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Standard "Pflege von Senioren mit Arthrose"

Arthrose verursacht Immobilität, Immobilität verschlimmert die Arthrose. Diesen Teufelskreis müssen Pflegekräfte durchbrechen. Zentrales Element ist dabei die Schmerzbekämpfung, die angesichts der massiven Nebenwirkungen der gängigen Präparate aber oftmals teuer erkauft wird.


Standard "Pflege von Senioren mit Arthrose"


Definition:

  • Unter dem Begriff "Rheuma" wird eine Reihe von Krankheiten zusammengefasst, die insbesondere die Gelenke und die umgebenden Weichteile in Mitleidenschaft ziehen. In jedem zweiten Fall handelt es sich um nichtentzündliche, degenerative Formen (Arthrose). 40 Prozent zählen zu den weichteil-rheumatischen Formen, etwa Tendopathie oder Bursitis. Die fehlenden 10 Prozent bilden die entzündlich, rheumatischen Formen, also Arthriden, Kollagenosen, oder Vaskulitiden.
  • Arthrose (auch "Arthrosis deformans") ist eine degenerative Gelenkschädigung, die mit Ausfaserung, Abschliff oder vollständigem Abrieb der Knorpelsubstanz verbunden ist. Es kommt zu Knochenwucherungen sowie Kapselveränderungen. Am Anfang der Erkrankung stehen degenerative Veränderungen am Gelenkknorpel, also nichtentzündliche Abnutzungserscheinungen. Auslöser dafür sind Fehlbelastungen, übermäßige Nutzung der Gelenke oder Verletzungen. Im weiteren Krankheitsverlauf kann sich das Gelenk entzünden. Eine Arthrose entwickelt sich zur Arthritis ("Gelenkentzündung").
  • In der Pflege von Senioren ist der degenerative Rheumatismus von besonderer Bedeutung. Die zunehmende Schmerzbelastung und abnehmende Beweglichkeit reduziert die Mobilität des Bewohners. Arthrose verursacht Immobilität, Immobilität verschlimmert die Arthrose. In der Folge steigt das Risiko, dass der Bewohner an Druckgeschwüren (Dekubitus) erkrankt. Zudem droht der Bewohner mangels Teilnahme am sozialen Leben zu vereinsamen.
  • Degenerativer Rheumatismus ist nicht heilbar, der Verlauf lässt sich durch professionelle Pflege und gesunden Lebenswandel bremsen und abschwächen. In schweren Fällen kann eine gelenkerhaltende Operation oder die Implantierung einer Gelenkprothese notwendig werden.
  • Mehr als Zweidrittel aller Menschen über 70 Jahre leiden an Arthrose. Frauen sind häufiger betroffen als Männer.

Grundsätze:

  • Nichtmedikamentöse Behandlungsformen haben Vorrang vor medikamentösen Therapien. Operative Maßnahmen sind zu vermeiden oder möglichst lange zu verzögern.
  • Die Entscheidung für oder gegen eine bestimmte Therapieform liegt einzig beim Bewohner bzw. dessen Betreuer. Wenn Bewohner eine Therapie nutzen möchten, deren Wirksamkeit wissenschaftlich nicht bewiesen ist, so machen wir den Bewohner auf die gesundheitlichen und finanziellen Risiken aufmerksam.
  • Wir dulden in unserer Einrichtung keine Werbemaßnahmen für Therapieformen, deren Wirksamkeit zweifelhaft ist. Dies gilt insbesondere dann, wenn diese "Heilmethoden" mit hohen Kosten verbunden sind.
  • Nach aktuellem Stand der Wissenschaft haben nur wenige alternative Behandlungsmethoden eine begrenzte, wenn auch nachweisbare Wirkung. Diese Therapieformen dürfen die konventionelle Behandlung allerdings nur ergänzen und nicht ersetzen.
    • Akupunktur
    • Blutiges und unblutiges Schröpfen
    • Eigenblutinjektionen
    • Phytotherapie (Behandlung von Krankheiten durch Pflanzen, Pflanzenteile und deren Zubereitung)
    • Hydro- und Heliotherapie (Behandlung mit Wasser bzw. Sonnenlicht)
  • Wir arbeiten eng mit dem Hausarzt, den Fachärzten und externen Therapeuten zusammen.

