecken gewaschen. Beim warmen Baden wirkt ein Fichtennadelzusatz ggf. gegen das übermäßige Schwitzen. Das Badezimmer sollte gut beheizt sein. Parkinsonerkrankte brauchen mehr Zeit für die Körperpflege, sind also länger etwaiger Zugluft oder kalter Luft ausgesetzt. Zudem ist die Sensibilität für Kälte beeinträchtigt. Der Betroffene merkt also nicht, wenn sein Körper auskühlt.

allgemeine Maßnahmen

    Im Rahmen des Erstgesprächs erfragen wir, wie der Bewohner die Defizite in der eigenen Häuslichkeit bislang kompensierte. Sofern dieses sinnvoll ist, sollten diese Gewohnheiten auch in der Pflegeeinrichtung fortgeführt werden. Viele Betroffene leiden unter einem erhöhten Speichelfluss. Wir raten dem Senioren, immer eine Packung Papiertaschentücher bei sich zu tragen. Wenn es ihm aufgrund der Bewegungseinschränkungen schwerfällt, den Mund abzuwischen, kann ein Halstuch aus Baumwolle den Speichel aufnehmen. Das Tuch sollte regelmäßig gewechselt werden.

Durchführung:

an- und ausziehen der Kleidung

    Wenn der Bewohner stark schwitzt, wird die Kleidung am Tag ggf. mehrfach gewechselt. Wir zeigen dem Bewohner, wie er mit einem Schuhlöffel das Anziehen der Schuhe erleichtert. Dazu sollte sich der Bewohner auf einen Hocker setzen. Die Pflegekraft achtet darauf, dass der Bewohner vollständig in den Schuh hineinfährt. Oftmals wird der Schuh an den Fersen herunter getreten und bietet dann keinen festen Halt mehr. Wenn der Bewohner mit der Zusammenstellung der täglich benötigten Kleidung überfordert ist, wird dieses von den Pflegekräften übernommen. Wir legen die einzelnen Stücke dann in Reichweite des Bewohners ab. Wir achten darauf, dass Kleidungsstücke, die der Bewohner zuerst benötigt, oben auf dem Stapel liegen. Der Bewohner sollte sich beim Anziehen in einem großen Spiegel betrachten können. Es fällt dann vielen Betroffenen leichter, ihre Haltung zu korrigieren und das Gleichgewicht zu halten. Für viele Betroffene ist es unangenehm, sich herunter zu beugen. Die Unterhose, die Hose und die Strümpfe lassen sich im Liegen oftmals leichter an- und ausziehen. Mit einer Greifzange können viele Betroffene ohne Hilfe die Strümpfe an- und ausziehen.

Durchführung der Körperpflege

    Wenn der Bewohner unter einer frühmorgendlichen Akinese leidet, erhält er noch im Bett eine erste L-Dopa-Dosis. Die Körperpflege wird erst nach Wirkungseintritt fortgesetzt, also i.d.R. nach 45 Minuten. Zumeist ist der Unterstützungsbedarf dann deutlich geringer. Der Bewohner sollte nach jeder Mahlzeit die Zähne putzen. Wir empfehlen dem Bewohner eine elektrische Zahnbürste mit einem möglichst dicken Griff. Der Bewohner soll Aufsteckbürsten mit mittelharten Borsten nutzen. Weiche Borsten werden nur verwendet, wenn es beim Putzen gehäuft zu Zahnfleischverletzungen gekommen ist. Ggf. soll der Bewohner die Zahnbürste mit beiden Händen führen. Wir stellen sicher, dass die Zahnbürste nach dem Zähneputzen in die Ladestation gestellt wird. Nur bei ausreichendem Ladezustand ist die Putzwirkung der Zahnbürste gewährleistet. Viele Hilfsmittel wie etwa Haarbürsten lassen sich von Betroffenen besser nutzen, wenn Sie mit einem dicken Griff versehen sind. Wir raten dem Bewohner dazu, auf die Nassrasur zu verzichten, da die Verletzungsgefahr im weiteren Krankheitsverlauf deutlich steigt. Stattdessen soll er einen Trockenrasierer nutzen. Der Bewohner soll vor dem Waschbecken sitzen und die Ellenbogen beim Waschen, Zähneputzen und Rasieren aufstützen. Das vermindert den Tremor.

Hautpflege

    Das übermäßige Schwitzen begünstigt das Auftreten von Hautpilzinfektionen. Wir achten daher auf eine sorgfältige Hautpflege. Auch die Maßnahmen im Rahmen der Intertrigoprophylaxe werden konsequent durchgeführt. Die Intimpflege sollte besonders gründlich erfolgen. Nur wenn der Bewohner diese korrekt eigenständig durchführen kann, bleibt diese Maßnahme ihm überlassen. Ansonsten wird er dabei von uns unterstützt. Bei vielen Parkinsonpatienten ist das Selbstwertgefühl ohnehin beeinträchtigt. Nicht selten fehlt die Motivation, sich an der Körperpflege zu beteiligen oder diese auch nur zuzulassen. Hier ist also viel Einfühlungsvermögen erforderlich. Wenn der Bewohner Probleme mit der Nutzung eines vergleichsweise kleinen Waschlappens hat, kann er stattdessen ein kleines Handtuch nehmen. Nach dem Waschen muss die Haut sorgfältig abgetrocknet werden. Wir nutzen dafür ggf. auch einen Fön. Alternativ können wir dem Bewohner einen Bademantel anziehen und ihn damit abtrocknen. Die Zehenzwischenräume können vom Bewohner mit einem langen Schuhlöffel getrocknet werden, wenn dieser mit Frottee überzogen wird. Ein Badewannensitz oder ein Lifter erleichtern es, den Bewohner in eine Badewanne zu mobilisieren. Wir nutzen spezielle Haarpflegemittel, um eine etwaige Schuppenbildung zu minimieren. Die Haare werden ggf. häufiger gewaschen. Wir nutzen schonende Deos. Bei einer erhöhten Talgproduktion kann es zu einer gesteigerten Schuppen- oder Aknebildung der Haut kommen, dieses vor allem im Bereich der Stirn, der Schläfen und des Nackens. Der Bewohner klagt über ein "Salbengesicht". Diese Symptomatik kann durch die Nutzung entfettender Waschlotionen kompensiert werden. Es werden keine fettenden Gesichtscremes genutzt. Im Bereich der unteren Extremitäten hingegen leiden viele Betroffene unter einer trockenen Haut. Wir nutzen dann ph-neutrale Salben und Ölbäder. Herkömmliche Seife sollte nicht verwendet werden. Bei vielen Betroffenen erfolgt der Lidschlag zu selten. Wir führen eine sorgfältige Augenpflege durch, da es ansonsten leicht zu einer Bindehautentzündung kommen kann.

Nachbereitung:

    Die Pflegeplanung muss regelmäßig an den Krankheitsverlauf angepasst werden. Langfristig ist von einem steigenden Hilfebedarf auszugehen. Der Zustand des Bewohners wird regelmäßig in Fallbesprechungen thematisiert. Wir führen regelmäßige Pflegevisiten durch, um den Pflegebedarf zu bestimmen. Ggf. beantragen wir eine erneute Einstufung beim MDK in eine höhere Pflegestufe.

Dokumente:

  • Berichtsblatt
  • Leistungsnachweis
  • ärztliches Verordnungsblatt
  • Kommunikationsblatt mit dem Arzt
  • Pflegeplanung

Verantwortlichkeit / Qualifikation:

  • alle Pflegekräfte