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Pflegestandard "Wundversorgung mit Polyurethanschaumverbänden"

Vom schnöden Haushaltsschwamm zur High-Tech-Wundauflage. Polyurethanschaum bringt mitunter selbst kritische Druckgeschwüre wieder zur Abheilung.


Pflegestandard "Wundversorgung mit Polyurethanschaumverbänden"


Definition:

Verschiedene Eigenschaften machen Polyurethane zu einem idealen Grundstoff für Wundauflagen.

  • Das Material ist biologisch reizlos. Es übt einen starken Granulationsreiz aus und dient in der Granulationsphase als Matrix für die Gewebeneubildung.
  • Polyurethane ermöglichen einen freien Gas- und Wasserdampfaustausch und sorgen damit für ein ideal feuchtes Klima auf der Wundoberfläche.
  • Die Wunde wird durch die Auflage gut gepolstert. Sie ist geschützt gegen externe Kältereize und mechanische Einflüsse.
  • Polyurethane lassen sich rückstandsfrei von der Wunde abheben. Der Verbandswechsel kann atraumatisch und schmerzarm erfolgen.
  • Falls erforderlich können diese Wundauflagen gemeinsam mit Kompressionsverbänden eingesetzt werden.
Gleichzeitig gibt es mehrere Eigenschaften, die das Anwendungsgebiet der Polyurethane einschränken:
  • Polyurethane geben selbst keine Feuchtigkeit ab. Wenn die Wunde kein Exsudat produziert, wird sie letztlich austrocknen.
  • Wenn der Verband gesättigt ist, kommt es oftmals zu einer Mazeration der Wundumgebung.
  • Die Poren der Auflagen können schnell verstopfen. Viele besonders feinporige Produkte sind nicht in der Lage, zähflüssiges Exsudat aufzusaugen.
  • Durch das Aufquellen innerhalb einer Wundhöhle können Wundauflagen einen schädlichen Druck auf die Wundoberfläche ausüben.
weitere Informationen:
  • Polyurethankompressen sind in der Lage, das 20- bis 30fache ihres Eigengewichts an Exsudat aufzunehmen. Polyurethan-Weichschaumkompressen behalten bei der Flüssigkeitsaufnahme die Größe und Form bei. Hydropolymere hingegen dehnen sich aus, wenn sie mit Feuchtigkeit in Kontakt kommen. Sie expandieren dabei in Richtung Wundoberfläche. Diese vertikale Flüssigkeitsaufnahme hält die Wundränder trocken und beugt einer Mazeration vor.
  • Hydropolymere sind eine modifizierte Variante des Schaumstoffverbandes. Sie sind aus mehreren Schichten unterschiedlicher Polyurethane aufgebaut und enthalten eingebettete Superabsorber oder Hydrofasern. Sie lassen Wasserdampf entweichen, weisen Nässe von außen jedoch ab. Daher können Bewohner mit einem solchen Verband zumeist auch duschen. Zusätzlich führen diese Verbände ggf. zur Okklusion, also einer reduzierten Sauerstoffzufuhr. In der Folge sprießen Blutgefäße schneller, die Vermehrung von Fibroplasten wird gesteigert und die Epithelisierung wird gefördert.
  • Die zur Wunde weisende Seite der Auflage ist sehr feinporig oder thermisch geglättet. Damit kann ein Verkleben mit dem Wundgrund reduziert werden. Der Verbandswechsel gestaltet sich damit schonender.
(Hinweis: Die Produkteigenschaften können je nach Anbieter deutlich abweichen. Es ist daher erforderlich, diesen Standard an die von Ihnen genutzten Wundauflagen anzupassen.)

Grundsätze:

  • Wir arbeiten eng mit dem behandelnden Arzt zusammen.
  • Wir sind uns bewusst, dass Polyurethane die Chancen auf eine Ausheilung deutlich steigern. Dennoch können diese Wundtherapeutika nur eine Komponente einer komplexen Behandlungsstrategie sein.

Ziele:

  • Die Epithelisierung wird gefördert.
  • Das Wundexsudat, Keime und Zelltrümmer werden aufgenommen.
  • Es wird ein ideales Wundklima geschaffen, insbesondere wird die Wunde vor dem Austrocknen geschützt.
  • Der Bewohner erleidet keine unnötigen Schmerzen, dieses auch beim Verbandswechsel.