Ziele:

  • Die Gelenke des Bewohners bleiben möglichst lange funktionsfähig.
  • Der Einsatz eines Rollstuhls oder die operative Versteifung eines Gelenks bleiben dem Bewohner erspart.
  • Der Ersatz geschädigter Gelenke durch Total- oder Hemiendoprothesen wird so lange wie möglich verzögert. (Hinweis: Die Implantate funktionieren nur 10 bis 15 Jahre, zudem kann die Operation nicht beliebig oft wiederholt werden.)
  • Unsere Bewohner können möglichst schmerzfrei leben.
  • Langeweile, Isolation und Einsamkeit werden vermieden.
  • Unsere Bewohner werden vor Scharlatanerie und Bauernfängerei geschützt.

Vorbereitung:

Prävention

  • Adipösen Bewohnern legen wir eine Reduktion des Körpergewichts nahe.
  • Wir empfehlen dem Bewohner, auf das Heben schwerer Lasten zu verzichten. Wir üben mit dem Bewohner Hebe- und Tragetechniken.
  • Wenn ein Bewohner eine Fraktur erleidet, achten wir im Rahmen unserer Möglichkeiten darauf, dass der Knochen anatomisch korrekt wiederhergestellt wird.
  • Wir reagieren auf Warnhinweise und veranlassen ggf. eine ärztliche Untersuchung:
    • Spannungsgefühl und Steifigkeit in bestimmten Gelenken ("einrosten")
    • Start- und Anlaufschmerzen
    • morgendlicher Schmerz, der 30 bis 60 Minuten anhält
    • Wetterfühligkeit
    • Hinken des Bewohners oder andere Schonhaltungen. Typisch für Bewohner mit rheumatischen Erkrankungen sind z.B.
      • Knie in einer leichten Beugungsposition
      • Fingergrundgelenke in leichter Beugung
      • Der Bewohner geht nicht mehr in die Hocke.
    • Vermeidung von Bewegung, also etwa stundenlanges Verharren im Sessel
    • Knacken, Knarren oder Reibegeräusche im Gelenk
    • offensichtliche Gelenkfehlstellungen
    • sichtbare Gelenksverformungen
    • Überwärmung, Rötung oder Schwellung des Gelenkes
    • depressive Stimmung ausgelöst durch ständige Schmerzen

weitere Maßnahmen

  • Wir informieren unsere Bewohner und Angehörigen zum Krankheitsbild sowie über Präventionsmaßnahmen.
  • Unsere Pflegekräfte werden regelmäßig zum Thema Arthrose fortgebildet.
  • Die korrekte und sichere Pflege von an Arthrose Erkrankten ist Teil der Einarbeitung neuer Mitarbeiter.
  • Wir halten stets aktuelle Literatur zum Thema Arthrose bereit.

Durchführung:

Erfassung und Dokumentation des Gesundheitszustandes durch Befragung des Bewohners

  • Wir befragen unsere Bewohner regelmäßig zur Schmerzsymptomatik.
  • Wann hat der Bewohner Schmerzen? Nimmt die Schmerzintensität im Laufe des Tages zu oder ab?
    • Strahlen die Schmerzen aus? Wenn ja, wohin?
    • Nimmt die Schmerzintensität zu, wenn sich der Bewohner bewegt?
    • Zeigen Medikamente die gewünschte Wirkung? Gibt es Nebenwirkungen?
  • Wenn eine Behandlungsmethode mit unverhältnismäßig großen Schmerzen verbunden ist, prüfen wir nach Rücksprache mit dem Hausarzt einen Abbruch der Therapie und suchen nach Alternativen.
  • Wir bestimmen gemeinsam die Zeiträume, in denen die größte Bewegungsfähigkeit besteht. Diese werden für Maßnahmen genutzt, für die die Gelenke des Bewohners bewegt werden müssen. Dazu gehören etwa das morgendliche Waschen oder Bewegungsübungen.

