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Standard "Pflege
von Senioren mit einer Beinprothese"
Nach einer Beinamputation gilt es, den
betroffenen Senioren möglichst schnell wieder aus dem Rollstuhl
in den Stand zu mobilisieren. Doch die High-Tech-Materialien
moderner Prothesen haben neben vielen Vorteilen auch so manche
Tücken.
Standard "Pflege von Senioren
mit einer Beinprothese"
Definition:
-
Angeborene Fehlbildungen, Kriegsschäden,
Krankheiten oder Unfälle können zum Verlust eines Beines führen. Mit
einer Prothese sollen die funktionellen und optischen Defizite so
weit wie möglich ausgeglichen werden. Sie ermöglichen es einem
betroffenen Senioren zu gehen und zu stehen; dieses ggf. sogar ohne
zusätzliche Unterarmgehhilfen. Zudem wird das äußere
Erscheinungsbild wieder hergestellt.
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Prothesen werden von einem
Orthopädiemechaniker angepasst, sobald die Stumpfwunde verheilt und
abgeschwollen ist.
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Für eine sog. „Linerversorgung“ wird eine
besondere Befestigungstechnik des Schaftes am Stumpf genutzt. Eine
Schale aus flexiblem Kunststoff (z.B. Silikon) wird von der
Stumpfspitze ausgehend über den kompletten Stumpf abgerollt. Durch
die vollflächige Haftung am Stumpf ist es nicht mehr möglich, die
Schale wieder abzuziehen. Am Stumpfende wird der Liner mittels
Stahlstift („Pin“) mit der Prothese verbunden.
Hinweis: Derzeit sind zahlreiche verschiedene
Prothesensysteme verfügbar. Je nach Anschlusstyp und verwendetem
Material kann deren Handhabung im Detail von diesem Standard abweichen.
Grundsätze:
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Im Umgang mit betroffenen Senioren ist großes
Einfühlungsvermögen erforderlich. Wir sind uns stets bewusst, dass
der Verlust der Extremität für den Bewohner ein Schock ist, der auch
nach Monaten oft nicht vollständig verarbeitet wird.
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Eine Prothese muss trotz der robusten
Materialien sehr vorsichtig behandelt werden. Vor allem die Schale
darf nicht durch Fingernägel oder scharfe Gegenstände beschädigt
werden.
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Der Liner wird nicht getragen, wenn die Haut
des Stumpfes bereits Symptome einer Druckschädigung zeigt.
Ziele:
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Die Funktionen der verlorenen Extremität
werden soweit es geht von der Prothese übernommen.
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Die Haut des Stumpfes bleibt trotz der hohen
Beanspruchung intakt und belastbar.
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Die Selbständigkeit und die Mobilität des
Bewohners bleiben so weit wie möglich erhalten.
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Durch eine sachgerechte Pflege wird die
Funktionsfähigkeit der Prothese möglichst lange erhalten.
Vorbereitung:
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Wir übernehmen das Anlegen der
Unterschenkelprothese nur dann, wenn der Bewohner diese Maßnahme
nicht selbständig oder teilselbständig durchführen kann. Dieses ist
oft nach Abschluss der Rehabilitation der Fall, wenn der Bewohner in
der Handhabung noch nicht sicher genug ist. Sinnvoll ist
Unterstützung auch, wenn die motorische oder geistige
Leistungsfähigkeit des Bewohners eingeschränkt ist.
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Wir legen das notwendige Material bereit,
also insbesondere die Unterschenkelprothese, die Schale sowie
Schlauchmull.
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Der Bewohner wird befragt, wann er die
Prothese anlegen möchte, etwa morgens nach der Ganzkörperwäsche.
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Das Betreten des Bewohnerzimmers durch
Angehörige oder Mitbewohner wird unterbunden.
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In einem Doppelzimmer wird entweder ein
Sichtschutz aufgebaut oder der Mitbewohner für die Zeit nach draußen
gebeten.
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Die Anzahl der anwesenden Pflegekräfte ist
i.d.R. auf maximal zwei Personen begrenzt. Wenn der Bewohner
Schamgefühle zeigt, werden insbesondere Praktikanten und
Zivildienstleistende vor die Tür gebeten.
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Ein Stuhl oder Hocker wird als Ablagefläche
ans Bettende gestellt.