Vorbereitung:

Indikationen / Kontraindikationen

Wir nutzen Polyurethane bei folgenden Wundtypen:

  • mäßig bis stark sezernierende Wunden, wie etwa Dekubiti oder diabetisches Fußsyndrom
  • Wunden, deren Umgebungshaut sehr empfindlich oder bereits mazeriert ist
  • tiefe Wunden (durch Austamponieren) mit einer maximalen Tiefe von rund einem Zentimeter
  • schmierige Wunden mit Fibrinbelag
  • leichte bis mäßige Verbrennungen
  • infizierte Wunden in der Phase der Wundreinigung und der Granulation
  • Wunden, über die eine Kompression angebracht wird, also etwa Ulcus cruris venosum
  • als temporärer Hautersatz bei Décollement (Ablederungswunden).
  • Wundkonditionierung vor Hauttransplantationen
  • Hypergranulation
Wir nutzen keine Polyurethane bei folgenden Wundtypen:
  • trockene, nekrotische Wunden, insbesondere bei Gewebezerstörungen im Subkutisbereich
  • Wunden, deren Tiefe die Knochen, Knorpel oder Sehnen erreicht
  • Verbrennung 3. und 4. Grades

Durchführung:

Anwendung

  • Schaumverbände können oftmals zugeschnitten werden. Sie sollten den Wundrand um zwei bis drei Zentimeter überlappen.
  • Hydropolymerschaumverbände können zumeist nicht geschnitten werden, da dieses die Saugstruktur beeinträchtigen würde. Der Verband sollte den Wundrand um rund vier Zentimeter überlappen.
  • Bei Anwendungen innerhalb von Wundhöhlen muss berücksichtigt werden, dass viele Produkte beim Kontakt mit Wundflüssigkeit aufquellen. Daher darf zumeist nur ein Drittel des Wundhöhlenvolumens aufgefüllt werden.
  • Bei Wundauflagen mit Klebeflächen werden eventuell vorhandene Haare rasiert, damit es zu keiner Haarbalgreizung kommt. Die Haut muss trocken und fettfrei sein. Eventuell vorhandene Salbenreste werden entfernt. Der Verband wird nach dem Entfernen der Schutzfolie vorsichtig angedrückt. Die Pflegekraft folgt dabei der Form der Wunde. Die Wundauflage sollte flächig aufliegen.
  • Die Wundauflage muss stets Kontakt mit dem Wundgrund haben. Ggf. können zusätzlich Alginate genutzt werden, um den Kontakt herzustellen.
  • Die Wundauflage ist nur dann wasserdicht, wenn sie faltenfrei aufgebracht wird.
  • Ein Verrutschen des Verbandes lässt sich verhindern, indem die Ränder zusätzlich mit Klebevlies oder Transparentfolie befestigt werden.
  • Wenn die Umgebungshaut geschädigt oder empfindlich ist, sollte ein Verband ohne Klebefläche genutzt werden. Die Auflage wird dann locker aufgelegt und mit einer elastischen Binde fixiert.

Verbandswechsel

  • Ein Verbandswechsel ist erforderlich, wenn das Wundkissen völlig aufgequollen ist oder es zu Undichtigkeiten kommt.
  • Hydropolymerschaumverbände können drei bis sieben Tage auf der Wunde verbleiben.
  • Ein Schaumverband sollte nach zwei bis fünf Tagen gewechselt werden.
  • Bei einer Anwendung in Wundhöhlen ist zumeist ein täglicher Wechsel erforderlich.
  • Bei vergleichsweise großporigen Schaumverbänden kann es zum Adhäsionseffekt kommen, die Wundauflage haftet also ungewöhnlich stark auf der Wundoberfläche. Der Wechsel der Wundauflage ist dann schmerzhaft und sollte besonders vorsichtig erfolgen.

Nachbereitung:

Komplikationen

bei der Anwendung von Polyurethanen kann es zu verschiedenen Komplikationen kommen.

  • Allergien gegen den Verband oder seine Bestandteile
  • Mazeration der Umgebungshaut
  • Hypergranulation
  • Gewebeschäden durch zu festes Tamponieren von Wundhöhlen.

meine Maßnahmen

Alle Maßnahmen und Beobachtungen werden lückenlos dokumentiert.

  • Die Pflegeplanung wird ggf. aktualisiert.
  • Krankhafte Veränderungen werden umgehend dem Arzt gemeldet.
  • Der Zustand einer Wunde wird in kurzen Intervallen sowie bei jeder Änderung sorgfältig dokumentiert. Der entsprechende Standard ist sorgfältig umzusetzen.

Dokumente:

  • Wunddokumentation
  • Berichtsblatt
  • ärztliches Verordnungsblatt
  • Kommunikationsblatt mit dem Arzt
  • Pflegeplanung

Verantwortlichkeit / Qualifikation:

  • Pflegefachkräfte