Erhaltung der Mobilität

  • Wir führen mehrmals täglich eine Kontrakturenprophylaxe durch. Dazu zählen aktive, assistierende sowie passive Bewegungsübungen. Bevor ein Gelenk bewegt wird, führen wir diesem ggf. Wärme bzw. Kälte zu, etwa durch Auflagen oder Abduschen.
  • Wir achten darauf, dass wir die Gelenke nicht überlasten und geben ausreichend Zeit für Regeneration. Vor allem dürfen eingesteifte Gelenke niemals mit übermäßiger Kraft in die gewünschte Stellung gebracht werden.
  • Wir prüfen ggf. ob der Bewohner Gehhilfen, Schienen, orthopädische Schuhe oder Einlagen benötigt. Ggf. kann ein Korsett genutzt werden.
  • Wir üben mit dem Bewohner die Nutzung wichtiger Mobilitätshilfsmittel wie etwa Gehstock, Unterarmgehstützen, Gehwagen oder bewegliches Gehgestell. Das Training erfolgt in schmerzarmen Zeiten. Hinweis: Um eine möglichst große Entlastung des geschädigten Gelenks zu erreichen, sollte die Gehhilfe immer auf der Gegenseite geführt werden. Bei einer Arthrose auf der linken Seite wird der Stock rechts geführt.
  • Wir sorgen dafür, dass die Mobilitätshilfen stets in Griffweite des Betts gelagert werden, damit der Bewohner selbstständig aufstehen kann.
  • Wenn möglich führen wir Bewegungsübungen im Wasser durch.
  • Wir prüfen, ob Krankengymnastik sinnvoll ist, insbesondere Gangschule, Bewegungstherapie und Muskelaufbautraining.
  • Erkrankten Bewohnern legen wir nahe, statt der Treppe den Aufzug zu nehmen, da Treppensteigen die Gelenke übermäßig belastet. Das Gleiche gilt für das Hinknien.
  • Wenn die Krankheit fortschreitet, prüfen wir die Nutzung eines Rollstuhles. Der Bewohner wird umfassend in die Handhabung eingewiesen. Der Rollstuhl und insbesondere die Bremsen werden regelmäßig überprüft.
  • Wenn der Bewohner unter einer Arthrose des Hüft- oder Kniegelenks leidet, prüfen wir, ob er ganztägig Joggingschuhe tragen sollte, da diese weich gefedert sind. Ggf. kann der Bewohner auch Pufferabsätze tragen, die die Stoßbelastung der betroffenen Gelenke mindern.
  • Wir verhindern, dass Bewohner für längere Zeit in einer bestimmten Körperhaltung verharren. Wir bitten Betroffene (etwa im Sitzen) regelmäßig die Position zu wechseln.

Sturzprophylaxe

  • Wir setzen den Standard "Sturzprophylaxe" um. Das bedeutet etwa:
    • Einsatz geeigneter Protektoren
    • trockene Böden und rutschfeste Unterlagen
    • Beseitigung von Stolperfallen
    • Haltegriffe an Wänden und insbesondere im Badezimmer
  • Ggf. bündeln wir elektrische Geräte in Steckerleisten mit Netzschalter. Damit können mehrere Geräte gleichzeitig abgeschaltet werden.
  • Bewohnern, die ohne Hilfe nicht aus dem Stuhl aufstehen können, raten wir, vor dem Setzen alle benötigten Gegenstände in Reichweite zu legen (Zeitschriften, Fernbedienung usw.). Wenn Pflegekräfte beim Hinsetzen assistieren, fragen sie den Bewohner, ob er noch etwas benötigt.

nichtmedikamentöse Schmerzbekämpfung

  • Wir prüfen, ob eine Körperpflege schmerzfreier verläuft, wenn die Gelenke zuvor mit Eis behandelt wurden. Um die Hautoberfläche vor Schäden zu schützen, legen wir stets ein Leinentuch zwischen Gelbeutel und Körperoberfläche.
  • Wir achten auf den richtigen Einsatz von Wärme- und Kälteanwendungen: Im Entzündungszustand nutzen wir Kälteanwendungen, ohne Entzündungszustand können Wärmeanwendungen, Moorpackungen, Massagen oder Elektrotherapien genutzt werden.