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Das Bett wird auf eine angenehme Arbeitshöhe
gestellt.
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Der Bewohner wird über die anstehende
Maßnahme informiert.
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Die Pflegekraft führt eine hygienische
Händedesinfektion durch.
Durchführung:
Anlegen der Prothese
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Der Bewohner wird an die Bettkante
mobilisiert.
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Das Innere der Schale wird (wie ein Strumpf)
nach außen („auf links“) gedreht.
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Der untere Teil der Schale wird auf den
Stumpf gesetzt. Ein Lufteinschluss muss vermieden werden.
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Der nach außen gedrehte Teil der Schale wird
nun über den Stumpf gestülpt. Eine Faltenbildung im Bereich der
Kniekehle muss vermieden werden. Die Pflegekraft stellt sicher, dass
die Schale über den Stumpf gerollt und nicht gezogen wird. Das würde
die Haut dehnen und für den Bewohner auf Dauer unbequem sein.
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Die Pflegekraft prüft, ob die Schale glatt
anliegt.
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Ggf. wird über die angelegte Prothesenschale
nun Schlauchmull gestülpt. Dieser erleichtert das Abnehmen und
Fixieren der Prothese.
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Die Pflegekraft führt nun den Beinstumpf samt
Prothesenschale und Schlauchmull in die Prothese ein. In der
Prothese ist ein Loch, das den Pin der Prothesenschale passgenau
umfasst. Der Pin wird nun hörbar einrasten.
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Die Pflegekraft prüft den korrekten Sitz der
Prothese.
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Der Bewohner soll nun testweise einige
Schritte gehen.
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Die Pflegekraft führt eine hygienische
Händedesinfektion durch.
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Wenn der Bewohner die Prothese wieder
ausziehen will, muss der Pin zuvor entriegelt werden.
Beratung und Information
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Die Pflegekraft rät dem Bewohner, sich bei
Druckschmerzen umgehend zu melden. Sie stellt sicher, dass die
Rufanlage in Reichweite des Bewohners abgelegt wird.
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Die Haut des Stumpfes wird regelmäßig auf
krankhafte Veränderungen überprüft, insbesondere auf Schäden durch
übermäßige Druckbelastung.
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Die Vorgaben des Standards "Pflege von
Bewohnern mit Amputationen im Bereich des Ober- und Unterschenkels"
werden umgesetzt.
Nachbereitung:
Allgemeines
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Auch Monate nach der Amputation kann sich der
Stumpf weiter umformen. Dieses wirkt sich immer auch auf die
Passgenauigkeit der Schale aus. Wenn der Bewohner gehäuft über
Druckschmerzen klagt, prüfen wir, ob die Prothese ggf. vom
Orthopädiemechaniker überarbeitet werden muss.
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Die Maßnahme und alle relevanten
Beobachtungen werden dokumentiert.
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Die Pflegeplanung wird ggf. aktualisiert.
Dieses insbesondere, wenn der Bewohner im Umgang mit der Prothese
sicherer wird und weniger Hilfe benötigt.
Reinigung und Lagerung des Liners
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Die Pflegekraft reinigt täglich die innere
und äußere Seite der Schale. Sie nutzt dafür lauwarmes Wasser und
ein vom Hersteller zugelassenes mildes Reinigungsmittel.
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Danach wird die Schale mit viel Wasser
abgespült und sorgfältig mit einem Tuch abgetrocknet. Die Schale
sollte nun für einige Minuten an der Luft trocknen.
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Die Schale wird an einem kühlen und trockenen
Ort aufbewahrt.
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Wenn die Schale für einen langen Zeitraum
nicht benutzt wird, lagert sie die Pflegekraft in einem sauberen
Plastikbeutel ein.
Kontrolle der Prothese
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Die Pflegekraft überprüft einmal täglich die
innere und die äußere Seite der Schale.
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Die Pflegekraft stellt sicher, dass der Pin
korrekt einrasten kann.
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Wenn die Schale oder die restliche Prothese
verschlissen oder beschädigt sind, kontaktiert die Pflegekraft den
Orthopädiemechaniker.
Dokumente:
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Anwendungsvorgaben des Herstellers
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Leistungsnachweis
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Berichtsblatt
Verantwortlichkeit /
Qualifikation:
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