medikamentöse Therapie und Schmerzbekämpfung

  • Nichtsteroidale Antirheumatika werden bei Arthrose zur Schmerzbekämpfung eingesetzt und sichern damit insbesondere die Mobilität des Bewohners. Der Krankheitsverlauf selbst jedoch wird weder gestoppt noch verzögert.
  • Wir stellen sicher, dass der behandelnde Arzt über alle relevanten Krankheiten des Bewohners informiert wird. Eine Kontraindikation für die Nutzung von nichtsteroidalen Antirheumatika ("NSAR") liegt ggf. vor bei:
    • Blutbildungsstörungen
    •  Magen- und Duodenalulzera
    • Analgetikaintoleranz
    • Asthma bronchiale
    • Leber- und Niereninsuffizienz
    • Hypertonie und Herzinsuffizienz
  • Falls der Bewohner Schmerzmittel benötigt, um die Grundpflege ertragen zu können, erfolgt diese erst nachdem der Bewohner Analgetika verabreicht bekommen hat und die Wirkung eintritt. Wir bitten den Hausarzt um eine hinreiche Bedarfsmedikation.
  • Die kurzfristige Einnahme von nichtsteroidalen Antirheumatika ist unproblematisch. Bei längerfristiger Nutzung ist jedoch damit zu rechnen, dass sich insbesondere im Gastrointestinaltrakt Nebenwirkungen zeigen, also etwa Perforation, Ulzeration und Blutungen. Wir drängen darauf, dass diese Effekte durch prophylaktische Zusatzgaben entsprechender Mittel (etwa Protonenpumpenhemmer) gelindert werden. Wir erläutern dem Bewohner die magenschützende Funktion dieser Präparate und wirken damit einem Widerwillen über den stetig ansteigenden Medikamentenkonsum entgegen.
  • Nichtsteroidale Antirheumatika werden als Tabletten, Spritzen, Zäpfchen oder Salben verabreicht. Die Wirksamkeit der Salben ist umstritten.
  • Oftmals leiden Bewohner unter weiteren Beschwerden, die mit der Einnahme von nichtsteroidalen Antirheumatika in Verbindung stehen könnten, etwa:
    • Asthma-Anfälle
    • Kopfschmerz
    • Sehstörungen
    • Ödeme
    • Beeinträchtigung der Hämatopoese (Blutbildung)
    • Störung der Leber- und Nierenfunktion
    • Überempfindlichkeitsreaktionen (Exanthem, Bronchospasmus, Blutdruckabfall, Ödeme, selten Schock)
  • Nichtsteroidale Antirheumatika geben wir soweit möglich nicht im Liegen, da dieses die Tablettenpassage verzögert. Stattdessen sollten diese Medikamente im Sitzen oder im Stehen mit viel Wasser verabreicht werden. Ideal ist die gleichzeitige Einnahme einer kleinen Mahlzeit.
  • Bei der Langzeiteinnahme von nichtsteroidalen Antirheumatika sollte der Stuhl regelmäßig auf Blutbeimengungen untersucht werden, da diese auf ernsthafte Magenkomplikationen hinweisen könnten.
  • Wir beachten, dass nichtsteroidale Antirheumatika mit anderen Medikamenten interagieren.
    • Die gleichzeitige Einnahme von Glucocorticoiden steigert die ohnehin bereits große Gefahr von gastrointestinalen Komplikationen.
    • Diuretika verlieren an Wirksamkeit.
    • Die Einnahme von oralen Antidiabetika hat einen gesteigerten blutzuckersenkenden Effekt.
    • Die Gerinnungshemmung von Curaminen ist verstärkt.
    • Die Blutdrucksenkende Wirkung etwa von ACE-Hemmern oder Betablockern ist reduziert.
  • Falls die Nutzung der nichtsteroidalen Antirheumatika aufgrund der Nebenwirkungen unmöglich wird, prüfen wir gemeinsam mit dem behandelnden Hausarzt Alternativen. Möglich ist insbesondere die Applikation von Coxibe, die zwar ähnlich wirken, aber deutlich magenschonender sind. Allerdings haben diese Wirkstoffe andere, teils gravierende, Nebenwirkungen.
  • Wir achten auf die zusätzlichen Salben, Gele und Sprays, die der Bewohner im Rahmen der Selbstmedikation nutzt. Wir stellen sicher, dass der Hausarzt über diese Medikamente informiert ist. Die Wirkung dieser Medikamente gilt als gering, da der Wirkstoff schlecht aufgenommen wird.
  • Eine Vielzahl der Betroffenen berichtet von einer Schmerzlinderung als Folge eines massiven Vitamin-E-Konsums. Wir raten unseren Bewohnern von derartigen Experimenten ab.
  • Knorpelaufbauende Wirkstoffe betrachten wir als wirkungslos, ihre Anschaffung ist für den Bewohner Geldverschwendung.

Körperpflege

  • Wir assistieren dem Bewohner bei der Durchführung der Körperwäsche.
  • Wir helfen dem Bewohner bei der Benutzung der Dusche oder der Wanne.
  • Wir statten Haushaltsgegenstände mit zusätzlichen Griffstücken aus, also etwa Rasierapparate oder Kämme.
  • Wir empfehlen den Einsatz einer elektrischen Zahnbürste.
  • Viele Medikamente gegen Arthrose bzw. Arthritis führen zu einer Veränderung der Hautbeschaffenheit. Kortison etwa führt zu einer dünnen und rissigen Haut. Diese Nebenwirkungen berücksichtigen wir bei der Wahl des passenden Hautschutzmittels.
  • Bei Deformationen der Finger und Zehen achten wir besonders auf eine fachgerechte Nagelpflege. Wir vermeiden damit die häufig auftretenden Probleme beim Greifen bzw. beim Laufen.

Ernährung

  • Wir helfen bei der Nahrungsaufnahme, achten allerdings darauf, dass der Bewohner möglichst viele Handgriffe selbst ausführt.
  • Ggf. prüfen wir den Einsatz von speziellen Gabeln, Messern und weiteren Hilfsmitteln.
  • Getränke werden in Trinkbechern mit speziellen Griffmulden serviert.
  • Zum Öffnen von Flaschen, Marmeladengläsern usw. bieten wir den Bewohnern Gummilappen bzw. Verschlussvergrößerungen an.
  • Wir fragen den Bewohner, ob wir die Speisen kleiner schneiden sollen.
  • Wir achten auf eine ausgewogene Ernährung, insbesondere auf eine gute Versorgung mit Vitaminen, Antioxidanzien, Spurenelementen und Kalzium.
  • Bewohner mit Übergewicht werden ermutigt, sich kalorienbewusster zu ernähren.
  • Fleischhaltige Gerichte werden zugunsten vegetarischer Speisen reduziert.
  • Wir versuchen zu ergründen, ob bestimmte Lebensmittel die Beschwerden lindern oder verstärken. Eine lindernde Wirkung bei Entzündungen haben häufig Fisch, Leinsamen, Walnüsse, Soja, Weizenkeime und die dazugehörigen Öle.
  • Wenn es die Gesundheit des Bewohners erlaubt, legen wir diesem ein Heilfasten nahe.
  • Wenn sich Medikamente auch auf den Flüssigkeitshaushalt auswirken können, prüfen wir, ob eine Ein- und Ausfuhrbilanzierung notwendig ist.
  • Wir achten genau auf den Body-Mass-Index, da rheumatische Erkrankungen häufig den Appetit mindern.

Aussscheidung

  • Wir statten die Toiletten mit Sitzerhöhungen aus und erleichtern unseren Bewohnern das Aufstehen und Setzen, dieses insbesondere bei einer Coxarthrose (Arthrose des Hüftgelenks)
  • Soweit möglich können erkrankte Bewohner ein Bidet nutzen.
  • Ggf. prüfen wir die Nutzung von feuchtem Toilettenpapier, da dieses eine leichtere Reinigung ermöglicht.
  • Bei Verschmutzungen der Kleidung wird diese umgehend gewechselt.
  • Wir leisten Hilfe bei der Intimpflege.

Kleidung

  • Bei Kleidungsneukäufen achten wir darauf, dass die Textilien mit Klettverschlüssen statt mit Knöpfen und Reißverschlüssen ausgestattet sind.
  • Hemden, Blusen und Nachthemden mit einem weiten Halsausschnitt lassen sich leichter anziehen und werden daher von uns empfohlen.
  • Wir erklären dem Bewohner die Funktion eines Stumpfanziehers.
  • Bewohner sollten nur Schuhe mit rutschfester Sohle tragen.
  • Da Menschen mit Arthrosen empfindlich auf Zugeinwirkung, Unterkühlung und Nässe reagieren, achten wir auf eine angemessen warme Bekleidung.
  • Trotz der Konzentration auf die Funktionalität von Textilien und anderen Kleidungsstücken darf der persönliche Geschmack nicht vernachlässigt werden.
  • Wir ermuntern Bewohnerinnen trotz der rheumatischen Erkrankung weiterhin Schmuck zu tragen und Kosmetika zu nutzen.

Schlaf

  • Wir lagern Gelenke in der physiologischen Mittelstellung.
  • Um den Druckschmerz zu reduzieren, verwenden wir eine möglichst leichte Decke.
  • Wir sorgen für eine ausreichend harte Matratze. Wir verhindern damit, dass der Bewohner im Liegen in der Matratze versinkt und das Hüftgelenk ständig gebeugt ist.
  • Wir prüfen ob der Bewohner ggf. die Bauchlage akzeptiert, da dann das Hüftgelenk durchgestreckt ist.
  • Wir nutzen die schmerzlindernde Wirkung von Wärme. Wir verwenden ggf. Biberbettwäsche und warme Nachtbekleidung. Das Bett wird mittels Wärmflasche vorgewärmt.
  • Wir prüfen den Einsatz von Schaffellen oder Angorawäsche, soweit diese vom Bewohner oder dessen Angehörigen bezahlt werden können.
  • Wir prüfen, inwieweit eine härtere Matratze oder Unterlage die Beschwerden lindert.
  • Wir üben mit dem Bewohner das sichere Ein- und Aussteigen aus bzw. in das Bett.
  • Nach Möglichkeit sollte der Bewohner auf tiefe Sitzmöbel verzichten. Deutlich geeigneter sind gepolsterte Stühle mit Armlehnen.
  • Wir machen Bewohner darauf aufmerksam, dass das lange Verharren in einer bestimmten Position ungünstig ist. Wir fordern sie daher ggf. auf, regelmäßig die Position zu wechseln.
  • Wir bieten dem Bewohner für die Nacht ein zusätzliches Kissen an, damit dieser in der Seitenlage das Kissen zwischen die Knie legen kann. Gleichzeitig raten wir davon ab, in der Rückenlage die Knie mit einem Kissen zu unterstützen, da dieses Kontrakturen fördern kann.

Freizeitbeschäftigung

  • Wir achten darauf, dass sich ein Bewohner nicht schmerz- oder schambedingt von der Gemeinschaft zurückzieht. Ggf. animieren wir erkrankte Bewohner, an Veranstaltungen teilzunehmen.
  • Im späteren Verlauf der Krankheit erfordern die abnehmenden Bewegungsmöglichkeiten eine Veränderung der Freizeitaktivitäten. Gemeinsam mit dem Ergotherapeuten ermuntern wir den Bewohner, neue Hobbys zu entdecken.

psychologische Unterstützung

  • Insbesondere, wenn es akute Symptomverschlimmerungen gibt, bieten wir dem Bewohner eine engmaschige Betreuung an, etwa durch Gespräche.
  • Wir helfen dem Bewohner dabei, seine Grenzen zu akzeptieren.
  • Wir achten genau auf Hinweise, die auf eine beginnende Depression hindeuten.
  • Ggf. vermitteln wir Kontakt zu Seelsorgern

Nachbereitung:

Dokumentation

  • Alle relevanten Beobachtungen werden sorgfältig dokumentiert.
    • Wie wirkt sich die Arthrose auf die Bewegungsfähigkeit des Bewohners aus? Sind die Bewegungsmuster des Bewohners noch harmonisch oder nutzt er bereits eine Schonhaltung und -bewegung?
    • Wie äußert sich der Bewohner zu seinen Beschwerden? Wo hat der Bewohner Schmerzen? Gibt es typische Auslöser für den Schmerz? Wie stark ist der Schmerz? Gibt es Faktoren, die die Schmerzintensität beeinflussen?
    • In welchem Zustand sind die Gelenke? Sind diese überwärmt, gerötet, geschwollen oder in ihrer Funktionsfähigkeit eingeschränkt?
    • Nutzt der Bewohner Hilfsmittel? Wenn ja, welche? Welche Hilfsmittel nutzt der Bewohner nicht? Welche Gründe gibt er dafür an?
    • Welche Wirkung zeigen die Medikamente, welche Nebenwirkungen werden verzeichnet?
    • Wie gut spricht der Bewohner auf die Wärme- und Kältebehandlungen an?
    • Welche "alternativen" Rheumatherapien nutzt der Bewohner?

weitere Maßnahmen

  • Wir informieren die zuständigen Ärzte über alle relevanten Gesundheitsveränderungen.
  • Die Versorgung von Bewohnern mit rheumatischen Erkrankungen wird regelmäßig im Qualitätszirkel diskutiert.

Dokumente:

  • Pflegebericht
  • ärztliches Verordnungsblatt
  • Pflegeplanung

Verantwortlichkeit / Qualifikation:

  • alle Mitarbeiter aus den Bereichen Pflege und Hauswirtschaft